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alley_cat75
08.01.2008, 08:41
Hallo, ich wollte mal wieder den Spieß umdrehen - nicht Unfug ohne Ende schreiben - und mir Meinungen zu folgendem Thema zugute kommen lassen. Ich hatte in meinem Dienst eine unschöne Diskussion mit einer Patientin und dann auch ihrem Ehemann, in der ich mich zunächst völlig im Recht sah. Dann aber bei der Frühbesprechung feststellen musste, dass zumindestens meine Obrigkeiten das völlig anders gehandhabt hätten. :-nix

Folgende Situation: Patientin mit einer exazerbierten chronischen Bronchitis kommt um 22 Uhr zu mir, um sich über den lauten O2-Konzentrator ihrer Zimmerkollegin zu beschweren. So könne sie nicht schlafen und sie möchte in ein anderes, ruhiges Zimmer oder wenigstens, dass das Gerät vor die Tür kommt. Letzteres ist nicht praktikabel, da das eine 10 m lange Sauerstoffleine für die andere Patientin bedeutet hätte = Stolperfalle für Pflegekräfte/Patienten und viel O2 kommt da auch nicht mehr an. Ich habe der Patientin dann in Ruhe erklärt, dass es im Moment kein anderes freies Bett gibt und sie bis zum nächsten Morgen warten müsste. Eine halbe Stunde später stand besagter Ehemann auf der Matte, der alles eine große Frechheit fand; den Lärm, die Pflegebedürftigkeit der Mitpatienten und überhaupt die Behandlung seiner Frau. Auf eigenen Wunsch und weil ich die Diskussion wirklich leid war, habe ich die Patientin nach Hause entlassen. Nun also in der Besprechung großes Ah und Oh!?! Eine Umschiebemöglichkeit gäbe es immer. :-nix Was hättest Ihr gemacht? Lag ich so falsch? Kennt Ihr derartige Situationen, in denen man nicht mehr Arzt ist, sondern nur noch Dienstleister? Bin gespannt auf Eure Meinungen und Erfahrungen.

Alley

Hellequin
08.01.2008, 08:49
Nachts um 22 Uhr eine grosse Umschiebeaktion starten? Da täte ich mich aber als Nachtschwester auch bedanken. Wenn die Leute unbedingt ihre absolute Ruhe haben wollen, sollen sie halt den Einzelzimmerzuschlag bezahlen. Ich hätte sie auch nicht umschieben lassen, vorallem wenn das ganze mit einem Riesenaufwand verbunden ist.

hennessy
08.01.2008, 08:55
wäre denn ein wenig Dormicum kontraindiziert gewesen?

Fino
08.01.2008, 09:12
Was meinten denn die Schwestern / Pfleger dazu? Hast Du die mal gefragt, wie sie die Sache sehen?

peter schlönzke
08.01.2008, 09:59
Ich glaube, ich hätte ganz ähnlich reagiert... Mich hat im Pj schon die "Hotelmentalität" einiger Patienten geärgert.
Im Krankenhaus müssen die Patienten eben untereinander ein wenig Rücksicht nehmen und in der Regel sind ja auch alle bemüht, daß der aufwändig zu betreuende Pflegefall nicht neben dem 19-jährigen liegt, aber alle Wünsche können eben auch nicht berücksichtigt werden.
Und um 22:30 eine Umschiebeaktion zu starten ist für die eine Nachtschwester ein zumutung und für die Mitpatienten ebenfalls.
Finde ich erstaunlich, daß deine Oberen das so sehen....

Vielleicht sollte die Krankenhausapotheke für solche Fälle Ohropax vorrätig haben.

Dr. Jekyll
08.01.2008, 10:35
sehe ich auch so, dass ist kein wellnesshotel, das ist ein krankenhaus, die soll froh sein, dass (auch wenn nicht für sie) solche gerätschaften bezahlt werden. was erwarten die? abends noch ne quigong-massage? entweder ohropax oder dormicum. und wenn es gar nicht auszuhalten geht, dann rechtzeitig mal mittags mit engelszungen freundlich anfragen, ob noch in anderen zimmern was frei wäre.


diese hotelmentalität geht mir auch auf den geist. der oberhammer ist ja immer: "und dann muss ich über eine stunde mit dem auto jeden tag zur reha fahren, so was gemeines." da ist mir selbst als famulus auch schon die hutschnur gerissen und hab mal patienten den kopf gewaschen.

die sollen ihre gusche halten und froh sein, dass ihre 20000€ reha bezahlt wird, in anderen ländern schicken die einen so nach hause. am liebsten wäre es denen man hätte an jeder ecke ein reha-zentrum. :-kotz

oder auch diese diskussionen um infusionen und blutentnahmen und ständig "ich will nach hause"-diskussionen mit patienten, man man man, "ich will auch nach hause" bei solchen patienten. die sollen froh sein, dass sie infusionen, medikamente und alles kriegen. manchmal möcht ich selbst als famulus mit dem stapel "gegen ärztlichen rat"-zettel rumlaufen, dann kann der patient sich dann aussuchen welche therapie ihm wann passt oder ob er die gerade ablehnen möchte.


oder die "ich hab nen blauen fleck, wo sie mir gestern blut abgenommen haben"-diskussionen, "ich verweigere dass sie mir blut abnehmen" :-kotz
unter voller marcumartherapie lässt sich das wohl kaum vermeiden.
und man muss dann wie ein idiot zum assistenzarzt schleichen, damit der abnimmt. :-(

ich sag schon immer: "entweder nehmen sie sich jetzt selbst blut ab, dann können wir ja gucken wie groß ihr fleck morgen ist, oder ich mach das für sie."

peter schlönzke
08.01.2008, 11:10
sehe ich auch so, dass ist kein wellnesshotel, das ist ein krankenhaus, die soll froh sein, dass (auch wenn nicht für sie) solche gerätschaften bezahlt werden. was erwarten die? abends noch ne quigong-massage? entweder ohropax oder dormicum. und wenn es gar nicht auszuhalten geht, dann rechtzeitig mal mittags mit engelszungen freundlich anfragen, ob noch in anderen zimmern was frei wäre.


diese hotelmentalität geht mir auch auf den geist. der oberhammer ist ja immer: "und dann muss ich über eine stunde mit dem auto jeden tag zur reha fahren, so was gemeines." da ist mir selbst als famulus auch schon die hutschnur gerissen und hab mal patienten den kopf gewaschen.

die sollen ihre gusche halten und froh sein, dass ihre 20000€ reha bezahlt wird, in anderen ländern schicken die einen so nach hause. am liebsten wäre es denen man hätte an jeder ecke ein reha-zentrum. :-kotz

oder auch diese diskussionen um infusionen und blutentnahmen und ständig "ich will nach hause"-diskussionen mit patienten, man man man, "ich will auch nach hause" bei solchen patienten. die sollen froh sein, dass sie infusionen, medikamente und alles kriegen. manchmal möcht ich selbst als famulus mit dem stapel "gegen ärztlichen rat"-zettel rumlaufen, dann kann der patient sich dann aussuchen welche therapie ihm wann passt oder ob er die gerade ablehnen möchte.


oder die "ich hab nen blauen fleck, wo sie mir gestern blut abgenommen haben"-diskussionen, "ich verweigere dass sie mir blut abnehmen" :-kotz
unter voller marcumartherapie lässt sich das wohl kaum vermeiden.
und man muss dann wie ein idiot zum assistenzarzt schleichen, damit der abnimmt. :-(

ich sag schon immer: "entweder nehmen sie sich jetzt selbst blut ab, dann können wir ja gucken wie groß ihr fleck morgen ist, oder ich mach das für sie."

Naja.... letzlich muss man ja schon berücksichtigen, daß die Patienten sich im Krankenhaus in éiner Ausnahmesituation befinden ( selbst, wenn die erkrankung aus ärztlicher Sicht so schlimm nicht ist) und daher Dinge wie " ich habe ohnehin Schmerzen und jetzt schon wieder Blutabnehmen" einfach viel empfindlicher wahrgenommen werden.
Außerdem gibt es ja auch viele sehr nette Patienten, die größes Verständnis zeigen, wenn man ihnen einige Hintergründe erklärt.

Trotzdem kann eben nicht auf alles und jeden Rücksicht genommen werden und ich finde Allys Patientin hat den Rahmen gesprengt...

Hoppla-Daisy
08.01.2008, 11:19
Äh Dr. Jekyll, kann es sein, dass du in solchen Momenten zu Mr. Hyde mutierst? Wäre da u. U. nicht ein klitzebißchen Selbstbeherrschung angebracht? ;-)

Ansonsten gebe ich Alley Recht. Was deine OÄe jetzt reitet, dir den schwarzen Peter zuzuschieben, versteh ich ehrlich gesagt nicht. Nachts wird geschlafen, sofern kein Notfall vorliegt. Das muss auch ein Patient im Krankenhaus kapieren. Und ein wenig "naja, ich kann ja froh sein, dass ich nicht nachts an so nem Dingen hänge-Mentalität" könnte da wohl auch nicht schaden. Klar ist es nicht schön, aber hey, in einem "Schlafsaal" ist es nun einmal so. Für einen solchen Fall gibt es ja die wunderbaren privaten Zusatzversicherungen *hüstel, die Schwestern/Pfleger lieben sie*, aber DAS sind ja nur die wenigsten dann bereit zu zahlen ("ich zahl schon genug für die Krankenkasse!").

Dr. Jekyll
08.01.2008, 12:27
ich hab echt viel geduld mit den patienten, als famalus koste ich das krankenhaus nichts und ich hab als einziger den luxus mir zeit für den patienten zu nehmen.

ich setzte mich auch gerne neben den patienten auf die bettkannte, erkläre für was das orange röhrchen ist oder das grüne, was für tabletten
die patienten eigtl. nehmen, kommt ja in der visite IMHO oft ein bißchen zu kurz, halt alles was so in meiner macht steht, mache ich auch gerne.

aber so schwachsinnsdiskussionen, wie blaue flecke unter marcumar nach dem blutabnehmen oder "warum schon wieder blutabgenommen werden muss" oder "wann kommt die flexüle raus", "warum krieg ich jetzt physiotherapie?" und man das gestern alle schon lang und breit erklärt hat, und der gleiche diskussionsquatsch geht wieder von vorne los, das regt mich auf.

diesen hotelservice + eigtl. darf die therapie nicht wehtun, noch darf irgendwie gepikst werden+ ne therapie darf auch nur maximal 2 tage dauern, dann will ich zu hause sein + dieses anspruchsdenken + und dann noch unzufrieden sein mit gott und der welt, das ärgert.

Picknicker
08.01.2008, 13:10
Auch immer wieder gerne behandelt: stinkend reiche Patienten aus Dubai, Moskau oder weiß der Geier, die mich als persönlichen Daueransprechpartner ansehen und sich aufregen, wenn man sie dezent auf andere zu behandelnde Patienten hinweist...Und dann diese Dolmetscher, die (v.a. bei arabischen Patienten) teilweise unverschämt werden, weil der Patient ja der persönliche Stallbursche des Prinzen ist, oder was weiß ich. Privatstation ist kein Spaß! Zum Glück bald vorbei.
Aber um auf denanfangs geschilderten Fall zurückzukommen: ein KH ist (wie Jekyll sagte) kein Hotel, da muß man einfach mit Unannehmlichkeiten rechnen. Und um 22 Uhr noch die große Umbetteaktion zu starten...Nee, wirklich nicht.

Doktor_No
08.01.2008, 13:23
war die P alley? falls ja: unforced error ;-) falls nein: hätte ich genau so gemacht (natürlich gegen unterschrift und nach gründlichster schilderung und schriftlicher fixierung der möglichen komplikationen).

ich bin seit nunmehr 1,5 jahren P-assi, da hat man grundsätzlich eine höhere dienstleister-mentalität, und wenn ich dann auf meine pool-beteiligung schaue, weiss ich dass es sich lohnt, ab und an den concierge zum verlieben zu geben. kleiner nebeneffekt: über weihnachten gab es von den P`s 2 flaschen moet, 1x winzersekt, 1x chablis, 1x chilenischen rotwein, 2x bücher. von den kassenpatienten: nix (und zu denen bin ich genauso ;-))...

SchwesterStefanie
08.01.2008, 13:38
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alley_cat75
08.01.2008, 13:47
Was meinten denn die Schwestern/Pfleger dazu? Hast Du die mal gefragt, wie sie die Sache sehen?

Die haben mich dazu gerufen, nachdem die Patientin sich zuerst beim Pflegepersonal beschwert hat. O2-Konzentrator vor das Zimmer zu stellen, bedeutet Unfallgefahr; auf sinnlose Bettenerschiebereien hatten die Schwestern natürlich um diese Zeit ebenfalls keine Lust. Fazit: die stärken mir den Rücken, jedoch wurden ihre Namen vom Ehemann ebenfalls notiert. Letztendlich hat keiner was zu befürchten. Ich ärgere mich allenfalls um die Reaktion meiner OÄ. :-kotz

Linda.1001
08.01.2008, 13:48
Das kann ich aus der Praxis auch bestätigen (sorry, falls off topic oder unangebracht) aber die Patienten erwarten am besten noch einen *drive thru* beim Arzt. Wartezeit von 10 Minuten - Fehlanzeige, da werden manche ganz schön aggro, auch wenn sie keinen Termin haben.

In der Notfallpraxis ists dann noch schlimmer: 'ja ich habe seit 2 Wochen Husten, Halsschmerzen und starke Ohrenschmerzen'
(und das fällt ihnen um Viertel vor 10 abends ein? :-??? denkt man sich da)
Aber dann noch:'nein ein Antibiotikum will ich nicht, lieber was homöopathisches.' Naja, gut wenn der HA Homöopathie macht ok, aber es herrscht ja immer noch Therapiefreiheit.
Den 'drive-Thru' natürlich mitinbegriffen! ;-) :-nix
Richtige Notfälle gehen eh ins Krkhs., die gabs bei uns noch nicht, ähnlich wie Alley_cat schon sagte.

SchwesterStefanie
08.01.2008, 13:51
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08.01.2008, 13:54
Wie luxuriös/großzügig das deutsche Gesundheitssystem trotz rauschender o2-Konzentratoren, Nadelstichen, Mehrbettzimmer usw. ist, macht sich doch kein Patient klar.
Etwas "entfernteres" (im doppelten Sinne) Beispiel:
Ein sehr guter Bekannter ist kürzlich in den USA an einem Pankreas-CA verstorben. Der ist trotz Chemo am Wochenende in der Woche arbeiten gegangen (Lehrer) - um seine Familie zu ernähren...
Ob Einzel- oder Doppelzimmer wäre ihm wohl egal gewesen ;-)

alley_cat75
08.01.2008, 13:55
Mal 'ne ganz andere Frage dazu: warum hat diese Patientin überhaupt ihren Sauerstoffkonzentrator verwendet?

Es ging um das Gerät einer Mitpatientin. Dass die Dame selbst am Abend zuvor am Sauerstoff hing, hatte bei der Diskussion natürlich keine Relevanz mehr. Die anderen stört das auch nicht, die sind eh fast tot. :-kotz


Habt ihr keine keine Anschlüsse an die zentrale Sauerstoffversorgung an euren Krankenbetten?

Selbstverständlich haben wir die, aber dieses Vierbettzimmer ist ausgerechnet das Einzigste, wo nur auf einer Seite (also für 2 Patienten) Wandanschlüsse sind. Im Übrigen ist das Blubbern aus der Wand geräuschvoller, als das der Geräte. Wir sind eine Pulmologie, somit modern ausgestattet und wissen um das Problem. Bisher waren Oropax ausreichend. Wäre ein 2-Bett/Einzelzimmer frei gewesen, hätte ich auch noch mit mir reden lassen. :peace: Aber wie gesagt, Station war voll.

SchwesterStefanie
08.01.2008, 13:56
'drive-Thru'
:-nix..........

SchwesterStefanie
08.01.2008, 14:00
deleted

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08.01.2008, 14:04
Soweit ich weiß, ist es schon länger nicht mehr Standard, in das Manometer Aqua dest. reinzufüllen (Hygienegründe)

IMO gibt es dafür auch so quasi "Einmal-aq. dest.-Kartuschen" zum zwischenhängen.
Die sollten hygienisch sein und wurden dort wo ich mal reingeschaut habe auch benutzt und blubberten...