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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Labor- & Transfusionsmedizin: Anti-M



tonexxx
17.01.2008, 16:37
Hallo miteinander!

Nun will ich doch in eigenem Interesse auch mal einen Fred hier erstellen.

Wir haben diese Woche Laborpraktikum und in diesem Zusammenhang unsere Blutgruppeneigenschaften bestimmt.

Meine Blutgruppe A Rh. pos. ist ja nun in Mitteleuropa nicht sonderlich exotisch. Interessanter und auch schon limitierend sind meine zwei kleinen cc. Die Ausprägung von E habe ich leider gerade nicht im Kopf, diese war aber nicht ausgefallen.

In insg. 3 weiteren Tests auf irreguläre Antikörper haben wir bei mir ein Anti-M gesichert. Das Interessante daran ist, dass ich noch nie Fremdblut erhalten habe und meine Geburt auch "normal blutig" verlief. Die 2 letzten Tests wurden dann auch nicht mehr von uns PJlern sondern ganz lege artis von einer erfahrenen hämatologischen Fach-MTA-L durchgeführt; ein Fehler durch uns Praktikanten ist also ausgeschlossen.

Wie der erfahrene Labor-/Transfusionsmediziner schon gemerkt haben wird, bin ich reichlich unbeleckt, was Antikörper angeht. Deshalb entschuldige ich mich hier schonmal für blöde Fragen: wie komme ich scheinbar ohne Antigenkontakt zu einem Anti-M? Kann man so etwas erben oder durch Kontakt mit Viren oder Allergenen erwerben? Allergene klingt wahrscheinlich komisch, aber ich assoziiere Kälte-Ak immer mit dem atopischen Formenkreis, der begeistert über meiner Familie schwebt.

Einen entsprechenden Ausweis werde ich mir natürlich noch ausstellen lassen. Ob der aber nun wirklich exotisches Blut aus einer bayerischen Blutbank schneller nach NRW bringt, halte ich für fraglich.

Dass ich ein böser User bin, weil ich zuvor nicht das Orakel von Google befragt habe, weiß ich! Aber ich erhoffe mir hier eine spannende Diskussion. :-angel

So, und während diese anläuft, lasse ich mir mal schnell ne neue Frisur verpassen. ;-) Herzlichen Dank schon jetzt für alle Antworten!

Hellequin
17.01.2008, 17:10
Einen entsprechenden Ausweis werde ich mir natürlich noch ausstellen lassen. Ob der aber nun wirklich exotisches Blut aus einer bayerischen Blutbank schneller nach NRW bringt, halte ich für fraglich.

Kälteantikörper sind jetzt alles andere als exotisch, sondern gehören eher zu den häufigeren. Bei einem Antikörpernachweiß sollte aber eigentlich immer noch eine Elution gemacht werden um den Nachweiß zu verifizieren. Klinisch relevant ist ein Kälteantikörper eigentlich auch nur wenn er bei 37°C nachgewiesen wird, im niedrigeren Temperaturbereich nachgewiesenes Anti-M hat eigentlich keine Konsequenzen bei der Transfusion.
Wir haben bei uns öfters mal Patienten mit Kälteautoantikörper im relevanten Temperaturbereich und auch da ist die Versorgung eigentlich kein Problem. Genauso wenig wie bei cc. Selbst wenn alle Stricke reißen und es nicht genügend Apos gibt, kann man immer noch auf Aneg umsteigen.

Wo du die Antikörper her hast, kann ich dir aber nicht sagen, bin ja weder Labor- noch Transfusionsmediziner. :-))

tonexxx
17.01.2008, 17:52
Vielen Dank, Hell.

Die MTA fand die Gesamtkonstellation recht exotisch. Ich hab zwar schonmal EKs angehangen, aber darauf beschränkt sich leider auch meine gesamte transfusionsmedizinische Erfahrung.

Die Ak und ich werden auch niemals Freunde, daher kommt jetzt möglicherweise nonsense: nachgewiesen wurde das Anti-M nach > 20 Min. Bebrütung bei 37°C. Dass Anti-M ein Kälteauto-Ak ist, habe ich zwischenzeitlich nachgelesen. Stimmt jetzt das gelesene nicht oder meintest du mit dem Nachweis etwas anderes?

An A Rh. neg. und 0 hatte ich auch schon gedacht; hoffe nur, dass der Arzt nach meinem (hoffentlich nie eintretenden) Polytrauma auch so "schlau" ist. :-D

Hellequin
17.01.2008, 18:17
Die Ak und ich werden auch niemals Freunde, daher kommt jetzt möglicherweise nonsense: nachgewiesen wurde das Anti-M nach > 20 Min. Bebrütung bei 37°C. Dass Anti-M ein Kälteauto-Ak ist, habe ich zwischenzeitlich nachgelesen. Stimmt jetzt das gelesene nicht oder meintest du mit dem Nachweis etwas anderes?
Sorry, stehe gerade etwas auf dem schlauch was du meinst?! :-nix


An A Rh. neg. und 0 hatte ich auch schon gedacht; hoffe nur, dass der Arzt nach meinem (hoffentlich nie eintretenden) Polytrauma auch so "schlau" ist. :-D
Zum einen wird eigentlich nicht anhand des Ausweißes transfundiert, sondern bei einem unbekannten Patienten wird das volle Programm mit Blutgruppenbestimmung, AK-Suchtest usw. gefahren. Und zumindestens bei uns sind die MTAs ziemlich fit, ich plappere hier auch nur nach was ich von denen aufgeschnappt habe.:-))
Desweiteren wird ja auch immer eine Kreuzprobe gemacht, und falls deine AKs mit dem Spenderblut reagieren, sprich die Kreuzprobe positiv wird, bekommst du die dann auch nicht.

lore
17.01.2008, 18:56
der herr eckstein (immunhämatologie und transfusionsmedizin, 4.auflage) sagt dazu: "anti-m-ak sind meist kälteantikörper sowohl der igm als auch der igg-klasse. nur selten sind sie bei körpertemperatur wirksam, dann allerdings gut für hamolytische transfusionsreaktionen... und daher transfusionsmedizinisch zu berücksichtigen."
der pschyrembel erklärt, dass anti-m reguläre ak sind, also wie anti-b oder anti-a auch ohne antigenkontakt vorhanden sind.
das mn-system wird kodominant vererbt, papa und mama könnten also genotyp mn haben, du hättest von beiden das n geerbt, hast also einen nn-genotyp und bei der "normal-blutigen" geburt genug kontakt gehabt, um m-ak zu bilden.
habe ich das überhaupt rihctig verstanden, dass es um anti-M geht und nicht einfach irgendwelche igM gemeint sind oder irgendwelche anderen antikörper zum MNS-system?

lore
17.01.2008, 19:09
ich verstehe nicht, warum man deinen "kälteantikörper" bei 37° bebrütet hat. die haben ihr reaktionsoptimum bei 4° und normalerweise wird das auch bei der temperatur getestet.
es gibt außerdem den donath-landsteiner-versuch zum nachweis bithermischer/biphasischer kältehämolysine. dabei werden serum und erys erst im kühlschrank gelagert und dann bei 37° für 1-3 stunden erwärmt. biphasische kältehämolysine verursachen dann hämolyse.
alternativ kann man für einen schenlltest ein röhrchen abkühlen und dann bei 37° wasserbad wieder erwärmen und das zweite röhrchen nur erwärmen. hämolytisch wird dann bei vorliegen von ak nur röhrchen eins, nummer zwei ist die kontrolle.

Hellequin
17.01.2008, 19:38
ich verstehe nicht, warum man deinen "kälteantikörper" bei 37° bebrütet hat.
Meines Wissens nach ist 37°C bei der man zumindestens nach internationalen Leitlinien davon ausgeht das sie klinisch relevant sind. In den deutschen Leitlinien existiert soweit wie ich weiß kein genauer Temperaturwert.

Ich bin am Montag aber sowieso in der Blutzentrale, wenn ich dran denke frage ich mal eine der MTAs.:-)

tonexxx
17.01.2008, 20:11
ich verstehe nicht, warum man deinen "kälteantikörper" bei 37° bebrütet hat. die haben ihr reaktionsoptimum bei 4° und normalerweise wird das auch bei der temperatur getestet.
es gibt außerdem den donath-landsteiner-versuch zum nachweis bithermischer/biphasischer kältehämolysine. dabei werden serum und erys erst im kühlschrank gelagert und dann bei 37° für 1-3 stunden erwärmt. biphasische kältehämolysine verursachen dann hämolyse.
alternativ kann man für einen schenlltest ein röhrchen abkühlen und dann bei 37° wasserbad wieder erwärmen und das zweite röhrchen nur erwärmen. hämolytisch wird dann bei vorliegen von ak nur röhrchen eins, nummer zwei ist die kontrolle.
Hallo lore,

wie du ganz richtig verstanden hast, geht es wirklich um Antikörper gegen M.

Ich weiß nicht, ob ich die durchgeführten Tests korrekt beschrieben habe. Kennt ihr diese Testkits, in deren Vertiefungen Kombinationen verschiedener Antigene angeboten werden. Je nach dem, in welchen Vertiefungen sich dann nach Zugabe von Empfängerserum, > 20 bei 37°C, Zugabe einer Markerzelle und Zentrifugation ein Zellrasen bildet (=pos.), kann man kombinieren bzw. ausschließen, welche Antikörper vorliegen. Der dritte Test hat dann alle Unklarheiten beseitigt und die Vielzahl der Möglichkeiten auf Anti-M eingegrenzt.


im niedrigeren Temperaturbereich nachgewiesenes Anti-M hat eigentlich keine Konsequenzen bei der Transfusion.
@hell: Mit meinem oben erwähnten Nachweis bezog ich mich auf diese Aussage von dir.

Hellequin
17.01.2008, 21:07
Es gibt halt diese Testkits von verschiedenen Herstellern und die sind zum Teil auch unterschiedlich sensitiv auf bestimmte Antikörper. Deswegen gibt es dafür ja auch die Empfehlung im Anschluß an einen positiven Test eine Elution zu machen, um evtl. falsch positive Befunde auszuschließen.

tonexxx
17.01.2008, 21:36
OK... Weißt du evtl. auch noch, wie ich jetzt an so eine Elution komme? Ich glaube, meine Krankenkasse würde ein wenig komisch schauen, wenn ich diesen Zufallsbefund abklären lassen will...

Oder bei der Blutspende mal fragen? Darf ich mit Anti-M überhaupt spenden? Muss zu meiner großen Schande gestehen, dass ich noch nie gespendet habe; irgendwie macht mir dieses Ende der dicken Nadel immer noch Angst. ;)

Hellequin
17.01.2008, 22:26
Hier bei uns werden die Patienten halt automatisch weiter abgeklärt wenn da was positiv ist. Wie das in der freien Wildbahn läuft.... :-nix

Muss auch zugeben, dass ich keine Ahnung habe wie das mit dem spenden läuft, da ich im Exportgeschäft tätig bin und eigentlich nichts mit dem Import zu tun habe. :-)
Evtl. weiß ja jemand anders was drüber, ansonsten frage ich mal am Montag nach(falls ich dran denke).

Hellequin
22.01.2008, 08:39
Also habe gestern nochmal unsere MTAs gefragt. Bestimmt wird ein Anti-M bei uns bei 4 und 20°C, wobei es nicht nur auf die positive Reaktion, sondern auch auf die Stärke der selben ankommt. Bei einer stärkeren Reaktion bei 20°C lautet dann die Empfehlung von unserer Seite halt, die EKs mindestens mit 37°C zu transfundieren.
Spenden kann man ohne Probleme mit Anti-M, bei jedem Spender wird auch ein AK-Suchtest durhgeführt. Eine Elution wird aber nur gemacht, wenn die Eigenkontrolle positiv ist.

tonexxx
22.01.2008, 11:16
Vielen Dank! Und alle Achtung, dass du dir die Erinnerung an den Fall nicht auf deiner Geburtstagsparty gelöscht hast. ;-)

Hellequin
22.01.2008, 11:21
Vielen Dank! Und alle Achtung, dass du dir die Erinnerung an den Fall nicht auf deiner Geburtstagsparty gelöscht hast. ;-)
Alles eine Frage des Trainings. :-))