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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tod durch (absichtliches) Verdursten



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zweistein
01.02.2008, 00:09
Erstmal sorry für den unpräzisen Threadtitel. Ich hatte den absichtlich so formuliert, weil ich das Wort Suizid im Titel vermeiden wollte.

Es geht um Suizid durch Unterlassen von Essen und Trinken. Also nicht um Fasten oder Hungerstreik, denn diese Leute trinken noch, weil sie nicht sterben wollen.



Ich hab hier ein Abstract zu einer Umfrage unter Hospizpersonal in den USA gefunden, in der nach Erfahrungen mit Patienten gefragt worden war, die durch das Verzichten auf Essen und Trinken früher gestorben waren.

Wie gesagt: Es ging um schwerkranke Patienten in Hospizen. Die meisten Patienten sind 15 Tage nachdem sie das Essen und Trinken aufgegeben hatten gestorben.
Jetzt frage ich micht, wie das bei Menschen wäre, die nicht schwer krank wären. Würde das bei denen wohl auch funktionieren? Wie lange würde es wohl bei denen dauern?


N Engl J Med. 2003 Jul 24;349(4):359-65.



Nurses' experiences with hospice patients who refuse food and fluids to hasten death.

Ganzini L, Goy ER, Miller LL, Harvath TA, Jackson A, Delorit MA.

Department of Veterans Affairs, Oregon Health and Science University, Portland, Oreg, USA.

BACKGROUND: Voluntary refusal of food and fluids has been proposed as an alternative to physician-assisted suicide for terminally ill patients who wish to hasten death. There are few reports of patients who have made this choice.

METHODS: We mailed a questionnaire to all nurses employed by hospice programs in Oregon and analyzed the results.

RESULTS: Of 429 eligible nurses, 307 (72 percent) returned the questionnaire, and 102 of the respondents (33 percent) reported that in the previous four years they had cared for a patient who deliberately hastened death by voluntary refusal of food and fluids. Nurses reported that patients chose to stop eating and drinking because they were ready to die, saw continued existence as pointless, and considered their quality of life poor. The survey showed that 85 percent of patients died within 15 days after stopping food and fluids. On a scale from 0 (a very bad death) to 9 (a very good death), the median score for the quality of these deaths, as rated by the nurses, was 8.On the basis of the hospice nurses' reports, the patients who stopped eating and drinking were older than 55 patients who died by physician-assisted suicide (74 vs. 64 years of age, P<0.001), less likely to want to control the circumstances of their death (P<0.001), and less likely to be evaluated by a mental health professional (9 percent vs. 45 percent, P<0.001).

CONCLUSIONS: On the basis of reports by nurses, patients in hospice care who voluntarily choose to refuse food and fluids are elderly, no longer find meaning in living, and usually die a "good" death within two weeks after stopping food and fluids.

Copyright 2003 Massachusetts Medical Society

Publication Types:
Comparative Study
Research Support, Non-U.S. Gov't PMID: 12878744 [PubMed - indexed for MEDLINE]

Dr. Pschy
01.02.2008, 10:02
Ganz ohne Fluessigkeit glaub ich nicht, dass ein Schwerkranker 15 Tage aushaelt. Da sollte nach einigen wenigen Tagen bereits Schluss sein.

Beim Gesunden siehts aehnlich aus. Die Fluessigkeitszufuhr ist der limitierende Faktor. Ohne Nahrung haelt mans eine ganze Weile aus, aber ohne Wasserzufuhr nur ein paar Tage.

Ex-PJ
01.02.2008, 11:06
Schon zu biblischen Zeiten wurde über 40-tägiges Fasten berichtet!
Auch heute gibt es Fastenkuren z.B. Weckbecker-Klinik z.B. 3-wöchiges Heilfasten, es gibt während dieser Zeit nur Gemüsebrühe u. Säfte; die Pat. (Kunden) fühlen sich anschließend häufig vitaler (u. ärmer :-)) )
Die mögliche Fastendauer hängt vom Ausgangskörpergewicht (genauer vom BMI) ab, im Falle von 80kg bei 1,80 m kann ich ca. 40 Tage ganz gut durch; bei 100 kg bei 1,80 m sicherlich auch ca. 50 Tage.
Kritisch wird es sobald das Körpergewicht unter 45 kg (bei Normalgröße sinkt) bzw. BMI < 17,5

zweistein
01.02.2008, 11:28
Es geht nicht um Wellness-Fasten, sondern darum:



Voluntary refusal of food and fluids has been proposed as an alternative to physician-assisted suicide.

medijan
01.02.2008, 11:49
Bis zu 200 Tage ohne Nahrung laut wiki...
http://de.wikipedia.org/wiki/Hungertod

Ganz interessant zu dem Thema, wie ich finde. Die Frage, die ich mir stelle ist folgende: Haben diese Patienten ein reduziertes Durstgefühl aufgrund von Alter/Krankheit? Ich kann mir vorstellen, dass es möglich ist sich zu Tode zu hungern aber Flüssigkeit zu verweigern stelle ich mir bei normalem Durstgefühl grausamst vor. Ich denke, dass ohnehin schon kranke Patienten durch den provozierten Eiweißmangel bei Nohrungsverweigerung schneller dahinsichen.

zweistein
01.02.2008, 12:14
Erstmal sorry für den unpräzisen Threadtitel. Ich hatte den absichtlich so formuliert, weil ich das Wort Suizid im Titel vermeiden wollte.

Es geht um Suizid durch Unterlassen von Essen und Trinken. Also nicht um Fasten oder Hungerstreik, denn diese Leute trinken noch, weil sie nicht sterben wollen.





..Ich kann mir vorstellen, dass es möglich ist sich zu Tode zu hungern aber Flüssigkeit zu verweigern stelle ich mir bei normalem Durstgefühl grausamst vor. Das wird zwar oft gesagt, aber es gibt auch Aussagen wie z. B. die Publikation, deren Abstract ich gepostet hatte, wonach das Verdursten gar nicht so schlimm sein soll. Auch ein Leiter eines Altenheims hat mir mal gesagt, dass sich alte Leute manchmal bewusst so umbringen. Ich frage mich nun eben, ob das nur für solche Kranken oder Alte gilt, oder ob das auch bei jedem so wäre.

Doctöse
01.02.2008, 12:24
Es soll Leute geben, die das Trinken einfach vergessen. So wie ich, hab auch schon öfter mal 2 Tage nichts getrunken und dabei keine Auswirkungen gemerkt :-blush Deswegen zwing ich mich immer, was zu trinken, und für mich sind 1,5 Liter am Tag ein hartes Stück Arbeit. :-nix
Wenn ich nach 2 Tagen nix merke und alte Leute eh schon kaum was trinken, kann ich mir vorstellen, dass die vielleicht wirklich kaum etwas davon merken, sozusagen der Effekt der Entwöhnung.
Ein Durstgefühl kommt meist erst auf, wenn man dehydriert. Ich kenne das Gefühl auch nur aus der Erkältungszeit, aber wenn ich tagelang nur einen halben Liter/d trinke, bekomme ich keinen Durst. Vielleicht ist in meinem Hirn etwas kaputt. :-blush

Meuli
01.02.2008, 12:26
Vielleicht ist in meinem Hirn etwas kaputt. :-blush

Soll ich mal aufschneiden und nachgucken?? :-))

zweistein
01.02.2008, 12:26
Oh, hallo Doctöse, Du bist doch Mod. Würdest Du bitte meinen Theadtitel ändern in "Tod duch (absichtliches) Verdursten"?

Doctöse
01.02.2008, 12:28
Klar :-)

zweistein
01.02.2008, 12:37
Es soll Leute geben, die das Trinken einfach vergessen. So wie ich, hab auch schon öfter mal 2 Tage nichts getrunken und dabei keine Auswirkungen gemerkt :-blush Deswegen zwing ich mich immer, was zu trinken, und für mich sind 1,5 Liter am Tag ein hartes Stück Arbeit. :-nixIch hab auch selten Durst,
nur wenn ich etwas sehr Salziges gegessen habe. Kommt aber selten vor.

Ich hab mal zwischen Weihnachten und Anfang Januar eine Woche lang nichts gegessen,einfach weil ich vor Weihnachten nicht zum Einkaufen gekommen war und nach zwei Tagen sämtliche Lebensmittelvorräte, die ich zuhause gehabt hatte, aufgebraucht waren.
Das Interessante war, dass ich nach wenigen Tagen ohne Essen (aber nicht ohne zu trinken) gar keinen Hunger mehr hatte. Ich hab mich sogar richtig gut gefühlt. War wohl ein unbeabsichtigtes Wellness-Fasten.

Zum Vergessen von Essen und Trinken: Alzheimerpatienten sollen ja in einem späten Stadium auch das Essen und Trinken einfach vergessen.

Edit.: @Doctöse, Danke fürs Ändern des Titels.

Hellequin
01.02.2008, 12:54
Wobei man da sicher eine Unterscheidung anhand des Zustandes des einzelnen treffen muss.
M.W.n. ist es wohl so das bei Sterbenden eine normale Flüssigkeitszufuhr zu einer Verkürzung der Lebensspanne führt, da die Nieren nicht mehr auf eine derartige Belastung eingestellt sind.

Schneekoenigin
01.02.2008, 12:55
Doctöse, das geht mir auch so mit dem Vergessen und ich habe noch nichts ungewöhnliches dabei bemerkt.

Ähm, war das nicht so, dass das Durstgefühl nicht adaptiert? *schmidt/Thews such* Es wird also mit zunehmender Dehydration immer schlimmer. Wann es aber einsetzt, scheint individuell unterschiedlich zu sein (siehe Öse und ich).

So, schön weiter :-lesen

P.S. Threadsteller: Du hast doch nichts dergleichen vor, oder??? Bitte nicht als Angriff verstehen, das hat mich nur irgendwie stutzig gemacht :peace: :peace: :peace: :peace: :peace:

zweistein
01.02.2008, 13:03
P.S. Threadsteller: Du hast doch nichts dergleichen vor, oder??? :peace: :peace: :peace: :peace:Nö, hab ich nicht vor. Wenn ich aber mal in einer ähnlichen Situation wäre wie die Patienten in der Publikation, aus der ich zitiert habe, könnte ich mir das schon vorstellen.

Dr. Pschy
01.02.2008, 13:46
No wird sich mit Freude um deine zukuenftigen Steinchen kuemmern, Doctoese ;-) Also immer schoen :-party !

zweistein
12.02.2008, 17:54
Das hab ich gerade gefunden:

Tagebuch des Verhungerns (http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc%7EE859BAE7CECC846588CC791A3C92DA795%7EATpl%7EE common%7EScontent.html)

Da geht es genau um das Thema dieses Threads:

Ein 58jähriger Mann ist nach 24 Tagen , in denen er nichts gegessen und nur wenig getrunken hat, gestorben.
Über seinen Suicid durch absichtliches Verhungern und Verdursten hat er ein Tagebuch geführt.

Flemingulus
13.02.2008, 00:11
Ein 58jähriger Mann ist nach 24 Tagen , in denen er nichts gegessen und nur wenig getrunken hat, gestorben.

Die Nachricht hat mich berührt, für die Tochter muss das mehr als schwer sein.

Aus: F. Kafka, "Ein Hungerkünstler"


[...]
"Immerfort wollte ich, dass ihr mein Hungern bewundert", sagte der Hungerkünstler. "Wir bewundern es auch", sagte der Aufseher entgegenkommend. "Ihr solltet es aber nicht bewundern!" – "Nun, dann bewundern wir es also nicht", sagte der Aufseher, "warum sollen wir es denn nicht bewundern?" – "Weil ich hungern muss, ich kann nicht anders", sagte der Hungerkünstler. "Da sieh mal einer, warum kannst du denn nicht anders?" – "Weil ich", sagte der Hungerkünstler, hob das Köpfchen ein wenig und sprach mit wie zum Kuss gespitzten Lippen gerade in das Ohr des Aufsehers hinein, damit nichts verlorenginge, "weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht und mich vollgegessen wie du und alle."
[...]

Hoppla-Daisy
13.02.2008, 00:15
Kafka..... der war seiner Zeit schon weit voraus. Zuviel Hungernde in unserer Zeit.

Flemingulus
13.02.2008, 00:24
Diese speziellen Hungernden gab es aber wohl zu jeder Zeit und wird es immer geben, die nämlich ihren Hunger nicht teilen wollen oder können und ganz für sich behalten.

Hoppla-Daisy
13.02.2008, 00:26
Das mag sein, die Kanalisation/Kanalisierung (ihr wisst schon, was ich meine) war wohl auch zu jeder Zeit ähnlich. Nur bemerkt man es heute mehr.