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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freizeitvergnügen "Briefe diktieren"



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Relaxometrie
17.11.2007, 13:26
Meine Berufserfahrung beläuft sich inzwischen immerhin auf 2 Wochen :-D und ich möchte mal über das Briefediktieren diskutieren.

Ich arbeite auf einer geschlossenen Station (entspricht der Aufnahmestation) der Suchtabteilung eines psychiatrisch-neurologischen Krankenhauses.
Noch bin ja in der Einarbeitungsphase (hatte Psychiatrie nicht als Wahlfach im PJ) und es läuft erwartungsgemäß sehr chaotisch ab, weil kein Kollege Zeit für eine strukturierte Einarbeitung hat. Häufig bin ich auch alleine auf der Station, weil die beiden Kollegen (eine Kollegin hat eine 75%-Stelle und ein mittelmäßig Deutsch sprechender Kollege arbeitet sehr sehr zäh und langsam) dienstplanbedingt halt nicht anwesend sind.
Jede für mich neue Situation führt also dazu, daß ich mich erstmal durchfragen muß, was natürlich Zeitverlust bedeutet. Mal ist ein per PsychKG eingewiesener Patient abgängig und ich muß eine Fahndung einleiten, mal fällt einer vom Bett und muß zum chirurgischen Konsil gebracht werden, mal hat einer einen riesigen Krampfanfall, mal einer einen vermeintlichen Apoplex. Für einen gut eingearbeiteten Kollegen sind das Standarddinge, für mich noch nicht. Wenn ich also, so wie gestern, den ganzen Tag alleine auf der Station bin (Oberarzt hilft zwar zeitweise und ist auch gut erreichbar), weil die Ambulanzkollegin, die helfen wollte, eine Aufnahme nach der anderen hat und kaum auf meiner Station ist, komme ich definitiv nicht zum diktieren.
Bisher bin ich nie absolut pünktlich gegangen, 'ne halbe bis eineinhalb Überstunden waren fast täglich angesagt, um den Schreibtisch von den brennendsten Dingen zu befreien.
Jetzt frage ich mich halt, in wie weit man das Diktieren in seiner Freizeit machen sollte (man ist ja dankbar für den Job und legt die 40h-Woche, die im Vertrag steht, auch nicht unbedingt immer auf die Goldwaage), und wo die Ausbeute anfängt, gegen die man sich wehren sollte.

Sorpresa
17.11.2007, 13:43
das is doch ganz einfach, wenn du das in deiner arbeitszeit net schaffst bleiben die briefe eben solange liegen bis zeit dafür ist oder jemand ein einsehen hat und bemerkt dass es mit dem personal eben nicht geht.
briefe in der freizeit diktieren? also bitte. du hast ja auch für gewöhnlich noch ein leben außerhalb der station. :-meinung

Ösiman
17.11.2007, 13:47
Naja, die ersten Wochen sind immer hart, gerade die Standardsachen, die jetzt (noch) viel Zeit kosten gehen dann flüssiger und du bekommst lansam eine Routine-
E-Briefe sind anfangs sehr zäh, aber das legt sich aber beim zulegen des "Standardwortschatzes" dann schnell (bei mir: anfangs 60 min, jetzt selten über 15min/Brief)(und das ist kein "Anästhesistenbrief"...!);

Zur Frage Briefe in der Freizeit: anfangs sicherlich nicht leicht, Überstunden NICHT anzuhängen um die Arbeit erledigt zu bekommen (aus o.g. Gründen), wenns gar nicht geht, dann musste (bei entsprechend hohem Stapel) auch bei mir mal ein Sonntag dran glauben.
(inzwischen habe ich spätestens im Dienst hier und da mal eine Minute um den Kram wegzuarbeiten)-
was ich nie gemacht habe, ist das Zeug mit nach Hause zu nehmen- ich bin da für eine strikte Trennung: Job ist Job, und Freizeit ist Freizeit...

Kopf hoch, das wird schon!!

Werwolf
17.11.2007, 15:26
Freizeit? Hm. Naja, ich würd´s "Überstunde" nennen. In der ersten Zeit dauert halt alles noch sehr viel länger, das ist klar. Und je schlechter Du eingearbeitet wirst, desto länger wird auch die Zeit sein, in der Du für alle möglichen vermeintlichen "Routinedinger" eine halbe Ewigkeit brauchst.
Ich brauche zwar für Briefe mittlerweile nur noch wenige Minuten (für´s Diktat- die Korrektur braucht dank unserer beratungsresistenten Schreibkraft nochmal das doppelte an Zeit), aber ich hasse Aktenstapel mit noch zu diktierenden Briefen. Deswegen versuche ich immer, alles wegzuschaffen, bevor solch eine "Stapelbildung" anfängt. Das kostet halt auch mal ´ne Überstunde.
Aber eines würde ich keinesfalls niemals nimmer nicht machen- Arbeit mit nach Hause nehmen! Da wird strikt getrennt! Wenn ich meinen Allertwertesten aus der Klinik rausbewege, ist Ende. (Dann war ich auch meistens mehr als lange genug da...)
Und wenn´s noch "Stapel abzuarbeiten" gibt, fahre ich eher am WE mal für 3 Stunden rein und bearbeite und diktiere irgendwelche aufwendigen Gutachten. Aber zu Hause will ich diesen Krempel einfach nicht haben. :-meinung

Kackbratze
17.11.2007, 15:54
Meine Briefe sind auch schneller geworden mit der Zeit.
Und da Briefe Arbeitszeit sind, schreib ich auch artig die Überstunden auf.

Schließlich meckern sonst die OAs rum...

Medimatze
17.11.2007, 21:15
Meine Briefe sind auch schneller geworden mit der Zeit.
Und da Briefe Arbeitszeit sind, schreib ich auch artig die Überstunden auf.

Schließlich meckern sonst die OAs rum...

Und Überstunden sind keine Freizeit?! Jetzt sag mit nicht, dass Du die Zeit freinehmen kannst. Überstunden sind eine nette Entschuldigung dafür in der Freizeit zu arbeiten. Nichts anderes!!! Was passiert denn mit Deinen Überstunden?

Kackbratze
18.11.2007, 14:07
Meine Überstunden werden abgegolten. Ein kleiner Vorteil meiner Abteilung...

Evil
18.11.2007, 16:50
Meine Überstunden werden abgegolten. Ein kleiner Vorteil meiner Abteilung...
Nicht nur Deiner Abteilung.
Überstunden werden entweder bezahlt oder in Freizeit abgegolten. Bei der momentanen Stellensituation würde ich Abteilungen, wo das anders ist, zügig verlassen.

Christoph_A
18.11.2007, 20:59
Seh ich ganz genauso-meine Überstunden hab ich noch immer bgefeiert oder mir, wenn gar nicht mehr möglich auszahlen lassen. Hab ins Jahr 2007 allein 130 mitgenommen und im Laufe von 6 Monaten alle abgebaut-muß man nur dranbleiben!

Kackbratze
19.11.2007, 05:13
Und wenn es nicht geht, geht es bestimmt in einem anderen KH...oder in einer anderen Abteilung.

Auch wenn das manchen Chefs oder leitenden OAs nicht schmeckt, der Markt hat sich schon geändert...alle Abteilungen suchen Assistenten, da kann man nicht die eigenen doppelt anpi$$en...

apple
19.11.2007, 06:40
Meine Berufserfahrung beläuft sich inzwischen immerhin auf 2 Wochen :-D und ich möchte mal über das Briefediktieren diskutieren.

Ich arbeite auf einer geschlossenen Station (entspricht der Aufnahmestation) der Suchtabteilung eines psychiatrisch-neurologischen Krankenhauses.
Noch bin ja in der Einarbeitungsphase (hatte Psychiatrie nicht als Wahlfach im PJ) und es läuft erwartungsgemäß sehr chaotisch ab, weil kein Kollege Zeit für eine strukturierte Einarbeitung hat. Häufig bin ich auch alleine auf der Station, weil die beiden Kollegen (eine Kollegin hat eine 75%-Stelle und ein mittelmäßig Deutsch sprechender Kollege arbeitet sehr sehr zäh und langsam) dienstplanbedingt halt nicht anwesend sind.
Jede für mich neue Situation führt also dazu, daß ich mich erstmal durchfragen muß, was natürlich Zeitverlust bedeutet. Mal ist ein per PsychKG eingewiesener Patient abgängig und ich muß eine Fahndung einleiten, mal fällt einer vom Bett und muß zum chirurgischen Konsil gebracht werden, mal hat einer einen riesigen Krampfanfall, mal einer einen vermeintlichen Apoplex. Für einen gut eingearbeiteten Kollegen sind das Standarddinge, für mich noch nicht. Wenn ich also, so wie gestern, den ganzen Tag alleine auf der Station bin (Oberarzt hilft zwar zeitweise und ist auch gut erreichbar), weil die Ambulanzkollegin, die helfen wollte, eine Aufnahme nach der anderen hat und kaum auf meiner Station ist, komme ich definitiv nicht zum diktieren.
Bisher bin ich nie absolut pünktlich gegangen, 'ne halbe bis eineinhalb Überstunden waren fast täglich angesagt, um den Schreibtisch von den brennendsten Dingen zu befreien.
Jetzt frage ich mich halt, in wie weit man das Diktieren in seiner Freizeit machen sollte (man ist ja dankbar für den Job und legt die 40h-Woche, die im Vertrag steht, auch nicht unbedingt immer auf die Goldwaage), und wo die Ausbeute anfängt, gegen die man sich wehren sollte.
Bei uns (auch Psychiatrie) macht das fast jeder in der Freizeit. Manchmal frag ich mich auch warum ich meine Zeit opfern soll, aber während der Arbeitszeit geht es manchmal eben einfach nicht und die Briefe müssen ja irgendwann mal raus bevor es wie bei meinem Vorgänger, der mit 30 nicht diktierten Briefen gewechselt ist, dazu kommt, dass laufend Anforderungen von Praxen eintreffen oder die Patienten schon wieder in einer anderen Klinik sind und die den Arztbrief anfordern. Das finde ich dann auch peinlich. Außerdem sitzt es mir immer so im Nacken wenn ich weiß, dass ich noch so und so viele Briefe auf dem Schreibtisch liegen hab, dass ich mich dann irgendwann einfach mal durchringe und einige Stunden meiner Freizeit opfere :-nix

Relaxometrie
19.11.2007, 06:52
...dass laufend Anforderungen von Praxen eintreffen oder die Patienten schon wieder in einer anderen Klinik sind und die den Arztbrief anfordern. Das finde ich dann auch peinlich.

Ich finde das gar nicht peinlich, solange der Grund für die Verzögerung nicht in Faulheit und Drückebergertum liegt.
Es zeigt eher, daß zu viel Arbeit zu bewältigen ist.
Ich habe bisher ja erst sehr wenig diktiert, aber es ist IMMER etwas dazwischen gekommen. Und das sage nicht nur ich als Anfängerin, der man ja noch vorwerfen kann, sich nicht gut genug organisieren zu können. Das sagen auch meine beiden Kollegen (und wahrscheinlich nicht nur die). Und ich muß zugeben, daß ich es, speziell auf einer Aufnahmestation, wichtiger finde, mich tatsächlich um Patienten zu kümmern, als Papierkram zu erledigen, der absolut dramatische Formen angenommen hat. Ansatzweise hat jedes Formular, jeder Schriftverkehr ja seinen Sinn. Meiner Meinung nach hat es aber derartig Überhand genommen, daß man fast nur noch mit der Bürokratie beschäftigt sein könnte.

apple
19.11.2007, 10:05
Auf der Akutstation ist es wirklich kaum zu schaffen, gerade am Anfang, da wird Dir auch keiner einen Vorwurf machen, aber auf der Station wo ich jetzt bin, gibt es höchstens 2-3 Entlassungen pro Woche und da 30 Briefe anzuhäufen ist schon Faulheit meiner Meinung nach und das kommt dann gar nicht gut beim Chef an :-nix

Raphefrau
19.11.2007, 14:51
Nicht nur Deiner Abteilung.
Überstunden werden entweder bezahlt oder in Freizeit abgegolten. Bei der momentanen Stellensituation würde ich Abteilungen, wo das anders ist, zügig verlassen.
Überstunden? Gibt es bei uns nicht. Wir sind schlieslich eine Uni, da wird das erwartet! :-heul

Hoppla-Daisy
19.11.2007, 20:06
Äh, wollte nur mal eben schnell was einwerfen:

Bitte, bitte, denkt daran, dass die Person am anderen Ende (sprich, diejenige, die nach dem Band schreiben muss) in der Regel medizinisch total unbedarft ist.

Regel Nr. 1: Vorstellung nicht vergessen ;-)
Regel Nr. 2: Deutlich sprechen - und möglichst mit gleichbleibender Lautstärke
Regel Nr. 3: Gerade bei Diagnosen und den dazu gehörenden ICDs bitte laaangsam sprechen!
Regel Nr. 4: Bei der Medikation kommt Regel Nr. 3 ebenso zum Tragen (wir wollen den Patienten doch nicht überdosieren!)
Regel Nr. 5: Brav für's Schreiben bedanken. Die Tippse wird es euch danken :-)

Daisy, nebenberuflich "Tippse" - zwar nicht wirklich Laie, aber dennoch schlecht im Raten :-))

Evil
19.11.2007, 20:13
*g* Weißt Du, wen unsere Sekretärinnen anrufen, wenn Chef oder meine OAs mal wieder völlig unverständlich ein Fremdwort ins Diktiergerät genuschelt haben?

Mir perönlich ist das Diktieren auch suspekt, ich tipp lieber selber.

condorito
19.11.2007, 20:16
Überstunden? Gibt es bei uns nicht. Wir sind schlieslich eine Uni, da wird das erwartet! :-heul

Wobei mir immernoch mal jemand erklären muß,woher diese universitäre Arroganz kommt ( und nachdem ich die Eröffnungsrede von unserer diesjährigen Jahrestagung gelesen hab,noch mehr)...

Nun gut, bei uns ging das damals zum Glück relativ flink:

Geburtshilfe wurde für entbundene Patientinnen ein Brief aus dem Kreißsaal-Programm generiert,den man nur noch was verbessern musste.
Für die nicht entbundenen konnte man die in der elektronischen Krankenakte tippsen,die hatte ne voreingestellte Maske und übernahm auch relativ viel,war also kaum ein Problem.

Gyn haben wir diktiert,aber die Briefe sind da auch meistens nicht so komplex.
Wir hatten bei uns im Arztzimmer jeder ein Fach und haben den Stapel dann aufgeteilt, so daß es halbwegs gleich verteilt war. Die haben wir meistens zwischendurch mal oder vor irgendwelchen Fallkonferenzen runterdiktiert.

Muriel
19.11.2007, 21:20
Mir perönlich ist das Diktieren auch suspekt, ich tipp lieber selber.
das ist mir völlig unverständlich :-nix Beim Diktieren bin ich tausend mal schneller als beim tippen, und ich tippe mit 10 Fingern und relativ flott (wenn ich mich anstrenge, auch durchaus anders als im Schätt :-D )
Ambulanzbriefe diktiere ich im Schnitt in 3 Minuten, komplizierte Entlassungsbriefe in 10 Minuten. Würde ich diese schreiben, wäre ich den halben Tag damit beschäftigt. Denn wenn man sich mal daran gewöhnt hat, braucht man diese nette Taste, mit der man das Band an- und abstellt auch irgendwann nicht mehr, da man in der Lage ist, den kompletten Brief in einem runterzudiktieren. Und ja, ich rede sehr schnell, aber unsere Sekris freuen sich immer, wenn sie meine Bänder bekommen, sagen sie, da ich anscheinend sehr deutlich spreche ;-)

Medusi
20.11.2007, 07:26
*g* Weißt Du, wen unsere Sekretärinnen anrufen, wenn Chef oder meine OAs mal wieder völlig unverständlich ein Fremdwort ins Diktiergerät genuschelt haben?

... den süßen Assistenzarzt *schmunzel*.

Ich freu' mich auch immer, wenn ich ein "guten Tag" und "Danke" bekomme :-top (Arztehefrau, zukünftige Medizinstudentin - immernoch-, Nebenberufstippse)

alley_cat75
20.11.2007, 09:38
Jetzt frage ich mich halt, in wie weit man das Diktieren in seiner Freizeit machen sollte...

GAR NICHT!!! Goldene Assi-Regel in unserem Haus: keine Briefe und keine DRGs nach 16 Uhr. Was liegen bleibt, wird während der Dienste wegdiktiert und wegverschlüsselt. :-)) Klappt super. Man muss lediglich lernen, abzuschätzen, wieviele Tage ein Patient bleibt. Bei uns ist noch nie ein Patient ohne Brief gegangen.

P.S. Geschlossene Psychiatrie? Lass doch die Patienten ihre Brief selbst tippen. :-))