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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : erste Stelle - welche nehmen?!



pampers
22.01.2008, 20:28
Huhu!

Mag mir wer erzählen, worauf ich bei der Wahl der ersten Stelle als blutiger Anfänger unbedingt achten sollte? Ich hatte jetzt mehrere Vorstellungsgespräche und prompt auch mehrere Angebote - bloss habe ich jetzt die Qual der Wahl :-nix

Es scheint die Zeit des Werbens angebrochen zu sein, denn jeder Chefarzt wirbt eigentlich nur für seine Klinik, anstatt den Bewerber zu begutachten, so kam es mir jedenfalls vor - jetzt weiß ich vor lauter Marketing aber gar nicht mehr, was wirklich gut für mich ist...und inwiefern ich auf das jeweilige Verhandlungsgeschick hereinfalle oder nicht...

einige Punkte:

Marbuger Bund Tarif vs. TVöD

kleines Haus vs. größeres (fast Maximalversorgung)

kleine Stadt vs. große Stadt


please help :-keks

Feuerblick
22.01.2008, 20:40
Gegenfrage: Was stellst DU dir denn vor? Und wo hast du dich im Gespräch am wohlsten gefühlt? Brauchst du die Großstadt oder nicht?

pampers
22.01.2008, 22:06
Ich frage doch, was vernünftig ist und nicht, was mein Bauch mir sagt :-D

Fersenbein
22.01.2008, 22:11
welches Fach denn? Was hast du mal vor? Lieber Karriere und irgendwann mal Ldt. Oberarzt an einem größeren Haus oder gar der Chef sein? Oder als Allgemeinarzt in einem Dorf in Bayern niederlassen, wo du der einzige Doktor weit und breit bist? (mal so als Extreme)
Davon hängt doch die Wahl ab, wo man hingeht.

Chari
22.01.2008, 22:12
Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es nicht. Nicht jeder ist für ein großes Haus geschaffen. Willst du ein fämiliäres Arbeitsklima ohne Schwerverletzte oder seltene Krankheitsbilder gehst du an ein kleines HAus. Willst du eher forschen und hast kein Problem mit z. T. anonymem Arbeitsklima bist du an einem großen Haus wie dem Uni-Klinikum nicht falsch.
Insofern kann man dir eine Empfehlung nur geben, wenn du sagst was deine Vorstellungen sind.
Ansonsten hilft wohl nur Assistenten in den jeweiligen Häusern über Chef, Arbeitsklima und Weiterbildung zu befragen.

John Silver
23.01.2008, 00:20
Jedes Vorstellungsgespräch ist heutzutage werbungslastig. Gute junge BewerberInnen sind eben rar gesät, die bekommt man nicht mehr im Dutzend billiger, wie früher. Daher muß man immer filtern, was einem erzählt wird.

Im Prinzip mußt Du eine Liste zusammenstellen, die Dinge beinhält, die Dir wichtig sind.

1. Kannst/willst Du in einer kleinen Stadt leben? Kleinstädte sind eben Löcher. Um 8 werden die Bürgersteige hochgeklappt. Zu tun gibt es wenig bis gar nichts; viele Leute lernst Du außerhalb Deines Arbeitsplatzes kaum. Es ist ruhig und beschaulich. Wenn Dir genau das zusagt - fein, wenn nicht, dann fallen schon mal die Kliniken in Kleinstädten weg.

2. Wie stellst Du Dir Deine Karriere vor? Möchtest Du Forschung machen? Möchtest Du eine akademische Karriere anstreben? (Man muß das schon sehr wollen, wenn man sich bei der momentanen Situation dafür entscheidet). Wenn nicht, dann solltest Du Unikliniken eher meiden, weil man dort auch nicht gefragt wird - das ist dann selbstverständlich. Wenn ja, dann kommen für Dich hauptsächlich nur große Häuser infrage.

3. Wie sieht der Arbeitsalltag in den jeweiligen Kliniken aus? Da gibt es z.T. sehr krasse Unterschiede. Grundsätzlich muß eine Klinik schon eine wirklich außergewöhnliche klinische Erfahrung und ein ganz tolles Lern- und Rotationssystem vorweisen können, um Sachen wie alte renovierungsbedürftige Räumlichkeiten, indiskutable Computer, fehlende Digitalisierung der Daten, kleine unbequeme Arztzimmer, die man mit einem halben Dutzen Kollegen und Studenten teilen muß, chronische Unterbesetzung etc. verschmerzen zu können. Denn diese Dinge, von denen man am Anfang denkt, sie seien nicht sooo wichtig, entpuppen sich im Alltag als große Ärgernisse. Es ist eben außerordentlich ärgerlich und lästig, wenn man sich jeden Mist ausdrucken und haufenweise Notizzettel und sonstige Papierfetzen herumfliegen hat, nur weil das Klinikum zu doof oder zu pleite ist, um ein vernünftiges einheitliches EDV-System zu installieren. Es geht einem doch auf den Wecker, wenn man in einem kleinen Arztzimmer in die Ecke gepfercht seine Briefe tippt oder diktiert, wenn um einen herum ständig Leute wuseln. Die beste Lernerfahrung nützt einem wenig, wenn man 3-4, natürlich unbezahlte, Überstunden pro Tag schiebt, und anstatt zuzuhören und zu lernen, eigentlich nur nach Hause und ins Bett möchte.
Um das herauszufinden, lohnt es sich, mit den Assistenten, die in der fraglichen Klinik arbeiten, zu reden, z.B. mal in einer etwas ruhigeren Minute des Dienstes. Oder man kann mal einen Tag Schatten spielen, hospitieren.

Hoffe, ich konnte helfen.

pampers
23.01.2008, 07:31
Danke für die vielen netten Beiträge :-)

Ich strebe nicht direkt eine Unikarriere an *omg*, aber ich habe auch Angst, dass ich durch ein zu kleines Haus am Anfang meine spätere Karriere, zB. OA oder so, an größeren Häusern gefährden könnte. Ist dem so?

peter schlönzke
23.01.2008, 08:15
Zum Wechsel vom kleineren in ein größeres Haus: ich kenne mehrere, die problemlos von der kleinen Dorfklitsche an die Uni gewechselt haben.

Letztlich stand ich vor dem gleichen Problem: Ich habe mich für die kleine Alternative entschieden, die aber ein breites Spektrum anbietet, die einen festen Rotationsplan in die Funktion haben und deren Assis allesamt dort die gesamte Facharztausbildung absolviert haben (also sooo unzufrieden können die dann ja nicht gewesen sein)
Die Negativpunkte sind : nur 1 Diensthabender im Haus, Komplettumbau des Gebäudes und ca 1-2 Überstunden an der Tagesordnung.

Ausschlaggebend war aber, daß ich mich in allen Gesprächen dort sehr wohlgefühlt habe.... Also doch die Bauchentscheidung :-oopss
Obs richtig war, kann ich demnächst erzählen

Wie gehts denn bei Dir nun weiter?

freestyler
23.01.2008, 09:33
Habe mich auch eher für ein kleineres Haus entschieden. So unpersönlich wie ich in der Uniklinik empfangen wurde beim GEspräch hat mir das überhaupt nicht zugesagt.
Ein Zurück von klein auf groß sollte heutzutage kein Problem sein.

Welche Fachrichtung denn?

pampers
23.01.2008, 12:10
Ei, das beruhigt ja ein wenig.

Nimmt man eine schlechtere Ausbildung (also schlechter, nicht schlecht) für ein gutes Team in Kauf? Oder zählt der perfekte Rotationsplan mehr? Und was ist mit dem Tarif? Egal? Wieso sind die Häuser, die augenscheinlich am meisten bieten, immer so unfreundlich?


--> Fachrichtung wäre übrigens Kardiologie/Innere... :-top

John Silver
23.01.2008, 16:33
Unfreundlich sind i.d.R. die, die nach wie vor glauben, sich vor lauter guten Bewerbern nicht retten zu können. Ich persönlich würde nie in einem Haus unterschreiben, wo ich mich beim Vorstellungsgespräch unwohl fühle, denn wenn die sich schon beim bloßen Kennenlernen so anstellen, dann kann man sich ja ausmahlen, wie es dann bei der täglichen Zusammenarbeit aussieht. Die Grundlage einer guten Ausbildung ist ein gutes Verhältnis zu den ausbildenden Kollegen. Wenn sie Dich schlecht behandeln, dann bilden sie auch schlecht aus, eine tausendfach bestätigte Binsenweisheit.

Kleine Häuser, die es im Übrigen nicht nur in Kleinstädten gibt, haben durchaus ihre Vorteile für Anfänger. Das Spektrum ist breiter, und in den Diensten bist Du eben der diensthabende Arzt, und nicht, wie in großen Häusern, "der dritte Dienst", der nur dazu da ist, Blut abzunehmen, Zugänge zu legen und Medikamente zu spritzen, also im Grunde Schwesternarbeit macht, und das meist für sehr wenig Geld. Es ist fraglich, ob eine komplette Facharztausbildung in einem kleinen Haus gut ist, weil die kleinen Häuser doch eher Brot-und-Butter-Fälle bekommen, und alles abgefahrene in die Maximalversorgungshäuser geht; aber die ersten 1 bis 2 Jahre sind sicher nicht schlechter, als in einem großen Haus, ja eigentlich sogar besser, was Erfahrung betrifft. Man lernt mehr über die Basics, weil man vor allem im Dienst Medizin praktiziert, und nicht mit primitivem Kram beschäftigt ist. Und anschließend kann man an ein großes Haus wechseln, um die Ausbindung zu komplettieren. Das dürfte in den nächsten Jahren nicht sehr schwierig werden.

Muriel
23.01.2008, 19:33
Eine Sache, die, wie ich finde, auch bedacht werden sollte, ist die Anzahl der Assistenten, bzw die Anzahl der Diensttuenden. Am Anfang, wenn man noch nicht drinsteckt, mag es ja nicht so furchtbar klingen, aber irgendwann alle drei Tage Dienste zu schieben (so einer Freundin passsiert), ist dann nicht mehr lustig. Daher: Nach dem Dienstmodell und der ungefähren -häufigkeit fragen :-top