PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Betreuer verlässt Uni + Kontinent..



mezzomixi
06.03.2008, 19:03
Hallo!

Folgendes Problem:
Mein Doktorvater/Betreuer hat mir heute eröffnet, dass er ab Sommer die Uni wechseln wird. Nach Australien.. Laut ihm ist das alles kein Problem, ich bin mir da aber natürlich alles andere als sicher.

Bei der Arbeit geht es um nicht allzu aufwändige Messungen, die schon mehrfach in dieser Form gemacht wurden (gibt andere Doktoranden, die ne andere Gruppe Personen untersuchen.)
Er meint, dass ich den praktischen Arbeitsteil noch fertig schaffe, bevor er geht und ich danach ja 'nur' noch schreiben muss. Da ginge die Betreuung ja theoretisch auch per Mail. Zumal er immer wieder beteuert, dass er sehr dahinter ist, die Ergebnisse zu bekommen.

Der Vorteil an der Arbeit ist, dass es was experimentelles ist, aber eben schonmal gemacht wurde, ich mir also nicht großartig ein Konzept ausdenken oder mit technischen Problemen rechnen muss. Die Studentin die die Kontrollgruppe macht, ist scheinbar in 1,5 wochen mit den Probanden durchgekommen, Ethikantrag & Finanzierung sind auch fertig, also eigentlich alles super. Bis auf Australien.

Bisher habe ich nur Adressen gesammelt, also noch nicht allzu viel Zeit investiert. Einerseits könnte ich problemlos aufhören, andererseits sorge ich mich, dass ich so schnell nicht wieder eine so angenehme Arbeit finden werde..

Was würdet ihr machen bzw. was gibt's allgemein für Erfahrungen mit 'abgehauenen' Betreuern? :-???

mezzomixi
06.03.2008, 19:51
Hat keiner hier einen Gedanken dazu? :-nix

Frantic
06.03.2008, 20:12
Wie schauts denn von deiner Seite her aus? Gibt es für dich realistische Chancen den experimentellen Teil bis Sommer durch zubekommen, oder reichen dir vielleicht auch einfach Post-Doktoranden für Hilfe? Wenns wirklich in 2 Wochen ginge, wäre es ja überhaupt kein Problem.

Ich würde es an deiner Stelle machen, mir vor Ort aber noch einen Ersatzbetreuer von deinem Doktorvater zuweisen lassen. Wenn die Experimente/Messungen erstmal durch sind, steht ja wirklich für dich nur noch das Auswerten und Schreiben an. Und ob du es jetzt ausdruckst und ihm vorlegst, oder zumailst macht ja keinen Unterschied.

mezzomixi
06.03.2008, 20:20
Das weiß ich halt nicht, ob das zu schaffen ist. Das kommt ganz darauf an wie die Rückmeldung auf die Briefe ist, also wie hoch der Zuspruch von der Probandengruppe ist. Ich hab nur 1 Woche komplett frei und sonst halt parallel zum Semesteranfang..
Ich denke ich werd's riskieren und testen, ob das wirklich alles zumindest uuuungefähr so glatt läuft wie versprochen.. Wenn ich bis Sommer nicht sicher bin dass es klappt, kann ich immer noch aufhören.

Frantic
06.03.2008, 20:25
So würde ich es auch machen. Jetzt erstmal anfangen mit dem Ziel bis zum Sommer überschaubar fertig zu sein mit dem experimentellen Teil, und dann je nach Lage weiter entscheiden. Entweder es läuft dann in eine gute Richtung, oder entartet total. Dann machts halt keinen Sinn mehr.
Viel Glück

mezzomixi
06.03.2008, 20:26
Merci, ich hoffe es klappt und bin mir morgen früh sicher mit meiner Entscheidung (in welche Richtung auch immer.. :-) )

Flemingulus
07.03.2008, 08:50
Hm... bin jetzt möglicherweise etwas zu spät dran für die heutmorgentliche Entscheidung... trotzdem:

Also was ich erstmal nicht ganz verstehe ist, wie denn die "offizielle" Betreuung gehandhabt werden soll. Die meisten Unis fordern, dass der offizielle Doktorvater auch eine Lehrbefugnis bei der zuständigen Uni haben muss. Wenn Dein Dr-Papa nach Australien wechselt, wird er u. U. (aber nicht zwangsläufig) nicht mehr Dozent der Uni Frankfurt sein. Wenn dem so wäre, bräuchtest Du einen neuen offiziellen Doktorvater. Ist das geklärt?

Zweitens scheint mir die Datenerhebung bis Sommer sehr ambitioniert zu sein. Wieviele Patienten/Probanden brauchst Du, um eine aussagekräftige Studie durchführen zu können? So was kann man sich per statistischer Beratung vorher ausrechnen lassen. Ist das passiert? Klassische Situation bei einer med. Dr.-Arbeit: das Kollektiv ist nachher nicht groß genug, um eine Aussage treffen zu können. Sowas verhindert nicht, dass man erfolgreich zu seinem Titel kommt, aber es schreibt sich ziemlich blöd ;-)

Gestutzt hab ich auch, als ich gelesen hab, dass "die Kontrollgruppe" schon von einer anderen Doktorandin rekrutiert wurde. Heißt das, Ihr teilt Euch die Dr.-Arbeit? Benutzt Du für Deine Auswertung die Daten der anderen Doktorandin und sie umgekehrt dann auch Deine Daten? Solche Konstrukte sind zulässig, aber man ist damit dann auf eine zweite Person angewiesen, weshalb das immer ein gewisses Potential für Zusatzprobleme liefert.

Letzter Punkt: es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man seinen Betreuer auch durch physische Anwesenheit nerven kann, dass er beim Korrekturlesen mal endlich in die Pötte kommen soll oder ob man das alles per eMail abwicklen muss. Mails kann man ja soooo schön ignorieren.... ich glaube, dass experimentelle Arbeiten jeweils etwa hälftig auf der Ebene der praktischen Versuche und auf der Ebene der Zusammenschrift scheitern. Und der schriftliche Teil kann sich bei ungünstigen Betreuungsverhältnissen über Jahre hinziehen, bis die Ergebnisse restlos veraltet sind.

Na... trotzdem nicht entmutigen lassen... ham schon ganz andere geschafft! (hoffentlich kam das jetzt noch einigermaßen überzeugend rüber :-) )

mezzomixi
07.03.2008, 18:51
Nein Du warst nicht zu spät, ich hab den Guten heute telefonisch gar nicht erreichen können und schreib ihm jetzt erst ne Mail. (Zwischenzeitlich hat er mir schon 2mal geschrieben warum er sich das alles problemlos vorstellt ;-))
Ich denke mein offizieller Drvater ist der Institutsleiter, das sollte also kein Problem sein. Inzwischen hab ich auch erfahren, dass Frau und Kinder in Deutschland bleiben, er ist also nicht komplett aus der Welt, ich müsste notfalls nur ne Weile im Vorgarten zelten und warten, bis er vorbeikommt :-))
Das mit der Kontrollgruppe ist allerdings ein guter Punkt, den ich so noch gar nicht betrachtet habe (Ich ging eigentlich davon aus, dass die andere Doktorandin irgendwas anderes macht und nur ein Vergleichsbeispiel war, aber ob ich ne Kontrollgruppe machen muss, darüber haben wir noch nie gesprochen..)
Das mit der Probandenzahl sollte hoffentlich nicht so kritisch sein, denn fast die gleiche Arbeit wurde schonmal gemacht (nur mit akut kranken, bei mir sind die leute schon wieder gesund) und da wurde wohl bemängelt, dass die Gruppe zu klein war, deshalb muss ich jetzt mehr machen..
Naja, werd das alles mal irgendwie in ne Mail verwursten und auf Reaktionen warten..

Marita
07.03.2008, 19:35
Hallo,
bei mir war es genau das selbe. Mein Doktorvater ist nach Norddeutschland "abgeworben worden"...hätte ihm auch nachfolgen müssen...
Er hat jedoch gemeint, wenn er trotzdem die Daten kriegt für seine Arbeiten, dann gibt er mich gerne an einen anderen Prof ab, der dann mein neuer Doktorvater wird und auch Korrektur etc. übernimmt.
Das war dann schliesslich einer seiner Oberärzte, der gerade Prof geworden war und sich auch in der Sache gut auskannte. Hat sehr gut geklappt und jeder war zufrieden.
Vielleicht ist ja sowas möglich? Wenn er merkt, dass er an die Daten kommen kann und sich gleichzeitig das Korrigieren sparen kann, gibt er Dich vielleicht gerne an einen Kollegen ab, mit dem er vorher spricht und alles klärt...

Lg und viel Erfolg
Marita

mezzomixi
07.03.2008, 19:44
Die Arbeit muss ja nicht abgegeben werden, offiziell läuft das alles über seinen Chef, es ist aber sein Projekt und ich hab auch nur mit ihm zu tun. Offiziell müsste da aber glaube ich nichts geändert werden.
Meine größte Sorge ist, dass ich quasi grade dabei war mich fest als Doktorandin anzumelden (hab den Antrag schon unterschrieben, müsste noch Studienbescheinigung und so abgeben) aber das will ich jetzt nicht mehr machen, denn sonst komm ich da ja so leicht nicht mehr raus (?)
Ist das nicht eh üblich, dass man sich erst ganz zum Schluss anmeldet?

Marita
07.03.2008, 20:17
Das ist nicht so gut - bei mir wars umgekehrt - der Chef ist wegegangen und der frühere Betreuer ist dann der Doktorvater geworden...aber andersrum ist es doof...
Ich hab gar nichts unterschrieben bis zum Ende - aber das wird überall anders gehandhabt.
Wenn Dir allerdings jetzt schon nicht wohl ist bei der Sache - und Du noch nicht zu tief drinsteckst...lass es lieber und such Dir was, wo Du sicher bist, dass Du es in geregeltem Rahmen fertigstellen kannst.
Ich kenne so viele Leute die unter "widrigen" Umständen doch monatelang weitergemacht haben und am Ende mit viel Frust abgebrochen haben...
Soll jetzt nicht heissen, dass ich Dir zum Aufhören rate, nur, der Markt ist gross und wo anders gibts andere Bedingungen, die vielleicht besser sind.

mezzomixi
07.03.2008, 20:20
Ich warte mal ab, was er zu meinem Plan hält den Antrag nicht einzureichen..
Das Ding ist, das ich halt echt schwanke.
Einerseits verunsichert mich dieser Umzug natürlich, andererseits weiß ich sehr wohl, was für Vorteile mein Thema hat.

Flemingulus
09.03.2008, 19:47
Na also bzgl. der Anmeldung...



Meine größte Sorge ist, dass ich quasi grade dabei war mich fest als Doktorandin anzumelden (hab den Antrag schon unterschrieben, müsste noch Studienbescheinigung und so abgeben) aber das will ich jetzt nicht mehr machen, denn sonst komm ich da ja so leicht nicht mehr raus (?)


... normalerweise ist so ein Wisch keineswegs ein faustischer Pakt aus dem Du nicht mehr rauskommst. Ich würd mich da an Deiner Stelle mal noch erkundigen, aber an den meisten Unis kann man als Doktorand jederzeit sagen "war schön mit Euch" und sich was Neues suchen, auch wenn man vorher eine Anmeldung unterschrieben hat.

Steht denn auf dem Wisch irgendwas drauf à la "... habe vorher noch keine Doktorarbeit angefangen". Wenn nicht, dürfte das eher der Statistik dienen und Dich nicht binden (wobei wie gesagt: nochmal beim Promotionsbüro nachfragen).

Die Sache ist die, dass ein Promotionsausschuss, der seinen Job ernst nimmt, über diese Anmeldungen mit der Zeit rausbekommen möchte, bei welchen Doktorvätern mehr Doktorarbeiten angefangen als beendet werden, um so die Qualität der Betreuung zu heben. Wenn aber die Doktoranden erst alles unterschreiben & abschicken, wenn die Arbeit schon in trocknen Tüchern ist, funktioniert dieses Instrument natürlich nicht. Deshalb sehen es manche Promotionsbüros überhaupt nicht gern (und reagieren teilweise durchaus unentspannt), wenn die Anmeldung zusammen mit der fertig gebundenen Arbeit abgegeben wird ;-).

Und ansonsten bin ich von Deiner Erzählung her noch nicht ganz überzeugt, dass die "Statistik" (Gruppengröße) bei dieser Arbeit professionell gehandhabt wird ;-).

Andererseits: die glatt funktionierende Arbeit muss erst noch erfunden werden... ist halt nur schade, wenn "die jungen Leut" immer in die selben Fallgruben reinfallen... *ganz schön grauköpfig daherred* :-)

mezzomixi
09.03.2008, 20:07
in der Studienbeschreibung steht
"Ein optimaler Stichprobenumfang für eine Varianzanalyse mit einem 2x2 Design bei Erwartung eines großen Effektes und einer Absicherung auf dem 5%-Niveau ist laut Borz & Döring ...." also ich nehme an, dass sich darüber schon Gedanken gemacht wurde.

Und auf dem Zettel ist vermerkt, ob man schonmal einen Promotionsversuch gestartet hat. Werde mich morgen da nochmal versuchen schlau zu machen. Da treff ich auch meinen Betreuer wieder. Außerdem warte ich noch immer auf die Antwort auf meinen Vorschlag den Antrag noch zurückzuhalten.

Flemingulus
09.03.2008, 20:11
Na dann drücken wir hier mal alle die Daumen! :-)

(kommt dann nachher auch das ganze Forum in die Danksagung? :-)) )

mezzomixi
09.03.2008, 20:15
Selbstverständlich nicht! ;-)

Flemingulus
09.03.2008, 20:22
Pfff... würd die Arbeit aber bestimmt total aufwerten... :-))