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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Makuladegeneration



sylvahh77
21.10.2007, 16:53
Bisher galt die photodynamische Therapie mit Verteporfin als geeignete Massnahme bei der Makuladegeneration.

Neuerdings werden monoklonale Antikörper wie zb. Ranibizumab intravitreal appliziert empfohlen.

Weiss jemand etwas darüber?

Feuerblick
21.10.2007, 17:02
So "neuerdings" ist das gar nicht mehr, wenn man ehrlich ist. Aber bevor wir hier eine ausführliche Abhandlung hinlegen... was genau möchtest du denn wissen?:-winky Das Thema ist nämlich relativ groß und es ließen sich viele, viele Seiten dazu tippen.

LG
Feuerblick

sylvahh77
21.10.2007, 17:09
Ich habe den Eindruck, heute wird die PDT eher negativ dargestellt.

So als ob sie im Grunde überhauptnicht sinnvoll ist. War das ein Hype mit der PDT?

zB. hier:
Die bisherigen Therapieansätze zielten auf eine Zerstörung der Gefäße. Dies wurde mit Laserlicht erreicht oder etwas eleganter (aber nicht unbedingt besser) mit der photodynamischen Therapie.
Quelle: http://www.medknowledge.de/neu/med/jahr/2006/II-2006-29-ranibizumab.htm

Muriel
21.10.2007, 17:47
Vor ca 8 Jahren hat man den Patienten, die mit einer AMD kamen, sinngemäß gesagt "Wir wissen, was Sie haben, können Ihnen leider aber nicht helfen". Dann kam um 2000 herum die PDT, bei der Verteporfin gespritzt wurde, welches sich in den CNVs (Gefäßneubildungen) ansammelte, durch Laserlicht angeregt wurde und dann nach der Bestrahlung die Gefäße zerstörte, vereinfacht ausgesagt. Dabei war es so, dass man den Krankheitsverlauf bestenfalls etwas in der Schnelligkeit der Progredienz eindämmen konnte, der Endpunkt der Krankheit als solcher wurde leider nicht verändert.
Die neuen Therapien mit Avastin (Bevacizumab) und Lucentis (Ranibizumab) zielen auf eine Blockade von VEGF ab, um die Neovaskularisation als solche zu unterdrücken. Hiermit ist erstmals eine Therapie auf dem Markt, mit der man nicht nur den Krankheitsverlauf stoppen kann, sondern zumindest bei einer begrenzten Anzahl von Patienten auch eine leichte Verbesserung erzielen. Zur Zeit läuft die sogenannte Mont Blanc Studie, bei der unter anderem auch Lucentis alleine versus Luventis plus PDT gegeneinander validiert werden. Es zeichnet sich jedoch ab, dass wahrscheinlich Lucentis alleine der anderen Variante gegenüber im Vorteil zu sein scheint.

sylvahh77
22.10.2007, 18:57
Wird denn die PDT heute noch durchgeführt?

Zitat Muriel:
"Dabei war es so, dass man den Krankheitsverlauf bestenfalls etwas in der Schnelligkeit der Progredienz eindämmen konnte, der Endpunkt der Krankheit als solcher wurde leider nicht verändert."

Das spricht ja nicht sehr für die PDT.

Muriel
22.10.2007, 20:43
Es sprach früher mangels anderer Verfahren sehr viel für die PDT, denn es ist ja doch immerhin besser, wenn man zumindest eine Verschlimmerung verzögern kann, als die Krankheit ungehemmt voran schreiten zu lassen. Nur heutzutage, da man andere Verfahren hat (s. Lucentis) ist die PDT natürlich nicht mehr alleiniges Mittel der Wahl.

Flemingulus
22.10.2007, 21:13
*mal einklink*
Ist eigentlich eine antiangiogentische Therapie bei einem Patienten auch nach bereits früher erfolgter PDT möglich?
Und bei wieviel Restsehleistung bei länger bestehender AMD würde man denn ggf. noch einen Therapieversuch für sinnvoll ansehen können?

Muriel
22.10.2007, 21:23
Ja, Lucentis gibt man auch bei Patienten, die schon eine PDT oder andere Vortherapien wegen einer feuchten AMD hinter sich haben, wenn eine Leckage besteht. Die Sache mit dem Visus ist nicht eindeutig zu beantworten. Diese eben schon erwähnte Mont Blanc Studie schließt Patienten mit einemVisus zwischen 1/16 und 0,5 ein. Aus meiner zugegeben bescheidnene Erfahrung kann ich sagen, dass Patienten, die irrgendwo zwischen 0,1 und 0,5 liegen am besten von der Sache profitieren. Tafelvisus, also alles unter 0,05 ist per se schon so wenig, dass auch eine Stabilisierung dem Patienten nicht so richtig subjektiv etwas bringt. Es ist zwar toll, wenn man in der Angio nachweisen kann, dass keine Leckage mehr besteht, dass das Ziel also erreicht ist, der Patient wird in diesem Falle aber relativ wenig davon bemerken (Ausnahmen gibt es natürlich immer).

Flemingulus
22.10.2007, 23:24
Danke :-)

Aber einen hab ich noch: gibts denn bei Euch Augenschamaninnen :-) (Schamanen mögen sich auch angesprochen fühlen) schon eine Einschätzung wie lange der antiangiogenetische Effekt vorhält? Bei Tumoren kann man in einigen Fällen beobachten, dass die nach Therapieende ruckzuck wieder Gefäße aufbauen, weil im Gewebe bestimmte Leitstrukturen erhalten bleiben, auf denen quasi wie auf Schienen eine Neovaskularisation erfolgen kann.

Muriel
23.10.2007, 18:58
Hm, das ist eine ziemlich schwierige Frage. Studien dazu kenne ich nicht, ich denke, dass es für so etwas auch noch zu früh ist, wenn man bedenkt, dass Lucentis seit gerade mal knapp 9 Monaten zugelassen ist. Avastin, mit dem schon länger gearbeitet wurde, hat aber nie "richtige" Studien durchlaufen. Hintergrund hierzu: Lucentis wird von Novartis vertrieben, Avastin von Roche. Novartis jedoch hält ca 30% der Aktienanteile an Roche, daher besteht kein Bestreben, Avastin, welches 1/30 (!) des Lucentis kostet und im Prinzip das Gleiche ist, offiziell zuzulassen, so dass es vorher eben gerne off-lable gegeben wurde, was rein rechtlich so auch in Ordnung war (keine zugelassene Therapie, hier aber wahrscheinlich Therapieerfolg zu erwarten), aber jetzt keine direkte Konkurrenz für den eigenen Stall werden soll.
Das, was ich aus meiner kleinen Erfahrung sagen kann (nur Bauchgefühl, da ich auch keine Statistik von uns, obwohl es die gibt, im Kopf habe), ist, dass viele Patienten nach dem normalen Dreier-Zyklus (3x alle 4 Wochen) stabil werden, einige nach weiteren 3 Injektionen. Da wir in der Klinik häufig nur die Patienten sehen, die eben nicht stabil sind, die, die trockene Makulabefunde aufweisen, aber bei den Niedergelassenen zur Kontrolle gehen nach der ersten Kontrolle post-op nach 4 Wochen, wenn sie ok war, weiß ich nicht, wie prozentual da die Verteilung ist von denen, die auf Dauer stabil sind und denen, die es leider nicht sind. Ich habe allerdings schon einige Patienten gesehen, die, nachdem sie zunächst trockene Befunde aufwiesen, nach ein paar Monaten wieder mit einem Rezidiv kamen. Dies ist allerdings von den Patienten, die nachinjiziert werden, der weitaus geringere Teil. Es ist eher so, dass die, die auf die Ersttherapie nicht ansprechen, auch nachher mehr Probleme haben, die, die nach einem Zyklus trocken sind, bleiben es meist auch.
Hilfe, das war total durcheinander, aber ich kann mich hier grad nicht konzentrieren. Hoffe, es war dennoch einigermaßen veständlich ;-)

Flemingulus
23.10.2007, 19:06
Hilfe, das war total durcheinander

und deshalb grad in Phase mit meinem mentalen Zustand.
Danke!!! :-)

Muriel
23.10.2007, 19:08
und deshalb grad in Phase mit meinem mentalen Zustand.
Danke!!! :-)
dann geht es ja :-D
aber anstrengender Arbeitstag und danach noch erst mal putzen und jetzt gleich weggehen, das schlaucht doch etwas ;-)

Feuerblick
23.10.2007, 19:10
Ich täte der Muri ja gerne helfend zur Seite springen, aber meine an sich ja auch nicht gerade langjährige Erfahrung bewegt sich momentan eher in der Kinderophthalmologie, wo selten ein Patient "de Makkkuuuulllaaa" hat. ;-)

Thomas24
26.10.2007, 22:31
Neulich aus unserer Ambulanz...

"Was können wir für Sie tun?"
"Wissen Sie, Herr Doktor, Ich habe Makula..."
"Ach wirklich? Ich habe sogar zwei..." ;-)


PDT ist nicht wirklich out, nur im Zeitalter von Lucentis und co etwas in den Hintergrund getreten. Hatte neulich eine Patientin, die auf dem linken Auge einen vernarbten Juhnius Kuhnt und auf der anderen Seite eine aktive CNV mit Ödem und Blutung (also auf dem funktionell letztem Auge) hatte. Intravitreale Injektion mit anti VEGF angeboten- wollte sich aber trotz meines fast fusselig geredeten Mundes partout nicht ins einzig noch halbwegs sehende Auge mit einer Spritze pieksen lassen (kann man ja irgendwie auch nachvollziehen...). Also, was tun, sprach Zeus? Dann eben PDT, bevor man gar nichts macht...