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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Linksverschiebung



stephgurl1986
25.01.2008, 11:41
Hallo Studis,

ich hab da mal als Nicht-Student der Medizin eine Frage. Wodurch kann eine Linksverschiebung ausgelöst werden? Ich hab ein bisschen gegoogelt und hab immer nur so schreckliche Dinge wie chronische Leukämie gefunden. Bei mir wurde vor 4 Tagen Blut abgenommen, weil ich Verdacht auf Sjögren hab, es wurde allerdings nichts gefunden, außer niedrige Leukozyten-Anzahl (4.00) und eine Linksverschiebung (von 5 auf 11). Ich weiß, dass dieses Forum nicht der Diagnose irgendwelcher dahergelaufener Leute dient, aber es ist jetzt Wochenende und ich mach mich gerade echt total fertig deshalb. Ich war bei der Blutabnahme nicht erkältet und hab jetzt einfach panische Angst. Erst am Mo wird mir wieder Blut abgenommen.
Vielen Dank für eure Hilfe.

Lava
25.01.2008, 12:14
Normalerweise wird eine Linksverschiebung als ein Zeichen für eine (bakterielle) Entzündung interpretiert. Es beudetet, dass vermehrt unreife, juvenile Formen der Granulozyten im Blut vorhanden sind.

brain2k1
25.01.2008, 13:25
Mach dir mal bloß keine Sorgen, beide Werte haben sehr wahrscheinlich nichts Schlimmes zu bedeuten. Die Leukozytenzahl von 4000/µl (=4,0/nl) ist nur sehr knapp unter dem Normalwert (je nach Labor um 4,3/nl). Auch die Linksverschiebung in diesem Ausmaß ist wahrscheinlich nichts weiter als Ausdruck eines Infektes (muss ja keine Erkältung sein).

Wenn man ungefiltert im Internet sucht, findet man meistens irgendwelche schlimmen Krankheiten zu Befunden, die ganz häufig gar nichts sind. Es liegt in der menschlichen Natur sich dann auf die schlimmen Sachen zu konzentrieren, übrigens sind dabei Mediziner/Medizinstudenten meistens die größten Hypochonder.

Also, genieß dein Wochenende !!

stephgurl1986
25.01.2008, 14:19
Danke für die Antworten!
Wäre es denn theoretisch bei einer Leukämie so, dass man zu viele Leucozyten hat und gleichzeitig eine Linksverschiebung?
Ich hab ja zu wenig Leucozyten, aber anscheinend auch gleichzeitig zu viele unausgebildete...
Kann man denn ansonsten irgendwelche Entzündungen im Körper haben von denen man so normal gar nichts mitbekommt?

brain2k1
25.01.2008, 14:38
Danke für die Antworten!
Wäre es denn theoretisch bei einer Leukämie so, dass man zu viele Leucozyten hat und gleichzeitig eine Linksverschiebung?

Nicht so einfach zu beantworten, es gibt verschiedenste Formen von Leukämien, die ein extrem vielfältiges Blutbild zeigen können, das würde viel zu weit führen.



Ich hab ja zu wenig Leucozyten, aber anscheinend auch gleichzeitig zu viele unausgebildete...Kann man denn ansonsten irgendwelche Entzündungen im Körper haben von denen man so normal gar nichts mitbekommt?

Richtig, aber dieser Zustand ist sehr wahrscheinlich vorübergehend und in diesem geringen Maße nicht gefährlich.
Entzündungen von denen man nichts mitbekommt kommen sehr oft vor.

Also, wie gesagt geh am Montag zur Kontrolle und mach dir bis dahin keine Sorgen.

Flemingulus
25.01.2008, 17:14
Hallo Stephgurl,

Erstmal wünsch ich Dir ein möglichst gutes Wochenende trotz google-bedingter Panikattacke :-) .

Zu Deiner Problematik:

Wie Du schon geschrieben hast, kannst Du Dir von diesem Forum natürlich nicht allzuviel konkrete Auskünfte erwarten.

Der Arzt Deines Vertrauens kann durch das ärztliche Gespräch und körperliche oder apparative Untersuchungen viel mehr Informationen gewinnen, als ein "Berater" hier im Forum und so gelangt Dein Dok mit wesentlich höhere Treffsicherheit zu korrekten Diagnosen als wir hier. Außerdem kannst Du unseren Auskünften auch nur begrenzt "über den Weg trauen", da ja jeder Hansel (in diesem Fall eben ich) hier etwas schreiben darf.

Du schreibst, dass Du den Arzt wegen eines bestimmten Verdachts, eben auf ein Sjögren-Syndrom, aufgesucht hast und dort ein Bluttest gemacht wurde, bei dem nun eine niedrige Leukozytenzahl und eine Linksverschiebung auffiel. Daraufhin hast Du in google nach Ursachen für diese Laborveränderungen gesucht und bist auf Leukämie gestoßen.

Damit bist Du aber einem Missverständnis aufgesessen, was die Interpretation von einzelnen Laborwerten angeht. Es sind nämlich bei fast jedem auffälligen Laborwert ganz, ganz viele unterschiedliche Erklärungen möglich und nicht alle haben mit einer Erkrankung zu tun, so dass gar nicht selten ein Laborwert auch bei einem ganz Gesunden auffällig ist. Es ist daher bei den meisten Laborwerten so, dass man als Arzt von einer bestimmten Verdachtsdiagnose ausgeht und überprüft, ob ein bestimmter Laborwert zu diesem Verdacht passt. Demgegenüber ist es i. d. R. nicht besonders ergiebig von einem auffälligen Laborwert auszugehen, und zu überlegen, welche Störung dahinter stecken könnte.

Dazu mal ein fiktives Beispiel: Sagen wir mal ein Test wäre bei 99 % aller Patienten mit einer Leukämie auffällig und bei 99 % aller Gesunden unauffällig (das wäre dann schon ein verdammt guter Test!). Wenn Du Dir nun vorstellst, von 100.000 Personen hätten 10 eine Leukämie (das wäre etwa so die Häufigkeit pro 100.000 Leute über einen Zeitraum von einem Jahr), dann wäre der Test bei 10 Leukämie-Erkrankten auffällig (99 % von 10) und bei 1000 Gesunden (1 % von 100.000). Die Chance bei Leukämie einen auffälligen Test zu haben, wäre also sehr hoch (99 %), aber die Chance bei einem auffälligen Test eine Leukämie zu haben wäre ziemlich niedrig (10 von 1010 Personen also etwa 1 %). Selbst bei diesem fiktiven, sehr leistungsfähigen Test, sollte man also von einem Verdacht ausgehen und diesen mit dem Test überprüfen und nicht vom Testergebnis ausgehen und eine anschließende Ursachenforschung betreiben. Bei einer Linksverschiebung, die - wie schon gesagt wurde - bei allen möglichen Zuständen auftritt, gilt dies noch viel mehr.

Das richtige Vorgehen ist also: 1) nicht weiter nach möglichen Gründen für eine Linksverschiebung zu suchen 2) das Wochenende zu genießen und 3) Deine Sorgen am Montag mit Deinem Dok zu besprechen. Dabei ist es auch für den Arzt wichtig, zu wissen, dass Du dank google wegen der Mitteilung "Linksverschiebung" eine unruhige Zeit hattest.

Alles Gute unbekannterweise!

F.