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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Motivation zu Studieren?



Blondesgift
18.12.2007, 15:52
Da ich mich noch bei der Entscheidungphase befinde: Hebamme oder Medizinstudium (eine Ausbildung hab ich schon) wollte ich einmal fragen:

1. was war Euer Auslöser Medizin zu studieren?

2. Wenn man sich auf diversen Seiten Vorlesungs-Skripte ansieht und Klausuren, fühle ich mich ziemlich abgeschreckt und denk mir nur: wie kann man so viel lernen??? Wie schafft man die ganzen lateinischen Namen und 40 Seiten Stoff? Ging es euch am Anfang genauso und ist die Sorge unbegründet?

3. (alle guten Dinge sind drei):
Sieht man während einem Medizinstudium überhaupt die Sonne oder bedeuten die 10 Semester bis zum PJ nonstop Lernen. Wie habt ihr erlebt?

So, ich bin gespannt auf eure Antworten. Und nicht dass der Eindruck entsteht, ich wäre faul und suche eine einfaches Studium, nein, ich bin nur ein kleines bisschen pessimistisch, wenn ich die Menge Stoff sehe und frag mich ob andere sich sicher sind: ich pack das oder obs denen genauso ging.

Strodti
18.12.2007, 16:39
Hi,

ich will deine Fragen mal beantworten. Nun bin ich selber jetzt erst seit 3 Monaten dabei und habe vorher auch eine Ausbildung gemacht (Krankenpflege).

1. Auslöser Medizin zu studieren:

In der Oberstufe habe ich gemerkt, dass ich mit viel Freude "mit Menschen arbeite" und gerne "helfe". Diese abgedroschenen Phrasen füllten sich in ehrenamtlicher Tätigkeit in einer Hilfsorganisation mit Inhalten und der erste Wunsch nach dem Medizinstudium kam langsam auf.
Da mein Abitur eher mittelmäßig war (also keine Chance auf Zulassung hatte) und ich nach 13 Jahre Schule gerne etwas arbeiten wollte, habe ich die Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen.
Die praktische Tätigkeit im Krankenhaus und der schulische Unterricht haben mich sehr, sehr neugierig gemacht und ich hatte nach der Ausbildung das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Mich interessierten die Hintergünde und das eher oberflächliche Wissen in Krankheitslehre und Co. stellten mich nicht zufrieden.
Zu diesem Wintersemester kam dann die Zulassung.

2. Wie kann man das alles schaffen?

- Keine Ahnung ;-)
Also wir hatten bisher keine Klausur und ich kann dir nicht sagen, ob ich das mit dem effizienten Lernen gut hinbekomme, aber ich glaube ich habe nicht den Anschluss verpasst.
Klar: Es ist viel... und gerade wenn man nach Ausbildung und arbeiten das "Lernen" erst einmal wieder lernen muss.
Mein Gefühl: Man wächst mit seinen Aufgaben. Habe ich am Anfang große Probleme gehabt mein Oberstufenwissen Bio, Chemie, Mathe und Physik aufzufrischen, mehren sich jetzt die "Aha" Erlebnisse und ich verstehe ide Vorlesungen... Beim lernen zuhause mußte ich mich am Anfang ziemlich aufraffen mal 1-2 Seiten Vokabeln in Terminologie zu lernen, jetzt vor den Klausuren geht das ganz gut von der Hand und auch Fächer wie Biochemie verlieren (vorerst) ihren Schrecken.
Es wird bis zum Physikum immer mehr, mal sehen, wann die Motivation abnimmt. Bisher gehts.

3. Sonne und Medizinstudium:

Auch in der Vorklinik hat man Spaß... Sicher erlebt man nicht das "Studentenleben" von dem einem ein Pädagogikstudent erzählt, aber ich habe mir bisher immer meine unifreien Tage gegönnt und auch die ein oder andere Kneipe von innen gesehen. Man lernt viele neue und nette Leute kennen und selbst die Freundschaften daheim kommen nicht zu kurz. Viele Kommilitonen nutzen den Hochschulsport oder Sportvereine, spielen im Orchester/Band oder pflegen andere Hobbys.
Wer sich kein Hobby gönnt und nicht vom Schreibtisch wegkommt (natürlich gilt das nicht direkt vor den Klausuren/Testaten/...), hält das eh keine 6+ Jahre durch. :-meinung

Ich war am Anfang auch sehr pessimistisch, aber jetzt überwiegt die Freude am Studium.

kleinerMedicus21
18.12.2007, 18:11
Hi,

na dann geb ich auch mal meinen Senf dazu.

Also nen direkten Auslöser gabs bei mir zum Beispiel nicht, Medizin zu studieren. Ich glaube primär hat mich einfach so das Berufsfeld und die Wissenschaftlichkeit fasziniert, n bissl Menschen helfen war bestimmt auch dabei,aber nicht DER Auslöser schlechthin.
Wusste halt auch schon recht früh das ich das machen wollte und war dann umso glücklicher,als im Nachrückverfahren mein Platz von der ZVS kam.

Zum Thema Stoff: ok,sicher ist es viel und manchmal, gerade in der Vorklinik,nervt es auch wie Hölle.Ich gebe zu,einige Sachen auch wiederholt zu haben,sehe da nix schlimmes bei. Aber insgesamt ist es doch schaffbar und man gewöhnt sich ans Lernen.Zumal du ja auch nicht direkt am ersten Tag alle Vokabeln wissen musst,sondern du arbeitest dich ja nach und nach ein, so war es bei mir zumindest.

Und,ja, die Sonne sieht man definitiv auch.Wie mein Vorredner schon sagte, ohne mal was zu machen und Spass zu haben, wäre das Studium wohl kaum zu schaffen, denn bissl Privatleben muss auch einfach mal sein.Nur lernen überlebt man so lange Zeit doch gar nicht.

Lass dich von den Skripten, die du so im Netz findest, nicht demotivieren, dass sieht alles schlimmer aus,als es ist.Wenn du das wirklich machen willst und n bissl Selbstdisziplin mitbringst,dann kannst das auch sicher schaffen ;-)
Im Zweifen versuch es doch mal mit der Studienberatung, vielleicht haben die ja noch nen Tipp für dich.

Hoffe,das hat ein bissl geholfen.Schönen Gruß

Blondesgift
19.12.2007, 11:13
Hey

danke für die Antworten, hoff es komm noch ein paar :)

Ich finds super interessant, wie ihr das Studium empfindet und was die Motivation war zu studieren und auch, dass ich nicht allein bin mit dem Sorgen machen, wenn man sich die Skripte so durchguckt...

Gruß M.

hennessy
19.12.2007, 11:31
aus der Sicht eines Niedergelassenen:
Erst mal: Gratulation! Du hast Dich für einen tollen Beruf entschieden. Jetzt liegts an Dir, etwas daraus zu machen.
Bei mir wars so, dass ich eigentlich nie etwas anderes machen wollte. Also studierte ich anfangs HM und danach noch ZM. Der Stoff erschlug mich genauso wie alle anderen, die nicht LK Biochemie oder so was hatten. Wir bildeten von Anfang an eine Lerngruppe und praktizierten das Frage-und-Antwort-Spiel. Es dauerte zwar lange, bis alle begriffen hatten, dass man in der Lerngruppe bereits Wissen besitzen muss, aber dann klappte es auch ganz gut.
Gemeinsam nahmen wir auch am Uni-Sport teil und man fand uns auch in der einen oder anderen Kneipe. Zu schaffen ist alles. Mein (unser) Erfolgsrezept hieß: Kontinuierliches Lernen von Beginn an, aber nicht übertreiben dabei.

Jetzt als "Forums-Opi" kann ich nur sagen, es war einfach toll. Ich zehre immer noch von den gemeinsam verbrachten Stunden. Wir haben auch einen sog. "Jungkollegen-Abend" ins Leben gerufen, zu dem wir uns in unregelmäßigen Abständen schon seit über 10 Jahren treffen.

Resi-B
19.12.2007, 14:06
Sodele... ja...

Motivation...
Nach dem Abi hatte ich erhlich gesagt nicht recht die Ahnung was ich machen wollte. Es standen für mich einige Richtungen zur Auswahl, aber ich konnte keinen Studiengang finden, der wirklich zu mir und meinen Interessen passte.
Bio fand ich in der Schule toll - aber was damit machen? Labor bis an mein lebensende? Nee, danke.
Lehramt hat mich interessiert - aber nachher so verbittert enden, wie viele meiner Lehrer? Nee, danke.
Pharmazie lag in der Familie - aber das gleiche machen wie meine Geschwister kam einfach nicht in Frage.
Deutsch war mein Lieblings-LK - aber da Lehramt ausschied... was damit tun?
So gings immer weiter...
Zu diesem Zeitpunkt war Medizin einfach das, was im Ausschlussprinzip übrig blieb. Dafür sprachen: Kontakt mit Menschen, Naturwissenschaften, Ähnlichkeit zur Familientradition Pharmazie, nicht zuletzt aber auch die Tatsache, ein Studium anfangen zu können, mit denem einem später alle Tore offen stehen (Arzt in KH oder Praxis, Forschung (Bio-Vorliebe), Journalismus (Deutsch-Vorliebe), Lehramt (wer weiß...))
Ganz großer Kontrapunkt natürlich die vielen Unkenrufe der Ärzte und Studenten über schlechte Arbeitsbedingungen, angeblich unmögliches Familien-Gründen usw...

Nach vielen Zweifeln im ersten und zweiten Semester bin ich nun ziemlich sicher den richtigen weg zu gehen. Die perfekte Entscheidung gibt es nicht, aber ich gehe heute zur Uni und weiß, dass ich mich später als Arzt sehen möchte. Ich weiß nicht warum ich auf einmal so sicher bin, aber im Studium (auch in der Vorklinik) macht man soviele neue Erfahrungen, wo man einfach denkt "Hey,was hätte ich da sonst verpasst?"
Man ist in der Vorklinik nicht mit Patienten zusammen, nur ganz selten gibt es mal Patientenvorstellungen in den Seminaren oder es werden Kliniker eingeladen. Aber auch bei den Grundlagenwissenschaften (Biochemie, Physio) ist der klinische Bezug sehr dominant und das macht einfach Spaß.
Größte erfahrung der Vorklinik ist wohl der Präpkurs. Da bist du näher am Menschen, als du es vermutlich je wieder sein wirst. Ein Herz in der Hand zu halten, jedes Detail im Körper zu wissen, das ist einfach eine wahnsinnige erfahrung. Denn Medizin ist praktisch - in welchem fach sonst kann man sich selbst beim Lernen Modell stehen? ;-)

Au wei.. klingt jetzt ebstimmt alles total euphorisch...
Könnte daran liegen, dass ich am Freiotag grad meine letzte Prüfung für dieses Jahr erledigt habe ;-)
Denn viel Arbeit ist das Studium auf jeden Fall. Aber wenn man mitten drin steckt, wundert man sich meist selbst, wie gut und schnell man doch soviel Stoff lernen kann.
Hab also davor keine Angst. Es ist ätzend und nicht einfach, aber man lernt die sachen - irgendwie.

So, muss jetzt zum Präppen, hoffe ich konnte helfen ;-)