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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweikassensystem (=Privatpatienten) im Krankenhaus abschaffen?



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zweistein
13.01.2008, 17:53
Mir ist hier schon in einigen Threads aufgefallen, dass Privatpatienten Eurer Meinung nach angeblich häufig(?) Privilegien einfordern, die von Euch als anmaßend empfunden werden.

Damit liegt Ihr eigentlich voll auf Kalle Lauterbachs Linie, der die Abschaffung unserer Zweiklassenmedizin fordert.

Was haltet Ihr davon:

Keine Privatpatienten mehr, keine Privatstationen mehr, keine Privat-Assis mehr= kein Stress mehr mit anspruchsvollen Privatpatienten?

Edit:

@John Silver: So besser?

John Silver
13.01.2008, 19:44
Hö? 'tschuldigung, aber dieser Text besteht aus mehreren nicht zusammenhängenden Abschnitten. Insgesamt also Quatsch. Wenngleich einzelne Punkte eventuell diskutabel sind.

Relaxometrie
13.01.2008, 19:49
Das Zweiklassensystem ist mir im Moment ziemlich egal geworden.
Vor meinem eigenen Berufsstart hätte ich wahrscheinlich leidenschaftlich gegen das 2Klassensystem gewettert. Jetzt gibt es andere Probleme, die meiner Meinung nach vorrangig gelöst werden müssen.
Was mich im Stationsalltag massivst an:-kotz, ist, daß ich ständig das Gefühl habe, von der eigentlichen Arbeit abgehalten zu werden. Entweder muß man zu einer sinnlosen Konferenz gehen, oder Befunden hinterherlaufen, Geschriebenes von unfähigsten Sekretärinnen selbst im Computer ändern (die schreiben manchmal einen eigenmächtig erstellten Krampf, den man gar nicht diktiert hat), ewig rumtelefonieren, wenn man mal einen Patienten in ein anderes Fachgebiet verlegen will, sinnlose Krankenkassenanfragen beantworten........es gibt im Gesundheitssystem so viel Dinge zu verbessern.....das Zweiklassensystem erscheint einem da manchmal als nachrangig zu lösendes Problem.

Kackbratze
14.01.2008, 05:15
Das "Zweiklassensystem" refinanziert doch die "untere" Klasse, die durch die AOK und Co sich selber ins Abseits stellen lässt.
Wenn man die Privatpatienten abschafft, kommt ja nur unmerklich mehr Geld ins System, das dann aber wieder falsch ausgegeben wird.

Aber die Diskussion bin ich ehrlich gesagt Leid. Das ist doch nur Alibischeixxe um von den echten Problemen abzulenken.
Wenn ich (wie gestern bei Anne Will) sehe, dass nicht mehr nur die Akademiker abwandern, sondern auchschon die normalen Arbeiter, dann muss man schon echt blind sein um nicht zu merken, dass es hier in Deutschland an allen Ecken bergab geht...

pillepalle321
14.01.2008, 16:29
au ja!

hennessy
14.01.2008, 17:52
Wenn ich (wie gestern bei Anne Will) sehe, dass nicht mehr nur die Akademiker abwandern, sondern auchschon die normalen Arbeiter, dann muss man schon echt blind sein um nicht zu merken, dass es hier in Deutschland an allen Ecken bergab geht...
Das wär ja nicht das Schlimmste.
Ich finde es aber geradezu pervers, dass man gut und vor allem teuer ausgebildete Akademiker abwandern läßt und die entstandenen Lücken mit ich- weiß- nicht- wie ausgebildeten Kollegen aus dem Osten auffüllen möchte, die ja dann wiederum Geld kosten. Ja gehts noch???????

Ein ganz interessantes Buch zu dieser Problematik ist von Herrn Sinn geschrieben worden, seines Zeichens Chef des Ifo-Wirtschaftsinstituts: "Die Basar-Ökonomie". Ich bin jetzt nicht mit allem einverstanden, aber es regt schon zum denken an.

Back to topic: Ich würde mich vehement dagegen wehren, Privatpatienten abzuschaffen. Sie finanzieren nämlich die Lücken, die die gesetzlichen kranken Kassen aufreissen. :-meinung

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14.01.2008, 18:31
Zum Teil Offtopic, aber nicht so ganz (Relaxo sei Dank):

Würde es nicht extrem viel bringen, jeder Station eine "Sekretärin" (bspw. eine ältere/sonstwie verhinderte Schwester oder Studentenjob --> sehr billig) beiseite zu stellen, die den ganzen Anmeldungs usw. Papierkram bewältigt?
Ich habe das hin und wieder während Praktika gemacht und hatte den Eindruck erheblich zu entlasten...

zweistein
14.01.2008, 20:45
Auch offtopic:




Wenn ich (wie gestern bei Anne Will) sehe, dass nicht mehr nur die Akademiker abwandern, sondern auchschon die normalen Arbeiter, dann muss man schon echt blind sein um nicht zu merken, dass es hier in Deutschland an allen Ecken bergab geht... ]....]
Ein ganz interessantes Buch zu dieser Problematik ist von Herrn Sinn geschrieben worden, seines Zeichens Chef des Ifo-Wirtschaftsinstituts: "Die Basar-Ökonomie". Ich bin jetzt nicht mit allem einverstanden, aber es regt schon zum denken an. So ähnlich geht es mir mit Lauterbachs Buch: "Der Zweiklassenstaat". Ich bin auch bei weitem nicht mit allem einverstanden, aber das Kapitel: "Bildung erster und zweiter Klasse" (Seite 11 bis 56) enthält sicher einige diskussionswürdige Ansätze zu der von Kackbratze angesprochenen Problematik.

Kackbratze
14.01.2008, 20:54
Bei uns gibt es "Verschlüsselungsassistentinnen" die ziehen durch geschicktes Verschlüsseln den Kassen plötzlich doch reale Bezahlung für real geleistete Arbeit aus der Nase.
Die haben sich wohl schon doppelt und dreifach rentiert, obwohl sie eigentlich einen neuen Stellenschlüssel haben und die Verwaltung erstmal Geld gekostet haben.

Aber da sieht man auch, wie dumm die Verwaltungen sind, die garnicht erst mögliche "Reserven" (wie man so neuschlaudumm sagt) anzapfen, sondern nur stumpf Leute entlassen wollen und den Unsinn dann sparen nennen...

zweistein
14.01.2008, 21:20
Die sind sogar so gut, dass sie realen Privatpatienten nach ambulanten Untersuchungen Leistungen berechnen, die höchstens im second life dieser Patienten erbracht worden sind. :-))

Skar
14.01.2008, 21:38
Also das Thema ist doch gar nicht so einfach runterzubrechen!

Punkt 1: Wer Geld hat soll das auch ausgeben können wie er will. Und solange man das nicht ändert, was man auf keinen Fall sollte, wird es immer 2 Klassen (wenn nicht mehr) geben.
Und das man mehr erwartet wenn man mehr bezahlt is doch klar, oder erwartet ihr an nem Benz nicht mehr als an nem Golf?

Punkt 2: Wer keinen Bock hat auf ner Privatstation zu arbeiten muss sich halt umbewerben, sorry das is jetzt ignorant und hart, aber is so. Da is nicht das System Schuld. Ich habe vor meinem Studium 4 Jahre an einer Bank als Berater gearbeitet und fand die heftige Ausrichtung auf Diesntleistung zum kotzen, also habe ich gekündigt.

Punkt 3: Wie ein paar Poster vor mir ankündigten würde es viel mehr bringen die Arbeitsumfelder der "Kassenärzte" im Krankenhaus zu verbessern, dadurch würde automatisch die Leistung durch mehr Zeit für Kassenpatienten verbessert, und das schnell, kurzfristig und ohne riesige Systemveränderungen.

Als private Ansicht zum Schluss muss ich sagen, wenn Deutschland nicht in die Richtung geht die mir gefällt geh ich halt ins Ausland, Schweden und Norwegen nehmen uns mit Kusshand =P

zweistein
14.01.2008, 21:43
Als private Ansicht zum Schluss muss ich sagen, wenn Deutschland nicht in die Richtung geht die mir gefällt geh ich halt ins Ausland, Schweden und Norwegen nehmen uns mit Kusshand =PUnd in Schweden gibts keinen Ärger mit Privatpatienten, weils dort keine Privatpatienten und keine Privatstationen, sondern nur einheitliche Staatsmedizin gibt.:-top

tarumo
15.01.2008, 11:23
Früher hatte man gesagt, Aussage 1 richtig, Aussage 2 richtig, Verknüpfung falsch. Ja, wir haben ein Zweiklassenwesen in Deutschland. Die Unterschiede sind nicht zu übersehen und die Mangelversorgung der GKV-Versicherten ist seit 2007 im SGB V in Gesetz gegossen. Und über Medikamente entscheidet eh die Kasse und nicht mehr der Arzt.

Haben das die Ärzte verursacht? Oder doch die Politiker, die jetzt "haltet den Dieb" rufen!

Frage: warum wird nicht darüber diskutiert, den GKV-Versicherten eine BESSERE Versorgung zukommen zu lassen, anstatt den PKV-Versicherten tatsächliche oder vermeintliche Privilegien zu nehmen. Zumal ein GKV-Versicherter monatlich in Teuros teilweise mehr abdrückt als eine versicherungsmathematisch kalkulierende PKV nehmen würde.
Daß die Kassen das viele Geld genommen haben und trotzdem wegen unkontrollierter Misswirtschaft nur noch „Gesundheits-Hartz IV“ für die Mitglieder übrig bleibt, ist der eigentliche Skandal. Dafür können aber auch die Ärzte nichts. Die Geldverschwendung seitens der Kassen ist hier immer mal wieder ein Thema gewesen, leider nie in den Medien oder in der Politik . Offensichtlich gute Lobbyarbeit.

Es darf auch angenommen werden, dass Propellerkalle als SPD-Gesundheitsexperte an der WANZ-Mangelversorgung per Gesetz durchaus beteiligt war. Öffentlich darüber Tränen zu vergießen ist so was von heuchlerisch. Propellerkalle hätte als Rhön-Aufsichtsrat durchaus die Möglichkeit, seine Visionen von der klassenlosen Krankenhaus-Gesellschaft mal in die Praxis umzusetzen. Die Aktionäre würden ihm was husten, fürchte ich.

Übrigens: Propellerkalle bezieht offiziell alleine von Rhön Tantiemen von mehr als 44.000 EUR im Jahr

http://www.rhoen-klinikum-ag.com/rka/cms/rka/deu/download/05AG_Jahresabschluss_de.pdf

Diverse Krankenkassen zählen den Herrn L. ebenfalls auf ihrer Lohnliste.
Da niemand soviel Geld dauerhaft ohne Gegenleistung nimmt, ermöglicht dieser saubere und politisch gut vernetzte Klassenkämpfer wohl einen milliardenschweren Konzern, seine Aktionärs-Heuschrecken zu füttern. Auch unprofitable Unikliniken werden unter Rhön-Ägide in kürzester Zeit zu Goldeseln- ganz sicher nicht, weil der Standard der medizinischen Versorgung umfassend hochgeschraubt wurde. Im Gegenzug gibt es dann Polemik gegen Privatversicherte und vor allem gegen Ärzte bzw. auch mal Gesetze nach Maß.

hennessy
15.01.2008, 13:23
...
Daß die Kassen das viele Geld genommen haben und trotzdem wegen unkontrollierter Misswirtschaft nur noch „Gesundheits-Hartz IV“ für die Mitglieder übrig bleibt, ist der eigentliche Skandal. Dafür können aber auch die Ärzte nichts. Die Geldverschwendung seitens der Kassen ist hier immer mal wieder ein Thema gewesen, leider nie in den Medien oder in der Politik . Offensichtlich gute Lobbyarbeit.
Solange Kassenvorstände im Bundestag sitzen und quasi ihre eigenen Gesetze zusammenbauen, wird sich da auch nichts ändern.
Es existiert z.B. (im Gegensatz zur PKV) immer noch keine Aufsichtsbehörde, die den Kassen auf die Finger sehen würde.
Nebenbemerkung: Aus diesem Grunde kann ich nur jedem abraten, bei einer gesetzlichen Kasse eine Zusatzversicherung abzuschließen. Diese Versicherung kann nämlich ohne viel Federlesens im Handstreich wieder gelöscht werden. Was dann wohl mit den bereits eingezahlten Beiträgen passieren wird????
(Ein Schelm, der böses dabei denkt.)

Meines Wissens nach brauchen die gesetzlichen Kassen auch immer noch keinen Jahresabschluss vorweisen, der dann von irgendjemandem abgesegnet wird.

Und die Mangelversorgung steht nicht erst seit 2007 im SGB, sondern schon erheblich länger: "Die Leistung muss ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein und darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten."

Genau diesen Satz hören meine Patienten jeden Tag von mir. Ausreichend = Schulnote 4!!!!! Deutlicher gehts ja wohl kaum. Das müssen die Patienten endlich mal verinnerlichen, bevor sie sich z.B. auf der Station echauffieren und ein 5-Sterne-Hotel erwarten!!!!! :-dance

synosoph
15.01.2008, 13:26
Auch die Brüche im medizinischen Bereich sind nur Syptome einer umfassenderen, weltweiten Krise. Eine Ursache für diese Krise ist die immer weiter ausufernde Kapitalorientierung unseres Lebens. Im medizinischen Sektor sollte, wie Dörner ausführt, der Schwächste, nicht der Stärkste Vorrang haben. Mittlerweile verkehrt das Gesundheitswesen sich aber immer mehr zu einem Markt. Selbst Ärzte untergraben häufig das System mit ihrer Habgier. Was in der Finanzwelt noch Ruhm verspricht, sticht im sozialen Leben allerdings tief ins Mark.

Desweiteren gilt auch hier: In einer immer weiter denationalisierten Welt, können Probleme nicht mehr national gelöst werden, solange es an globalen Standards fehlt. Würden wir in Deutschland auf private Spitzenmedizin verzichten, käme es zu einem Patiententourismus in andere Länder. Indien bietet heute schon gezielt solche Dienstleistungen für reiche ausländische Privatzahler. Siehe z.B. hier (http://www.tourism-watch.de/dt/46dt/46.medizintourismus/).

zweistein
15.01.2008, 13:41
"Die Leistung muss ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein und darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten."

Genau diesen Satz hören meine Patienten jeden Tag von mir. Ausreichend = Schulnote 4!!!!! Und die Forenuser hier kriegen ihn auch in schöner Regelmäßgkeit zu lesen.

Inzwischen dürfte auch der allerletzte Medi-Learn-Leser kapiert haben, dass nur Kalle und Krankenkassen für sämtliche Missstände in unserem Gesundheitswesen verantwortlich sind und alle anderen Beteiligten ihre Hände in Unschuld waschen.:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy:-sleppy

hennessy
15.01.2008, 13:52
[QUOTE=zweistein]Und die Forenuser hier kriegen ihn auch in schöner Regelmäßgkeit zu lesen. [Quote]

Gut so! Denn wir sind das Medium, das die Verbindung zum Patienten herstellt. Und wir sind noch diejenigen, denen die Patienten wenigstens noch ein bisschen Vertrauen entgegenbringen.

tarumo
15.01.2008, 14:02
Nachdem der zitierte Satz ja wunderschön darstellt, was man als Patient zu erwarten hat und als Arzt machen darf, schadet es gar nicht, ihn möglichst oft zu wiederholen. Im übrigen haben vielleicht 95% der Forumsuser noch nie davon gehört.
Dieses Gesetz wurde übrigens von Politikern gemacht, nicht von Ärzten. Genauso wie die in den letzten zwanzig Jahren überbordende Bürokratie, die Rationierung, die Mangelwirtschaft und die Ärzteflucht von der Politik provoziert bzw. billigend in Kauf genommen wurde.
Lediglich in den Medien sind falschabrechnende Ärzte die Wurzel allen Übels (obwohl die bei einem gleichbleibendem gedeckelten Budget höchstens Kollegen schaden und nicht der Allgemeinheit). Aber das wird gerne vergessen.

Komisch, bei uns Klinikern sind es immer die Kassen, die zu ihren Gunsten mehr oder weniger falsch abrechnen…

Zu den GKV-Wahltarifen wäre noch zu bemerken, dass nicht nur die KK ohne Versicherungsaufsicht mit dem Geld machen können, was sie wollen, sondern im Wahltarif auch das Sonder-Kündigungsrecht im Falle einer Beitragserhöhung ausdrücklich nicht besteht. Ist man also erst mal auf den Leim gegangen, zahlt man mindestens drei Jahre lang die Beiträge, die die jeweilige KK für richtig hält. Aber, wie gesagt, ein Schelm….

docmoechtegern
15.01.2008, 14:09
DFTT.

Frau Betty Land
15.01.2008, 15:47
Vereinfachung des Systems ist durchaus möglich:

a) komplette Entmischung von Privatpatienten und Gesetzlichen, indem man sich als Klinik und/oder Niedergelassener entscheiden muß, entweder NUR mit der Gesetzlichen oder eben NUR mit der Privaten abrechnen zu können.

Vorteil: Privatpatienten sind unter sich. Einkommen der Kliniken/Ärzte hängt ganz gehörig vom Marketing ab und man hat vielleicht erhebliche Einkommensschwankungen, da ja die meist recht konstanten Einnahmen der Gesetzlichen fehlen.

Nachteil: Kliniken und deren Chefs haben kein "Butterbrot" (allerdings meist ohnehin ohne reale, sondern viel mehr "Buschtrommel"-PR) mehr im Vergleich zu heute. Also entweder weniger Einkommen oder bessere Mobilisierung von Effizienzreserven und Gesetzlichen-PR. Wahrscheinlich nur (wie in Skandinavien) sehr wenige "reine" Privatkliniken, kaum Umwandlung von jetzigen Kliniken in rein "Private". Abwanderung der selbstsicheren "Koryphäen" würde sich wohl in Grenzen halten, da diese dann auf einmal voll für die Belegung verantwortlich zeichnen....

b) System wie in Österreich: Jeder ist gesetzlich versichert, kann sich aber privat zusatzversichern. Und dann wieder: Zusatzversicherung praktisch nur für Klinik (wie in Ö) oder auch bei den Niedergelassenen, Entmischung des Systems (sieh Punkt a) oder eben nicht (wie in Ö in den Kliniken).

Unter Gerechtigkeitsaspekten ist natürlich a) immer noch nicht die fairste Lösung, da man dann argumentieren kann, daß staatlich ausgebildete Ärzte gefälligst auch "Staats"(Kassen)patienten zu behandeln haben oder aber die Ausbildungskosten rückerstatten müssen.

Ich meine in der Tat, daß die Argumentation "ohne Privatpatienten würde das System kollabieren" ein Unsinn ist, da dies vor allem den Ärzten und Kliniken sowie Fächern mit vielen Privatpatienten (also vor allem in Ballungsräumen) dient, die Fläche hat wenig davon. Dann wäre es auch im Osten schon medizinisch sehr dunkel, nicht ?

Warum man Akademiker "ziehen" läßt ? Weil man als Klinik/Chefarzt beleidigt ist, wenn jemand geht und auf diesen nicht angewiesen zu sein scheint. Man redet sich narzißstisch einfach die (ungelegenen) Machtverhältnisse schön.
Da gibt es etwa einen Chefarzt, der unter massivstem ärztlichen Personalmangel vor nunmehr 3 Jahren stets ernsthaft behauptete, im nächsten halben Jahr kippt der Ärztemangel.....
Fazit: Der ist nicht mehr Chefarzt, seine Abteilung wirtschaftlich (totz hohen Potentials) im Ruin und die Krankenhausleitung will jetzt diese (und andere Abteilungen) "privatisieren".....

Daß man Osteuropäer und Österreicher frisch von der Uni nimmt, ist ganz einfach: Die mucken nicht, sind (scheinbar) weniger mobil (, was heute auch nicht mehr stimmt....) und schlucken alles runter wie zu besten Ärzteschwemmezeiten.
Daß man damit durchaus die Belegung (wofür die osteurop. Kollegen oft nur sehr wenig können...) rasch in den Keller treibt, steht dann auf einem anderen Blatt. Wenn eine Großpsychiatrie in Bayern jetzt mit Osteuropäern ihrem ohnehin schon schlechten Ruf in der Bevölkerung und bei den Niedergelassenen noch Nachschub leistet, dann verbucht man das unter Freiheitsgrade, nicht ?

Wie hat Jens Flintrop im Ärzteblatt geschrieben ? Wer sich heute die Nachwuchsarbeit nicht auf die Federn schreibt, hat im Überlebenskampf der Kliniken (und Praxen) zukünftig noch viel schlechtere Chancen. Das ist kein reines Ideal- das stimmt. Denn OHNE Assistenzärzte oder mit einem möglichst hohen Ärztedurchlauf (Fachärzte bekommen Kliniken heute ohnehin am Freien Markt nur mehr sehr schwer unterhalb der Führungsebene zum Tarifvertrag...) haben weder Patienten noch Niedergelassene Lust, hier noch hinzugehen.
Da passiert es schon heute, daß ein Kreiskrankenhaus (auch ökonomisch) viel besser dasteht wegen intelligenter Ärztlicher Personalpolitik als ein um ein Drittel größeres Lehrkrankenhaus in derselben Stadt, dessen Personalpolitk die vielen "Profs" in den Ruin treiben.

So sind im Kreiskrankenhaus etwa die Internisten durchaus zu handelsüblicher Palliativmedizin in der Lage, im "Lehrkrankenhaus" wird alles abgeschoben, was nicht haargenau zu den Gastroenterologen oder Kardiologen paßt.
Im Lehrkrankenhaus bekommen gestürzte Alkoholiker in der Akutambulanz nicht selten weder ein CT noch eine Überwachung (bei passender Anamnese), im Kreiskrankenhaus werden diese Herrschaften sogar lege artis ausgenüchtert !

Im Lehrkrankenhaus kann eine klinisch nicht ganz schwer zu erkennende cerebrale Ischämie schon mal übers Wochendende ohne Physiotherapie und Bildgebung an der Neuro ("Stroke Unit"...) liegenbleiben (Fachärzte aus Kostengründen in Rufbereitschaft, Assistenzärzte nur mehr frisch von Uni...) oder aber ein alter Multiinfarktpatient mit zwischenzeitlich schwerer neurogener Schluckstörung zur Verlegung an eine Gerontopsychiatrie konsiliarisch vorgestellt werden, ohne in irgendeiner Art und Weise die Ernährung sichergestellt zu haben...

Es liegt also auch an intelligenter und menschlicher Personalführung - und das geht schon jetzt, ohne Große Reformen.