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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geburtsmechanik



Peti
21.11.2007, 17:13
Hi ihr Lieben,
ich habe ein Problem mit der Geburtsmechanik. Ich finde alle Beschreibungen in den Büchern zu grob. Ich würde gern physikalisch erklären, wo die Kräfte angreifen in welche Richtung sie zeigen und warum sich dann das Kind in die und die Haltung begibt. Die Progressivbewegung ist ja noch am einfachsten verständlich, aber bei den Rotationsbewegungen setzt es bei mir aus.
Vielleicht kannes mir jemand von euch genau erklären oder mir ein gutes Buch empfehlen, das wirklich ausführlich ist.

little_lunatic
21.11.2007, 23:01
[offtopic] geburtsmechanik.... klingt ja als bräuchte man dafür nen werkzeugkoffer :-(( :-wow [\offtopic]

Doctöse
22.11.2007, 02:30
In der dualen Reihe Gynäkologie gibts ein paar gute Zeichnungen zur Geburtsmechanik.
Die Rotationen lassen sich aber einfach erklären.

Zum allgemeinen Verständnis schaut man sich am besten erst mal die Beckenebenen an. Da gibt es 4:
-1. Beckeneingangsebene (queroval, Höhe Conjugata vera obstetrica)
-2. Beckenweite (rund, auf einer Linie zwischen Symphysenhinterwand und Os sacrum)
-3. Beckenenge (längsoval, auf einer Linie zwischen Symphysenunterkante und Sacrococcygealgelenk)
-4. Beckenausgangsebene (auf einer Linie zwischen Symphysenunterkante und Steißbeinspitze)

Am besten veranschaulicht man sich diese Ebenen am Modell oder an Bildern.
Die Führungslinie verbindet all diese Ebenen und steht jeweils senkrecht zu ihnen.

Und die Geburtsmechanik erklärt sich dann folgendermaßen:
Zuerst tritt der Kopf des Kindes ins kleine Becken ein. Da dieses queroval ist, muss sich der Kopf entsprechend einstellen und das Kind "schaut" dann quasi nach links bzw. rechts.
In der Beckenhöhle kommt es zu einer zunehmenden Flexion des Kopfes beim Tiefertreten und man hat nun die kleine Fontanelle in der Führungslinie.
Jetzt folgt die erste Rotation, denn der Kopf (noch queroval gerichtet) kommt nun zum längsovalen Beckenausgang und muss sich nun um 90° drehen, damit er durchpasst. Der Rotationsvorgang wird von der mütterlichen Beckenbodenmuskulatur unterstützt.
Dann tritt der Kopf aus dem Becken aus, dabei nimmt er eine Streckhaltung an, es kommt also zur Deflexion des Kopfes um die Symphyse herum. Zuerst sieht man nun das Hinterhaupt, dann das Vorderhaupt und dann das Gesicht.
Zum Schluss erfolgt die zweite Rotation. Die erfolgt, weil die Schultern in die Beckenausgangsebene gedreht werden müssen. Denn die stehen noch queroval und müssen nun längsoval eingestellt werden. Es erfolgt also eine Rückdrehung des Kindes um 90°, damit die Schultern längsoval den Beckenausgang passieren können. Das Kind hat jetzt die gleiche Position wie zu Beginn beim Eintritt in das Becken.

Um sich das ganze vorzustellen, ist es echt hilfreich, sich das Becken mal anzuschauen und auch einen Blick in den Atlas auf die Beckenbodenmuskulatur zu werfen. Dazu noch die Zeichnungen in der dualen Reihe Gyn anschauen(das sind nicht wenige, gibt extra ein Kapitel zum Geburtsmechanismus).


PS: @lilu, manchmal braucht man auch Werkzeug, die ominöse Geburtszange z.B. ;-)