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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Subjektivität von Zeit



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Lava
29.09.2007, 21:12
Bestimmt ist euch das auch schon aufgefallen: je älter man wird, umso schneller scheint die Zeit zu vergehen. Früher hat mich das immer genervt, wenn meine Eltern oder Großeltern gesagt haben, das Jahr wäre ja sooooo schnell rum gegangen und man wüsste gar nicht, wo die Zeit geblieben ist...
In den letzten Tagen musste ich daran denken, dass mein PJ Start jetzt schon über ein Jahr her ist und auch meine 4 Monate in Bern schon ziemlich weit zurück liegen. Kann das sein? Ich kann mich doch noch so genau daran erinnern, wie ich dort angekommen bin mit all meinem Kram! Warum vergeht die Zeit plötzlich so schnell? Oder gibt es hier Leute, denen es vielleicht gar nicht so geht?

McBeal
29.09.2007, 21:36
Doch, auf jeden Fall. Mir gings hier ja am Anfang gar nicht gut und ich habe dann angefangen die Tage zu zählen und mir gesagt, ich müsse durchhalten, es würde schon irgendwie vorbeigehen. Und richtig: ich habe jetzt schon ein Drittel rum und außerdem gehts mir viel besser. :-)
Und ich weiß auch noch, dass ich damals wirklich überlegt habe, ob ich mit diesem Studium anfangen soll, weil es doch soooooooooo lange dauert. Und jetzt ist es fast rum - und es ging total schnell!!
Gerade in der letzten Zeit ist es mir aufgefallen, dass ich überhaupt nicht mehr, wie früher als Kind, ein Datum, das in etwa einem Monat liegt, herbeisehne und als weit weg empfinde. Im Gegenteil, es fühlt sich quasi an wie "übermorgen".

Ist schon merkwürdig.

Liebe Grüße aus Strasbourg, das mir inzwischen total gut gefällt,
Ally

TAssO
29.09.2007, 21:43
Das liegt an der Relation.

Wenn du vier Jahre alt bist,sind zwei Jahre dein halbes Leben,wenn du vierzig bist,sind zwei Jahre nix.

Das heist,man kriegt mit zunehmeden Alter ein anderes Verhältnis zu der Zeit.


Das hat mir mal ein Biologiestudent erklärt-die Biologen scheinen auch sehr klug zu sein! :-)) :-D

LG
Tasso

McBeal
29.09.2007, 22:18
Das liegt an der Relation.

Wenn du vier Jahre alt bist,sind zwei Jahre dein halbes Leben,wenn du vierzig bist,sind zwei Jahre nix.

Bei mir hats auch auf jeden Fall damit zu tun, wie viel in einer bestimmten Zeit passiert ist. Ich kann das gut an regelmäßigen Terminen, die ich einmal pro Woche habe sehen. Im Juni gabs z.B. eine Woche, in der in meinem Leben sehr viel passiert ist und da hatte ich dann das Gefühl, es seien mindestens drei Wochen vergangen.

LG,
Ally

Fino
29.09.2007, 22:23
Neulich bekam ich auch einen Schrecken, als mir bewusst wurde, dass das jetzt mein viertes Jahr in Grossbritannien ist.
Die Zeit geht schneller um, was wohl auch daran liegt, dass man mehr Verpflichtungen hat und immer weniger Zeit fuer sich selbst als noch im Studium oder in der Schule.

TAssO
29.09.2007, 23:01
Mein Vater (Jahrgang 41') hat mir mal von seiner Kindheit auf dem Land und seinem Leben als Jugendlicher in der Stadt erzählt.Ich fragte weiter und wir kamen über seine Auswanderung nach Deutschland bis zur Heirat mit meiner Mutter.
Irgendwann fragte ich ihn,wie er das alles,sein Leben,diese ereignisreichen Jahre empfindet.Er schaute mich kurz an und sagte:"Es kommt mir vor,wie ein großer Film."


LG
Tasso

moonshine
30.09.2007, 01:29
Zu diesem Thema wurden ja schon einige Untersuchungen gemacht, auf die ich auch nur aufmerksam wurde, weil ich zuvor auch schon festgestellt habe, das die Zeit heute für mich schneller zu vergehen scheint.

Nur leider kann ich mich an die Untersuchungen nicht mehr richtig erinnern - da wurde genau beschrieben, wie es zu dieser Wahrnehmung kommt.

Die haben z.B. ältere Leute nach drei Minuten gefragt, wieviel Zeit vergangen ist, und die meisten haben diese Zeit als gefühlte vier Minuten erlebt.

Vielleicht finde ich den einen Artikel in meinem Chaos :-oopss noch.....

alley_cat75
30.09.2007, 10:51
Die Zeit geht schneller um, was wohl auch daran liegt, dass man mehr Verpflichtungen hat und immer weniger Zeit fuer sich selbst...

Als ich den ersten Beitrag gelesen habe, wollte ich genau das schreiben! Ich finde auch, dass wenn man Verpflichtungen hat und diese auch noch Spass machen bzw. einen erfüllen, die Zeit wirklich rasant vergeht. Ich war vor einigen Wochen bei einem Klassentreffen - oh man, kam mir vor, als hätte ich die Leute letzte Woche das letzte Mal gesehen und doch hatte man sich soviel zu erzählen. Immerhin 10 Jahre! Unheimlich.

Lava
30.09.2007, 12:02
Ich denke, das mit der Relation, wie Tasso sagte, ergibt schon Sinn.

nanni83
30.09.2007, 18:02
Das liegt an der Relation.

Wenn du vier Jahre alt bist,sind zwei Jahre dein halbes Leben,wenn du vierzig bist,sind zwei Jahre nix.

Das heist,man kriegt mit zunehmeden Alter ein anderes Verhältnis zu der Zeit.



Das ist eine sehr gute Erklärung.

Ich habe manchmal das Gefühl, das die Zeit phasenweise schneller oder langsamer läuft. Die letzten vier Wochen kamen mir vor wie zwei.

Ich finde es schwer festzulegen, wann die Zeit, bei welchen Tätigkeiten, schneller oder langsamer vergeht. Zum Beispiel bei der Arbeit, es kann viel das gleiche zu tuhen sein und die Zeit vergeht nicht, es kann aber auch sein das sie schneller vergeht....
Stellt euch doch mal vor es gäbe keine Uhren, die Wintertage vergehen zwar schneller, weil eher dunkel, trotzdem will es einfach nicht wieder Sommer werden... :-heul

Minette
04.10.2007, 22:22
Ich habe mal einen Bericht gelesen, der besagte, dass man Zeit als langsam verstreichend wahrnimmt, wenn man sie mit vielen neuen und unbekannten Erlebnissen füllt.
Deshalb kommt Kindern eine bestimmte Zeitspanne sehr viel länger vor als Erwachsenen.
Der Rat, den der Forscher gab, war folgender:
Man solle seine Tage mit möglichst vielen neuartigen Erfahrungen füllen, dann kämen sie einem "länger" vor.
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.

Fino
04.10.2007, 23:29
Ich habe mal einen Bericht gelesen, der besagte, dass man Zeit als langsam verstreichend wahrnimmt, wenn man sie mit vielen neuen und unbekannten Erlebnissen füllt.
Deshalb kommt Kindern eine bestimmte Zeitspanne sehr viel länger vor als Erwachsenen.
Der Rat, den der Forscher gab, war folgender:
Man solle seine Tage mit möglichst vielen neuartigen Erfahrungen füllen, dann kämen sie einem "länger" vor.
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.

Ich sollte demnach zusehen, dass ich moeglichst im selben Trott bleibe, damit mir die Zeit in diesem Job kurz vorkommt... :-D

Schimmelschaf
04.10.2007, 23:52
Während meines Praktikums verstrich die Zeit sehr schnell. Jetzt, wo ich wieder zur Schule gehe, kommt mir eine Minute fast doppelt so lang vor. Dennoch vergehen die Tage und Wochen nach dem Praktikum schneller, als davor. Und gerade neue Erlebnisse vergehen wie im Flug (es sei denn, es handelt sich um einen Notfall, bei dem man z.B. auf die Sanität wartet und die kommt und kommt einfach nicht, dann kommt einem die Zeit bis zu deren Eintreffen sehr lang vor). Ich glaube, diese Empfindung ist einfach Alltagsabhängig, also was man für Erlebnisse hat, wie stark sie vom "normalen" Alltag abweichen, etc.

Flemingulus
12.10.2007, 18:06
Das passiert, wenn der Fleming nostalgisch wird: er fängt an (noch) dumm(er)es Zeug zu schreiben.

Das tassonische Relativitätspostulat trifft aber nicht zu, für jemanden, der nur im Hier und Heute lebt. Die Beschleunigung der Zeit, der Verlust des Jetzigen, ist der Preis für das Wachhalten der Vergangenheit.

Um paradoxerweise einen der großen Vergesslichen unserer Zeit zu zitieren: "Gestern wird sein, was morgen gewesen ist. Unsere Geschichten von heute müssen sich nicht jetzt zugetragen haben [...] und wir [...] sind alle aschgrau von dazumal." (Grass, Das Treffen in Telgte)

*seufz*

Blondi
13.10.2007, 00:53
Es liegt vor allen Dingen daran, dass irgendwann die Dinge fest werden und sich kaum mehr etwas im Leben ändert, wenn jemand älter wird, zumindest normalerweise. Beispielsweise verging bei mir sogar so manche Zeitspanne der Kindheit subjektiv gesehen schneller (im Nachhinein) als die letzten paar Jahre, in denen sich so vieles in meinem Leben teilweise radikal änderte...das kommt mir jetzt alles wie eine Ewigkeit vor.

Als Kind achtet man vielleicht auch weniger auf Dinge wie den Lauf der Zeit, man lebt einfach, beobachtet und erlebt, nimmt alles an und bewertet nicht. Als Erwachsener nimmt man hunderte an "Meta-Perspektiven" ein, will alles von oben analysieren und vergisst dabei, den Moment zu leben. Wirklich "da" sein kann man nur in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sind "tot" bzw. (noch) leblos...nicht umsonst heißt es, die Ewigkeit läge in jedem Augenblick, den man voll und ganz lebt.

Ich finde man verlernt das im Laufe des Lebens, teilweise wird es einem auch "abtrainiert", je mehr Druck man bekommt, nur in dem Sinne zu funktionieren, der dem System, der Maschinerie, in der man ein Rädchen sein soll, das sich reibungslos dreht, dient. Und diese Maschine lebt von Berechnungen und Analysen, anders könnte sie gar nicht geplant und gebaut werden. Reines Dasein braucht jedoch nur Gegenwart, pure Erfahrung und Anschauung. Wir entfremden uns von unserer Gegenwärtigkeit, somit unserem Selbst und als letzte Konsequenz unserem Sinn.

Das macht sich die Maschinerie zu nutze, indem sie uns allerlei "Kompensationsventile" und Substitute aufdrängt-doch diese sind nicht der Weg, sondern die Schranke, die unseren Blick auf diesen verstellt. Das ändert jedoch nichts daran, dass er uns insgeheim fehlt, deshalb versinken wir in der Sinnlosigkeit und Zeit spielt keine Rolle, Momente sind nicht mehr ausgefüllt, und in ihrer Leere liegt ihre Geschwindigkeit. Sie könnten genau so gut nicht sein.

die chondropathia
13.10.2007, 10:26
Das liegt an der Relation.

Wenn du vier Jahre alt bist,sind zwei Jahre dein halbes Leben,wenn du vierzig bist,sind zwei Jahre nix.

Das heist,man kriegt mit zunehmeden Alter ein anderes Verhältnis zu der Zeit.


Das hat mir mal ein Biologiestudent erklärt-die Biologen scheinen auch sehr klug zu sein! :-)) :-D

LG
Tasso

Das ist keine besonders neue Erkenntnis, von Paul Janet schon 1877 beschrieben. Sie stellt weniger eine Erklärung der subjektiven Beschleunigung als eine Beschreibung derselben dar.

Und positiv sehen sollte man das ganze auch: so ist man gefühlt lang jung und kurz alt :-stud

TAssO
14.10.2007, 19:32
Um paradoxerweise einen der großen Vergesslichen unserer Zeit zu zitieren:"Gestern wird sein, was morgen gewesen ist . Unsere Geschichten von heute müssen sich nicht jetzt zugetragen haben [...] und wir [...] sind alle aschgrau von dazumal." (Grass, Das Treffen in Telgte)

*seufz*

Ich versteh's nicht, Flemingulus.Was meint er damit?"...Gestern wird sein, was morgen gewesen ist..."

LG
Tasso

die chondropathia
14.10.2007, 20:41
heute ist morgen schon gestern :-))

Flemingulus
14.10.2007, 20:47
Ich versteh's nicht, Flemingulus.Was meint er damit?"...Gestern wird sein, was morgen gewesen ist..."


Ach ich glaub, der Grass "meint" damit gar nicht so bombastisch viel. Wer viel zu meinen hat, wird Sachbuch-Autor. Ganz losgelöst vom Kontext der Erzählung könnte die künftige Gestrigkeit ein Bild dafür sein, wie die Vergangenheit sich breit macht in einem und dem Jetzigen so wenig Raum lässt, dass die Gegenwart flüchtig wird.

Flemingulus
14.10.2007, 20:49
heute ist morgen schon gestern :-))

Neenee... "Heute" kam gestern morgen.