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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diss schmeißen?



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Relaxometrie
01.10.2007, 01:48
Nach 6 Wochen überlege ich sehr ernsthaft, meine Diss zu schmeißen.
Da ich mich aber noch nicht endgültig dazu entschlossen habe, sämtliche Freunde mit meinen Diskussionen aber schon genervt habe, dachte ich, daß das mal wieder ein Thema für das MediLearnForum ist.

Meine Arbeit (es geht im weitesten Sinne um Clostridieninfektion) besteht aus 3 Unterpunkten, von denen nur einer zügig im Labor zu bearbeiten ist.
Bei einem der anderen beiden Unterpunkte geht es darum, in Patientenzimmern Abstriche zu nehmen und diese dann weiter zu verarbeiten.
Probleme:
1. Ich muß aufwändige Nährböden selbst herstellen (Material bestellen, Kostenträger erfragen, Agar/Spezialnährboden kochen, autoklavieren lassen, in Petrischalen gießen). Inzwischen, nachdem die erste Phase der Einarbeitung gelaufen ist, frage ich mich, ob ich mit solcher medizinfernen Tätigkeit tatsächlich Zeit verschwenden möchte. Vielleicht sagt das aber auch schon alles aus: ich sehe die Agarkocherei, das Abwiegen von Minimalstmengen (beispielsweise 0,005 g) und das Herstellen der Petrischalen als absolute Zeitverschwendung an.
2. Des weiteren ist es bei diesem Versuchsteil so, daß ich vom Betreuer der Arbeit inzwischen zu 4 anderen Personen verwandter Fachbereiche geschickt werde, damit diese mir beim genauen Entwurf des Versuchsprotokolls helfen. Als ich aus dem ersten Gespräch kam, war ich verwirrter denn je, denn letztlich wurde alles in Frage gestellt und andere Ideen für die gesamte Arbeit entworfen.
3. Bezüglich der Fallzahl hieß es zu Beginn der Arbeit, daß 10 Patientenzimmer ausreichend seien. Im von mir einberufenen Krisengespräch (ich habe erwähnt, daß die Arbeit experimenteller wird, als ich ursprünglich dachte) sagte der Betreuer dann, daß vielleicht auch 3 Patienten ausreichen würde. Mein Einwand, daß man das besser erstmal einem Statistiker vorstellen würde, wurde abgetan. Die Gewissheit, daß es bei den angeblich 3 (ist schon seeeeehr wenig) Patienten bleibt, habe ich natürlich nicht. Je nach den ersten Ergebnissen wird die Anzahl nämlich noch ausgeweitet. Das kann also ins Uferlose gehen.

Da als Zeitpunkt für den Diss-Beginn jetzt die Zeit nach dem dritten Stex entstanden ist (nicht ganz freiwillig, aber so ist es halt gelaufen), bin ich vielleicht auch etwas ungeduldig, weil ich jetzt ganz konkret sehe, daß mir Geld verloren geht, weil ich noch keine Stelle angetreten habe.
Aber erstens stelle ich bei der Laborarbeit fest, daß es nicht meins ist. Folglich überlege ich, ob es sich lohnt, an einer Arbeit dranzubleiben, an der ich im Laufe der kurzen Zeit immer mehr an Spaß verloren habe.
Zweitens mischen bei der Arbeit zuviele Leute mit ("Gehen Sie mal da nachfragen, gehen Sie mal dort nachfragen"), so daß einfach Organisationschaos herrscht.
Drittens ist das Labor zu klein, es sind zuviele Leute gleichzeitig zu Gange, so daß die Arbeit auch noch ineffizient ist, weil man sich ständig gegenseitig auf den Füßen steht, an keine/n Instrument/Schrank herankommt, ohne jemanden bitten zu müssen, mal eben auf die Seite zu gehen.

Für Gedankenanstöße bin ich dankbar.

die chondropathia
01.10.2007, 05:59
Wenn du in Deutschland bleiben möchtest - mach Sie einfach zuende. Hirn aus, Laptop an.

DC, für klare Anweisungen :-top

hennessy
01.10.2007, 08:00
na ja, es wird zumindest schwer, in der Kürze der Zeit eine neue Diss effektiv durchzubringen, ohne allzuviel Geld zu verlieren.
Frage:
Warum muss es unbedingt ein selbstgekochter Nährboden sein? Ich bin mir relativ sicher, dass es fertige zu kaufen gibt. Dann hätte man zumindest standardisierte Nährböden. Ich bin zwar kein Fachmann, aber es wäre doch imho durchaus möglich, dass Du beim Kochen nicht immer dieselbe Konzentration und damit dieselbe Ausgangslage für die Nährböden zusammen bringst. Oder geht das? Evtl. mal mit einer MTLA zusammensetzen, die die Einkäufe durchführt.

Alles Gute!
hennessy

Relaxometrie
01.10.2007, 09:41
Wenn du in Deutschland bleiben möchtest - mach Sie einfach zuende. Hirn aus, Laptop an.
Was sind Deiner Erfahrung nach die Vorteile, die man mit dem Dr.-Titel hat?
Mir sind nämlich, außer daß es "irgendwie vom Patienten erwartet wird", und daß ich es selbst "ganz chic" fände, keine eingefallen.

Was das Ausland betriff: Würdest Du sagen, daß die deutsche Diss für jegliches Ausland komplett überflüssig ist?

Relaxometrie
01.10.2007, 09:45
Warum muss es unbedingt ein selbstgekochter Nährboden sein? Ich bin mir relativ sicher, dass es fertige zu kaufen gibt.
Die beiden Nährböden, die ich verwenden muß, gibt es leider nicht fertig zu kaufen, und ich muß sie auch, je nach Versuchsteil, in leicht unterschiedlichen Variationen haben. Da ist auch nichts mit "ich bereite mir in einer Gewaltaktion alle Petrischalen vor", weil ich kurz vor dem Bakterieneingießen immer noch ein Enzym dazu geben muß. Es würde also wochenlang bedeuten, daß ich parallel zu den eigentlichen Vesuchen auch immer wieder Stunden damit vertrödele, Nährböden zu kochen, autoklavieren und abkühlen zu lassen und dann zu verarbeiten.
Da ist also leider nichts mit standardisierten Nährböden (Wäre zu schön. Ich sehe es bei einem anderen Doktoranden im Labor. Der bekommt seine Spezialnährböden kistenweise angeliefert.)

Ulle
01.10.2007, 10:33
Schmeißen.

Jedenfalls denk ich das, so wie Du den Fall schilderst. Und ich frag mich, wieso Du diese Dissertation überhaupt begonnen hast, wenn Du Lab-Arbeit nicht magst. So kostet es alle Beteiligten ordentlich Nerven...

Relaxometrie
01.10.2007, 10:44
Und ich frag mich, wieso Du diese Dissertation überhaupt begonnen hast, wenn Du Lab-Arbeit nicht magst.
Gegen die reine Laborarbeit habe ich nichts einzuwenden, sonst hätte ich die Arbeit selbstverständlich nicht angenommen.

Nervende Dinge, die sich erst im Laufe der Einarbeitung herausgestellt haben:
1. die Arbeitsumstände (Materialbeschaffung, volles Labor)
2. die im Laufe der Zeit festgestellte Unkonkretheit der Versuche
3. die vielen Ansprechpartner

Ulle
01.10.2007, 10:52
1. die Arbeitsumstände (Materialbeschaffung, volles Labor)
2. die im Laufe der Zeit festgestellte Unkonkretheit der Versuche
3. die vielen AnsprechpartnerEhrlich gesagt sind alle 3 Punkte für mich eher Standard denn Ausnahme in experimentellen Arbeiten, auf der anderen Seite sammelt man im Medizinstudium auch nicht die Erfahrung, um dies im Vorfeld schon abschätzen zu können.

Skalpella
01.10.2007, 10:58
Hört sich alles nicht sehr gut an. :-nix

Ein zu volles Labor ist meganervig--> eine mögliche Lösung wäre es, antizyklisch zu arbeiten, das heißt: abends und nachts und am Wochenende :-angel

Um zu erkennen, dass drei Patienten für irgendwelche Aussagen nicht reichen, brauchst du keinen Statistiker (es sei denn, es handelt sich um Verlaufskontrollen, aber selbst da wirds schwierig) :-nix

Mehrere Ansprechpartner sind nicht akzeptabel. Es scheint doch so zu sein, dass hier die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut.

Fazit: Such dir was besseres :-?

lore
01.10.2007, 12:07
setz dich mit dem doktorvater zusammen, schildere alle probleme und sag ihm, dass mehrere ansprechpartner probleme machen. vielleicht gibt es ja für einge sachen wie das basteln der agarböden doch eine andere lösung. (obwohl sich das für mich so anhört als wäre es wichtiger teil dieser arbeit und somit medizinfremd und nervig aber durchaus deine aufgabe)
ich denke mehrere ansprechpartner sind okay, solange jeder dich zu der sache berät, von der er ahnung hat. wenn die jungs und mädels sich widersprechen oder du einfach ziellos weitergeschickt wirst ist es nicht zumutbar.
wegen der patinetenzahl würde ich auf jeden fall mit einem statistiker sprechen und eine konkrete zahl mit dem doktorvater ausmachen. im laufe der arbeit von drei auf zehn oder andersrum umzuschwenken ist unwissenschaftlich.

Relaxometrie
01.10.2007, 12:38
Vielen Dank für die bisherigen Anregungen.
Heute eiere ich wirklich ganz furchtbar rum, und das geht mir selbst ganz gehörig auf den Zeiger!!!
Wenn ich mich bzgl. der genauen Thematik der Arbeit etwas nebulös ausdrücke, so liegt das daran, daß ich keinen Ärger mit dem Labor (-leiter) provozieren möchte. Nicht, daß ich nobelpreisverdächtige Forschung betreiben würde (dann hätte ich die ganzen Bedenken wahrscheinlich gar nicht :-))). Aber lieber etwas weniger ausplaudern, als hinterher Vorwürfe zu bekommen.
Aber die konstruktiven Vorschläge, die Ihr schon gemacht haben, zeigen, daß das nebulöse Beschreiben meines Themas wohl ausreicht.

eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier-eier- :-((

Inzwischen habe ich mit dem direkten Betreuer (Biologe) telefoniert. Er hat angeboten, daß wir uns mal mit dem Prof. (Mediziner), der hinter der ganzen Klamotte steckt, zusammensetzen. Nur ist der blöderweise erst nächste Woche aus dem Urlaub zurück. Lästig!!!
Und in der Zwischenzeit? Lustlos ins Labor? Lustlos Theorie zum Thema aneignen? So 'n Kack!!! Ich versuche es heute mal mit der Theorie. Boah......ich hätte ja nicht gedacht, daß ich mich mit einer Dr.-Arbeit so ins Chaos manövrieren könnte.

Zoidberg
01.10.2007, 13:47
Ich würde auch für schmeißen votieren, nach meiner Erfahrung sitzt du da noch mindestens 2 Jahre dran wenn nicht mehr, vor allem bei dem von dir beschriebenen Chaos.
Wenn du unbedingt den Titel haben willst, bewirb dich an einer Uniklinik, da musst du meist sowieso Forschung nebenbei machen, dann kannst du das gleich mit der Diss verbinden und bekommst Geld dazu.
Lass dich nicht kostenlos als Laboräffchen verheizen!

Lava
01.10.2007, 18:37
Wieviel Zeit hast du denn schon investiert? Wenn's nicht so viel ist, kannst du ruhig noch abbrechen und irgendwelche retrospektiven Daten auswerten, um an die zwei Buchstaben zu kommen.
Unmotiviert arbeiten bringt meistens nix.

Ich muss aber mal sagen, dass Nährböden Gießen jetzt kein Act ist und bei uns das auch alle selber machen... ich mische mir auch meine Nährlösungen zusammen und autoklaviere sie, beschichte meine Petrischälchen, etc. Bakterien sind sogar noch ganz dankbare kleine Biester, weil man die im Gegensatz zu Zellen nicht dauernd pflegen muss (Feiertage und Ferien kennen die nicht). Und man kann sie einfrieren und auftauen nach belieben :-)

Was die Dauer der Experimentierphase angeht... das hängt von der Fragestellung ab und von den Methoden. Wenn es nicht etablierte Methoden sind: Finger weg! Wenn aber alles etabliert ist, stehen die Chancen besser, dass du zügig durchkommst.

Ach ja, wer sind denn all die Leute im Labor? Wenn es andere Medizindoktoranden sind, sind die spätestens dann weg, wenn das Semester wieder beginnt. :-D Und gegen Schlägereien um Geräte helfen Listen, in die man sich vorher einträgt. So handhaben wir das bei uns im Labor und es funktioniert ganz gut.

Evil
01.10.2007, 18:49
Wenn es Dir jetzt schon nach erst 6 Wochen keinen Spaß mehr macht, laß es sein. Laborarbeit ist immer frustran, daran muß man entweder richtig interessiert sein oder eine hohe Frustrationstoleranz haben.

Den Titel brauchst Du nur, wenn Du eine größere Karriere anstrebst oder in ein beliebtes Fach willst... aber dafür kannst Du ihn Dir auch einfacher holen.

Persephone
01.10.2007, 19:50
Was sind Deiner Erfahrung nach die Vorteile, die man mit dem Dr.-Titel hat?
Mir sind nämlich, außer daß es "irgendwie vom Patienten erwartet wird", und daß ich es selbst "ganz chic" fände, keine eingefallen.

Ich bin zwar keine Frau Doktor, aber irgendwie interessiert das keinen. Es heißt in der Klinik überall nur "Frau Doktor" und denen zu erklären, daß ich das noch nicht bin ist müßig.... Wenns dir also nur um den Titel geht dann hör auf! Hätt ich auch machen sollen, hätt mir 3 1/2 Jahre (bis jetzt....) Streß und viiiiel Ärger erspart. :-meinung

jirona
01.10.2007, 22:07
@gossenschlampe:

Ich kann das gut (sehr gut) nachvollziehen, was Relaxo da beschreibt. Vielleicht ist eine experimentelle Arbeit wirklich nicht für sie (ihn? :-) ).
Allerdings finde ich es nicht korrekt von Dir, ihr/ihm skills wie Geduld, Teamgeist, etc. abzusprechen. Das kannst Du doch gar nicht beurteilen nur anhand der beschriebenen Situation.
Ich finde es traurig, wenn Leute einfach urteilen und sich anscheinend keine Gedanken machen, ob es den anderen verletzt, aufregt oder wütend macht.
Sorry, aber Dein Beitrag hat MICH aufgeregt :-meinung

Gruss, Jirona

Relaxometrie
01.10.2007, 23:52
Auf gossenschlampe76 gehe ich nicht ein, die/der provoziert aus Prinzip. Ich habe von ihr/ihm noch keinen Betrag in einem normalen Umgangston gelesen, also wäre es naiv, hier einen freundlichen Beitrag zu erwarten.

@alle anderen:
Innerlich habe ich die Sache geschmissen. Am Donnerstag werde ich es meinem Betreuer sagen (morgen ist er nicht erreichbar und am Mittwoch ist Feiertag).
Vielen Dank für die vielen guten Beiträge und Anregungen.
Was ich aus der Situation machen werde, weiß ich noch nicht 100%ig. Noch herrscht eine leichte Verwirrung vor, aber es fühlt sich trotzdem sehr gut und nach einem Befreiungsschlag an!!! Wahrscheinlich werde ich mir erstmal kein neues Thema, sondern eine Arbeitsstelle suchen. Denn auch wenn bei der gerade abgebrochenen Arbeit die Laborbedingungen und das Betreuungschaos die ausschlaggebenden Punkte waren, so wird sich an der Ungeduld, das Thema schnell durchprügeln zu wollen, weil ich ja derzeit von Ersparnissen lebe, nichts ändern. Deswegen: erstmal arbeiten, eventuell ergibt sich eine neue Möglichkeit. Und wenn nicht, muß ich eben dazu stehen, daß ich die jetzige Chance vertan habe.

Evil
02.10.2007, 22:38
Und wenn nicht, muß ich eben dazu stehen, daß ich die jetzige Chance vertan habe.
Ich kenn mehrere, die es geschafft haben, als Assis ihre Diss zu machen (die es auch dann erst angefangen haben). Noch ist kein Zug abgefahren :-)

Relaxometrie
02.10.2007, 23:26
@Evil: Danke für diese positive Nachricht :-)
Denn obwohl es mich jetzt wirklich ins Berufsleben zieht und ich an den Bewerbungen bastele: ganz abgehakt habe ich das Diss-Thema nicht. Ich könnte mir auch vorstellen, dafür nochmal eine Weile aus dem Berufsleben auszusteigen. Aber entweder ergibt sich eine passende Gelegenheit, oder eben nicht. Mein Motto: ich bleibe offen für sich bietende Gelegenheiten, will mich aber nicht völlig verkrampfen :-D

Lava
03.10.2007, 13:45
Ich kenn mehrere, die es geschafft haben, als Assis ihre Diss zu machen (die es auch dann erst angefangen haben). Noch ist kein Zug abgefahren :-)

Kleine Zwischenfrage: aus welchem Grund bzw. mit welcher Motivation macht man seine Diss als Assi fertig? Aus reiner Sturheit? Oder doch noch mit dem Hintergedanken, dadurch seine Karrierechancen zu erhöhen? Immerhin hat man ja schon eine Stelle und somit den Start ins Berufsleben auch ohne Titel geschafft. Und wie reagieren Arbeitgeber auf sowas? Nehmen die einen ernst und unterstützen es, wenn jemand noch eine Diss anfangen/fertig bekommen will?