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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Würdet ihr es noch mal tun?



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fruggle
12.12.2007, 20:39
Hallo,

der Arztberuf erfordert sehr viel Hingabe und Verantwortungsbewusstsein, Disziplin und Arbeitseifer, da es schließlich um das Leben anderer Menschen geht.
Dabei kommt es häufig vor, dass eigene Interessen, Freizeit und sogar Familie zu kurz kommen.

Mich würde interessieren:

Hättet ihr die Möglichkeit euch noch mal zu entscheiden, würdet ihr erneut Medizin studieren, um der ärztlichen Tätigkeit nachzugehen, so wie ihr sie nun kennengelernt habt?

MrPink
12.12.2007, 20:47
NEIN !!!!

Relaxometrie
12.12.2007, 20:58
Hättet ihr die Möglichkeit euch noch mal zu entscheiden, würdet ihr erneut Medizin studieren, um der ärztlichen Tätigkeit nachzugehen, so wie ihr sie nun kennengelernt habt?

Wenn man denn tatsächlich ÄRZTLICHE Tätigkeiten verrichten würde, so wie man es sich so naiverweise vorstellt, und wenn ich mein Interesse an den fachlichen Inhalten in den Vordergrund stelle, so lautet meine Antwort: ja, ich würde jederzeit wieder Medizin studieren.

Wenn ich die tatsächliche Arbeit und die massiv frustrierten Kollegen sehe (bin seit 5 Wochen dabei): NEIN

MrPink
12.12.2007, 21:14
.....die massiv frustrierten Kollegen sehe....

:-meinung

Tombow
12.12.2007, 21:27
Kleiner Tip gegen Frust: Kittel zuhause waschen! In den meisten Krankenhauswäschereien scheint ein frusthaltiges Präparat im Gebrauch zu sein, so daß die Frust in den Kittel quasi "eingewaschen" wird. Man merkt es daran, daß die Frust sofort einsetzt nach Anziehen der "Arbeitskleidung" und sich mindert beim Ablegen dessen. Klartext - dem ist nicht zu entkommen, es sei denn, man verzichtet auf jegliche Art von Arbeitskleidung, sei es die grüne/blaue/wasauchimmer OP-Montour oder der Kittel. Eher früher als später gehört man mit zu den "gefrusteten Kollegen".

Viel schlimmer ist es, daß manche Kollegen darauf paradox reagieren und ungeahnte Verpisser-Qualitäten entwickeln. So mancher davon könnte ruhig der Titelanwärter auf dem "Great Verpisser"-Preis sein.

Rugger
12.12.2007, 21:33
Ja.
Die Begleitumstände mögen zwar teilweise ätzend sein, aber die Arbeit macht Spaß wie kaum was anderes.

R.

Relaxometrie
12.12.2007, 21:50
Viel schlimmer ist es, daß manche Kollegen darauf paradox reagieren und ungeahnte Verpisser-Qualitäten entwickeln. So mancher davon könnte ruhig der Titelanwärter auf dem "Great Verpisser"-Preis sein.

Soll ich etwas sagen, von dem ich bis vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten hätte, daß ich es sage?

Ich verstehe die Great-Verpisser!

Man wird ausgesaugt, wenn man sich nicht wehrt.
Ich bin auf der geschlossenen Aufnahmestation der Suchtabteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Die Einarbeitung ist ein schlechter Scherz. Die Ärztin, die mir als Mentorin zugeteilt wurde, hat eine 75%-Stelle und ist während der Arbeit ständig auf der Flucht. Wenn ich eine Frage stelle, heißt es meistens "Ja, Moment, ich muß nur noch eben......". Eine Antwort zu erwarten ist also meist zwecklos.
Theoretisch sind wir mit 2,75 Assistentenstellen auf der Station. Praktisch fehlt wegen des Schichtdienstes, oder wegen Vertretungstätigkeit auf anderen Stationen, fast immer einer oder zwei. Ich werde meine Fragen nur sehr schleppend los, so daß ich oft nicht effizient weiterarbeiten kann. Da hält sich dann mein Engagement, Überstunden zu machen, sehr in Grenzen, weil ich das Gefühl habe, den Kopf dafür hinhalten zu müssen, daß ich mies eingearbeitet werde.
Man kann die (Bürokratie-)Arbeit nur unter größtmöglicher "Abwimmelung" von ständigen Patientenanfragen schaffen. Bin ich also freundlich, empathisch, kongruent und verständnisvoll (oder wie sollte man nach Rogers nochmal sein???), so schaffe ich die Arbeit nicht.
Überstunden werden nicht bezahlt, und abfeiern kann man sie auch nicht. Der normale Jahresurlaub ist ja schon kaum zu nehmen.
Man hat also die Wahl zwischen "Ich mache die Arbeit schnellstmöglich, gebe der Bürokratie den Vorrang und behandele die Patienten rein menschlich gesehen suboptimal" vs. "Ich bin ein Arzt, der die Rogers-Ideale verkörpert, erledige eine von beiden Arbeiten (Verwaltungsarbeit oder Patientenkontakt) in meiner Freizeit und bin immer und überall offen für die Belange der Patienten."

Ich habe mich derzeit für den ersten Weg entschieden. Wenn ich die frustrierten Kollegen, das überarbeitete und entnervte Pflegepersonal und die Bürokratie sehe, ist mir klar, daß der Beruf eine Tätigkeit zum Geldverdienen ist. Mehr leider nicht.

Tombow
12.12.2007, 22:11
Zu schade, daß du dabei Sachen wie Integrität und das eigene Gewissen dabei vergißt. Viel Spaß auf dem Weg zum Kollegenschwein (oder zur Kollegensau, je nach Geschlecht).

Wenn du denkst, den meisten von uns ginge es in den ersten Wochen anders, hast du dich gewaltig geschnitten. Ich wurde auch auf einer Station mit absolut minimaler Einarbeitung und chronischem Personalmangel ins kalte Wasser geschmissen. Der empathischste oder Rogers-konforme bin ich nicht und kann ein ziemlicher A***loch sein. Wie wäre es damit zu lernen, Kompromisse zu schließen?

Mir persönlich ist es am wichtigsten, gute Arbeit zu machen und meine Integrität zu behalten. Die Überstunden sind mir das durchaus wert. Verpisser-Mentalität führt nur dazu, daß man sich früher oder später auf NIEMANDEM MEHR verlassen kann, und das mit ABSOLUTER Sicherheit. Willst du das? Schon im normalen Klinikalltag kann man sich nur auf wenige verlassen, verpissen ist der beste Weg, das eigene Arbeitsumfeld schlechter zu machen. Viel Spaß auf der Abwärtsspirale. So frei nach dem Motto "wenn sich der verpisst, verpisse ich mich auch". Na danke. Das war mit einer der Gründe für mich, die Stelle zu wechseln.

Was Einarbeitung und so betrifft - wie wäre es, ein wenig mehr Eigenengagement darin zu zeigen? Wenn dir keiner Fragen beantwortet, gibt's ja die Krankenhauseigene Bibliothek, PubMed und deine Erfahrungen aus PJ und Studium. Und wenn keiner Fragen stellt, kannst du ruhig dir auch hier und da die Entscheidungsfreiheit aneignen und Stück für Stück wachsen. Durch Verpissertum bleibst du höchstens auf deiner jetzigen Stufe. Und wenn es doch Fragen gibt (die gibt es immer), die dir eine Nummer zu groß sind, dann einfach sich fest verbeißen und nachfragen und nerven, bis du die Antwort bekommst.

Für mich ist der Job auch lediglich eine Tätigkeit mit der Möglichkeit zum Geldverdienen, aber eine, die ich mir selbst so ausgesucht habe und selbst zu essen habe. Meckern darüber, daß man Ar**h am Spies bekommt, wo man Ar**h am Spies bestellt hat, ist nicht drin.

Bin fast seit einem Jahr dabei und habe immer noch null Verständnis und Mitgefühl mit jeglicher Art von Verpisserei. 'Nuff said!!!

hennessy
13.12.2007, 06:51
Auf der einen Seite steht die tägliche Arbeit als Job, wie alle anderen auch. Ende des Monats gibts Geld und dafür wird gearbeitet. Die andere Seite, eine Idealvorstellung des Helfen-Könnens wird dadurch leider zu oft in den Hintergrund gedrängt.

Jedoch ist es jeden Tag, den ich in meiner Praxis verbringe, immer wieder aufs Neue eine persönliche Herausforderung für mich, diesen Spagat in eine mehr oder weniger große Parallelität zu bringen. So lange ich dies schaffe, werde ich weiter machen. Auch wenns manchmal schwer fällt. Denn mein Beruf gefällt mir und ich könnte mir nichts anderes vorstellen.

So gesehen würde ich es auch wieder tun. Allein schon wegen des Studiums. Das war geil!!

Doktor_No
13.12.2007, 14:59
ich schneide menschen den leib auf und bekomme noch geld dafür, was will ich mehr?! ;-)

hiddl
13.12.2007, 15:23
Ja.
Die Begleitumstände mögen zwar teilweise ätzend sein, aber die Arbeit macht Spaß wie kaum was anderes.

R.

So würde ich das auch sehen.

Ionamaria
13.12.2007, 15:25
ich finde es langweilig, dass wir Ärztinnen so unsexy aussehen.

Doktor_No
13.12.2007, 17:15
ich finde es langweilig, dass wir deutschen Ärztinnen so unsexy aussehen (müssen).

die meisten sehen eben einfach auch "deutsch" aus :-))


In Deutschland wird man schon blöd angeschaut wenn man ne Kette trägt und etwas mehr als nur dezente Ohrstecker.

bei uns hier nicht...



Ist eigentlich fast wie in einem Kloster....".

bei uns hier DEFINITIV nicht!!!!!!


auf Sex hat man auch keine Lust mehr....

EINSPRUCH ;-)

Relaxometrie
13.12.2007, 17:37
Viel Spaß auf dem Weg zum Kollegenschwein (oder zur Kollegensau, je nach Geschlecht).
Danke für die integeren (hast Dir Deine Integrität nach eigenen Angaben ja bewahrt) Äußerungen und Deine Fähigkeit, mich anhand eines Postings zu analysieren.
Warum diskutierst Du denn nicht halbwegs gesittet, ansatt mich sofort als Kollegenschwein zu bezeichnen? Würdest Du das im echten Leben auch machen, oder beflügelt Dich die Anonymität des Internets dazu, mal das zu sagen, was Du Dich sonst nicht traust?


Was Einarbeitung und so betrifft - wie wäre es, ein wenig mehr Eigenengagement darin zu zeigen? Wenn dir keiner Fragen beantwortet, gibt's ja die Krankenhauseigene Bibliothek, PubMed und deine Erfahrungen aus PJ und Studium.
Nochmal danke.
Die von Dir angegebenen Quellen werde ich mal befragen, wenn es darum geht, wie man diverse Dinge in das krankenhauseigene Informationssystem im PC eingibt. Oder wenn es darum geht, eine Struktur in die Laborwertanalyse zu bekommen, wenn die Blutröhrchen in 3 unterschiedliche Labore geschickt werden, und jedes Labor einen anderen Modus hat, einem die Werte mitzuteilen.
Was muß ich denn da in PubMed als Suchbegriffe eingeben? "Laborwerte, völliges Chaos, Kollegen sind an einer Klärung nicht interessiert"? Peinlich, daß ich nicht von selbst auf PubMed gekommen bin.

ebenfalls "'Nuff said!!!"

MatzeXXL
19.12.2007, 17:13
Sonst noch Kommentare zu diesem Thread? ;-)

Evil
19.12.2007, 20:15
JA !!!!

MatzeXXL
19.12.2007, 21:09
Warum? :-)

Feuerblick
19.12.2007, 21:13
Klare Frage, klare Antwort: Nein.

Die Begründung suche man sich bitte in den vorhergehenden Threads zu diesem Thema heraus. :-))

MatzeXXL
19.12.2007, 21:21
?? Ich dachte, du magst deinen Job? Du würdest es ernsthaft nicht wieder machen?
Ist doch toll, jeden Tag so viel zu erleben...

Feuerblick
19.12.2007, 21:44
?? Ich dachte, du magst deinen Job? Du würdest es ernsthaft nicht wieder machen?
Ist doch toll, jeden Tag so viel zu erleben...*schulterzuck* Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Habe ich aber auch schon mehrfach geschrieben, such halt man in den anderen Threads zum Thema...