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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinuatrialer Block II° (Wenckebach)



Fersenbein
21.11.2007, 09:02
Beim SA-Block Grad 2 fallen einzelne Vorhofaktionen aus. Bei der Wenckebach-Periodik wird dabei das PP-Intervall vor der ausfallenden Aktion immer kürzer. Die resultierende Pause ist kleiner als das doppelte eines normalen PP-Intervalls.

Meine Frage ist, warum das PP-Intervall vor der Pause kürzer statt länger wird. Das würde ja heißen, dass die im Sinusknoten generierte Erregung von Aktion zu Aktion besser auf den Vorhof übertragen wird und dann plötzlich einmal ausfällt. Nach der Pause wird die Erregung dann wieder verzögert auf die Vorhöfe übertragen, bessert sich mit jeder Aktion und fällt dann wieder aus etc.

Ist das so, oder mache ich irgendwo einen Denkfehler?

Monty
21.11.2007, 15:48
Mal an einem Beispiel:
Der Sinusknoten bildet eine Erregung alle 1000ms. Normalerweise kommt mit ein bisschen konstanter Latenz dann die P-Welle im EKG und deren Abstand ist dann auch stets 1000ms. Beim SA-Block ist diese Latenz allerdings vergrößert, beim Typ II nimmt sie zu, aber - und jetzt kommt's - die Zunahme der Verzögerung wird immer kleiner! Zurück zum Bsp.: Alle 1000ms Sinusknotenimpuls, der wird jetzt beim ersten Mal mit 200ms, beim zweiten Mal mit 250 und beim dritten Mal mit 260ms Verzögerung auf den Vorhof geleitet, also es dauert immer etwas länger, aber die Verzögerungszunahme nimmt ab.

Es passiert dann also folgendes:
Sinusimpuls
200ms später P-Welle
Sinusimpuls (eine Sekunde nach dem ersten)
250ms später P-Welle -> Abstand von P-Welle zu P-Welle ist 1050ms
Sinusimpuls (wieder eine Sekunde nach dem vorherigen)
260ms später P-Welle -> Abstand von P-Welle zu P-Welle ist 1010ms

Der Abstand von P zu P wird also kürzer. Das liegt daran, dass die P-Wellen nur dann im gleichen zeitlichen Abstand wie die Sinusimpulse kommen, wenn die Verzögerung konstant ist, und andersrum die P-Wellen in größerem zeitlichen Abstand kommen, wenn die Verzögerung zunimmt. Nimmt die Verzögerung dann kaum noch zu so wird der P-P-Abstand wieder annähernd so groß wie der zeitliche Abstand zwischen zwei Sinusknotenerregungen.

Fersenbein
22.11.2007, 08:15
Vielen Dank für die gute Erklärung! Ist eigentlich ein elektrophysiologisches Korrelat zum SA-Block bekannt? Gibt es eine Erklärung für die verzögerte Überleitung des Sinusimpuls auf die Vorhöfe?

Robokopi
02.03.2009, 01:19
Mal an einem Beispiel:
Der Sinusknoten bildet eine Erregung alle 1000ms. Normalerweise kommt mit ein bisschen konstanter Latenz dann die P-Welle im EKG und deren Abstand ist dann auch stets 1000ms. Beim SA-Block ist diese Latenz allerdings vergrößert, beim Typ II nimmt sie zu, aber - und jetzt kommt's - die Zunahme der Verzögerung wird immer kleiner! Zurück zum Bsp.: Alle 1000ms Sinusknotenimpuls, der wird jetzt beim ersten Mal mit 200ms, beim zweiten Mal mit 250 und beim dritten Mal mit 260ms Verzögerung auf den Vorhof geleitet, also es dauert immer etwas länger, aber die Verzögerungszunahme nimmt ab.

Es passiert dann also folgendes:
Sinusimpuls
200ms später P-Welle
Sinusimpuls (eine Sekunde nach dem ersten)
250ms später P-Welle -> Abstand von P-Welle zu P-Welle ist 1050ms
Sinusimpuls (wieder eine Sekunde nach dem vorherigen)
260ms später P-Welle -> Abstand von P-Welle zu P-Welle ist 1010ms

Der Abstand von P zu P wird also kürzer. Das liegt daran, dass die P-Wellen nur dann im gleichen zeitlichen Abstand wie die Sinusimpulse kommen, wenn die Verzögerung konstant ist, und andersrum die P-Wellen in größerem zeitlichen Abstand kommen, wenn die Verzögerung zunimmt. Nimmt die Verzögerung dann kaum noch zu so wird der P-P-Abstand wieder annähernd so groß wie der zeitliche Abstand zwischen zwei Sinusknotenerregungen.

also Dein Rechenbeispiel kann ich nachvollziehen, aber ich kapiers nicht. zudem ist auch ein fehler im markierten satz: ...wenn die Zunahme der Verzögerung zunimmt... muss es heißen. In Deinem Beispiel nimmt die Verzögerung ja auch zu, die PP-Intervalle werden aber kleiner und nicht größer. Dies liegt daran, weil die Zunahme der Verzögerung abnimmt.

Mir ist nicht klar, wieso bei einem festen Impulsabstand von 1000ms die Verzögerung konstant zunehmen müsste, damit der PP-Abstand gleich bleibt. In Deinem Beispiel müsste sich die Verzögerung von 200, über 250, 300, 350 etc. steigern, damit der PP-Abstand immer 1050ms wäre. Wenn man das jetzt weiter spinnt, dann müsste irgendwann die Verzögerung an sich schon länger dauern, als der eigentliche Sinusimpuls-Abstand. Das kann doch nicht sein, oder?

Anders herum ist mir klar, dass wenn die Verzögerung immer 250ms wäre, der Abstand von P zu P immer 1000ms betragen würde - was gleichbedeutend mit der Sinus-Impuls-Frequenz wäre.

Im EKG für Isabell steht es völlig verwirrend drin (3. Auflage, S.40):

Hier haben die zwischen P1 und P2 1300ms eingezeichnet und zwischen P2 und P3 1100ms. Der Text sagt:

- normale Überleitungszeit 100ms
- um 300ms verkürzte (?) sinuatriale Überleitungszeit: 400ms
- um 400 ms verzögerte sinuatriale Überleitungszeit: 500ms

Die haben also auch 1000ms als normalen Sinusimpuls-Abstand zu Grunde gelegt. Aber was soll der Quatsch mit um 300ms verkürzt? Kannn doch nur n Fehler sein. Hat einer mal eine neuere Auflage zur Hand, ob es da verändert wurde?

Monty
12.03.2009, 18:31
Ne ich meine das schon so, wie ich sage, war halt nur nicht eindeutig formuliert. Man braucht eine konstante Zunahme der sinuatrialen Überleitung, damit die P-P-Abstände konstant bleiben. Diese Zunahme ist normalerweise 0 und damit ist der PP-Abstand auch konstant. Ist diese Zunahme konstant größer 0, dann kommen die P-Wellen wieder in einem konstanten Abstand, der nun größer ist, als der Abstand zwischen zwei Sinusknotenerregungen, quasi als ob der Vorhof mit einer niedrigeren Frequenz schlägt als sein schrittmachender Sinusknoten. Wie du sagst geht das nicht, aber deswegen fällt ja auch eine Erregung irgendwann mal aus, beim diesem Blockbild. Ferner ist die Zunahme beim SA-Block II auch nicht konstant, sondern nimmt ab. Dass dadurch die PP-Abstände kleiner werden, habe ich vorgerechnet. Mal es dir mal auf (groß genug skaliert), dann wird es deutlich.