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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eigenrhythmus des Herzens



Alcyon
19.10.2007, 15:24
Hallo,

ich habe eine kurze Frage: Die Zellen z.B. des Sinusknotens sorgen ja durch Spontandepolarisation für den Eigenrhythmus des Herzens.
Was ich nicht verstehe: Die (bzw. eine ausreichend große Menge an) Zellen müssen doch eigentlich synchron depolarisieren, damit ein kontrollierter Rhythmus zustande kommt, oder?
Wer oder was sorgt aber dafür, dass die Zellen auch wirklich synchron - und nicht jede Zelle, wie sie will - depolarisieren?

Danke :)

Grübler
19.10.2007, 17:11
Auch die Zellen im Sinusknoten sind untereinander gekoppelt (mit Nexus). Sobald also eine Zelle ihre Schwelle erreicht und ein AP auslöst, breitet sich dieses in Windeseile im gesamten Sinusknoten aus, worauf die Erregung dann auch auf das Herz übergreift. Da der Sinusknoten aber auch ungefähr ähnlich spontan depolarisiert, reicht dann wohl der Anstoß eines einzigen APs aus, "um das Fass zum Überlaufen zu bringen".

le'pimp
19.10.2007, 17:13
Der Sinusknoten depolarisiert, die Erregung breiten sich von ihm aus weg. Erst über den Vorhof, dann über den AV Knoten, entlang der Tawara-Schenkel und über die Purkinje Zellen letztlich ins Myokard der Kammern. Die Stationen werden alle nacheinander erregt, nicht synchron. Das ist durch die Gap Junctions in den Glanzstreifen möglich (funktionelles Synzytium!)

Der AV-Knoten und die anderen Instanzen des Erregungsleitsystems könnten zwar auch von selbst depolarisieren, aber das tun sie mit einer geringeren Frequenz als der Sinusknoten. Das heißt: Bevor z.B. der AV-Knoten selbst depolarisiert, hat ihn schon längst die Erregung vom Sinusknoten erreicht.

EDIT: Mist, zu langsam ;).

Alcyon
19.10.2007, 17:29
Auch die Zellen im Sinusknoten sind untereinander gekoppelt (mit Nexus). Sobald also eine Zelle ihre Schwelle erreicht und ein AP auslöst, breitet sich dieses in Windeseile im gesamten Sinusknoten aus, worauf die Erregung dann auch auf das Herz übergreift. Da der Sinusknoten aber auch ungefähr ähnlich spontan depolarisiert, reicht dann wohl der Anstoß eines einzigen APs aus, "um das Fass zum Überlaufen zu bringen".

Ach, Mist - klar, hätte ich mir auch selbst denken können. Na ja, vielen Dank für die Antwort.

@ le'pimp

Ich meinte, die Zellen des Sinusknotens - wieso die synchron depolarisieren. :)

le'pimp
19.10.2007, 17:31
Ach, Mist - klar, hätte ich mir auch selbst denken können. Na ja, vielen Dank für die Antwort.

@ le'pimp

Ich meinte, die Zellen des Sinusknotens - wieso die synchron depolarisieren. :)

ah ok, dann hatte ich das missverstanden. Ansonsten würd ich Grübler komplett zustimmen ;)

pathognom
19.10.2007, 20:51
Hi!

Nur als kleine Anmerkung: die Sinusknoten-Rhythmusgeberzellen generieren ihre AP-Frequenz über sogenannte "funny current"-Kanäle, die (entgegen dem Muster fast aller anderen Ionenkanäle) ab einer bestimmten Hyperpolarisationsschwelle ihre Tore für Na+ und K+ wieder öffnen. Zusätzlich werden sie vom autonomen Nervensystem moduliert.

Zusätzlich haben die Zellen der Knoten sowie des Erregungsleitungs- und Arbeitsmyokard sehr lange Refraktärzeiten, in denen sie nicht mehr so leicht erregt werden können. Das verhindert eine retro- bzw. allograde Erregungsausbreitung und bedingt die charakteristische Bildung und Rückbildung. Eine starke Erregung gegen Ende der Refraktärzeit (vulnerable Phase) - beispielsweise ein Stromschlag - bewirkt Störungen in diesem Muster und führt zu Flimmerzuständen.

Grüße
vom gnom

le'pimp
19.10.2007, 23:16
Hi!

Nur als kleine Anmerkung: die Sinusknoten-Rhythmusgeberzellen generieren ihre AP-Frequenz über sogenannte "funny current"-Kanäle, die (entgegen dem Muster fast aller anderen Ionenkanäle) ab einer bestimmten Hyperpolarisationsschwelle ihre Tore für Na+ und K+ wieder öffnen. Zusätzlich werden sie vom autonomen Nervensystem moduliert.

Zusätzlich haben die Zellen der Knoten sowie des Erregungsleitungs- und Arbeitsmyokard sehr lange Refraktärzeiten, in denen sie nicht mehr so leicht erregt werden können. Das verhindert eine retro- bzw. allograde Erregungsausbreitung und bedingt die charakteristische Bildung und Rückbildung. Eine starke Erregung gegen Ende der Refraktärzeit (vulnerable Phase) - beispielsweise ein Stromschlag - bewirkt Störungen in diesem Muster und führt zu Flimmerzuständen.

Grüße
vom gnom

Wobei man bedenken sollte, dass durch die unspezifischen Kationenkanäle, die sich beim Erreichen des maximal diastolischen Potenzials(-65mV) öffnen, vor allem Natriumionen strömen. Dieser ist dann für die erste Depolarisation verantwortlich bis zu dem Schwellenwert von -40mV. Ab hier öffnen sich dann die Calcium-Ionen Kanäle, die den Rest der Depolarisation tragen.

Btw was ich an deinem Posting nicht so ganz verstehe: die Kalium Kanäle sind während der gesamten Repolarisation geöffnet. Warum öffnen sich dann wieder die Kanäle für K+? Oder meinst du damit einfach nur die unspezifischen Kationenkanäle?

Nemesisthe2nd
20.10.2007, 10:20
der HCN-Kanal (der den funny-current verursacht) ist ein unspezifischer Kationen-Kanal... deshalb steigt auch die K+-leitfähigkeit

es geht aber hauptsächlich Na+ rein, für K+ besteht ja nur ein geringer antrieb die zelle zu verlassen, da die zelle noch hyperpolarisiert ist...