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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin + Informatik; wer hat Erfahrung??



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astrophys
31.12.2007, 12:53
Naja, also eine Woche hier, eine Woche dort hört sich nicht gerade nach anständigem Privatleben an.

habichnicht
31.12.2007, 14:54
Will jetzt nicht die Euphorie bremsen, aber ich habe die Erfahrung gemacht dass man bei so Statistiken die die gute Arbeitsmarktlage hervorheben, genau hinschauen muss - habe ein paar Bekannte - ja auch Ing. - die träumen von den dort beschriebenen Verhältnissen...Oh Mann, irgendwie fühle ich mich durch Deinen Beitrag ein wenig
angegriffen, dabei predige ich hier seit einem halben Jahr genau das, was Du auch sagst:

Die Gehälter von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Informatikern (als Gesamtheit betrachtet) sind nicht höher als die der Ärzte, und auch bei den Arbeitsbedingungen ist nicht alles so schön wie es von Medizinern oft behauptet wird, um in der Öffentlichkeit das eigene "arme-Sau-Image" zu festigen.


Die Behauptungen über angeblich fantastisch hohe Gehälter der Dipl.-Ings und ITler sind im wahrsten Sinn des Wortes fantastisch.


Keine Frage die Ig Metall hat ordentlich was rausgeholt in der letzten Tarifrunde.

Also die wirklich guten Arbeitsbedingungen gibts meistens nur für die direkt bei den Konzernen, unbefristet angestellten (nix Leiharbeit und so)..... Mann, ich kann doch hier nicht seitenlange Zitate aus meinen verlinkten Quellen posten.

Die untertarifliche Bezahlung, die Du hier ansprichst, steht auch in meinem Link zur IG Metall-Umfrage:



"Warum ist es gut, bei einem
tarifgebundenen Unternehmen anzufangen?
Tarifgebundene Unternehmen haben für Absolventen interessante
Vorteile. So muss beispielweise das erzielbare Gehalt
auf jeden Fall mindestens so hoch sein wie das Tarifgehalt.
Für diese Unternehmen gilt: Einstiegsgehälter höher als das
Tarifgehalt sind zulässig, niedrigere Einstiegsgehälter sind
nicht zulässig." http://www.igmetall.de/cps/rde/xchg/SID-0A342C90-929E5E55/internet/style.xsl/view_10063.htm

etwas ausführlicher: http://www.igmetall.de/cps/rde/xbcr/SID-0A456501-A565AECC/internet/docs_ig_metall_xcms_29467__2.pdf


Und nun zu den Arbeitsbedingungen:


..die wirklich guten Arbeitsbedingungen gibts meistens nur für die direkt bei den Konzernen, unbefristet angestellten (nix Leiharbeit und so).....
Naja, also eine Woche hier, eine Woche dort hört sich nicht gerade nach anständigem Privatleben an.Und das kann ganz schnell so kommen, wenn man bei einem global player angestellt ist. Als mein Kumpel Doc Ingimatze auf Stellensuche war, hatte er auch Vorstellungsgespräche bei Großkonzeren. Gut, die bieten zwar etwas höhere Gehälter, aber dafür ist er dort schon beim ersten Gespräch gefragt worden, ob er sich auch vorstellen könne, mal in Asien zu arbeiten. Wenn es sich um ein Einstellungsgespräch für einen Job in einem Betrieb in Deutschland handelt und man zuhause Frau und Kinder hat, wird man da schon etwas nachdenklich.

Selbst dann, wenn es nicht gerade Asien ist: Wenn man bei einem Konzern angestellt ist, der mehrere Betriebe hat, kann man als Ingi, NaWi oder ITler schnell mal einige Wochen hier und einige Wochen dort arbeiten müssen. Man kann häufig wechselnd an verschiedenen Betrieben innerhalb Deutschland eingesetzt werden, oder auch öfters zwischen Betrieben in Deutschland und anderen europäischen Staaten wechseln müssen.

Und auch wenn man sich als NaWi, Ingi oder ITler wegen der Familie für einen kleineren Arbeitgeber entscheidet und ein niedrigeres Gehalt in Kauf nimmt, kann es einem jederzeit passieren, dass der Arbeitgeber eine Zweigstelle im Ausland gründet und man dort hin geschickt wird oder sich einen neuen Job suchen muss.

MatzeXXL
31.12.2007, 15:17
Naja. Obwohl ich keine wirkliche Ahnung habe, würde ich mal vermuten, daß >80% aller Ings/Infos/NaWis ohne Zeitarbeitsfirmen und längere Auslandsaufenthalte auskommen und auch ein Großteil unbefristete Arbeitsverträge hat.

habichnicht
31.12.2007, 15:20
Obwohl ich keine wirkliche Ahnung habe, würde ich mal vermuten... ,.... :-))
Wie wärs mit validen Quellen statt Vermutungen? :-sleppy

astrophys
31.12.2007, 15:33
Naja. Obwohl ich keine wirkliche Ahnung habe, würde ich mal vermuten, daß >80% aller Ings/Infos/NaWis ohne Zeitarbeitsfirmen und längere Auslandsaufenthalte auskommen und auch ein Großteil unbefristete Arbeitsverträge hat.

In meinem (ex)-Kollegenkreis sind viele die regelmässig in Deutschland oder im Ausland unterwegs sind.

habichnicht
31.12.2007, 15:37
ich habe mich bewusst für ein informatikstudium (als zweitstudium) entschlossen, weil ich es nicht einsehe so ein langes studium mit höhen und tiefen gemacht zu haben, nur um dann vielleicht 2000 Euro : mal zu verdienen und mich darüber aufzuregen, jeden tag überstunden machen zu müssen und an wochenenden dienst zu schieben. Dazu ist mir eine Szene aus einem Bericht über eine MB-Aktion an einem kommunalen Krankenhaus während der Streik in 2006 eingefallen: MB-Aktivisten verteilen Flyer an Patienten und Besucher, in denen sie vorrechen, wie sie in ihren Bereitschaftsdiensten auf einen Netto-Stundenlohn von 2,50 Teuronen kommen und sich dafür von den Patienten und Besuchern kräftig bedauern lassen.
Auf die Frage des Reporters an den Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, was er davon hielte, anwortet dieser nur grinsend: "Das ist mal wieder die tägliche Märchenstunde des Marburger Bunds." ;-)

In diesem Sinne: Allen Ausgebeuteten, egal welcher Berufsgruppe:

Alles Gute im nächsten Jahr, vor allem korrekte Erfassung und Bezahlung aller geleisteten Arbeitsstunden. :-)

Berufsberater
31.12.2007, 15:58
Fazit aus diesem Thread:

Nicht nur Ärzte sind arme Säue, sondern auch Naturwissenschaftler, Ingenieure und Informatiker. Den einzigen wirklich wahren Traumjob haben die Lehrer. :-))

M. Cremaster
31.12.2007, 16:10
Naja. Obwohl ich keine wirkliche Ahnung habe, würde ich mal vermuten, daß >80% aller Ings/Infos/NaWis ohne Zeitarbeitsfirmen und längere Auslandsaufenthalte auskommen und auch ein Großteil unbefristete Arbeitsverträge hat.

Mit einer Statistik kann ich auch nicht dienen aber ich kenne eine Reihe an Leuten aus der Ing, / Inf. Ecke, sozusagen meine persönliche Statistik -> ist auf jeden Fall die Minderheit mit guten Arbeitsbed. (gut = Tarifvertrag, zusätzliche Sozialleistungen, unbefristet, keine grossartige Geschäftsreisetätigkeit )

In meiner alten Firma, gut laufender IG-Metall -Schuppen Anlagenbau, war ich jedenfalls schon erschrocken wie Angestellte ein Nomadenleben führen mussten um beim "Kunden vor Ort" zu sein. Wenn das ein Projekt im europäischen Ausland oder in arabischen Ländern war, durften die Leute zumindest alle 3 Wo. mal übers WE heim zur Familie fliegen ... whow!
Gut alleine die Auslöse (kann das Unternehmen steuerlich geltend machen) bringt dann 1,5k€ / Monat + , aber hey Geld ist doch nicht alles oder? Und die Zeiten als man nach 3 Jahren Auslandsprojekt ein gemachter Mann war sind auch vorbei ...

Euch allen ein gutes neues Jahr mit fetten Tarifverträgen :-)

MatzeXXL
31.12.2007, 17:42
Auf die Frage des Reporters an den Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, was er davon hielte, anwortet dieser nur grinsend: "Das ist mal wieder die tägliche Märchenstunde des Marburger Bunds." ;-)

Ähm. Ich würde hier Verwaltungsdirektor betonen...

Cremaster: Klar, ich kann mich auch irren. Aber Anlagenbau ist halt ein Dienstleistungssektor im Ingenieurgeschäft. Bei Bauingenieuren sieht es sicher ähnlich aus.

@all: Das ist hier also der "Der Arztberuf ist doch nicht so schei**e-Thread"? :-) Naja, ich bin nach wie vor eher der Meinung, daß es sich in Firmen wesentlich angenehmer lebt. Aber vieles auch einfach durch die Art der Tätigkeit bedingt. Es kommt im Ingenieurbüro halt wohl eher selten vor, daß man nachs um 3 Uhr aus dem Bett geklingelt wird oder vor lauter neuen Aufgaben nicht hinterherkommt. Man kann seine Arbeit eher planen. Aber das ist eine andere Diskussion....

rate mal
31.12.2007, 17:53
Na Matze, dann dürfte Dir ja nun nach zweijähriger Recherche endlich klar geworden sein, welches Fach Du niemals studieren wirst. ;-)

habichnicht
31.12.2007, 18:03
@all: Das ist hier also der "Der Arztberuf ist doch nicht so schei**e-Thread"? :-) Nö. Da hast Du uns aber völlig falsch verstanden. Das ist der
"NaWis, Ingis und ITs sind genau so arme Säue wie Ärzte."-Thread. :-))

stud_tir
01.01.2008, 11:56
Sorry für meine Verspätung ... Ich schreib noch einen schönen, langen Beitrag zum Informatikstudium und den Arbeitsbedingungen - wenn die Körperthemperatur mal wieder unter 39° ist und ich an den Notebook kann ohne dass sich alles dreht ..
Nur am Rande: Ein Bekannter von mir ist vielleicht ein Paradebeispiel für eure Diskussion hier. Diplom in Informatik mit 1.0, eine schöne Stelle (nicht besser bezahlt als eine Ärztestelle (soweit ich die Tariftabellen verstehe) aber es reicht ihm). Aber auch da muss er bsp. ins Ausland, hat vor GoLives (größere Softwareumstellung geht in den Betrieb) Wochen die man einfach durcharbeitet, hat Rufbereitschaft (bsp. an Weihnachten verschwunden weil der Server abgeraucht ist), etc. Ist nicht alles Gold - aber glänzen tuts trotzdem ;)

habichnicht
01.01.2008, 14:05
.... Ist nicht alles Gold - aber glänzen tuts trotzdem ;)Und das Gras von der anderen Seite sieht plötzlich gar nicht mehr grüner als das eigene aus, wenn man mal rüber geht, um es sich genau anzusehen.

Auch Doc Ingimatze ist nicht unzufrieden mit seinem Job. Seine Arbeit ist interessant und macht Spaß; er freut sich darüber, dass seine Kinder gesund sind, sich prächtig entwickeln, und dass er jeden Abend nach Hause kommt und nicht jedes Wochendende fliegen oder stundenlang fahren muss, um seine Familie zu sehen. Dafür hat er eben ein etwas niedrigeres Gehalt in Kauf genommen.

Trotzdem enthält die provokative Behauptung des MB, man habe den Ärzten im Laufe der letzten zehn oder mehr Jahren 30 Prozent ihres Gehalt 'geklaut', einen wahren Kern.
Aber das gilt eben nicht nur für Mediziner, sondern auch für andere Akademiker.
Dadurch, dass Löhne/Gehälter nicht linear gestiegen sind, sondern bei Erhöhungen die Berufsgruppen mit den einfachen Tätigkeiten bevorzugt worden sind (speziell bei ver.di), sind die Stundenlöhne für einfache Tätigkeiten und die Stundenlöhne für Tätigkeiten, für die man ein erfolgreich abgeschlossenes Univesitätsstudium braucht, näher zusammengerückt. Hinzu kommt noch die Steuerprogression, die dafür sorgt, dass die Netto-Stundenlöhne noch näher zusammenliegen als die Brutto-Stundenlöhne.
Aber das Thema 'Stundenlohn und Wertschätzung einer Tätigkeit' haben wir in einem anderen Thread schon mal ausgiebig diskutiert.

habichnicht
01.01.2008, 17:51
Auf die Frage des Reporters an den Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, was er davon hielte, anwortet dieser nur grinsend: "Das ist mal wieder die tägliche Märchenstunde des Marburger Bunds." ;-) Ähm. Ich würde hier Verwaltungsdirektor betonen... MatzeXXL, ich bin sehr für das Vergleichen von Stundenlöhnen im Rahmen von Diskussionen über die Wertschätzung einer Tätigkeit, denn der Maßstab für den Wert, den eine Gesellschaft einer Tätigkeit zumisst, ist nun mal der Stundenlohn.

Aber: Wer mithilfe solcher Milchmädchenrechungen um Verständnis für seine Gehaltsforderungen wirbt, muss es sich schon gefallen lassen, dass man da von Märchenstunde spricht::-angel



Ich mache 24h-Dienste, die werden wie folgt vergütet: Da man erst ab 17 Uhr Dienst macht(Du bist aber trotzdem schon morgens da, da Du ja normale Stationsarbeit machen musst und gehst dann um 17 Uhr über in die sogenannte Bereitschaft), werden nur 15,5 Stunden berechnet. Diese werden mit 0,8 x multipliziert, da man ja angeblich nicht durcharbeitet, macht also 12,4. Da man am nächsten Tag nach Hause geht (meistens aber erst nach 27 Stunden), werden von den 12,4 Stunden nochmal 7,7h abgezogen, macht also 4,7h. Der Nettolohn beträgt 10,12 Euro-> 4,7 x 10,12 = 47,56 Euro !!! Und das für einen 24 Stundendienst. Effektiv arbeitet man in solch einem Dienst 18h -> Macht einen Stundenlohn von 2,62 Euro aus. Kein Witz, ist leider Realität. Hier wird verschwiegen, dass die Bezahlung eines Teils der Stunden, die man im BD gemacht hat, im Grundgehalt enthalten ist (=> Stichwort Freizeitausgleich). Ist hier in anderen Threads schon mehrmals erklärt und vorgerechnet worden. Wers wissen will: Die Suchfunktion ist findig. :-)

Kaum ein Patient oder Besucher, dem man schnell mal einen Flyer mit solchen Berechnungen in die Hand drückt, wird da durchblicken.

Er wird nur wahrnehmen und in Erinnerung behalten, dass da jemand 24 Stunden am Stück arbeiten muss und dafür einen Stundenlohn von 2,62 Euro bekommt, also weniger als der niedrigste zur Zeit diskutierte Mindeststundenlohn.

Sorry, aber da braucht man keine Vogelgrippe mehr, denn da wären sämtliche Hühner Deutschlands schon längst vor Lachen tot umgefallen.;-) :-angel

sodbrennen
01.01.2008, 20:02
Sorry, aber da braucht man keine Vogelgrippe mehr, denn da wären sämtliche Hühner Deutschlands schon längst vor Lachen tot umgefallen.;-) :-angel

*gggg* ich grad auch! ;-)

:-top :-top :-top

MatzeXXL
01.01.2008, 21:14
Interessant. Das hab ich mir gedacht, daß im Zuge der Streiks auch Fakten weggelassen werden im Sinne von "der Zweck heiligt die Mittel". Armselig.

stud_tir
01.01.2008, 22:31
Allerdings immer von Beiden Seiten ;)

actin
01.01.2008, 22:33
Im Krieg und bei Arbeitskämpfen sind eben alle Mittel erlaubt.

Es gibt dazu ja auch das geflügelte Wort: "Im Krieg bleibt die Wahrheit zuerst auf der Strecke."

Medicus_bonus
02.01.2008, 10:59
1.) hat jemand erfahrung mit informatik. ist das studium möglich wenn man nur geringe computerkenntnisse hat?
2.) lässt sich das mit einer assistenzarztstelle irgendwie vereinbaren?
3.) wie sind die jobaussichten?
4.) wie ist die bezahlung?




Ich beantworte das mal aus der Sicht meiner persönlichen Erfahrungen und Kenntnissen.

zu 1.) Du musst viel Mathematik können und ein gutes logisches Denkvermögen besitzen ( wenn du z.B. Programmieren musst ). Medizininformatik würde für dich wahrscheinlich mehr sinn machen, da wären auch Berufschancen wohl größer.

zu 2.) Wohl kaum. Ein Freund von mir ist unter der Woche locker 2 mal bis 18 Uhr in der FH...per Fernstudium wird das Engagement wohl kaum niedriger sein.

zu 3.) Wenn du dich für Medizininformatik entscheiden sollest, dann sind die Aussichten echt gut.

zu 4. + 5.)) Keine Ahnung.


Jetzt habe ich eine Frage an dich: Warum zum Teufel hast du dich nicht vor dem Studium erkundigt wie es mit den Arbeitszeiten und der Bezahlung aussieht? Hast du auch schonmal an das Auswandern gedacht? Als Informatiker wirst du wahrscheinlich nicht nur in Deutschland sein.


Grüße Medicus

SchwesterStefanie
02.01.2008, 11:04
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