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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Elektronische Patientenakte



alley_cat75
26.09.2007, 12:15
Hallo,

die Klinik, in der ich arbeite, plant demnächst die Einführung der elektronischen Patientenakte. Das bedeutet, dass wir mit Notebooks ausgestattet werden und damit Visite machen. Per WLAN (o.ä.) können dann jederzeit Befunde abgerufen bzw. Untersuchungen etc. angeordnet werden. Nächste Woche fahre ich mit meinem Chef zu einer Präsentation und soll diesbezüglich meine Meinung abgeben. Um nicht ausschließlich von Herren in Nadelstreifenanzügen geblendet zu werden, würde mich interessieren, ob jemand mit diesem System bereits Erfahrung hat und wie Eure Meinung diesbezüglich ist. Stellt die elektronische Patientenakte wirklich eine Erleichterung dar oder ist das nur technischer Schnullifax, den eigentlich keiner braucht?

Alley

Feuerblick
26.09.2007, 14:04
Kommt drauf an, in welchem Fachgebiet man sie einsetzt. Bei uns ist es so, dass wir viel Bildgebung archivieren müssen, was rein technisch einen Riesenaufwand bedeutet hätte, daher ist der Kelch an uns vorübergegangen... :-D

Eilika
26.09.2007, 14:25
Also ich hab die elektronische Patientenakte im Innere Tertial erlebt und fand sie da durchaus segensreich!
Man kann alles lesen... kein unleserliches Arztgekritzel bei irgendwelchen Befunden!
Alles in einem Programm, also der Aufnahmebefund vom Notfall, die Medis (Apotheke konnte das abrufen und hat das dann automatisch geschickt), die Kurve, die Schwestereintragungen, die Konsile, Befunde von Röntgen und anderer Diagnostik, der Verlauf...
Wenn man beim Verlauf einigermaßen am Ball geblieben ist, dann war das Briefe schreiben am Ende viel einfacher, weil der Verlauf und die Diagnosen und die Entlassmedikation und der Aufnahmebefund automatisch übernommen wurde...
Also mir hats gefallen!

alley_cat75
26.09.2007, 14:41
Kein unleserliches Arztgekritzel mehr zu haben, ist ein ziemliches gutes Argument! Was ich manchmal rate und überlege beim Diktieren der Epikrisen... :-nix

Hellequin
26.09.2007, 14:54
Also hier an der Uni haben sie ein halbes System. Die Akten selber sind immer noch in Papierform. Untersuchungen können aber direkt über das System angefordert werden und man hat direkten Zugriff auf die alten digitalisierten Akten.
Es gibt ja mittlerweile verschiedene Anbieter für derartige Systeme und teilweise auch Unterschiede in der Qualität. Wenn möglich würde ich mir das geplante System irgendwo mal Live anschauen. Vorallem wie übersichtlich die Benutzerführung etc. ist. Grundsätzlich kann man schon viel Zeit bei der Anforderung von Untersuchungen sparen (Untersuchungszettel raussuchen, mit den Patientendaten versehen, ausfüllen, wegbringen (lassen)), aber wenn man sich erst durch zig unübersichtliche Untermenüs klicken muss, wird es schnell frustran.
Zum anderen erkundigen wie stabil das System läuft. Hier an der Uni kackt das System nämlich in regelmäßigen Abständen ab. Und das verursacht Chaos und Mehrarbeit.

Fino
26.09.2007, 20:33
An meinem alten KH hatten wir zwar noch die Patientenakte in Papierform, aber alle Untersuchungen wurden ueber Computer angeordnet und auch eingesehen. Auch Medikamente wurden elektronisch verschrieben.
Keine Probleme mit Sauklauen, man wusste immer ganz genau, wer wann was angeordnet hatte. Man musste z.B. nie in der Radiologie anrufen, um zu erfahren, ob sie denn den Zettel mit der Roentgenanforderung auch bekommen haetten.
Die allerersten paar Tage war ich sehr langsam und mochte das System nicht, aber das legte sich so nach zwei Wochen. Als wir dann nach ein paar Monaten zu einer Pflicht-Kenntnis-Auffrisch-Vernstaltung mussten, haben wir den Fortbildern gezeigt, welche Tricks, Kniffe und Abkuerzungen es im System gibt :-))

Hier am neuen KH ist das meiste noch in Papierform, und ich hasse es!

alley_cat75
27.09.2007, 10:41
Anordnungen von Untersuchungen laufen bei uns ausschließlich über PC sowie Befundübermittlung. Röntgentüten oder Labor auf Papier sind hier seit Jahren Geschichte. Funktioniert auch alles problemlos. Ich frage mich halt, wie effektiv es ist, mit dem Notebook auf Visite zu gehen und da alles reinzutippsen. :-nix

lala
27.09.2007, 12:33
Hallo Alley!
Bei uns gibt es die elektronische Akte und ich finde es gut! Bei Aufnahme tippe ich Befund und Anamnese (bzw. diktiere es - sehr praktisch: leg dir für die häufigen Sachen Textbausteine an), Verläufe werden bei den Visiten (mit Laptop bzw. fahrbarem PC- Wagen) dokumentiert, Befunde können direkt in der Visite eingesehen werden, Konsile werden direkt angefordert, Medikamentenänderungen und diagnostische Anordnungen etc. direkt während der Visite umgesetzt. Alles sehr praktisch eigentlich! Den Arztbrief generiert man dann direkt aus Anamnese, Befunden etc., Medikation wird übernommen - alles in allem hab ich den "normalen" Brief so in 10-15 min komplett fertig. Es gibt keine krakeligen Handschriften mehr und man ist fast gezwungen häufiger zu dokumentieren. Als AvD hat das Vorteile wenn man den Patienten nicht kennt und die Doku des Kollegen auch LESEN kann!
Wenn ein Patient wieder aufgenommen wird übernimmt das System die Anamnese zum Teil - auch praktisch und man hat Zugriff auf die Voraufenthalte ohne sich durch Akten wühlen zu müssen.
Das ganze erfordert halt eine GUTE EDV-Abteilung, die das System wartet - bei uns kommt es sehr selten zu kurzen Ausfällen bei Updates und so.....
;-)

alley_cat75
27.09.2007, 23:39
Danke LaLa, das hilft mir wirklich mal sehr weiter! Mit PC-Wagen sollen wir dann auch auf Visite. Klingt spannend.

Grombühlerin
29.09.2007, 16:03
wäre sicher nett, wenn man dann nur noch diese elektronische AKte hat!

Da wo ich arbeite und noch in einem anderen Haus, an das ich mich erinnere, gibt es halt die doppelte Buchführung. Angeblich muss die Papierakte sein, weil Sachen abgezeichnet werden und die Kleber von der Blutkonserven irgendwo rein müssen. Denke, ganz ohne Zettel wird es nie gehen, man kriegt ja auch oft Faxe von anderen Kliniken, die Patienten bringen Medikamentenliste und Befunde mit... wo will man das denn sinnvoll lagern?

Aber das meiste ist bei uns schon im Computer und ich finde es ganz nett, mir bei der Röntgenbesprechung nicht alles merken zu müssen weil der Befund eh auch in der Akte steht.

Tombow
29.09.2007, 16:13
gibt es halt die doppelte Buchführung.
Übergangslösung.


Angeblich muss die Papierakte sein, weil Sachen abgezeichnet werden und die Kleber von der Blutkonserven irgendwo rein müssen.
In anderen Branchen sind elektronische Abzeichnungen/Gegenzeichnungen, etc. längst Gang und Gäbe und nichts ungewöhnliches. Die Lösung ist einfach da, es dauert leider zu lange, bis sie auch in der Medizin implementiert wird.


Denke, ganz ohne Zettel wird es nie gehen, man kriegt ja auch oft Faxe von anderen Kliniken, die Patienten bringen Medikamentenliste und Befunde mit... wo will man das denn sinnvoll lagern?
Einscannen und in die elektronische Akte. Es gibt seit Jahren Softwarepakete für die niedergelassenen Ärzte, die das ermöglichen. Ich selber habe das System schon in einer Allgemeinmedizinpraxis so gesehen und war hell begeistert davon. Funktioniert hat es problemlos. Und du wärst wirklich schockiert davon, wie viele Arztpraxen mittlerweile ein komplett papierloses Betrieb führen. Da sind die niedergelassenen den Krankenhäusern um Längen voraus.

Es ist wirklich schade, daß Deutschland in Sachen medical IT immer noch Entwicklungsland ist und daß diese Mißstände noch Jahre dauern werden.

lala
29.09.2007, 17:40
Genau - solche Sachen (wie auch alles mit Unterschriften etc.) werden eingescannt und der elektronischen Akte zugefügt....eigentlich ganz einfach.

Tombow
29.09.2007, 18:34
Genau - solche Sachen (wie auch alles mit Unterschriften etc.) werden eingescannt und der elektronischen Akte zugefügt....eigentlich ganz einfach.
Außerdem ist eine eingescannte Unterschrift nicht überall nötig - bei den meisten KIS heutzutage wird bei der Kodierung und Abrechnungsfreigabe vollelektronisch abgezeichnet.

Was Sachen wie EKs, etc. betrifft - die Etiketten kommen ja seit Jahrzehnten mit einem Strichkode, der die unikale Kennung beinhaltet. Was ist hier bitte das Unterschied, ob irgendein Aufkleber in die Akte kommt oder einfach der Strichcode eingescannt bzw. die Kennung eingetippt wird? Wird in der Blutbank ja zum Teil genauso gehandhabt, wieso nicht im übrigen Betrieb?