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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studienort relativ egal?



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XZar
24.11.2007, 08:08
Hallo :-)

Ich würde gerne mit euch ein Thema diskutieren, was mir auf der Seele liegt. Viele Studenten zieht es ja generell in den Süden der Republik, vor allem München, Freiburg, Tübingen und Heidelberg sind ja immer stark begehrt. Letztes vermutlich insbesondere, wegen des Films Anatomie ;-) .

Meine Frage ist nun, ob sich das im Endeffekt wirklich lohnt. Klar, manche der südlichen Universitäten haben viele Nobelpreisträger hervorgebracht (was aber teilweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts war...) oder haben eine lange Tradition, auf die sie zurückblicken können. Alles schön und gut.

Es ist nur die Frage, ob man als Student in der Lehre davon profitiert. Vermutlich wohl eher nicht. Es gibt natürlich gewisse Unterschiede, z.B. diverse Modellstudiengänge oder Zusatzangebote, aber ob die wirklich den Lebensweg und die Karriere stark beeinflussen wage ich mal anzuzweifeln. Letzdenendes machen alle Studenten das gleiche Staatsexamen nach theoretischen 6 Jahren und 3 Monaten, wodurch man seine Ergebnisse ja gut vergleichen kann. Ein belibiger Student aus irgendeinem Kudorf mit einer 1 wäre also besser als ein Tübinger mit einer 2. Daran gibt es wohl nichts zu rütteln. Und ob man den Löffler in X oder in Y lernt, macht wohl auch keinen Unterschied,

Zudem ist es schon manchmal verwunderlich, welche steile Karriere Mediziner hinlegen, die an einer eher unbeliebteren Universität studieren. Unter den den Professoren habe ich mittlerweile viele kennengelernt, die aus den unterschiedlichsten Ecken von Deutschland kommen. Ein gutes Beispiel wäre auch Oliver Brüstle: Studium in Ulm, Post-Doc in den USA, mit damals 39 Jahren jüngster Professor in Bonn.

Ich bitte euch mal eure Meinung hierzu. Haltet ihr den Studienort für karrieremäßig ausschlaggebend in der Medizin oder würdet ihr euch mir anschließen, dass es weietsgehend egal ist?

gruß
XZar

Mr. Listen
24.11.2007, 09:42
weitestgehend ist leicht untertrieben. Es ist S.....SEGAL.

Mal davon abgesehen war dieses Jahr (oder bisserl früher) afaik Greifswald der Ort mit der höchsten Bewerber/Plätze Ratio und nicht irgendwas hier im Süden. Nur so...

Das Beispiel von Prof. Brüstle kannst du beliebig weiter führen, es hat einfach rein gar nix mit dem Studienort zu tun. Das einzige worauf ich achten würde, ist dass mir die Stadt gefällt und ich nicht gerade mit Verzögerungen aufgrund nicht vorhandener Kursplätze zu rechnen habe - wobei das in HM meist ehh nicht so ein Problem ist.

ml

Xela
24.11.2007, 12:25
Viele Studenten zieht es ja generell in den Süden der Republik, vor allem München, Freiburg, Tübingen und Heidelberg sind ja immer stark begehrt.
das halte ich für absoluten humbug.

Hardyle
24.11.2007, 14:08
Ich werde zukünftig auch in Ulm studieren ... habe aber dieses Jahr schon oft von ebenfalls Medizin interessierten Studienbewerbern und sogar dem ein oder anderen Arzt, warum ich denn in Ulm studieren wolle, wenn dann solle ich doch an einer angesehenen Universität (gemeint war hier Tüb und HD) studieren (wobei der Arzt seine Frage im Anschluss überdacht hat im Gegensatz zum Abiturienten) ...

Ich persönlich halte es für unwichtig welchen "Ruf" bzw. Bewerberquote die Uni hat, für mich zählt ebenfalls - wie oben erwähnt - die Stadt, die Umgebung, das Angebot und nicht zu vergessen das Privatleben! ;)

Fino
24.11.2007, 15:53
So ziemlich wurscht. Mir hat mal einer meiner Chefs folgendes erzaehlt:
er hatte vor ein paar Jahren eine PJlerin aus Deutschland (studierte an einer der sog. Elite-Unis). Sie war im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit einem recht anspruchsvollen thema beschaeftigt, was dem Chef zunaechst imponierte. Einmal jedoch ergab es sich, dass diese PJlerin ein Herzgeraeusch, das man einfach nicht ueberhoeren konnte, nicht wahrnahm, was ihn sehr verwunderte. Er wunderte sich so lange, bis er sah, dass sie das Stethoskop falsch herum in den Ohren hatte. Darauf angesprochen, guckte sie ganz ueberrascht, meinte, sie habe das nicht gewusst, dass man ein Stethoskop auch "falsch" herum tragen koenne und erzaehlte, dass es ihr allerdings schon in der Vergangenheit mehr als einmal passiert sei, dass sie als einzige nichts habe hoeren koennen...
Mag ja sein, dass sie an irgendwelchen hochtrabenden Forschungsprojekten beteiligt war, aber die absoluten Basics hatte sie an ihrer "Elite-Uni" nicht gelernt.

Ich selbst hatte auch mal einen PJler von derselben "Elite-Uni", der schlichtweg von Anamnese und koerperlicher Untersuchung keinen Plan hatte. Mir war das geradezu peinlich, als meine britischen Kollegen ueber den "medical student from Germany" den Kopf schuettelten und es beaengstigend fanden, dass er innerhalb weniger Monate als Arzt auf die Menschheit losgelassen werden wuerde.


Verstehst Du, worauf ich hinaus will?
Wichtig ist, dass Du Dich an Deinem Studienort wohl fuehlst. Die Examina sind standardisiert, und das meiste wird eh' am heimischen Schreibtisch oder in der Bibliothek gelernt.
Doktorarbeiten bekommst Du so ziemlich ueberall. Und solltest Du im Laufe der Zeit merken, dass Du an bestimmten Themen arbeiten willst, die es nur an bestimmten Unis gibt, kannst Du immer nocht wechseln - es gibt sowieso keinen Forscher, der seine gesamte Laufbahn an ein und derselben Uni verbracht hat.
Und wenn Du primaer Kliniker werden willst, denke ich, hast Du wahrscheinlich an den "Nicht - Elite- Unis" sogar bessere Karten, weil die ganze Energie des Personals nicht in der Forschung versickert, von der Du als Student nur sehr marginal profitierst, solange die Basics nicht gelehrt werden.
Wenn mir heute eine Uni fuers Medizinstudium aussuchen muesste, stuende keine einzige "Elite-Uni" auf meiner Auswahlliste.

Felicitas
24.11.2007, 18:56
Hi...

Mir hat die ZVS vor ein paar Jahren zufällig im Süden, an einer diesen öminösen Eilteunis einen Platzn zugewiesen....

Das Lehrsystem:
Ich bin das neue (?) Lernsytem (Blockunterricht, ein Fach, eine Prüfung...) in München, dieses "MECUM" einfach gewohnt, und ich muss sagen, bislang mochte ich es sehr gerne... , wobei viele sagen, vor der Einführung von MECUM währe das Studium besser, angenehmer usw. gewesen...

... mit dem System in der Klinik habe ich noch keine Erfahrung, ob es dann gut oder schlecht ist, keine Ahnung...

Am Studium im Süden gefällt mir persönlich am besten, dass es für mich Heimatnah ist. München ist schön, aber es gibt viele sehr schöne Plätze auf der Welt.

Was "Elite" angeht naja...
Ich persönlich bin überzeugt davon, dass es im Beruf, also im wahren Leben, sehr viel mehr auf dass ankommt, was Du kannst, und mit wieviel Intersse, Motivation und Leidenschaft Du bei der Sache bist. Dass die Leute in München am Ende mehr können, weil sie in München waren, das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Meinen Kram habe ich bislang immer Zuhause gelernt.

Was ich mir jedoch vorstellen kann, ist, dass bei dem ganzen Rummel, der um diese Eliten gemacht wird, der ein oder andere CA den Bewerber aus der "Eliteuni", dem Bewerber aus der Nicht- Eliteuni bei gleichen Noten vorzieht.... ... es sei denn, dieser CA hat die Erfahrung gemacht, von welcher mein Vorredner berichtet hat :-D
...und möglicherweise ist es aus demselben Grund einfacher, eine Stelle in der Forschung zu bekommen, wenn man bei der Eilte war :-nix

SynC
25.11.2007, 14:31
Das ist doch gerade eines der schönen Dinge am Medizinstudium: es gibt kein "Zweiklassensystem" der Unis wie das z.B. in BWL der Fall ist.
Wer in diesem Fach motiviert ist und gut abschließt, hat später überall gute Chancen, egal wo er studiert hat.
Einschränkend kann man vielleicht die Forschung davon ausnehmen. Ich denke im Bereich der Forschung kann es wichtig sein, welches Umfeld man hat. Forschungsgelder, Reputation der Einrichtungen und vor allem der forschenden selbst, mit denen man dann ja zu tun hat, können da wesentliche Schlüsselpunkte in einer Forscherkarriere sein.
Aber naja,...auch das braucht die meisten von uns nicht zu sehr zu besorgen, wir wollen ja schließlich Ärzte werden :-top

hypnotel
25.11.2007, 15:53
Viele Studenten zieht es ja generell in den Süden der Republik, vor allem München, Freiburg, Tübingen und Heidelberg sind ja immer stark begehrt.
das halte ich für absoluten humbug.Für mich kamen seinerzeit auch nur Unis in Frage, wo mer hochdeutsch schwätze tun.
:-party

Xela
27.11.2007, 14:29
Für mich kamen seinerzeit auch nur Unis in Frage, wo mer hochdeutsch schwätze tun.

du hast mich verstanden.. :-party

XZar
27.11.2007, 17:05
Naja selbst bei der Forschung ist es vermutlich nicht so wichtig. Ich persönlich empfinde auch "theoretische" Fachärzte in Unikliniken, wie Pathologen, Neuropatholgen, Virologen, Humangenetiker, etc. tendenziell als Forscher. Gilt natürlich nur eingeschränkt, da sie in der Regel keine "Vollzeitforscher" sind wie reine Naturwissenschaftler, aber dafür immer noch mehr Zeit dafür aufwenden, als Leute aus den klinischen Fächern.

Und unter Professoren der oben aufgeführten Fächer gibt es ebenfalls viele Professoren, die bunt zusammengewürfelt aus ganz Deutschland kommen. Prof. Oliver Brüstle erwähnte ich ja schon, da er der mir bekannteste ist, aber es gibt viele weitere Beispiele, die das bestätigen.

PS: Außerdem beginnt in der Regel das richtige Forscherleben ja erst nach dem Studium. Und wenn man sehr gute Leistungen erzielt hat, kommt man sicherlich in Deutschland irgenwo unter, oder bewirbt sich für ein Stipendium in den USA, oder oder oder...

gruß
XZar

/PS: Ich gehöre übrigens seit einigen Wochen zur "Exellenz" :-? , da ich in Aachen Medizin studiere. Man muss aber natürlich zugeben, dass Aachen dies nicht primär seiner medizinschen Fakultät zu verdanken hat und ich mir auch nicht vorstellen kann davon jemals zu profitieren. Allerdings liegt fast "nebenan" das Forschungszentrum Jülich, in dem ja auch der aktuelle Physiknobelpreisträger forscht (oder geforscht hat?) und dies hat schon eine recht große medizinsche Forschung. Naja mal gucken, was die Zeit so bringt.

ringelflocke
28.11.2007, 14:48
Wenn mir heute eine Uni fuers Medizinstudium aussuchen muesste, stuende keine einzige "Elite-Uni" auf meiner Auswahlliste.

welche wären das denn und wieso?

GOMER
28.11.2007, 16:15
Ich war zur Vorklinik in HD, und es hat mir da überhaupt nicht gefallen. Andere fanden es ganz toll. Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, ich würde mir meine Uni danach aussuchen, welche Stdt mir gefällt, wie die Verkehrsanbindung ist, wie die Lebenshaltungskosten sind, etc., ein Studium an der Uni XY garantiert keine Karierre, ein Studium an der Uni ZZ verhindert keine.
Hauptargument, was die Unis angeht, wäre für mich die Semestergröße, wir waren damals in HD für meinen Geschmack einfach zu viele Leute.

SynC
30.11.2007, 16:10
Da hast du Recht Gomer. Semestergröße war auch ein Kriterium für mich. Vorklinik in Tü mit ca. 170 Mann und nun Klinik in HD - da spielt es eh keine Rolle mehr, da man zu 40-50er Untergruppen zusammengefasst wird.

Hardyle
30.11.2007, 21:02
Wo kann man denn eigentlich herausfinden wie viele Studenten pro Sem. aufgenommen werden?

Jauheliha
30.11.2007, 21:19
Das kannst du dir auf der ZVS-Seite ansehen, unter Download... aber ich glaube nur für's laufende Semester.

Hardyle
30.11.2007, 21:29
Meinst du die "Angebot und Nachfrage"-pdf? Würde das dann heißen, dass die Uni Ulm rund 388 Erstis dieses Jahr aufgenommen hat?

Jauheliha
30.11.2007, 21:39
Ach, guck mal unter "Fächer", da kannst du es auch direkt sehen und auch für die vergangenen Semester, ohne die ganze Rechnerei :-wand :-)

alley_cat75
30.11.2007, 22:08
Einzig und allein die Endnote zählt. Und wenn Du Karriere machen willst, ob Du promoviert hast und falls ja, ist hier auch die Note von Bedeutung. 1er Examen in Jena wiegt tausend mal mehr als 3er Examen in Tübingen. Heute muss man ja schon froh sein, überhaupt irgendwo einen Platz zu bekommen. Und dann wird 6 Jahre geackert, egal wo. Von amerikanischen Verhältnissen sind wir weit entfernt und das ist auch verdammt gut so. :-dafür

Hardyle
30.11.2007, 22:26
@Jauheliha: Danke für den Tipp! Habs gefunden, da heißt es 310 ...

derAnda
01.12.2007, 11:43
Die Semestergröße an sich ist aber ne sehr abstrakte Zahl. Richtig bewerten kannst das eigentlich nur, wenn du weißt auf wie viele Blöcke, Gruppen, etc. das alles geteilt wird. Pflichtkurse finden i.d.R. eh in Kleingruppen von 2 bis 20 Leuten statt. Das Ganze ist also mehr ein soziales Kriterium - also ob du befürchtest "unterzugehen".
Klar, weniger Studenten schaden der Lehre nicht, aber wenn du "x-hundert Studenten im ersten Semester" ließt, dann heißt das nicht dass sich je zwei duzend Leute um ne Leiche, Laborplatz oder Patienten prügeln müssen.
In der Klink (Achtung: relevanter Ausbildungsabschnitt) hast du dann eh nur noch so um die Hälfte (Z.n. Physikum), oder ein gar ein Viertel (wenn die Leute auch noch auf je 2 Module o.ä. aufgeteilt werden) der Studenten pro Semester von denen die ursprünglich mal angefangen haben.