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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Histo-Färbungsproblem



Dice
19.02.2008, 14:03
Hi Leute, seid gegrüßt!

Folgendes:

Mir muss mal jemand auf die Sprünge helfen, in Bezug auf einen, glaube ich, ziemlich einfachen Sachverhalt, wo mein Gehirn aber versagt! (Och!!!) Und zwar:

Zitat aus einem Histolehrbuch: "Saure Farbstoffe sind Elektronenakzeptoren, ihre Farbmoleküle sind negativ geladen. Sie binden an azidophile Strukturen, d.h. an Gewebeanteile, die bei dem pH des Färbebades positiv geladen sind. Hierzu gehören z.B. die Zytoplasmaproteine.
(...)"
--> Ist denn der Farbstoff sauer, weil er negativ geladen ist? Von wem, also welchem Reaktionspartner akzeptieren die sauren Farbstoffe denn Elektronen (Stichwort: Lewis- Säure) ?
Zitat weiter: "Umgekehrt sind die Moleküle basischer Farbstoffe als Elektronendonatoren positiv geladen und binden an pH-abhängig negativ geladene, also basophile Strukturen, z.B. Nukleinsäuren oder saure Glykosaminoglykane. (...)"
--> Basen haben doch Elektronen über (schlicht gesagt), wieso sind sie dann positiv geladen? An "wen" geben sie diese denn ab, um anschließend als Kation an die negativen Gruppen von z.B. Nukleinsäuren binden zu können?

Bitte helfen!!! :-notify :-notify :-nix

Jemine
19.02.2008, 18:46
Ok, ich versuchs mal...
Ist vielleicht am einfachsten anhand der HE-Färbung:

Hämalaun (blau) ist positiv geladen und daher basisch. Der Farbstoff lagert sich über elektropolare Bindungen an die negativ geladenen Phosphatgruppen der DNA des Zellkerns.

Eosin (rot) ist negativ geladen, also sauer. Der Farbstoff lagert sich ebenfalls über die elektropolare Bindung an die positiv geladenen Strukturen (Cytoplasma, Bindegewebe, Muskulatur).

Von großer Bedeutung sind die Gewebeeiweiße. Sie sind amphophil, sie können also sowohl Basen als auch Säuren binden.

Strukturen, die aufgrund ihrer Eiweißzusammensetzung mehr saure Gruppen (negativ) enthalten, haben also eine höhere Affinität zu basischen (also positiv geladenen) Farbstoffen, basische (+) Strukturen demnach zu sauren (-) Farbstoffen.

(ich glaube, soweit warst du selber schon)

Weiterhin kommt es auf die Dispersität des Farbstoffs an, also, ob er grob-/ oder feindispers ist. Je nach Größe der Farbmoleküle kann ein Farbstoff in die verscheidenen Gewebeanteile eben reindiffundieren oder nicht. (physikalische Färbung)

Histochemische Färbungen (also Nachweis bestimmter Substanzen im Gewebe) funktionieren wieder anders, hierbei ist die Reaktion zwischen Substrat (nachzuweisender Stoff) und Farbstoff von Bedeutung.
Denke aber, dass das nicht mehr zu deiner Frage gehört. Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen und alle Unklarheiten beseitigen...

Avalanche
20.02.2008, 14:08
Hi Leute, seid gegrüßt!
Zitat aus einem Histolehrbuch: "Saure Farbstoffe sind Elektronenakzeptoren, ihre Farbmoleküle sind negativ geladen. Sie binden an azidophile Strukturen, d.h. an Gewebeanteile, die bei dem pH des Färbebades positiv geladen sind. Hierzu gehören z.B. die Zytoplasmaproteine.
(...)"
--> Ist denn der Farbstoff sauer, weil er negativ geladen ist? Von wem, also welchem Reaktionspartner akzeptieren die sauren Farbstoffe denn Elektronen (Stichwort: Lewis- Säure) ?


Ich denke, ich ahne woher die Verwirrung kommt: H+ ist normalerweise "sauer" - wie kann der Farbstoff dann negativ geladen sein und sauer sein?

Wenn es das ist, hier werden Sie (hoffentlich) geholfen:

Säure = protonenspender (freies H+) = elektronenakzeptor (das H+ ist der akzeptor dabei).

Der Witz beim Eosin ist nun aber, dass es *ionisch* ist, also dissoziiert. Und zwar in das negative Anion und das positive Kation (das H+). Da beim Eosin das Anion aber "der Farbstoff" ist, ist es zwar ein "saurer" Farbstoff, der H+ spendet, *bindet* aber an acidophile - also *positiv* geladene Seitengruppen von Molekülen.

Speziell beim Eosin ist dafür meines Wissens ein OH Gruppe schuld die in der Färbesuppe in O- und H+ dissoziiert, das O- hängt an einem polycyclischen Molekül, das der Farbstoff ist (und kann da auch nicht weg), das H+ schwirrt herum und macht Eosin (wenn man den ph misst) somit zu einem "sauren" Farbstoff. "Färben" tut aber der Polycyclus von dem das O- sich an eine positive Molekülegruppe von welchem Gewebe auch immer andockt.

Bei "basischen" Farbstoffen ist es halt andersherum: Die dissoziieren in X+ und OH- und wobei das X+ "am Farbstoff" bleibt und somit an negativen Gewebemolekülen andockt, während OH- rumschwirrt und als elektronendonator fungiert, also eine Base ist.

Ich glaube, so isses richtig, hth, Avalanche

Nemesisthe2nd
20.02.2008, 18:05
wiki hilft....

http://de.wikipedia.org/wiki/Eosin

eosin hat auch ne carboxyl-gruppe, die dürfte für die azidität verantwortlich sein...

es kommt auch eine keto und eine OH-Gruppe vor, aber in dem heterocyclus-system... von der strukturformel her zumindest... tatsächlich dürften da einige elektronen über den heterozyklus delokalisiert sein (stichwort mesomerie, pi-elektronen) genau deswegen ist eosin ja so ein schöner farbstoff...

untem im artikel sind noch weitere links zu basophilie, acidophilie etc...