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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Suchtmedizin



Relaxometrie
03.03.2008, 18:20
Hallo allerseits,

ich möchte mal meine derzeitige Arbeitssituation zur Debatte stellen, um mir selbst ein wenig klarer darüber zu werden, was ich eigentlich will.

Also: da ich mich ja noch nicht entscheiden kann, welches Fach ich langfristig mal machen möchte, die Allgemeinmedizin aber auf der Wunschliste ganz oben steht, habe ich mit einer Stelle in einem weiteren möglichen Wunschfach, nämlich der Psychiatrie, begonnen. Für die Allgemeinmedizin kann diese Erfahrung ja nicht schaden, und wenn ich doch bei der Psychiatrie hängen bleibe, ist es auch ok.
In dem Haus, in dem ich arbeite, muß man mindestens ein Jahr der Weiterbildung in der Gerontopsychiatrie, oder in der Suchtabteilung ableisten. Die restliche Zeit, abgesehen von dem einen Neurojahr, verbringt man dann in der Allgemeinpsychiatrie.
Ich habe bei meiner Bewerbung nicht darauf geachtet, daß dieses eine Geronto-/Suchtjahr Pflicht ist und habe einfach mal in der Suchtabteilung begonnen, weil man mich nach meiner Bewerbung dorthin geschickt hat und ich auch erstmal nichts dagegen hatte. Erst war ich 4 Monate lang auf einer geschlossenen Aufnahmestation (viel Hektik, Chaos und massenhaft Patientendurchlauf) und bin seit heute das erstemal bei einer Ärzterotation dabei gewesen: jetzt bin ich auf der Station für Opiatentzug. Dort ist es ruhiger und ich kann auch noch etwas lernen. Aber wahrscheinlich wird es bald, wenn ich die Dosierungsschemata für Methadon, Polamidon, Subutex u.s.w. drauf habe, langweilig.
Jetzt meine Überlegung: um endlich in die Allgemeinpsychiatrie zu kommen, müsste ich entweder das Haus wechseln (denn im jetzigen Haus müsste ich das Suchtjahr zuende bringen), oder eben das Suchtjahr durchstehen.
Was für Erfahrungen habt Ihr mit Suchtbehandlung gemacht? Wie sehr helfen Euch die dort erworbenen Kenntnisse? Vielleicht kann ich durch eine lebhafte Diskussion doch noch zu der Erkenntnis kommen, daß Suchtmedizin ganz toll ist, um das Jahr evtl. doch durchzuziehen.

John Silver
03.03.2008, 18:59
Suchtmedizin stellt m.E. nur dann eine wertvolle Erfahrung für einen künftigen Hausarzt dar, wenn es eher um Alk geht, oder Nikotin. Alles andere ist für einen Allgemeinmediziner viel zu speziell, kommt in der üblichen Population des Wartezimmers selten vor und ist somit unnütz.

Grundsätzlich ist es m.E. mehr als schwachsinnig, einen Assistenten, der sich nicht zu Psych bekennt, sondern eine kürzere Erfahrungszeit für eine andere Spezialisierung mitnehmen möchte, in eine so spezielle Abteilung wie die Suchtabteilung zu schicken, selbst wenn der Assi es sich vorstellen kann, auch in Psych hängenzubleiben. Mag doch im Vertrag stehen, was will: meiner Meinung nach solltest Du ein gut vorbereitetes Gespräch mit Deinem Chef führen und ihn darauf hinweisen, daß die ganze Suchtgeschichte für Dich momentan uninteressant ist. Was Du im Moment brauchst, ist Allgemeinpsych, und zwar unabhängig davon, ob Du später Allgemeinmedizin oder doch Psych machen wirst. Allgemeinpsych ist nun mal die Grundlage, Suchterkrankungen sind dagegen ein ziemlich spezielles Gebiet. Daher würde ich dem Chef nahelegen, Dich doch gefälligst sofort aus dem "Suchtjahr" rauszunehmen und in die Allgemeinpsych rotieren zu lassen; natürlich mit der Option, daß Du, falls Psych doch die Fachrichtung der Wahl werden sollte, das "Suchtjahr" später komplettieren kannst. Wenn der Chef ablehnt, würde ich die Stelle wechseln; denn solltest Du Dich doch für Allgemeinmedizin oder gänzlich etwas Anderes entscheiden, aber eben nicht für Psych, so wird das gesamte "Suchtjahr" für Dich ein weitgehend verlorenes Jahr sein, denn die Erfahrung wird Dir in anderen Fachrichtungen kaum nützlich sein.

Meine Meinung.