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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ab wann Serologie aussagekräftig?



Pünktchen
04.01.2008, 18:57
Moin :-)

eine Frage an die Labormediziner:

ab welchen Lebensmonat ist eine positive Pertussis-Serologie möglich?


Fallbeispiel
2,5 Monate altes Kind mit typischer PertussisKlinik und Laborparametern im Stadium convulsivum - Serologie negativ...alle Antikörper tief negativ!!!

Serologie zu früh?
Serologie in dem Alter selten schon positiv? da das kind erst eine eigene Abwehr aufbaut?
btw Mutter selbst Pertussissymptome im Stadium convulsivum


Gruß
Pünktchen ;-)

annekii
04.01.2008, 19:23
Da hör ich doch gleich mal ganz aufmerksam zu :)

Macht Ihr auch den Abstrich?

FataMorgana
04.01.2008, 21:18
Theoretisch ist in jedem Lebensalter eine aussagekräftige Pertussis-Serologie möglich. Die wesentlichen Limitationen sind folgende:

1. Altersabhängige Referenzbereiche sind notwendig (Säuglinge haben viel niedrigere physiologische Antikörperkonzentrationen als Erwachsene) - Labor fragen, ob es das zu bieten hat, wenn nicht, ist die Serologie erst ab dem Schulkindalter wirklich aussagekräftig.

2. Interferenzen durch Impfungen können stören. Dies besonders, wenn die letzte Impfung weniger als 2-3 Jahre zurückliegt. Besonders problematisch wieder bei den ganz Kleinen, weil sie häufig eine schwache IgA-Antwort zeigen und man sich daher allein auf die erhöhten IgG-Antikörper verlassen muss. Bei der Laboranforderung daher bitte angeben, wann die letzte Pertussisimpfung war. Erhöhte IgA-Antikörper findet man (im Gegensatz zu IgG und IgM) nur nach natürlicher Infektion, nicht nach Impfung. Außer bei Säuglingen bleibt die IgA-Antwort auch bei selektivem IgA-Mangel aus.

3. Es dauert lange, bis die Antikörperantwort zuverlässig nachweisbar ist. Erst ab 3 Wochen Hustendauer kann Pertussis serologisch sicher ausgeschlossen werden. Serologische Verlaufskontrollen sind öfter mal erforderlich. Ideal sind im Abstand von ca. 2 Wochen entnommene Serumpaare (z. B. aus dem frühen und späten Stadium convulsivum).

Das schöne ist, dass bei Säuglingen wiederum die PCR aus einem tiefen Nasenrachenabstrich sehr gut funktioniert. Am besten im Stadium catarrhale oder im frühen Stadium convulsivum den Abstrich nehmen. Im späten Stadium convulsivum und im Stadium decrementi ist dann trotz allem meist die Serologie besser.

Bezogen auf das Fallbeispiel wäre also eine entscheidende Frage, wie lange zum Zeitpunkt der Blutentnahme der pertussiforme Husten bereits bestand.

Eine sehr gute Pertussisserologie erkennt man übrigens daran, dass mindestens IgG- und IgA-Antikörper getestet werden, dass mindestens zwei Einzelantigene getestet werden (Pertussistoxin und filamentöses Hämagglutinin) und dass die Ergebnisse mit altersabhängigen Erwartungswerten in FDA-Units angegeben werden. Außerdem sollte der serologische Befund vom Labor interpretiert werden, da dies fundierte Kenntnisse des eigenen Testsystems erfordert. Idealerweise natürlich in Kenntnis von Klinik und Impfstatus.

Pünktchen
05.01.2008, 12:03
danke dir...meinst es wäre nach 3 Wochen Husten eine PCR nach positiv auf Bordetella pertussis?

Dr. Jekyll
05.01.2008, 12:49
Theoretisch ist in jedem Lebensalter eine aussagekräftige Pertussis-Serologie möglich. Die wesentlichen Limitationen sind folgende:

1. Altersabhängige Referenzbereiche sind notwendig (Säuglinge haben viel niedrigere physiologische Antikörperkonzentrationen als Erwachsene) - Labor fragen, ob es das zu bieten hat, wenn nicht, ist die Serologie erst ab dem Schulkindalter wirklich aussagekräftig.

2. Interferenzen durch Impfungen können stören. Dies besonders, wenn die letzte Impfung weniger als 2-3 Jahre zurückliegt. Besonders problematisch wieder bei den ganz Kleinen, weil sie häufig eine schwache IgA-Antwort zeigen und man sich daher allein auf die erhöhten IgG-Antikörper verlassen muss. Bei der Laboranforderung daher bitte angeben, wann die letzte Pertussisimpfung war. Erhöhte IgA-Antikörper findet man (im Gegensatz zu IgG und IgM) nur nach natürlicher Infektion, nicht nach Impfung. Außer bei Säuglingen bleibt die IgA-Antwort auch bei selektivem IgA-Mangel aus.

3. Es dauert lange, bis die Antikörperantwort zuverlässig nachweisbar ist. Erst ab 3 Wochen Hustendauer kann Pertussis serologisch sicher ausgeschlossen werden. Serologische Verlaufskontrollen sind öfter mal erforderlich. Ideal sind im Abstand von ca. 2 Wochen entnommene Serumpaare (z. B. aus dem frühen und späten Stadium convulsivum).

Das schöne ist, dass bei Säuglingen wiederum die PCR aus einem tiefen Nasenrachenabstrich sehr gut funktioniert. Am besten im Stadium catarrhale oder im frühen Stadium convulsivum den Abstrich nehmen. Im späten Stadium convulsivum und im Stadium decrementi ist dann trotz allem meist die Serologie besser.

Bezogen auf das Fallbeispiel wäre also eine entscheidende Frage, wie lange zum Zeitpunkt der Blutentnahme der pertussiforme Husten bereits bestand.

Eine sehr gute Pertussisserologie erkennt man übrigens daran, dass mindestens IgG- und IgA-Antikörper getestet werden, dass mindestens zwei Einzelantigene getestet werden (Pertussistoxin und filamentöses Hämagglutinin) und dass die Ergebnisse mit altersabhängigen Erwartungswerten in FDA-Units angegeben werden. Außerdem sollte der serologische Befund vom Labor interpretiert werden, da dies fundierte Kenntnisse des eigenen Testsystems erfordert. Idealerweise natürlich in Kenntnis von Klinik und Impfstatus.


alle achtung kollege, wenn das per gedächtnis niedergeschrieben wurde, dann ziehe ich hier nicht nur einen hut vor dir.

wohl zu oft dr. house geguckt.... ;-)

egyptianprincess
05.01.2008, 15:01
alle achtung kollege, wenn das per gedächtnis niedergeschrieben wurde, dann ziehe ich hier nicht nur einen hut vor dir.

wohl zu oft dr. house geguckt.... ;-)

Ich gehe davon aus, daß er als Labormediziner weiß wovon er redet/bzw. nachsehen muß.

FataMorgana
05.01.2008, 16:04
danke dir...meinst es wäre nach 3 Wochen Husten eine PCR nach positiv auf Bordetella pertussis?

Bei einem Säugling könnte ich mir das vorstellen (sofern nicht antibiotisch behandelt), die haben anfangs sehr viele Bakterien im Nasopharynx. Bei einem Erwachsenen halte ich das für unwahrscheinlich.

FataMorgana
05.01.2008, 16:05
alle achtung kollege, wenn das per gedächtnis niedergeschrieben wurde, dann ziehe ich hier nicht nur einen hut vor dir.

Wurde es. Verdient aber keine besondere Hochachtung, ich habe einfach beruflich fast täglich mit der Pertussisserologie zu tun.

FataMorgana
05.01.2008, 16:06
Ich gehe davon aus, daß er als Labormediziner weiß wovon er redet/bzw. nachsehen muß.

Bin übrigens (noch) kein Facharzt. Dauert aber nicht mehr sehr lange ;-)

Pünktchen
05.01.2008, 17:26
ok, fata, also mit einem Alter von 2,5 Monaten sollte die eigene Antikörperproduktion für eine Pertussisserologie ausreichen?! dank dir... ne PCR hat sich erledigt :-))

Dr. Jekyll
05.01.2008, 17:48
Wurde es. Verdient aber keine besondere Hochachtung, ich habe einfach beruflich fast täglich mit der Pertussisserologie zu tun.


sonst stichele ich ja immer, jetzt ist man einmal nett... ;-)

ich dachte, du wärest kinderarzt und schüttelst das so flockig nebenbei aus dem handgelenk. na gut, ich nehme alles zurück :-D

FataMorgana
06.01.2008, 22:43
ok, fata, also mit einem Alter von 2,5 Monaten sollte die eigene Antikörperproduktion für eine Pertussisserologie ausreichen?!

Ja, das denke ich. Man sieht es ja an den Totimpfstoffen, die ab einem Alter von 2 Monaten gegeben werden, dass Säuglingen schon so früh Antikörper bilden können. Es ist zwar auch der Zeitpunkt des physiologischen Antikörperminimums, aber das ist ja dann alles wieder eine Frage der altersspezifischen Referenzbereiche. Und Interferenzen mit mütterlichen Antikörpern sind auch kaum zu erwarten, da es bei Pertussis so gut wie keinen Nestschutz gibt.

annekii
23.11.2011, 14:06
Hallo,

ich möchte den Beitrag nochmal hochholen.

Wir haben ein 1jähriges Kind in Behandlung, das vor 2,5 Monaten mit der 4. Sechsfachimpfung zum 4. Mal gegen Pertussis geimpft wurde. Jetzt hat es seit ca. 2 Wochen Husten und seit mind. 1 Woche fast durchgehenden Husten, der mit Capval nicht zu dämpfen ist. Dabei auch Fieber von täglich über 39°C. Es bekommt bereits seit 4 d Erythromycin. Bei einer Blutentnahme, um vor allem auch nach dem CrP zu schauen, wurde auch die Pertussisserologie bestimmt. Dabei ist ein positives IgG und IgM zu sehen und auch ein erhöhtes IgA herausgekommen. Ich meine, der Wert war 2,9 und lag im Referenzbereich, der angegeben war. ich weiß jetzt leider nicht, welche Einheit, da ich die Befunde nicht hier habe. CrP ist übrigens 17 mg/l.

Ist die Serologie durch die Impfung bedingt oder spricht das eher für eine akute Pertussisinfektion?

VG
Annekii

McBeal
23.11.2011, 14:19
Wenn ich das richtig im Kopf habe, weist ein positives IgA auf eine Infektion hin. Allerdings ist das bei Pertussis widersprüchlich, siehe hier (http://flexikon.doccheck.com/Pertussis). Im Zweifelsfall machen wir bei stationären Patienten dann immer eine PCR.

LG
Ally

Praia-do-Forte
24.11.2011, 09:27
Ich zitiere mal das RKI
"Da bei einem Großteil der Schulkinder, Jugendlichen und Erwachsenen IgG- und IgA-Antikörper gegen Pertussis-Toxin (PT) nachweisbar sind, kann nur ein signifikanter Anstieg der Antikörperkonzentration oder aber ein einmalig über einem altersentsprechenden Grenzwert („cut-off“) liegender Wert als Hinweis auf eine vor kurzem erworbene Infektion gewertet werden. Ferner kann eine Impfantwort nicht von einer Infektion unterschieden werden. "

http://www.rki.de/cln_162/nn_494670/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber__Pertussis.html#doc200726bodyText8

Nur so nebenbei: Es ist klar dass die Immunität bei Pertussis nicht lang anhaltend ist usw. aber ich würde ja nach einer kürzlich erfolgten 4. Impfung doch eher keine Pertussis-Infektion erwarten, oder?