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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neurochirurgie



Lava
10.12.2007, 16:52
Hi,

ich weiß ja, dass hier auch ein paar Neurochirurgen im Forum herumschwirren. Wäre schön, wenn mir jemand vielleicht bisschen über seine Klinik, die Arbeitsbelastung, die Ausbildung und das Arbeitsklima erzählen könnte. Ich überlege, mich neben (Unfall)Chirurgie auch nur NCH zu bewerben, weil ich das früher eigentlich immer wollte. Hab da eine Famulatur gemacht und 4 Monate PJ, kenne mich also etwas aus in dem Fach. Ich kenne aber nur zwei Häuser: Freiburg und Basel, die beide sehr unterschiedlich sind. Das eine sehr groß, mit modernster Technik, gutem Ruf aber leider sehr sehr rauem Klima - das andere deutlich kleiner und provinzieller, dafür mit familiärer Atmosphäre.

Wieviele Betten? Wie läuft das bei euch mit der Intensivzeit? Gibt es eine eigene NCH Intensiv oder eine interdisziplinäre? Wie früh dürft/müsst ihr dorthin? Wie lange? Länger als ein halbes Jahr? Ab wann müsst ihr Dienste machen und wie stressig sind die bzw. für was seid ihr da zuständig? Was Freiburg anbelangt finde ich es ganz clever geregelt, dass erst die erfahrenen Assistenten Hausdienste machen. In Basel mussten da auch schon die Assis im ersten Jahr ran :-(

stranamore
11.12.2007, 12:32
Hi,
schließe mich Lava an, wenn jemand einer NCh Abteilung kennt, in der man neben der Arbeit auch leben kann - wäre nett wenn Ihr es uns wissen lasst.
Atmosphäre zählt, finde ich deutlich mehr als Ausstattung und Größe der Abteilung (weiss wovon ich rede).
Mit den Diensten wird man wahrsch. überall schnell ins kalte Wasser geworfen, allein schon wegen der ubiquitären Ärzteknappheit.
Fange ab Januar in einer Nch in der Schweiz an zu arbeiten, das wird aber zeitl begrenzt sein, möchte danach tendenziell auch wieder nach D zurück.
(Lava: kann dann aber gerne Bericht erstatten).
Viele Grüße

Stranamore

Lava
27.12.2007, 16:54
*hochhol*

Lava
24.03.2008, 16:01
*mal wieder hoch hol*

Zufällig jemand hier, der was sagen kann?

Moorhühnchen
24.03.2008, 16:26
Nun ja, meine "Erfahrung" in der Frankfurter Uni-NCh beläuft sich auf gerade einmal eine einzige Woche Blockpraktikum...

Es gibt dort die ICU (4 Betten), eine neurochirurgische Intensiv (8 Betten), 2 Allgemeinstationen mit je 23 Betten und eine Privatstation mit 10 Betten.
Es wird von oben viel gefordert und soweit ich weiß, haben alle Mitarbeiter eine opt-out-Regelung unterschrieben, frag mich nicht mit wie vielen Stunden, aber ich meine eine 60-h-Woche in Erinnerung zu haben....

Das Klima, welches ich als Blockpraktikantin mitbekommen habe, war sehr nett. Lag aber auch an meiner "Lieblings-Assistentin".
Einer der OPs ist super-modern, mit von hinten angeleuchtetem blauen Plexiglas DER Vorzeige-OP der ganzen Klinik ;-) ... die anderen OPs wirken eher altmodisch, mit grünen Fliesen halt...

Von den Diensten weiß ich leider nicht viel - nur daß meine Neuro-Assis am peripheren Haus angeblich "immer die selben Neurochirurgen" im Nachtdienst am Telefon haben, die ich beide kenne und daher beide länger als 2 Jahre dort sein müssen.... natürlich werden dort auch andere Assis Dienste machen - aber vielleicht gehn die nicht ans Telefon? ;-) :-D

Mit mehr Infos kann ich leider nicht dienen, nur ein Link: http://www.kgu.de/neurochirurgie/

Vielleicht hängen sich ja noch ein paar Leute dran... :-top

Doctöse
24.03.2008, 16:51
So, dann erzähle ich mal was über die Neurochirurgie des Uniklinikums Essen. Habe dort 2 Wochen Blockpraktikum gemacht und es war auch meine gewünschte chirurgische Abteilung.

-80 Betten, 4 Stationen inklusive Kinderstation
-eigene Intensivstation mit 10 Betten
-IMC mit 10 Betten

-3 OP-Säle, die ständig aufgerüstet werden (letztes Jahr zur Zeit des Blockpraktikums kam irgendein Höllenmikroskop :-)))

Arbeitsbelastung ist relativ hoch, viele Dienste, da akuter Assi-Mangel (damals 4 offene Stellen). Bedingt dadurch, aber auch mit voller Besetzung (!), kriegen die Assis dort ihren OP-Katalog in Mindestzeit voll.
Das Arbeitsklima empfand ich trotz allem als sehr angenehm, was mir mein betreuender Assi und Oberarzt bestätigt haben.
Interessant fand ich die Kinder-NC, die es ja nicht überall gibt.
Zur Dauer der ITS-Rotation kann ich nichts genaues sagen, meine aber, es wär mehr als ein halbes Jahr.
Der OP-Plan wird meist eingehalten (wir sind schließlich nicht bei den Viszeralos :-D), in einem OP laufen immer Bandscheibensachen, in einem meist nur Schädel-OPs und im dritten ist es bunt gemischt.
Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit dort Spaß macht, allerdings mit über 10 Diensten im Monat ist es sicher nicht ganz so lustig, zumal man quasi ein Abo auf den Schockraum hat :-keks Wenigstens hat man wirklich tolle Oberärzte im Hintergrund.
Vielleicht ist es mit mehr Assis im Boot angenehmer. :-nix

NeuroChirurg
24.03.2008, 16:54
Ich Arbeite in einem relativ großen KH der Maximalversorgung, in meiner Assi Zeit hatte einen sehr netten OA der mir viel gezeigt hatt und sozusagen mein Mentor war. Das mit deim rauen Umgangston ist nich ganz Unwahr aber ich denke das ist fast in jeder Chirurgischen Abteilung so. Also ich bereue es aufjedenfall nicht in dem Fach meinen Facharzt gemacht zu haben. Wenn du noch Fragen hast stehe ich gern zur Verfügung.

Gruß

el_corazón
24.03.2008, 17:07
Meine Erfahrung zur Erlanger NCH im einwöchigen Blockpraktikum:
Assis und die meisten der OAs OK, dafür ein absolut unerträglicher, ..., ..., leitender OA, zum CA kann ich nichts sagen (ist so vor 2,5 a neu berufen worden), haben damals ihre Stellen nicht vollbekommen, sehr hoher Durchsatz an Assis in vergangenen Jahren, damals ist keiner vor 19 Uhr außer Haus, sehr hohes Arbeitsaufkommen, dafür hat zumindest der eine Jungassi auf meiner Station im OP was machen dürfen.
Mehr kann ich leider auch nicht sagen, aber wenn ich NCH machen wollte, würde ich dort nicht anfangen wollen.

Lava
24.03.2008, 17:48
Ich halte fest: man muss das Fach schon sehr lieben, weil die Arbeitszeiten einfach überall unmenschlich sind :-keks

Hat jemand Erfahrung mit kleineren Häusern oder zumindest nicht-Unikliniken?

Hypnos
24.03.2008, 17:55
Ich halte fest: man muss das Fach schon sehr lieben, weil die Arbeitszeiten einfach überall unmenschlich sind :-keks

Hat jemand Erfahrung mit kleineren Häusern oder zumindest nicht-Unikliniken?

Jupp - kann Dir von einem Haus in Münster berichten, wo die Arbeitszeiten ähnlich sind, bei mäßigem Betriebsklima...
Davon abgesehen könnte ich aber eh nicht verstehen, wie man heutzutage noch in Deutschland ein operatives Fach erlernen möchte. Arbeitszeiten in allen Häusern, die ich bisher kennengelernt habe (ca. 15) sehr bescheiden, wenig Freizeitwert, hohe Arbeits- / Dienstbelastung und bescheidene Bezahlung (gut, letztere habe ich auch, aber wenigstens eine adäquat eingehaltene tariflich vereinbarte Arbeitszeit).

Wie dem auch immer sei, ich fühle mich auf der anderen Seite der Blut-Hirn-Schranke recht wohl.

Meint

Hypnos

Relaxometrie
24.03.2008, 21:47
Arbeitszeiten in allen Häusern, die ich bisher kennengelernt habe (ca. 15) sehr bescheiden

Kleine Zwischenfrage am Rande:
Hast Du an allen Häusern auch selbst gearbeitet? Das wäre ja ein heiteres Kommen, Gehen und Neubewerben gewesen :-)) :-((

Lava
25.03.2008, 18:16
Jetzt, wo ich gerade NCH fürs Examen lerne, muss ich zugeben, dass ich mich aber wieder zunehmend reizt :-blush

Albaner
25.03.2008, 23:16
Ich arbeite seit ueber einem Jahr in der Allgemein - Unfallchirurgie und hab in den naechsten Tagen ein Vorstellungsgespraech in der Neurochirurgie. Hab, ausser einem Blockpraktikum von zwei Wochen in Essen nix mehr drauf und bin noch nicht ganz entschlossen. Wie sieht die Zukunft aus? Arbeitsbelastung? Dienste? Wie klappt es mit der Niederlassung?

Irgendwie hat mich das Fach immer gereizt! Mal sehen was sich das Vorstellungsgespraech und die Hospiz ergibt...

Hypnos
26.03.2008, 06:17
Kleine Zwischenfrage am Rande:
Hast Du an allen Häusern auch selbst gearbeitet? Das wäre ja ein heiteres Kommen, Gehen und Neubewerben gewesen :-)) :-((

Nun, wenn Du Praktika und Hospitationen dazuzählst - ja.

stranamore
02.04.2008, 17:26
Also nach ein paar Monaten NCH kann ich sagen: Arbeitzeiten schon lang, aber Innere (Uniklinik) war deutlich schlimmer (vielleicht nicht von den Arbeitszeiten aber vom Stress).
Hoffentlich bleibts so (auf Holz klopf).
Kennt denn jemand einen niedergelassenen Neurochirurgen?
Spinale NCH scheint eine Nische zu sein, aber das scheint in D vielfach eher von den Orthopäden gemacht zu werden...

Lava
02.04.2008, 21:08
Ja, kenn ich. War OA hier in FR in der Uni und hat jetzt Belegbetten in einem anderen KH. Macht aber eigentlich nur noch Wirbelsäule, also nix mehr mit Kopf :-?

stranamore
03.04.2008, 12:51
Und ist er zufrieden?
Sehe halt täglich ausgebrannte 50jährige OÄ vor mir, die seit Jahren alle paar Nächte operieren mussten und jetzt einfach "kaputtgearbeitet" sind: dieses Chirurgenschicksal möchte man ja dann nicht unbedingt teilen.

Lava
03.04.2008, 21:44
Och , ich bin ihm nie begegnet. Aber ich glaube schon, dass er zufrieden ist. Er war wohl sehr gut und hätte längst leitender OA oder CA sein können irgendwo. Stattdessen hat er sich aber für die Selbstständigkeit entschieden. Mir wär das ja nix mit nur Wirbelsäule... aber sein eigener Herr sein hat schon was Gutes.