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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium mit 45 beginnen (!!)



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benutzername
23.12.2007, 23:37
Hallo! Ich trage mich gerade mit dem Gedanken, ein Medizinstudium zu beginnen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon 45 Jahre sein würde. In meinem bisherigen künstlerischen Beruf sehe ich aus verschiedenen Gründen keine Chancen für mich mehr, bei Medizin scheint, wie ich aus verschiedenen Beiträgen hier schliessen konnte, die Altersdiskriminierung nicht so ausgeprägt zu sein wie bei anderen Berufen.
Ich habe ein paar Fragen, vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen?

Wie stehen für mich, der ich vorher ein künstlerisches Fach studiert habe (2 Studiengänge), die Chancen, überhaupt einen studienplatz zu bekommen? (Abiturdurchschnitt 1,9). Würde bei der ZVS die Zeit in meinem Beruf als Wartezeit angerechnet, wie ich verschiedendlich gelesen habe?
Ist es für die Zeit des Studiums in meinem Alter noch möglich, ein Stipendium zu bekommen? Bafög ist ja über 30 nicht mehr möglich, wie ich hier irgendwo gelesen habe. Da ich in meinem bisherigen Beruf nicht viel verdient habe, konnte ich mir nur wenig zurücklegen.
Schöne Grüsse, ich würde mich über Hilfe und Tipps freuen!

Ex-PJ
24.12.2007, 11:29
Dauer mindestens 6 Jahre Studium (evtl. bei zu wiederholenden Prüfungen auch mehr) + mindestens 5 Jahre Facharztausbildung (evtl. auch länger) --> Alter bis zum Facharzt mindestens 55 J. Lohnt sich das?? Wäre evtl. Heilpraktiker eine Alternative?

M1911
24.12.2007, 11:46
Ich muss dazu mal ganz ehrlich sagen:


Wenn ich in Hamburg die grauen Bärte in der Vorlesung sehe, und es sind viele, dann kommt mir die kotze hoch. Jeder von denen die es mit 50 "noch mal wissen wollen", sind dafür verantwortlich, dass ein junger Mensch nicht studieren DARF.

Und das halte ich für eine schreiende Ungerechtigkeit. Der 20jährige kann erstmal 5 Jahre auf seinen Platz warten, während Opa mit 200 Wartesemestern einen Platz bekommt.

Ich spreche keinem 30jährigen das Recht ab zu studieren, aber meiner Meinung nach sollte das Ganze schon irgendwo begrenzt werden. Und kommt mir nicht mit irgendwelchen Steuern die ja schon 40 Jahre gezahlt werden.

Meine Meinung, und jetzt tretet mir vors Scheinbein...

Feuerblick
24.12.2007, 11:48
Nur dass der o.g. Mensch aus einem ganz anderen Topf gezogen wird. Er zählt nämlich zu den Zweitstudienbewerbern.
@benutzername: In diesem Unterforum finden sich einige gleiche "Schicksale". Vielleicht helfen dir ja die Beschreibungen weiter und deine Fragen sind damit schon beantwortet?

medijan
24.12.2007, 12:00
Du musst dich tatsächlich mit einer der Abschlussnoten vom Studium bewerben, wenn du einen Platz haben willst. Wenn du da was zu deinen Chancen wissen willst, müsstest du schreiben wie gut/schlecht die waren.

horsedoc
24.12.2007, 12:02
@ M1911: wenn du dich in der Schule ein bisschen mehr angestrengt hättest, müsstest du keine 5 Jahre warten! Kannst du entscheiden ob der "Opa" mit 40 weniger Recht hat zu studieren als der 20jährige mit nem Abi von 3,0?
In diesem Sinne: Frohes Fest! :-angel

@benutzername: Wenn du dein Studium mit gut oder sehr gut abgeschlossen hast, hast du ne Chance auf nen Studienplatz, wenn nicht wirds schwierig bis unmöglich...
LG

M1911
24.12.2007, 13:29
@ M1911: wenn du dich in der Schule ein bisschen mehr angestrengt hättest, müsstest du keine 5 Jahre warten! Kannst du entscheiden ob der "Opa" mit 40 weniger Recht hat zu studieren als der 20jährige mit nem Abi von 3,0?
In diesem Sinne: Frohes Fest! :-angel

LG

Musste ich nicht, aber diesen Tip werden alle sicher zu schätzen wissen... :-wand

benutzername
24.12.2007, 13:35
@ M1911: wenn du dich in der Schule ein bisschen mehr angestrengt hättest, müsstest du keine 5 Jahre warten! Kannst du entscheiden ob der "Opa" mit 40 weniger Recht hat zu studieren als der 20jährige mit nem Abi von 3,0?
In diesem Sinne: Frohes Fest! :-angel

@benutzername: Wenn du dein Studium mit gut oder sehr gut abgeschlossen hast, hast du ne Chance auf nen Studienplatz, wenn nicht wirds schwierig bis unmöglich...
LG


Ich danke euch für die Antworten, die mir schon mal weitergeholfen haben (bis auf eine :-) ) Also, mein Erststudium habe ich mit sehr gut abgeschlossen, bei meinem Zusatzstudium gab es keine Noten, nur bestanden oder nicht bestanden. Denkt ihr dass ich so einen Platz bekommen könnte, obwohl ich ja sicher wenige Punkte von der ZVS wegen der völlig anderen Fachrichtung meines vorherigen Studiums bekommen würde? Oder würde in dem Fall das Punktesystem wegfallen und ich wegen der 1,0 keine Probleme bekommen?

Was ihr da über den Facharzt sagt, hört sich so an, als müsste man in jedem Fall eine Facharztausbildung machen. Das war auch eine meiner Fragen. Stimmt das, oder könnte ich nach den 6 Jahren Studium auch einfach als Arzt irgendwo arbeiten (z.B. eine Praxis übernehmen)?

Auf die Abwertung der älteren Studenten will ich nicht so gerne eingehen. Ich will vielleicht nur soviel sagen: Es gibt in dieser Gesellschaft immer auch die Möglichkeit, tatsächlich ohne Verschulden und ohne die Möglichkeit, etwas zu ändern, in seinem eingeschlagenen Weg keinen Erfolg zu haben oder abgehängt zu werden. Das wird der M1911 hffentlich nie erfahren müssen. Aber ich denke, gesamtgesellschaftlich ist es immer noch besser, wenn man solchen, möglicherweise auch sehr talentierten Leuten, eine neue Chance gibt, damit sie wieder nützliche Teile der Gesellschaft werden können, als für sie für die restlichen 40 oder mehr Jahre ihres Lebens eventuell staatliche Unterstützung zahlen zu müssen (Hartz 4 z.B.).

Also, würde mich über weitere Tipps freuen! Grüsse!

Ex-PJ
24.12.2007, 14:02
Zitat:
"Was ihr da über den Facharzt sagt, hört sich so an, als müsste man in jedem Fall eine Facharztausbildung machen. Das war auch eine meiner Fragen. Stimmt das, oder könnte ich nach den 6 Jahren Studium auch einfach als Arzt irgendwo arbeiten (z.B. eine Praxis übernehmen)?"

Niederlassung geht als Kassenarzt geht nur mit Facharzt, als Privatarzt kann man sich theoretisch auch ohne Facharzttitel niederlassen, dann wird aber häufig von privaten Krankenversicherern ausreichende Kompetenz und damit die Rechnungsbezahlung angezweifelt.

benutzername
24.12.2007, 14:35
Zitat:
"Was ihr da über den Facharzt sagt, hört sich so an, als müsste man in jedem Fall eine Facharztausbildung machen. Das war auch eine meiner Fragen. Stimmt das, oder könnte ich nach den 6 Jahren Studium auch einfach als Arzt irgendwo arbeiten (z.B. eine Praxis übernehmen)?"

Niederlassung geht als Kassenarzt geht nur mit Facharzt, als Privatarzt kann man sich theoretisch auch ohne Facharzttitel niederlassen, dann wird aber häufig von privaten Krankenversicherern ausreichende Kompetenz und damit die Rechnungsbezahlung angezweifelt.

Danke für die Information.. Die Altersgrenze für die Kassenzulassung liegt, wie ich gelesen habe, bei 55 Jahren. Das würde also heissen, dass ich spätestens mit 43 bis 44 Jahren Jahren anfangen könnte zu studieren. Der Facharzt dauert ja mindestens 5 Jahre?. Die ganze Ausbildung würde also 11-12 Jahre dauern. Wie sind denn eurer Meinung nach die Chancen, mit ca. 50 Jahren eine Stelle für die Facharztausbildung zu bekommen? Hat man darauf einen Anspruch, wenn man ein abgeschlossenes Medizinstudium hat?

stud_tir
24.12.2007, 14:42
Wenn ich mich nicht sehr täusche, hat man keinen Anspruch auf eine Facharztausbildung - eine Assistenzarztstelle ist zuerst einmal genau das, eine Arbeitsstelle.

medijan
24.12.2007, 15:44
Also, wenn das nachvollziehbar stimmt, dass du mit deinem Abschluss (ganz) schlechte Chancen auf einen Arbeitsplatz hast, dann könntest du bei der ZVS sogar rel. viele Punkte bekommen.
Ansonsten: 4 für die Note + 1 für die Begründung = 5
+ evtl Dienst = sichere Zulassung in den letzten Jahren egal ob Sommer oder Winter. Ohne Dienst ist es dann nur im Winter sicher.

Zu den Chancen auf dem Arbeitsmarkt kann ich dir leider gar nichts sagen. Ich denke aber, dass hängt davon ab,
a) wie gut deine Studiumsnoten sind
b) ob du evtl. im PJ einen sehr guten Eindruck hinterlassen konntest
c) wie die Stellensituation in dem Moment ist
d) in wie fern man, wenn man deinen Lebenslauf ließt, das Gefühl haben kann dass du eine motivierte Bereicherung mit anderen Erfahrungen für das Krankenhaus bist und nicht jemand, der halt keinen Job finden konnte und dann Medizin als kleinstes mögliches Übel machen musste,
e) wahrscheinlich noch von 20 anderen Gründen die mir jetzt nicht einfallen

Du siehstaber: da sind ne Menge Faktoren drinn, die keiner vorhersagen kann.

ACP
24.12.2007, 17:21
Was mich besonders stört ist die genannte Motivation. Denn (bitte um Korrektur wenn ich mich hier verlesen haben sollte) es geht hier ja nur um Jobchancen im Alter. Wenn sie jetzt geschrieben hätten dass sie auf irgendwelchen verworrenen Wegen zur Medizin gefunden hätten, sich absolut dafür interessieren und jetzt unbedingt noch dieses Fach studieren müssen um zufrieden zu sein, dann hätte ich absolut Verständnis dafür und würde sie ermutigen das Studium auch so spät noch aufzunehmen. Denn so wären sie wahrscheinlich auf jeden Fall eine Bereicherung.
So muss ich aber sagen, dass ich das ganze ziemlich kritisch betrachte. Verstehen sie mich bitte nicht falsch ich habe absolut nichts gegen Zweitstudienbewerber. Aber mit 45 finde ich das schon ziemlich krass und denke es ist absolut nicht in Ordnung einem anderen evtl.jüngeren Zweitstudienbewerber den Platz zu nehmen.

Sirat
24.12.2007, 17:24
Hört mal endlich mit diesem "Platz wegnehmen" Argument auf!

Meuli
24.12.2007, 22:13
Hört mal endlich mit diesem "Platz wegnehmen" Argument auf!


:-dafür :-?

abi07
24.12.2007, 23:50
Was mich besonders stört ist die genannte Motivation. Denn (bitte um Korrektur wenn ich mich hier verlesen haben sollte) es geht hier ja nur um Jobchancen im Alter. Wenn sie jetzt geschrieben hätten dass sie auf irgendwelchen verworrenen Wegen zur Medizin gefunden hätten, sich absolut dafür interessieren und jetzt unbedingt noch dieses Fach studieren müssen um zufrieden zu sein, dann hätte ich absolut Verständnis dafür und würde sie ermutigen das Studium auch so spät noch aufzunehmen. Denn so wären sie wahrscheinlich auf jeden Fall eine Bereicherung.
So muss ich aber sagen, dass ich das ganze ziemlich kritisch betrachte. Verstehen sie mich bitte nicht falsch ich habe absolut nichts gegen Zweitstudienbewerber. Aber mit 45 finde ich das schon ziemlich krass und denke es ist absolut nicht in Ordnung einem anderen evtl.jüngeren Zweitstudienbewerber den Platz zu nehmen.
Jetzt sind wir also schon beim "Sie" und dann auch noch klein geschrieben...;-)

Spaß beiseite: Eine, die dieses WS mit mir in Kiel angefangen hat, war 52. Und einige andere waren auch schon jenseits der 40. Aber von all diesen Leuten habe ich gehört, dass sie das hauptsächlich für "sich selbst" tun - also eher weniger aus arbeitsmarkttechnischen Gründen. Denn im Bezug darauf lohnt es sich - so wie ich unbedeutende Nichtswisserin es sehe - eher weniger.

Ulle
24.12.2007, 23:52
Er prügelt sich wie gesagt um die 3%-Quote der Zweitstudienbewerber.

Ansonsten möchte ich zur Diskussion Studium im Alter nur sagen, dass das System ein wenig darin hinkt, dass die Wartezeitregelung bei Spätberufenen (ohne vorheriges Studium) die Sache so leicht macht. Während viele mit frischen Abitur wirklich die Wartezeit absitzen, ist die gefühlte Wartezeit für solche Kandidaten gleich null. Wenn es nach mir ginge, dürfte man auch noch mit 70 studieren - nur sollte man sich gleichermaßen qualifizieren - sei es über Leistung oder halt Wartezeit - ab Zeitpunkt der Bewerbung (und ja, auch diese Regelung hat ihre Nachteile).

Ex-PJ
25.12.2007, 07:20
Zitat: "Die Altersgrenze für die Kassenzulassung liegt, wie ich gelesen habe, bei 55 Jahren."
--> Richtig. In Zeiten beginnender Ärzteknappheit im niedergelassenen Bereich wird diese aber kurzfristiger, d.h. im Bereich von 3 - 8 Jahren, fallen.
Die Frage ist eher, ob man in der Lage ist in z.B. 10 Jahren ärztlicher Tätigkeit die Investitionskosten für eine Praxis zu tilgen. Zudem sollte man auch berücksichtigen, daß im Durchschnitt die eigene körperliche Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter (wenn auch individuell unterschiedlich) tendenziell sinkt und gleichzeitig "Wehwehchen" (z.B. Rücken , Bandscheibe), die evtl. Ausfall- oder Fehlzeiten mit geringerem Einkommen bedingen können, mehr werden.

Strodti
25.12.2007, 10:24
Er prügelt sich wie gesagt um die 3%-Quote der Zweitstudienbewerber.

Ansonsten möchte ich zur Diskussion Studium im Alter nur sagen, dass das System ein wenig darin hinkt, dass die Wartezeitregelung bei Spätberufenen (ohne vorheriges Studium) die Sache so leicht macht. Während viele mit frischen Abitur wirklich die Wartezeit absitzen, ist die gefühlte Wartezeit für solche Kandidaten gleich null. Wenn es nach mir ginge, dürfte man auch noch mit 70 studieren - nur sollte man sich gleichermaßen qualifizieren - sei es über Leistung oder halt Wartezeit - ab Zeitpunkt der Bewerbung (und ja, auch diese Regelung hat ihre Nachteile).

Also das ist auch nicht richtig... warum soll jemand, der sich nach dem Abitur z.B: erst mit der Erziehung seiner Kinder beschäftigt hat, dann noch eine Wartezeit absitzen? Um es Spätentschlossenen noch schwieriger zu machen? Nein... gleiche Möglichkeiten für alle. Es hindert keiner die jungen Abiturienten daran, die Wartezeit sinnvoll zu nutzen und diese nicht nur abzusitzen. Ausbildung, arbeiten, Familie, Reisen sind nur einige Möglichkeit.

fatman
25.12.2007, 10:24
Spaß beiseite: Eine, die dieses WS mit mir in Kiel angefangen hat, war 52. Und einige andere waren auch schon jenseits der 40. Aber von all diesen Leuten habe ich gehört, dass sie das hauptsächlich für "sich selbst" tun

Ich finde das bedenklich, wenn Leute aus solchen Gründen mit über 40 noch zum Studium zugelassen werden. Ganz ehrlich, wenn ich mit 45 zur Selbstverwirklichung nochmal um die Welt Reisen will und den Mt. Everest besteigen möchte zahlt mir das auch nicht der Steuerzahler. Ich würde auch nicht verlangen, dass man mir mein Geschichtsstudium bezahlt, wenn ich mit 57 frühpensioniert werden sollte und noch eine Beschäftigung suche.