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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungen Common trunk



5-Aminolävulinsäure
06.10.2007, 12:54
Hallo liebe Chirurgie-Basisweiterbildungskandidaten,

schreibt doch mal was über eure Erfahrungen in den ersten beiden Weiterbildungsjahren.
Was hat euch die ITS- oder Notaufnahmezeit gebracht und findet ihr diese sinnvoll? Ich denke immer, da lernt man das grundlegende Handwerkszeug für den Rest des Arbeitslebens? :-nix :-top
Naja, ab nächster Woche blüht mir dann ein halbes Jahr ITS... Bin gespannt...

Gruß Amino :-winky

Die Niere
06.10.2007, 16:05
Man lernt sehr viel in der Notfallzeit. Neben fachlichen Dingen (Röntgendiagnostik (ein Bild als pathologisch einzustufen ist viel einfach als bei einem Normalbild zu sagen, dass wirklich alles in Ordnung ist), Untersuchungstechniken, Gefühl für pathologische Untersuchungsbefunde (insbesondere Abdomen), adäquate Verordnungen) auch Sachen bzgl. Arbeitsorganisation, Einstufung der Wichtigkeit, schnelles Schreiben von Arztbriefen, Selbstständigkeit usw.

Mir hat es sehr viel gebracht...

gruesse, die niere

Lava
06.10.2007, 17:11
@ 5-ALA: Fängst du gleich auf der ITS an oder warst du vorher schon auf Normalstation? Ich würd mir das nicht zutrauen, ohne Stationserfahrung gleich auf eine ITS zu gehen :-wow

Oh, sehe gerade an deinem Ticker, dass du schon ein Jahr hinter dir hast. Frage ist also beantwortet ;-)

5-Aminolävulinsäure
07.10.2007, 20:31
Danke schonmal,

hat noch jemand auf der ITS gearbeitet/gelernt. Morgen werd ichs ja sehen, wie der Hase so läuft... :-music

Picknicker
09.10.2007, 15:18
Bei uns im Haus müssen die Jungchirurgen auf ITS Verbände wechseln, damit hat man dann seine Intensivzeit abgegolten. Ob das so vernünftig ist, muß jeder selber entscheiden, aber intensivmedizinische Kenntnisse erlangt man dadurch natürlich nur äußerst bescheidene. Um es mal vorsichtig auszudrücken...Andererseits spart man sich so die ITS-Rödelei, die man als Chirurg ja doch eher nicht soo dringend braucht.
Notaufnahme war dagegen schon cool, da ist man wenigstens mal direkt am Patienten, und lernt auch erheblich mehr als sonst irgendwo.

Christoph_A
09.10.2007, 15:40
Prinzipiell haben Leut unter 1 Jahr Erfahrung weder was auf ner Notaufnahme noch auf ner Intensiv verloren, das ist schon gemeingefährlich, wie das in manchen Häusern gehandhabt wird.
War nach 2 Jahren auf Innere-Intensiv, das war ziemlich cool, weil Du da ein ganz anderes Arbeiten als auf Normalstation hast und einen relativ ( 3- Schicht Modell ) pünktlichen Feierabend, auch, wenn Du halt dann oft frei hast, wenn sonst keiner frei hat.
Trotzdem, irgendwie find ich die Vorstellung eines Chirurgen auf Intensiv erschreckend, sollte nicht ein Sandmännchen als Aufpasser dabeisein, da ists, denke ich, auch für den späteren Beruf zu verschmerzen, wenn er einfach ein paar Monate mal mitgelaufen ist.
Notaufnahme solllte jeder ab 1 Jahr Berufserfahrung in den großen Fächern mal gemacht haben, das ist extrem wichtig fürs Arbeiten und macht einfach viel entspannter, wenn das Chaos mal wieder ausbricht oder unerwartete Probleme auftreten.

5-Aminolävulinsäure
09.10.2007, 19:31
Naja, lieber Christoph A, das sollte man dann doch nicht so pauschalisieren, daß Leute unter 1 Jahr Berufserfahrung nix auf ITS verloren haben... Da gibts ganz andere, die sind angehende Anästhesisten im 4. oder 5. Weiterbildungsjahr, die auf der ITS sind und haben null Plan von medizinischen Krankheitsbildern und kriegen nach nem dreiviertel Jahr Intensiv nix richtig auf die Reihe!
Ich würd mir auch nie anmaßen, da irgendetwas anzuordnen etc. ohne nen erfahrenen Arzt zu fragen, ist alles viel zu komplex. Aber was lernen kann man schon für die Zukunft, da sag ich nur Wasser- und Elythaushalt... :-?
Und die neue WBO Chirurgie macht es ja nötig, daß man in den ersten zwei Jahren auf ITS und Notaufnahme gewesen sein sollte.
Für die Dienste ist es ja auch sehr förderlich, bissel Grund-Know-how zu besitzen. Man will ja nicht wegen jeder Kleinigkeit den Hintergrund anrufen, noch zumal der zu Hause süß in seinem Bettchen schlummert...

Grombühlerin
09.10.2007, 19:37
ich bin zur Zeit auf Intensiv (Innere) und als ich dort angefangen habe hatte ich weniger als 2 Monate Berufserfahrung.. wer bietet weniger?

Natürlich war ich total überfordert aber ich denke, so schlecht ist das da auch nicht für Anfänger, bei uns ist da 2mal täglich OA-Visite und die Schwestern sind sehr kompetent (sprich, wenn ich Mist angeordnet habe haben sie trotzdem das richtige gemacht)

Klar ist es früh aber wenn ich im Dienst die Intensiv mitbetreuen muss ist es doch von Vorteil, da schon mal gewesen zu sein, oder? :-))

Christoph_A
10.10.2007, 07:26
Genau das, was Du angesprochen hast, liebe Grombühlerin, hab ich als Unding gemeint-es geht nicht an, daß ein 1. Jahresassi alleine in der Nacht Haus und Intensiv betreuen muß-daß das oft passiert, ist mir schon klar, bin schließlich lang genug in dem Geschäft. Aber es sollte nicht passieren. Natürlich wird auf ner Intensiv auch nur mit Wasser gekocht und es gibt viele manuelle Fertigkeiten, die jeder dort neu lernen muß ( ZVKs, etc. ), aber man sollte schon über ein gewisses know how und eine gewisse Routine verfügen, wenn man dorthin kommt. Zumal man dort jede Nacht alleine ist.
Und sich hinter den Intensivpflegern und -schwestern zu verstecken und zu sagen, hmm, klar, die wissen schon, was zu tun ist, das ist natürlich brilliant. Die haben Ahnung von vielen Dingen ( Beatmungsregime, weanen,etc. ), aber sie können Dir keine medizinischen Entscheidungen abnehmen ( was, wann, wieviel an Medikamenten, wann Intubation, etc.), dazu fehlt ihnen schlicht die Ausbildung ( = Medizinstudium). Sonst könnten wir gleich den Laden dicht machen und einen Lehrberuf aus der Medizin machen.
Deshalb plädiere ich weiterhin dafür, erst mal vernünfitg ein Jahr Station zu machen und als Zweitdienst Erfahrung zu sammeln, danach ein paar Monate Notaufnahme und danach erst auf Intensiv. Das nenn ich einen suffizienten common trunk.

5-Aminolävulinsäure
10.10.2007, 16:18
Hallo,
ich wollte unbedingt Intensiv VOR der Notaufnahme machen, denn was ordne ich denn dem akuten Zugang an? Ne E153 oder E154, Glucose oder nicht? Das lernt man eher auf der ITS und dann weiß man´s. Ohne Intensiv hat man die Grundlagen meiner Meinung nach nicht, vielleicht liege ich da auch falsch.

Christoph_A
10.10.2007, 18:44
Sag mal, kanns sein, daß Du ne Elektrolytphobie hast? Dafür brauchste keine Intensivmedizin,um ne G5 oder G40 oder ein paar Milival Kalium anzuordnen, das solltest nach einem Jahr NORMALSTATION schon können, oder?
Ausserdem, wenn im Notfall einer intensivpflichtig wird, drückste auf nen Knopf und der Intensivler spurtet los, auf Intensiv hast keinen Back Up mehr.
Aber ich will Dir keinen Fall den Spaß an der Intensivzeit vermiesen, ist meineserachtens das Geilste, was man in der Facharztausbildung hat. Wirst schon schwimmen lernen, im kalten Wasser, bist ja motiviert.
Drück Dir jedenfalls die Daumen!

Fino
10.10.2007, 22:16
Hallo,
ich wollte unbedingt Intensiv VOR der Notaufnahme machen, denn was ordne ich denn dem akuten Zugang an? Ne E153 oder E154, Glucose oder nicht? Das lernt man eher auf der ITS und dann weiß man´s. Ohne Intensiv hat man die Grundlagen meiner Meinung nach nicht, vielleicht liege ich da auch falsch.

Es ist in Grossbritannien in der Inneren als auch in der Chirurgie ueblich, auch die "Accident&Emergency" mitabzudecken. Oftmals ist man sogar im Rahmen seiner Weiterbildungrotation zusaetzlich fuer 6 Monate ausschliesslich auf A&E. Die Internisten - und eine Reihe von Chirurgen - machen obendrein Intensiv fuer 6-12 Monate.

Die Reihenfolge ist aber klar:
erst kommt die Erfahrung auf Station (mit regelmaessigen Diensten auf der Notaufnahme / A&E), dann A&E "pur", erst dann landet man auf Intensiv.
Um auf der Intensivzeit vernuenftig lernen zu koennen, brauchst Du schon etwas Hintergrunderfahrung, das gilt selbst hier, wo Du IMMER(!!!)
einen back-up VOR ORT hast, bis Du nach 7-10 Jahren Deinen Facharzt hast.

Zu den E'lyten. Auf der Intensiv hast Du ganz andere Voraussetzungen, um ernsthaft entgleiste E'lyte zu managen. Diese Moeglichkeiten hast Du auf Normalstation nicht - daher gilt: wenn es Deinen Patienten ernsthaft erwischt hat, muss er auf Intensiv. Deshalb kannst Du nicht einfach sagen "das lerne ich auf Intensiv und mach das dann genau so auf Normalstation".
Was auf Normalstation gemanaget werden kann, wirst Du auch auf Normalstation lernen koennen.

5-Aminolävulinsäure
12.10.2007, 08:20
@ Christoph A

Jawoll, habe eine Elektrolytphobie und eine Skalpellvorliebe... :-))
Und mit dem Kalium ist ja bekanntlich nicht zu spaßen.