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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : TEP-OP: Warum eigentlich kein tourniquet?



Susan27
21.01.2008, 10:55
Hi,

ich habe mal folgende Frage bezüglich Hüftoperationen (TEP):

Bei TEP werden ja -entgegen OPs am Knie etc. - meiner Kenntnis nach keine tourniquets (Aderpressen) benutzt.

Frage: Warum eigentlich nicht? Ein übersichtliches "blutfreies" Wundgebiet wäre doch von Vorteil, zudem müsste auch nicht an Transfusionen gedacht werden. Könnte man deshalb nicht den tourniquet einfach ganz "hoch" am entsprechenden Bein quer ansetzten?

Da ich Nichtmedizinerin bin weiß ich natürlich nicht, wie die Adern in diesem Gebiet liegen. Was ist demnach der genaue Grund, dass bei TEPs etc. diese nützlichen Hilfsmittel nicht benutzt werden können...?

Vielen dank! :-))

Viele Grüße
Susan

Doktor_No
21.01.2008, 12:04
anatomisch geht das bei hüft-Ops nicht, da man keine lokalisation zum anlegen der blutsperre hat. man müsste quasi das abdomen abpressen...

Susan27
22.01.2008, 11:06
Dank Dir für die Antwort! ::)

Gibt es eigentlich beim Benutzen von Blutsperren eine "Maximalzeit", dürfte ja für das Weichteilgewebe nicht gerade vorteilhaft sein, lange Zeit nicht durchblutet zu werden (negative Folgen?). Kann man da eine grobe Max.Zeit angeben (2h, 3h etc...)?

Nochmals dank!

Viele Grüße
Susan

Eilika
22.01.2008, 11:18
Im Normalfall (also, so wie ich es erlebt hab) hieß es immer maximal 2 Stunden... Mit ner Quelle kann ich Dir aber gerade nicht dienen.
Kann mich an eine OP erinnern, wo gleichzeitig in einem Knie ein vorderes und ein hinteres Kreuzband ersetzt wurden, da wurde es schon ganz schön knapp mit den zwei Studen.

Susan27
22.01.2008, 12:03
Was ist eigentlich das wirklich risikohafte, wenn man diese Max.Zeit überschreitet:

Wird das Bein (bzw. Teil-Gewebe) dann nekrotisch und stirbt ab, so dass es im absoluten worst-case sogar zu Lähmungen, Amputationen kommen könnte...oder worin besteht die Gefährlichkeit ansonsten...?

Viele Grüße
Susan

Lava
22.01.2008, 17:24
Tourniquet-Syndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Tourniquet-Syndrom)

durch zu hohen Druck der Manschette kann es sicher auch lokal zu Schäden kommen, z.B. an Nerven. Bei Armen gilt eine Obergrenze von 400mmHg, bei Beinen 600mmHg. Kenne aber auch Operateure, die nur bis 50 über den systolischen Blutdruck aufpumpen lassen.

züri
22.01.2008, 19:03
Was ist eigentlich das wirklich risikohafte, wenn man diese Max.Zeit überschreitet:

Wird das Bein (bzw. Teil-Gewebe) dann nekrotisch und stirbt ab, so dass es im absoluten worst-case sogar zu Lähmungen, Amputationen kommen könnte...oder worin besteht die Gefährlichkeit ansonsten...?



Ich glaube das Gefährliche dabei, ist ein Ausströmen von zu vielen toxischen Abbauprodukten und sauren Metaboliten (anaerober Stoffwechsel), welche sich angesammelt haben, in den Kreislauf bei Wiedereröffnen der Blutsperre. Diese können zum Schock führen.

LG

Lava
22.01.2008, 19:22
Ich glaube das Gefährliche dabei, ist ein Ausströmen von zu vielen toxischen Abbauprodukten und sauren Metaboliten (anaerober Stoffwechsel), welche sich angesammelt haben, in den Kreislauf bei Wiedereröffnen der Blutsperre. Diese können zum Schock führen.


Sag ich doch! Tourniquet Syndrom.

Nemesisthe2nd
23.01.2008, 07:24
deshalb gibt man beim öffnen der blutsperre auch ca. 50-100ml Natriumbicarbonat als infusion um die azidose abzupuffern...

ich weiß aber nicht ob das schon bei einem bein mit blutsperre nötig ist. Bei einsetzen einer Y-Gefäßprothese in Aorto und Aa. Illiaca (logischerweise mit abklemmen der aorta proximal) ist es jedenfalls notwendig...

Susan27
25.01.2008, 10:08
Vielen dank an Euch für die interessanten Erklärungen!

Schönes Week-End

Viele Grüße
Susan