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THawk
07.01.2008, 18:08
Okay, den hatte ich auch schon geöffnet, aber genauso schnell wieder geschlossen als ich sah, dass der Autor zum KH St. Gallen gehört.

Leider gibt es keine Literaturangaben zu seinen Äußerungen (er schreibt ja auch selber, dass es kein Review werden soll, aber naja....) und ich habe diese Woche keine Zeit selber zu suchen.

Daher überlasse ich die Diskussion hier denen, die fitter in Schmerztherapie sind als ich.

docmoechtegern
07.01.2008, 18:12
Warum?

Frätzchen
07.01.2008, 18:13
Okay, den hatte ich auch schon geöffnet, aber genauso schnell wieder geschlossen als ich sah, dass der Autor zum KH St. Gallen gehört.


Schlechte Erfahrungen oder mehr oder weniger unseriöse Quelle??

THawk
07.01.2008, 18:13
Weil es laut Frätzchen um ein Zitat von einem Chefarzt aus Bremen ging. Vielleicht hat der ja gewechselt, aber da hatte ich nicht dran gedacht.

Frätzchen
07.01.2008, 18:16
Nein, der Chefarzt aus Bremen hat veröffentlicht, dass Morphin nur bei 50% der Patienten wirkt.
Hast was verwechselt ...

Zitat:
"Morphium hilft nicht
bei jedem Patienten
(Chance: 50 %)"

http://www.roteskreuzkrankenhaus.de/aktuell/material/Arthrose_Strumpf.pdf

docmoechtegern
07.01.2008, 18:26
Wo der Verfasser dieses Artikel aus Primary care Recht hat, hat er Recht:;-)



«Jetzt nehme ich schon die stärksten Schmerzmittel,
und immer noch geht es nicht besser – bin ich
schuld? Gibt es keine Hilfe für mich?»

Schmerz als subjektive Empfindung (und nirgendwo
sichtbar, auch nicht auf dem noch so perfekten MRI)
stellt das Endergebnis eines komplexen Verarbeitungsmechanismus
dar. Daran sind beteiligt:

– das sensorische System (was ich spüre);
– das motorische System (wie ich muskulär reagiere);
– das autonome System (das Schwitzen, Atmen
usw.);
– das affektive System (was ich fühle);
– das kognitive System (woran mich das erinnert).

Es ist klar, dass Opioide keinesfalls auf all diesen
Ebenen eine positive Wirkung haben (sie können bei
der Morphinangst z.B. auf der affektiven und kognitiven
Ebene auch sehr negativ «wirken»). Medikamente
wie Opioide oder auch NSAR können beispielsweise
den bewegungsabhängigen Schmerz bei
Knochenmetastasen positiv beeinflussen. Den
«Schmerz» über den Verlust der geliebten Gartentätigkeit
kann das NSAR aber weniger lindern. Da hilft
vielleicht Sprechen oder Träumen oder der Wechsel
vom Gartenarbeiter zum Garten-Supervisor: Andere
sollen die Arbeit machen, unter eigener Anleitung.

Wichtig für die Praxis
Der Erfolg jeder Opioid-Therapie wird also sehr
davon abhängen, welche Erwartung an das Medikament
gestellt wird. Am häufigsten sind «Therapieversager
» bedingt durch völlig unrealistische
Erwartungen, was das Medikament leisten kann.

Nemesisthe2nd
07.01.2008, 18:40
naja... er hat es in eine pdf datei geschrieben, bzw. scheint das eher ein vortrag zu sein den er gehalten hat.
Ist die Frage in welchem zusammenhang diese aussage steht, wohl auf arthrose bezogene schmerzen. Insofern hat der mann sicher recht das längst nicht jedem menschen mit arthrose opiate oder morphin im speziellen einen riesen vorteil und schmerzfreiheit bringen wird... da gehts eben um chronische schmerzen

wenn man sich dagegen nen knochen bricht und der notarzt kurz später Fentanyl gibts wird sicherlich jeder eine deutliche linderung spüren...

die 50% beziehen sich wohl auf arthrose-verursachte chronische schmerzen... ansonsten wird herr strumpf wohl recht bewandert auf dem gebiet sein... Immerhin fördert pubmed für den author Strumpf M 41 artikel zu tage, von denen mindestens die hälfte was opiaten und schmerztherapie zu tun hat...

THawk
07.01.2008, 18:47
Ja, ich hatte gedacht du hättest die gleiche Quelle für alle deine Aussagen.

Sorry, aber fachlich kann ich gerade wenig wissenschaftlich fundiertes beitragen.
Ich halte aus meiner (zugegeben geringen) Erfahrung diese 50%-Aussage für zu hoch gegriffen, kann es aber eben gerade nicht mit Studien belegen.

Die Frage ist ja auch - was heißt "helfen"? Schmerzlinderung? VAS<3 [Visuelle Analogskala] oder Verringerung des VAS-Wertes? Oder fordert er einen VAS=0 (also gar keinen Schmerz)?

Du wirst auch mit sehr guter Therapie nicht jeden Patienten schmerzfrei bekommen, keine Frage. Aber eine Erleichterung können Schmerztherapeuten doch bei sehr vielen Patienten erreichen. Dafür ist aber halt eine kompetente Betreuung wichtig.

Nemesisthe2nd
07.01.2008, 19:15
vielleicht ist die aussage auch eher so zu verstehen, das mind. 50% dieser schmerzpatienten (also einer speziellen Gruppe, welche auch immer mit diesem vortrag angesprochen werden sollte) nicht gut mit morphin zurechtkommen werden... bzw. es nicht angebracht ist...

Frätzchen
07.01.2008, 19:24
Dass man nicht jede Art von Schmerz mit Morphin ausschalten kann, davon kann ich leider ein Lied singen.

Ich persönlich musste die Erfahrung machen, dass die Tagesdosis Oxygesic 60mg + zusätzliches Sevredol 3-4 mal täglich (Sevredol bei Schmerzspitzen) zwar besser wirkt als ein Fentanyl-Pflaster 50 + zusätzliches Sevredol, jedoch letztendlich zu keiner völligen Schmerzfreiheit führt.

Eben weil in meinem Fall das so hoch umschwärmte Morphin meine Schmerzen nur gering lindern können, stieß ich auf meiner "Forschungsreise" im Internet auf diese Artikel, was ein bisschen Klarheit schaffen konnte.

Ich muss noch erwähnen, dass sich meine Medikation nach dem WHO-Stufenplan richtet.

Frätzchen
07.01.2008, 19:25
vielleicht ist die aussage auch eher so zu verstehen, das mind. 50% dieser schmerzpatienten (also einer speziellen Gruppe, welche auch immer mit diesem vortrag angesprochen werden sollte) nicht gut mit morphin zurechtkommen werden... bzw. es nicht angebracht ist...

Guter Gedankengang!

Glaub ich aber nicht ....

Evil
07.01.2008, 20:19
Die Aussage, daß Morphium bei 50% der Patienten nicht hilft, ist so sicherlich falsch.
Die von Frätzchen aufgeführten Beispiele beziehen sich allesamt auf die Therapie chronischer Schmerzen, und da sieht das dann tatsächlich ganz anders aus. In der [l]Akutschmerztherapie[/] (Frakturen, Polytrauma, akutes Abdomen) dagegen hilft Morphin in >90% aller Fälle, aber dabei geht es auch um somatischen Schmerz.

In der Therapie chronischer Schmerzen muß meist ein multimodales Konzept benutzt werden, bestehend aus systemischer Schmerztherapie verschiedener Pharmaka, Regionalanästhesie, psychosomatischer Behandlung, Bestrahlung und weiterer physikalischer Maßnahmen.
Das hier detailiert zu beschreiben führt zu weit, immerhin ist Schmerztherapie eine Zusatzbezeichnung ;-)