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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cortison und Impfungen



kleinerMedicus21
16.02.2008, 20:16
Hallo,

wie ist das eigentlich mit Impfungen bei bestehender systemischer Cortisontherapie?
Eigentlich supprimiert das Cortison ja das Immunsystem recht stark, natürlich dosisabhängig, sodass es Schwierigkeiten mit der aktiven Immunisierung geben dürfte oder?

Leider gaben meine Bücher und google nicht entsprechend was her, zB ob man bei einer geringeren Dosis Cortison - meinetwegen 25mg oder weniger, um mal ne Zahl ins Spiel zu bringen - trotzdem impfen kann.Bei höheren Dosen so um die 300mg schliesst sich das ja warscheinlich sowiso aus.Oder denke ich grad völlig in die falsche Richtung?

Vielleicht habt ihr ja mal Erfahrungen bei Patienten damit gesammelt oder wisst das irgendwie.

Grüße

THawk
16.02.2008, 23:07
Laut unserer Impf-Vorlesung ist eine "niedrig dosierte Cortison-Therapie" keine Kontraindikation für die normalen Impfungen. Wo jetzt die Grenze dabei liegt kann ich aber auch leider nicht sagen.


edit: Vielleicht bringt dich das hier noch ein wenig weiter...

Schimmelschaf
16.02.2008, 23:29
edit: Vielleicht bringt dich das hier noch ein wenig weiter...

Hast du vergessen einen Link einzufügen oder überles ich gerade etwas? :-)

Nilani
17.02.2008, 00:07
Hm, nix medizinisch fundiertes, aber ich glaub, so ganz einig sind sich da einige Ärzte auch nicht.
Meine Mum hat ne Arteriitis temporalis und daher Cortisontherapie. Bei ca. 5 mg Dexa/Tag wollte sie Chirurg gegen Tetanus impfen (wg. Abszess), der Rheumatologe hat es abgelehnt, wg. Immunsuppression. Impfung hat sie immer noch nicht, obwohl sie inzwischen bei 2,5 mg ist. Andererseits lehnt der Rheumatologe auch ne Mini-OP am Ellenbogen ab (Sulcus-ulnaris-Syndrom), wobei der Neurochirurg auch bei 3-3,5 mg Dexa kein Problem damit gehabt hätte :-nix

THawk
17.02.2008, 09:46
Hast du vergessen einen Link einzufügen oder überles ich gerade etwas? :-)

Ach, Mist.

Das meinte ich natürlich :-D :
http://www.dgrh.de/?id=1652

kleinerMedicus21
17.02.2008, 12:59
Hi,

danke für eure Antworten erstmal, der Link von dir THawk hat mir schon ganz gut weitergeholfen.
Also sehe ich es richtig, dass es weitestgehend im Ermessen des Arztes liegt und eine Cortison-Dauertherapie per se eine Impfung nicht ausschliesst?
Titerbestimmung ergibt sich ja von selbst, gerade auch in diesem ZUsammenhang.....

THawk
17.02.2008, 14:18
Ja, genau. Darauf läuft es heraus.

capucine
18.02.2008, 23:48
In der Kinderrheumatologie, wo das Impfproblem ja idR haeufig besteht, da die Grundimmunisierungen oft noch nicht abgeschlossen sind, wird gesagt, dass man unter der Cushing-Schwellendosis dh 0,25 mg/kg/d in der Cortison-DT impfen kann. Ein mehrwoechiger Abstand zu einer Kortisonstosstherapie wird empfohlen: randomisierte Studien gibt es dazu va bei Kindern nicht und die Effektivitatet der Immunantwort wird ausserdem angezweifelt; aber besser impfen, als nicht impfen. Masern unter Immunsuppression ist zB ganz schoen unangenehm, alte Paediaterbinsenweisheit...!

Gruss capucine

pieks
20.02.2008, 14:54
Für Totimpfstoffe : unbedenklich, ev. folgt nur eine suboptimale Immunantwort, ggf. erneute Impfung notwendig.

Keine Kontraindikation für Lebendimpfstoff:
Physiolog. Kortisonerhaltungsdosis
Niedrige system. Kortisondosen (<2mg/kg/Tag Prednison)

Bei Kortisondosis >2mg/kg/Tag bzw. >20mg/kg/Tag bei KG >10kg:

Bei Behandlungsdauer<14 Tage: Impfung mit Lebendimpfstoffen unmittelbar nach Beendigung der Therapie möglich

Behandlungsdauer >14Tage:
Mindestabstand zur Impfung nach Beendigung der Therapie: 1 Monat

(Quelle: "ImpfDialog" 4/05 , RKI Epidemiolog. Bulletin 2005)

Ich wüßte nicht, dass es seither iene neue Empfehlung gäbe..


Gruß Pieks

Summbine
26.05.2009, 11:12
Hallo zusammen,

ich sehe zwar, dass der Beitrag schon etwas älter ist, aber ansich ja immer aktuell:

Als - nebenbei erwähnt ;-) - selber Betroffene - systemischer Lupus erythematodes - kann ich nur sagen, dass mir mein Rheumatologe gerade wegen der Immunsuppressiva zur Impfung mit den Totimpfstoffen (s. o.) geraten hat, weil ich eine Krankheit nicht riskieren soll. Außerdem kann im Prinzip jeder Infekt bei mir einen Schub auslösen. Er hat zwar gesagt, dass das Immunsystem wegen der Medikamente länger benötigt, um die Antikörper gegen den "Erreger" zu bilden, aber dennoch die Impfungen ihre Wirkung zeigen.

meine Medikamente: Decortin (Kortison): 6,5mg (morgens),
Cellcept (Mycophenolatmofetil): 1.000mg morgens, 1.000mg abends.

Ich habe trotz dieser Therapie allerdings bislang kaum mehr Infekte als vor der Behandlung.

Wie die Wirkung der Impfstoffe im einzelnen ist, ist sehr individuell - auch bei gesunden Menschen kann es ja sein, dass eine Impfung nicht wirklich anschlägt, also einen 100prozentigen Schutz gibt es nie, aber besser als gar keinen Schutz.

LG, Summbine