PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie blockt man einen Port richtig?



synovia
11.10.2007, 21:05
Gibt es irgendwo eine offizielle Expertenmeinung, wie man einen Port richtig mit Heparin blockt??
In allen Krankenhäusern bzw. Abteilungen, in denen ich bisher war, wird es anders gemacht...

In der Inneren musste der Stempel-Konus der Spritze gerade so mit Heparin bedeckt sein und der Rest wurde mit NaCl aufgefüllt, in der Gyn gab es immer fertig gemischte "Heparinchen", keine Ahnung, welches Mischungsverhältnis da bestand und in einer Famulatur habe ich mal erlebt, dass die Ports (verhängnisvoll) nur mit NaCl geblockt wurden. In meiner jetzigen PJ-Abteilung wird 1ml Heparin (25.000 I.E.) auf 10ml NaCl verdünnt. Mir kommt das recht viel vor.
Kann es sich eigentlich wirklich drastisch für den Patienten auswirken, wenn etwas von der Block-Flüssigkeit in den Kreislauf gelangt? Ich finde, 10ml komplett reinspritzen ist viel, der Port fasst doch so weit ich weiß nur 5 oder 6ml? Dann geht ja unweigerlich eine gewisse Menge "Block" ins Gefäßsystem des Patienten?!

Doktor_No
12.10.2007, 13:07
Hier mein Senf dazu:

Empfehlungen zur PORT- Pflege

Vor der ersten Chemotherapie sollte die Dichtheit der Portkammer und die korrekte Lage des Katheters in einer kurzen Röntgendurchleuchtung kontrolliert werden, um eine optimale Infusionstherapie zu garantieren.

Das Anstechen hat nur unter keimfreien, sterilen Bedingungen zu erfolgen. Dabei sollte eine Wisch- und nicht Sprühdesinfektion der Haut mit einem entsprechenden Desinfektionsmittels durchgeführt werden. Die Punktion hat mit sterilen Handschuhen zu erfolgen.
1. Die Punktion der subcutan implantierten Portkammer sollte nach zweimaliger Hautdesinfektion und entsprechender Einwirkzeit ausschließlich mit einer nicht-stanzenden Kanüle unter sterilen Kautelen erfolgen (also Portnadel verwenden). Hierzu wird der Port mit zwei Fingern fixiert und senkrecht zur Hautoberfläche punktiert.
Wischdesinfektion ist besser als Sprühdesinfektion!!!
.

2. Vor jeder Injektion oder Infusion sollte das System mit zehn Millilitern physiologischer Kochsalzlösung gespült werden. Hierbei ist wichtig, dass während des Spülvorgangs kein zu hoher Druck auf das Kathetersystem ausgeübt wird. Es sollte deshalb eine Spritze mit zehn Milliliter Füllvolumen Verwendung finden

3. Auf Blutabnahmen über den Port sollte möglichst verzichtet werden

4. Bei liegender Portnadel erfolgen tägliche Kontrollen zur Begutachtung des richtigen Sitz der Portnadeln, die korrekte Fixierung und eventuelle Entzündungszeichen

5. Häufige Manipulationen an der Punktionsnadel sind zu vermeiden.

6. Einer längeren Liegezeit über mehrere Tage ist gegenüber einer häufigen Punktion der Vorzug zu geben (max. 4 Tage Liegezeit)

7. Die Entfernen der Punktionsnadel
Nach Beendigung einer Injektion oder Infusion sollte das System mit zehn Milliliter heparinisierter Kochsalzlösung (1000 IE Heparin pro 10 ml) gespült werden. Abschließend wird ein so genannter Heparinlock (Heparin-Plombe) gesetzt. Hierzu wird unter fortgesetzter Injektion (positiver Injektionsdruck) die Nadel aus dem System herausgezogen.

8. Zur Vermeidung von Katheterokklusionen wird im perfusionsfreien Intervall die sechswöchentliche Spülung mit fünf bis zehn Millilitern heparinisierter Kochsalzlösung (100 I.E. je ml) empfohlen.

9. Bei Langzeitinfusionen sollte in jedem Fall die Nadel jeden 4. Tag gewechselt werden.

10. Bei der Port-Okklusion sollte zunächst der Versuch unternommen werden, durch vorsichtiges Aspirieren und Instillieren von heparinisierter Kochsalzlösung (s.o.) das System freizuspülen. Hierbei ist es wichtig, keinen zu hohen Druck aufzuwenden, da hierdurch ggf. in das Kathetersystem eingeschwemmte Partikel lediglich fester eingekeilt werden. Führt dieses Manöver nicht zu dem gewünschten Erfolg, kann ein Lyseversuch unternommen werden:
Bei der Thrombosierung des Katheters kann man ihn mit 2,5-5,0 mg rt-PA oder 250.000 IE Urokinase wieder durchgängig machen.

Literatur kann ich dir senden wenn gewünscht

Grombühlerin
12.10.2007, 14:08
Also das mit dem Heparin machen wir hier auch so (1000 IE auf 10ml NaCl) aber ich war in einer Fortbildung wo erzählt wurde, dass man wegen HIT und so den Patienten nicht unnötig mit Heparin in Kontakt bringen soll und deshalb nur mit NaCl spülen. Scheint mal wieder eine der Fragen zu sein, wo es keine eindeutig richtige Antwort gibt.
Ich machs hier halt so wie hier im Haus üblich.

Was ich aber nie mache sind die sterilen Handschuhe, seh ich auch gar nicht ein, ich desinfiziere gründlich, wische mit sterilen Tupfern ab und fass dann nicht mehr drauf. Sterile Handschuhe wären außerdem nur dann sinnvoll, wenn man jemanden hätte, der einem alles steril anreicht und das ist hier personell nicht drin.

Evil
12.10.2007, 14:18
...1ml Heparin (25.000 I.E.)
Die Konzentration kenn ich nicht, ist doch normalerweise 5.000 IE/ml. Und bei uns im Haus wird das mit 5.000 IE auf 10ml geblockt.



Sterile Handschuhe wären außerdem nur dann sinnvoll, wenn man jemanden hätte, der einem alles steril anreicht und das ist hier personell nicht drin.Das ist nur eine Frage der Vorbereitung. Wenn ich einmalkatheterisiere oder nähe, mach ich das auch mit sterilen Handschuhen und auch oft allein, man muß sich die Sachen nur entsprechend zurechtlegen.

Sorpresa
12.10.2007, 17:29
entschuldigung, aber die 10 regeln sind wirklich wirklich akademisch.
:-D :-D :-D

alley_cat75
12.10.2007, 18:20
Also das mit dem Heparin machen wir hier auch so... aber ich war in einer Fortbildung, wo erzählt wurde, dass man wegen HIT und so den Patienten nicht unnötig mit Heparin in Kontakt bringen soll und deshalb nur mit NaCl spülen...

Ich bin regelrecht schockiert darüber, dass man tatsächlich noch Ports mit Heparin spült bzw. blockt. Ich habe vor/während des Studiums bei Homecare gearbeitet und viel mit Portsystemen zu tun gehabt - musste regelmäßig zu Schulungen. Spülungen mit NaCl 0,9% sind völlig ausreichend, auch wenn das System eine zeitlang nicht genutzt wird. Die Materialien der Portkatheter sind nicht anfällig für Thrombosen oder Mikroembolien. Bei uns im Haus wird ebenfalls nur mit Kochsalz gespült und die Hälfte unserer Patienten hat Ports. HEPARIN! Das ist wie mit dem Fön auf Dekubitalulzera loszugehen... :-oopss

synovia
12.10.2007, 19:39
Hhhm. Und wie erklärst du dann, dass Ports manchmal "zu gehen" und sich nicht mehr aspirieren bzw. anspülen lassen? Ich dachte immer, dass die Gründe dafür schon in Mikro-Thrombosierungen des Systems liegen...

alley_cat75
12.10.2007, 23:08
Ich bin mit Sicherheit nicht das Maß der Dinge, jedoch ist mir das in 10 Jahren Umgang mit Portsystemen noch nie begegnet. Wir haben hier Patienten, deren Ports monatelang nicht in Betrieb waren und trotzdem funktionieren. :-nix Dennoch möchte ich nicht abstreiten, dass das vorkommt. Bloß wird die Wahrscheinlich dafür deutlich unter der einer HIT liegen, wenn man Patienten ständig mit Heparin spült/blockt. Abwägung von Nutzen und Risiko. :-meinung

Grombühlerin
13.10.2007, 12:17
Hi Alley,

ich bin ja auch deiner Meinung was das Heparin angeht, bin nur ohnehin total überfordert und gestresst und hab nicht auch noch die Energie wegen sowas rumzudiskutieren und mach deshalb alles so, wie es im Haus Standard ist.

Traurig aber wahr....

So total verstopfte Ports hatten wir bis jetzt noch nicht, allerdings viele wo man nur noch was reinsspritzen konnte aber kein Blut mehr raus kam.

(Ich weiß, das Blutabnehmen über Port ist auch suboptimal aber die Patienten mit Port haben meist grauenvolle Venen....)

alley_cat75
13.10.2007, 16:31
Hallo Gromi ;-) , dass Du mit Vorgesetzten und Kollegen nicht fachlich diskutieren kannst, ist sehr bedauerlich. :-dagegen Verstehen tue ich Dich natürlich auch, nur: etwas tun, nur weil es alle so machen? :-oopss Das halte ich gerade in unserem Job für eine fatale Einstellung. Warum schlägst Du Deinem Chef nicht mal eine FoBi zum Thema vor und recherchierst ein wenig? Das muss doch möglich sein, insbesondere zum Wohl der Patienten und für Deine persönliche Absicherung. Heparinspülungen, Blutentnahmen - das ist schlicht weg obsolet und wirklich nicht lege artis.

Bettpfannenwechsler
13.10.2007, 19:50
kenne ebenfalls 1000 IE Heparin auf 10 Nacl 0,9% zum blocken als Standard, Hämatoonkologie Uniklinik und denke, dass die Gefahr einer HIT unter diesen Umständen nicht groß ist. :-meinung

alley_cat75
13.10.2007, 20:08
So, so. Hämatoonkologie Uniklinik. Habe ich eine schöne Geschichte dazu: Standard Analgesie für Tumorpatienten unter laufender Chemo = Paracetamol 500 mg 1-0-1, Novamin Gtt. 20-20-20, Ibuprofen 400 mg b. B., kein Magenschutz. Hässlich blutendes Magenulkus. Notfall-Gastro... Schönes Beispiel, dass Uniklinik nicht immer das Maß der Dinge ist. So geschehen heute nacht in meinem Dienst...

Doktor_No
13.10.2007, 20:42
interessante diskussion... klassisch: jeder hat ein kochrezept, aber so richtig bescheid weiss keiner...

also ich habe die sache mit den ports und den geposteten regeln (die in der hier angebenen form auch von mir aufgestellt wurden) selbst recherchiert und nach einer metaanalyse der literatur und eines 3jahres kollektives aus unserer klinik (bzw. meiner damaligen) auch publiziert und mittlerweile 4x auf kongressen vorgetragen, immer mit regen diskussionen nach den vorträgen. die diskussionspunkte waren immer die selben wie hier im thread.
ausserdem hab ich hunderte von den dingern implantiert und explantiert, und es ist fakt: ca 1/3 geht zu, und zwar überwiegend wegen falschem handling. ausserdem eine beträchtliche zahl infizierter ports, gerade bei immunsupprimierten, die chemo bekamen.

blut abnehmen über port ist so ziemlich das schlimmste was man machen kann, aber manchmal geht es zweifelsohne nicht anders. heparin ist nach stand der wissenschaft konsens, es gibt aber keine S3-leitlinie dazu, auch nix S1, ist alles lediglich eminence-based.

alley_cat75
13.10.2007, 20:54
Interessant und danke für die Infos aus erster Hand! Wie kommt es, dass es keine Leitlinie für die Handhabung der Ports gibt? Sind sich auch richtige Portexperten so uneins wie wir hier? Woran liegt das Deiner Meinung nach?

alley_cat75
13.10.2007, 20:56
P. S. Habe diesbezüglich gleich mal eine Frage: wie steht es eigentlich mit Transfusionen über Port? Diesbezüglich sind wir uns in der Klinik uneins... Problematisch ist es meistens, wenn eine TE durch ist und Zeit vergeht, bis die nächste dran kommt - dann ist stets alles schön verklebt. Also doch besser über peripheren Zugang?

synovia
13.10.2007, 21:36
Soweit ich weiß sollten Transfusionen doch immer über einen peripheren Zugang (Braunüle) gegeben werden.
Also z.B. nicht über einen ZVK.

Grund ist wohl, dass man im Falle einer akuten Transfusionreaktion den weiteren peripheren Zustrom auch durch Abstauen des Armes unterbinden kann...

alive
14.10.2007, 10:13
heparin ist nach stand der wissenschaft konsens...

Konsens? ist das jetzt pro oder contra Heparin??? Oder haste dich vertippt und nonsens gemeint?

Doktor_No
14.10.2007, 11:10
transfusionen wenn möglich über peripheren zugang. und konsens war schon so gemeint, irgendwie scheint das wohl (immer noch) der goldstandard zu sein.

warum das nie leitlinienmässig beforscht wurde kann ich nicht erklären. für die meisten sind ports wohl kleinkram, der eben so "wie immer" gehandhabt wird. fängt ja schon damit an, dass sich bauchchirurgen/gefässchirurgen/etc. gern mal streiten, wer die überhaupt einbauen sollte, und dann kann keiner erklären, warum die meisten ports in die subclavia eingebracht werden, wo doch das ein claviculäres pinch-off verursachen kann.
kann sich noch jemand dran "austoben", ist bestimmt ne habil drin... :-))