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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Familien- und Kinderpolitik - Kinderarmut in Deutschland?



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Pünktchen
27.12.2007, 09:06
Moin :-)

ich weiß es existieren schon einige threads in denen die Familienpolitik in Deutschland angeprangert wird, in denen die Kinderarmut als Auslöser für viele Tragödien genommen wird. Zu wenig Geld, überforderte Eltern, Kindesmisshandlung/vernachlässigungen...

Als Kinderärztin in M-V habe ich in 2 Jahren echt viel gesehen und helfe den Menschen und Kindern lieber als über politische Missstände zu meckern, weil eh nichts bringt. Die ultimative Lösung habe ich nicht. Doch ich sehe täglich die vielen Kinder, die krank hier ankommen und von denen ich sagen möchte, daß sie in ärmlichen Verhältnissen leben. Und sich jeden Morgen dadrüber gedanken zu das man in Deutschland lebt udn es sowas nicht geben dürfte, bringt niemanden etwas (meine Kollegin sitzt seit 6 Monaten jeden Morgen in der Besprechung und schüttelt fassungslos den Kopf).

Wir haben ja in Deutschland eine "Nette" Familienministerin, die ja alles weiß und kann...
doch was haltet ihr von den ganzen neuen Vorschlägen unserer Ministerin...einige sind schon ab 1.1.2008 vorgeschrieben wie die PflichtVorsorgeuntersuchungen, jetzt fordern Kinderschützer für HarztIV Empfänger Gratis essen für die Kinder. Ist das ein Ansatz?

Apropos...in Schwerin gibt es eine der wenigen Kindertafeln in Deutschland, dort bekommen bis zu 200 Kinder jeden Morgen ihr Frühstück für die Schule...



Habt ihr Ideen wie Deutschland da wiederrauskommen kann?


Gruß
pünktchen

Hoppla-Daisy
27.12.2007, 09:38
Bildung ist wichtiger denn je, aber gerade damit sieht es mau aus, wie ich finde. Die Schulen verrennen sich mehr und mehr in neuen Lehrmethoden, die auf beiden Seiten mehr Konfusion verursachen als alles andere. Dadurch, dass aber auch Arbeit wichtiger denn je ist, sind die Kinder häufig auf sich selbst angewiesen, wenn sie nach Hause kommen. Wer hilft bei den Hausaufgaben? Wer macht Mittagessen? Horte konnten in der Vergangenheit eine Menge auffangen, aber die Erziehungsarbeit konnten sie auch nicht leisten. Ganztagsschulen sind ein netter Ansatz, aber haha, wie viele gibt es denn? Im Grundschuldbereich mittlerweile sehr viele. Aber brauchen Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, etwa keine Nachmittagsbetreuung mehr, wenn beide Elternteile arbeiten? Hier ein kleiner Auszug aus der letzten Schülerzeitung der Schule meiner Tochter, in der der Direktor Stellung zur Ganztagsschule bezog:

"In der letzten Ausgabe [...] stand: "Eigentlich kann sich jede Schule zu einer Ganztagsschule erweitern. Es müssen nur flexible Lehrer an der Schule sein, die auch nachmittags dableiben [...]". Leider ist dies nicht richtig. Aus Kostengründen ist es schon seit Jahren nicht möglich, ein Gymnasium zur Ganztagsschule zu machen. Das Land ist nicht bereit und/oder in der Lage, die zusätzlichen Personalkosten (+20 % Lehrerstellen = 9 Lehrer an unserer Schule) zu tragen, und der Schulträger der Stadt kann die sächlichen Kosten für eine Mensa z. B. nicht aufbringen. Wenn es möglich wäre, eine Ganztagsschule zu werden, dann hätten wir dies längst in Angriff genommen, da wir genügend flexible Lehrer [...] haben."

Wie aber sieht es mit den Kindern aus, die keine Ganztagsschule besuchen? Die besuchen - sofern vorhanden - mittags eine Kindertafel/Kinderarche, wo es ein Mittagessen für 50 ct gibt. Man muss nur mal die Betreuer dort fragen, wie viele Kinder dort täglich aufschlagen! Ein Armutszeugnis für Deutschland! Tja, und da diese Archen nicht häufig gesät sind, bleibt für die Mehrheit der Kinder ein Bütterken mittags oder aber Pommes-/Pizzabude. Keine Ahnung, wie es aussieht, wenn zuhause noch nicht einmal dafür kein Geld in der Kasse ist (dass Pommes-/Pizzabude nicht unbedingt gute Ernährung ist, steht außer Frage, aber Kinder sind häufig bequem, so ist es nun mal).

Da Pünktchen die Pflicht-Vorsorgeuntersuchungen erwähnte, hier auch noch mein Statement: Das finde ich absolut richtig, und wer in der Hinsicht eine reine Weste hat, wird sich auch nicht bevormundet vorkommen. Der Kinderschutz sollte meines Erachtens über dem Sorgerecht der Eltern stehen. Insofern begrüße ich diesen Vorstoß.

Frau von der Leyen (die auch noch von einem ehrwürdigen Ahnen unserer Stadt abstammt :-oopss) hat ja zuhause selbst eine Nanny. Wie sie es wohl finden würde, wenn ihre Kinder aufgrund der Berufstätigkeit der Eltern sich ihr Essen selbst machen müssten......

Ach ja, mri kommt immer häufiger der Gedanke, dass die Misere auch darin ihre Ursache haben könnte, dass die Mütter Berufstätigkeit vorziehen (müssen!!!, wenn man sich das neue Unterhaltsgesetz ansieht) und die Kinder heutzutage immer mehr sich selbst - oder aber Großeltern, wenn glücklicherweise schon im Rentenalter vorhanden - überlassen werden. Ich bin gewiss nicht Verfechterin der These, dass Mütter zuhause bei Ihren Kinder zu sein haben, während der Vater das Geld nach Hause bringt, aber wenn man das Thema mal nüchtern betrachtet, ging es den Kindern früher besser. :-nix

Berufsberater
27.12.2007, 12:39
[.....] Aber brauchen Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, etwa keine Nachmittagsbetreuung mehr, wenn beide Elternteile arbeiten? Hier ein kleiner Auszug aus der letzten Schülerzeitung der Schule meiner Tochter, in der der Direktor Stellung zur Ganztagsschule bezog:

"In der letzten Ausgabe [...] stand: "Eigentlich kann sich jede Schule zu einer Ganztagsschule erweitern. Es müssen nur flexible Lehrer an der Schule sein, die auch nachmittags dableiben [...]". Leider ist dies nicht richtig. Aus Kostengründen ist es schon seit Jahren nicht möglich, ein Gymnasium zur Ganztagsschule zu machen. Das Land ist nicht bereit und/oder in der Lage, die zusätzlichen Personalkosten (+20 % Lehrerstellen = 9 Lehrer an unserer Schule) zu tragen, und der Schulträger der Stadt kann die sächlichen Kosten für eine Mensa z. B. nicht aufbringen. [.....] Wieso bräuchten die für eine Ganztagsschule zusätzliche Lehrerstellen? An Schulen, an denen nur vormittags Unterricht ist, haben die Lehrer doch nachmittags nichts zu tun. Diese fauelen Säcke müssten einfach den Nachmittag in ihrer Schule statt auf demTennisplatz verbringen und schon wäre jede Schule eine Ganztagsschule.

Neurofreak
27.12.2007, 14:27
Wieso bräuchten die für eine Ganztagsschule zusätzliche Lehrerstellen? An Schulen, an denen nur vormittags Unterricht ist, haben die Lehrer doch nachmittags nichts zu tun. Diese fauelen Säcke müssten einfach den Nachmittag in ihrer Schule statt auf demTennisplatz verbringen und schon wäre jede Schule eine Ganztagsschule.

Mooooooment, das kann man finde ich so nicht sagen. Sicherlich gibt es einige Leute, die auf Kunst und Sport studieren und dann ordentlich Zeit haben. Und es gibt auch diejenigen, die sich einen scheixxdreck um Korrekturen oder ordentliche Stundenvorbereitung scheren. Aber aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass der bei weitem größte Teil der Lehrer mindestens einen ganztagsjob hat, wenn nicht mehr. Und das bei Unterrichtsschluss um 14 Uhr. Selbst wer keine AG leitet (und viele sind nachmittags noch mit solchen Sachen zugange) hat je nach Fächerkombination ordentlich Korrekturarbeit. Und dann kommt noch der Zoff mit der Landesregierung hinzu, die ständig neuen (oder fehlenden!) Lehrpläne, irgendwelche persönlichen Angelegenheiten der Schüler, eventuelles Familienleben, etc. pp.....
Ich kann nur sagen seit ich mit manchen Lehrern auch mal privat geredet und in einigen Fachkonferenzen der Schule gesessen hab seh ich die Welt ganz anders.

Lehrer haben in meinen Augen darüber hinaus eine unglaublich wichtige und gewichtige Position. Ein guter Lehrer kann einem die ganze Schullaufbahn versüßen und einem eine Perspektive und ein Ziel im Leben geben, genauso wie ein schlechter das alles vernichten kann. Es sind doch gerade die Lehrer mit denen man als Kind und Jugendlicher neben den Eltern den meisten Kontakt (was Erwachsene angeht) hat und die deshalb viel ausrichten können. Meiner Meinung nach bilden wir Lehrer hier in Deutschland bei weitem nicht genügend aus. Was bringt es wenn ein Mathelehrer in seiner Studienzeit fast nur höhere Mathematik rechnet, die er in der Schule nie(!) brauchen wird, dafür aber paedagogisch kein Werkzeug in der Hand und keine Herangehensweise an die Schüler hat?
[/end rant]

hennessy
27.12.2007, 15:14
man sieht wieder einmal sehr deutlich, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht geben kann. Aber anscheinend möchte unsere Laienspielgruppe in Berlin genau diese Spezies ins Leben rufen. Eltern sollen einerseits fürsorgliche Kinderpfleger sein, andererseits hervorragende Pädagogen und drittens noch ganztags Brötchen für die Familie verdienen.

Ich finde, das Problem sollte an einer anderen, allgemeineren Seite angegangen werden. So lange es sich hier bei uns nicht lohnt, zu arbeiten, werden auch immer mehr Sozialschmarotzer den lieben langen Tag vor dem Fernseher sitzen und den steuerzahlenden Bürgern auf der Tasche liegen. Man könnte sehr wohl für eine Ganztagsschule Gelder bereit stellen, wenn man sie nicht beispielsweise für nicht mal in Deutschland lebende Familienangehörige ausländischer Arbeitnehmer vepulvern müßte. Ich bin ganz sicher nicht ausländerfeindlich eingestellt, sie leisten einen hervorragenden Beitrag für unser ganzes Land. Dies sollte auch nur ein Beispiel von vielen sein.

Anderes Beispiel: Es werden veraltete Technologien und ganze Berufszweige subventioniert, die schon seit Jahrzehnten defizitär arbeiten und keinerlei Zukunft mehr haben.
Unsere Stillhaltekoalition möchte auf allen Hochzeiten tanzen, sieht aber immer weniger, dass keine Musik gespielt wird.

In Deutschland wird so gut wie alles und jedes reglementiert. Aber so wichtige Dinge wie die Kontrolle der Kindererziehung bleibt den oft gnadenlos überforderten Eltern überlassen.
Hier muss etwas getan werden. Die Kinder sollen kindgerecht aufwachsen können. Dazu braucht es zu allererst mal kompetente Eltern. Deshalb fordere ich z.B. ein kostenfreies, aber verpflichtendes Schulungsprogramm für werdende Eltern. Nach der Geburt muss es eine Aufsichtsbehörde geben, die darüber wacht, dass die Kinder sowohl physisch als auch psychisch ohne Schaden bleiben. Reihenuntersuchungen gab es früher auch. Warum nicht wieder diese Methode anwenden?
Viele Eltern haben z.B. viel zu viel Sorge, dass sich ihr Kind mit irgendwelchen Keimen infizieren könnte. Folge: Es wird literweise Sagrotan gespritzt, wo immer mal das arme Kind liegt, sitzt oder steht. Wie soll sich da ein Immunsystem entwickeln? Lasst doch die Kinder mal im Dreck spielen! Macht Spaß und schadet nicht, wenns in vernünftigen Maßen bleibt.

Geld genug wäre da, wenn man es richtig kanalisieren würde und wenn man es nicht für Blödsinn zum Fenster rauswerfen würde. Beispiel: So viel ich weiß, ist die Flugbereitschaft der Bundesregierung immer noch in Köln/Bonn. Will heißen, wenn einer unserer Kasperles nach Mallorca fliegen möchte (natürlich nur, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Spanien zu fördern), muss erst mal eine riesige Maschine leer von Köln/Bonn nach Berlin fliegen, nimmt dann die drei Hänschen auf, fliegt nach Mallorca und dann leer wieder zurück. Und auf dem Heimweg genau das gleiche Spiel.

Es gäbe noch x solcher Beispiele, wie unser Geld verpulvert wird. Als z.B. die Winterolympiade in Nagano statt fand, flog ein ganzes Resort (etwa 25Leute) nach Nagano. Kein einziger hatte dort irgendeine wichtige Besprechung, aber alle fand man bei den Winterspielen.

Bei den Lehrern muss man z.B. sicher stellen, dass sie auch in den Fächern unterrichten, für die sie ausgebildet wurden. Es kann nicht sein, dass ein Lateinlehrer aufgrund Kapazitätsmangels einfach mal innerhalb 14 Tagen zum Geschichts- und Erdkundelehrer mutiert.

Es gäbe viel zu tun. Wenn nur endlich mal damit begonnen würde!!!!

Neurofreak
27.12.2007, 16:38
@hennessy :-dafür

Vor allem für die Sache mit dem Eltenführerschein bin ich seit langem ein Verfechter. Ganz abgesehen von Sachen wie Kindesmisshandlung oder Überforderung etc., wie viele Elten legen ihr Neugeborenes immernoch jede Nacht auf den Bauch? :-( Man könnte so viel ändern, wenn man die Eltern einfach mal zum richtigen Zeitpunkt erwischt!

Berufsberater
27.12.2007, 17:09
...Ich finde, das Problem sollte an einer anderen, allgemeineren Seite angegangen werden. So lange es sich hier bei uns nicht lohnt, zu arbeiten, werden auch immer mehr Sozialschmarotzer den lieben langen Tag vor dem Fernseher sitzen und den steuerzahlenden Bürgern auf der Tasche liegen....
Genau!!!! Und da könnte mal gleich mal bei den vielen Lehrern anfangen, die mit 62 Jahren angeblich so krank sind, dass sie pensioniert werden. Es arbeitet ja kaum noch die Hälfte dieser faulen Säcke bis 65. Unglaublich, was das den Staat an Steuern kostet.

Pherenike
27.12.2007, 18:02
@ berufsberater:
Wie viele Lehrer kennst du persönlich? Oder wie häufig hast du mit Jugendlichen oder Kindern zu tun? Ich wollte nicht Lehrer sein - egal welche Schulform oder welcher Ort.

Das was du hier an Kommentaren los lässt, ist ziemlich daneben und hat mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun.


"Elternführerschein" halte ich auch für eine gute Sache und die Pflicht zu Vorsorgeuntersuchungen ist meiner Meinung nach einer der besten Vorschläge, der gemacht wurde.
Den Ganztagsschulen stehe ich gespalten gegenüber. Ich fand es als Kind immer toll, mittags zu Hause zu sein und den Nachmittag zum Spielen zu haben. Allerdings war meine Mutter auch da und ich hatte ein warmes Mittagessen auf dem Tisch stehen und konnte alles erzählen. Bei meiner Freundin waren beide Eltern arbeiten und sie hatte eine Tagesmutter-das fand ich damals ganz furchtbar.
Andererseits gibt es heute immer mehr Alleinerziehende, denen nichts anderes übrig bleibt und wo eine Ganztagsschule eine optimale Lösung sein kann. Nur an der Umsetzung scheitert es - für die Nachmittagsbetreuung werden hier z.B. Langzeitabeitslose eingesetzt, die z.B. Hausaufgaben betreuen sollen und selber kaum Deutsch können. Zum größten Teil werden irgendwelche unqualifizierten Personen genommen, sodass es mehr eine Verwahrung ist.

Berufsberater
27.12.2007, 18:18
@Pherenike:

Ich hab mit Lehrern, vor allem Lehrerinnen mit Doppelnamen, leider sehr unangenehme Erfahrungen gemacht. Hennessy wird mich da bestimmt verstehen, denn ihm scheint es ähnlich gegangen zu sein (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=602533&postcount=70):


Wenn eine Patientin (homo privatus simplex, mittleres Alter, Doppelname, Lehrerin) in meine Sprechstunde kommt und ich feststelle, dass sie eigentlich nur mal ihr Pseudo-Fachwissen auskotzen will, instilliere ich eine bestimmte schlecht riechende Salbe und schreibe in die Kartei: uaf = ut aliquit fiat. Als Diagnose stelle ich:
Klimakterisch akzentuierte negative Vitalitätsschwankung mit oraler Manifestation Ist doch kein Wunder, wenn unser Bildungssystem den Bach runter geht. Bei solchem Lehrpersonal. Und denen soll man auch noch ganztags seine Kinder anvertrauen. Nein danke. :-dagegen

rate mal
27.12.2007, 20:03
man sieht wieder einmal sehr deutlich, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht geben kann. Aber anscheinend möchte unsere Laienspielgruppe in Berlin genau diese Spezies ins Leben rufen. [.....]

Es gäbe viel zu tun. Wenn nur endlich mal damit begonnen würde!!!!Dann hoffe ich mal, dass Du bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren wirst, damit wir in Berlin unter all den Laienspielern endlich mal einen Profi haben, der denen zeigt, wo's in der Gesundheits- und Familienpolitik langgeht.

hennessy
27.12.2007, 20:30
Dann hoffe ich mal, dass Du bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren wirst, damit wir in Berlin unter all den Laienspielern endlich mal einen Profi haben, der denen zeigt, wo's in der Gesundheits- und Familienpolitik langgeht.
Ich befürchte nur, dass ich nicht mal zehn Stimmen bekommen würde. Alles, was mit -arzt aufhört, wird ja dem Sozialneid zum Fressen vorgeworfen. Außerdem hätte ich gegen die Krankenkassen-Lobby eh keine Chance. Wenn Bundesvorstände von "Gesundheitskassen" als Volksvertreter im Bundestag sitzen, was will man da schon erwarten? Meine Politik findet in meiner Praxis statt. Hier erreiche ich mehr! ;-)

Fino
27.12.2007, 21:39
Ich glaube noch nicht einmal, daß Geldmangel in Familien das Hauptproblem ist. Die Region, in der ich in UK lebe, ist so mit die ärmste im Lande. Was man da in 1-2 Jahren zu sehen bekommt, geht auf keine Kuhhaut. Oft ist das eigentliche Problem nicht der Geldmangel, sondern chaotische Lebensführung und unfähiger Umgang mit Geld.
Da ist es keine Seltenheit, daß eine 21jährige 3 Kinder von 3 verschieden Männern hat und sich nicht um die Kinder kümmert. Mittagessen? Na ja, es gibt ja die Frittenbude um die Ecke oder den Inder mit seinem Curry...
Nicht gerade billig, sich so zu ernähren und da soll es an Geld mangeln? Das Problem ist vielmehr, daß kaum einer kochen kann, weiß wie man Obst und Gemüse einkauft.
Die Leutchen laufen nicht selten in teuren Markentrainingsanzügen rum, schweineteure Schuhe von Lacoste oder Nike müssen es natürlich auch sein. Arbeit haben sie keine, aber anstatt sich wenigstens um die Kinder zu kümmern, mit ihen zu reden oder spielen, hockt man/frau den ganzen Tag vor der Glotze rum. Es gibt nicht wenige Familien, in denen nur die Kinder morgens aufstehen, um das Haus zu verlassen.
Eine meiner Chefs meinte einmal, die Schulen sollten lieber so grundlegende Dinge unterrichten wie Kochen, Einkaufen und ein paar Computerkenntnisse, anstatt die englischen Könige oder die Kriege durchzunehmen, denn dieses Wissen bringe diesen Leuten nichts.
Ob Ganztagsschulen wirklich helfen? Wir haben sie in UK, und ich weiß nicht, ob sie wirklich helfen. :-nix

Hoppla-Daisy
27.12.2007, 22:00
Fragt doch einfach mal bei entsprechenden Organisationen nach, die Schulen mit Frühstück beliefern, wieviele Kinder morgens das Haus verlassen, während Mutter/Vater noch mit dem Ar*** im Bett liegen. Frühstück für's Kind? Pausenbrot? Wozu hat die Natur dem Kind zwei (hoffentlich) gesunde Hände mitgegeben?

Ich bekomme jedesmal ne Krise, wenn meine Tochter mir erzählt, wer aus ihrer Klasse morgens genau SO aus dem Haus geht.

jada
27.12.2007, 22:28
Ich denke auch, dass Geld allein nicht das Hauptproblem ist. Ich muss meine Familie mit sehr wenig Geld durchbringen. Wir leben zu dritt (2 Erwachsene und 1 Kind) mit weniger als Hartz IV. Aber trotzdem sehen wir alle gut aus. Der Turnverein von meinem Sohn kostet mich € 7,00 pro Monat den ich 2x die Woche besuche. Ich koche alles selbst und täglich warm. Das ist viel billiger als eine Fertigpizza aus der Tiefkühltheke. In München sind viele Museen kostenlos am Wochenende. Bei uns gibt es ziemlich viele Möglichkeiten für Kinder die nichts oder nur wenig kosten. Man muss sie halt nutzen!

Die Eltern die ihre Kinder so verwahrlosen sind selbst verwahrlost. Denen fehlt die Motivation für ihr eingenes Leben. Viele haben keine Ziele für ihr Leben und keine intakte Familie. Was könnten die schon weitergeben. Ich bin im ärmsten Viertel meiner Stadt aufgewachsen (lebe da noch immer) und war bei vielen Freundinnen daheim. Ich konnte daraus schliessen, dass da wo die Familie am intaktesten war, es am besten aussah. Ich schliesse auch alleinerziehende ein, die gut organisiert waren und nicht in ihrem Selbstmitleid baden gegangen sind.

Geld kann viel erleichtern, aber für das Kind ist eine intakte Familie das wichtigste. :-meinung

Ein Freundin von mir ist Erzieherin und am Anfang ihrer Berufstätigkeit war sie sehr motiviert. Nach dem sie des öfteren bemerkt hat, dass einige Kinder Fruchtzwerge und Pommes(!!) zum Frühstück bekommen haben, organisierte sie einen extra Infoabend über gesunde Ernährung für Kinder. Und wer kam?! Nur die, deren Kinder immer gutes und vollwertiges Frühstück bekommen. Ziel verfehlt, die bestimmten Eltern juckt das nicht.

Hoppla-Daisy
27.12.2007, 22:35
Naja, nen Fruchtzwerg lass ich ja noch angehen..... wenn's denn unbedingt sein muss. Aber jeden Morgen Sprite/Cola/Fanta mit zur Schule geben, nebst Nutella-Weißbrötchen, sich dann aber über Gewichtsprobleme des Kindes beklagen! Sorry, da kam mir immer wieder die Galle hoch. Aber das war noch immer ein besseres Frühstück als GAR KEINES!

jada
27.12.2007, 22:48
Ein einmaliger Fruchtzwerg ist kein Drama, aber auf dauer? Ein normal ernährtes Kind, würde lieber ein leckers Salami- oder Käsebrot vorziehen.
Also kein Essen finde ich schon krass. Das ist Verwahrlosung! Der Kinderschutzbund behauptet das jedes 5. Kind in Deutschland Opfer von sex. Misshandlung, Gewalt oder Verwahrlosung ist. Wie kann das sein, in einem der reichsten Länder dieser Welt? Ist jedes 5. Kind arm, oder worauf ist diese in meinen Augen utopische Zahl zurückzuführen?

Sprachlose Grüße :-nix

Jada

Neurofreak
27.12.2007, 22:59
Sexueller Missbrauch ist leider eines der wenigen schichtenungebundenen Themen in Deutschland... :-? Er findet bunt gemischt durch alle sozialen und finanziellen Schichten hindurch statt... :-(

jada
27.12.2007, 23:19
jetzt fordern Kinderschützer für HarztIV Empfänger Gratis essen für die Kinder. Ist das ein Ansatz?

Finde ich schon. Zwar wird das Problem dadurch nicht gelöst. Aber zumindest bekommen die betroffenen Kinder ein warmes Essen bis den Politikern was besseres eingefallen ist.
Auf der der anderen Seite muss man aufpassen, dass sich die HartzIV Empfänger nicht an den Luxus gewöhnen, nichts mehr tun zu müssen. Eine Bekannte von mir hat mir kürzlich erzählt, dass ihr Sohn bis 18 Uhr betreut wird durch solchene Träger. Ich war sehr schockiert, da ihr das nur recht ist, wenn sie keine Verantwortung mehr zu tragen braucht. Mein Freund meint, dass ist das beste was dem Kind passieren konnte.

Hoppla-Daisy
28.12.2007, 00:32
Oh Mann, wenn ich sowas lese, frage ich mich, wieso ich ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich mein Kind morgens im Hort abgab und nachmittags erst wieder abholen konnte. Ich frag mich ja immer wieder, wieso solche Menschen überhaupt Leben in die Welt setzen, wenn sie NULL Verantwortung übernehmen möchten. Diese ganze beschissene Bedienmentalität aus Bequemlichkeit geht mir in Deutschland sooooowas von gegen den Strich.

Neurofreak
28.12.2007, 00:35
Wieso? Ganz einfach. Weil die meisten davon es nicht drauf haben zu verüten. :-( Oder warum macht der Stiefvater meines Freundes wieder Privatunterricht für eine 16jährige Schwangere unteren Bildungsgrades...