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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : NRW --> Fachkunde Rettungdienst wird abgeschafft?



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Cooper
11.03.2008, 13:04
Habe ich gerüchteweise gehört, habe aber bei der Ärztekammer nichts dergleichen finden können. Wisst ihr da Näheres?

gnuff
11.03.2008, 18:13
Habe ich gerüchteweise gehört, habe aber bei der Ärztekammer nichts dergleichen finden können. Wisst ihr da Näheres?
Nunja, die Frage ist sicherlich was man mit "abschaffen" meint. Wer sich nach der neuen Weiterbildungsordnung weiterbildet hat ja nur noch die Möglichkeit die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin zu erlangen. Nach Ablauf aller Übergangsfristen besteht keine Möglichkeit mehr nach der alten WBO die Fachkunde zu erlangen, damit ist sie "abgeschafft".

Cooper
11.03.2008, 18:58
Ich hab Anfang 2007 mit Arbeiten angefangen, bin also diesen Juni mit den 18 verlangten Monaten fertig.
Wenn ich bis dahin alle anderen Qualifikationen für die 'alte' Fachkunde Rettungsdienst habe, geht das also nicht mehr?
Wie lange ist denn die Übergangsfrist? Im Moment steht das ja noch genau so ohne Einschränkung im Netz der aekwl.

gnuff
11.03.2008, 19:23
Ich wohne nicht NRW (außerdem habe ich meine Fachkunde ;-) ) also bin ich hier nicht DER Experte. Die Frage ist, wann ist in NRW die neue WBO in Kraft getreten? Wenn Du danach mit Deiner ärztlichen Tätigkeit begonnen hast, dürftest Du in der Regel keine Fachkunde mehr erhalten.
So, habe mal nachgesehen, die aktuelle WBO ist von 2005, ich würde mal sagen, das sind keine so guten Nachrichten für Dich. Sorry.
Die alte WBO ist natürlich noch online, weil es ja immernoch Menschen gibt, die vor 2005 ihre Weiterbildung begonnen haben und die sich (noch) aussuchen können nach welcher WBO sie Prüfungen machen wollen.
Ganz genau (und sicher) kann Dir das aber nur die Kammer verraten, ggf. gibt es da ja irgendwelche Sonderregelungen. Ich habe jetzt nicht nachgelesen wie das in NRW läuft.

Evil
11.03.2008, 20:34
In welcher Ärztekammer bist Du? In Westfalen-Lippe gilt die alte Fachkunde soweit ich weiß noch immer, und sobald Du die hast, isses ja kein Problem, die Zusatzbezeichnung zu erlangen.
Allerdings bin ich momentan in Bayern (wo auch noch die alte gilt), daher bin ich nicht ganz auf dem neuesten Stand.

gnuff
11.03.2008, 20:53
Es geht ja nicht darum ob die alte WBO noch gilt, sondern für wen sie gilt. Im Normalfall (!) kann jemand der nach Inkrafttreten einer neuen WBO mit dem für die jeweilige Weiterbildung relevanten Ausbildungsabschnitt begonnen hat, sich nicht auf die alte WBO berufen. Für die Fachkunde Rettungsdienst bzw. die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ist dies der Beginn der ärztlichen Tätigkeit. Aber wie gesagt, eine endgültige Aussage bekommt man hier sicherlich nur direkt von der ÄK.

Sebastian1
11.03.2008, 20:56
Ich hab (ÄK Nordrhein) dieses Jahr angefangen nach neuer WBO und kann auch nur noch Zusatzbezeichnung, nicht aber mehr Fachkunde machen...ändert sich aber ja kaum was, ausser der 50 Fahrten insgesamt statt 10 lebensrettender Einsätze und der prüfung nach frühestens 2 Jahren, wenn ich das richtig sehe.

gnuff
11.03.2008, 21:19
...ändert sich aber ja kaum was, ausser der 50 Fahrten insgesamt statt 10 lebensrettender Einsätze und der prüfung nach frühestens 2 Jahren, wenn ich das richtig sehe.

Das wiederum hängt massiv von der ÄK ab, bei manchen ändert sich nichts, bei anderen alles...

airmaria
11.03.2008, 21:20
jaja, gleich ist das geschrei wieder gross...
aber in meinen augen der richtige erste schritt zur sinnvollen abschaffung des nicht nötigen und viel zu teuren notarztes.
airmaria

Evil
11.03.2008, 21:21
Es geht ja nicht darum ob die alte WBO noch gilt, sondern für wen sie gilt. Im Normalfall (!) kann jemand der nach Inkrafttreten einer neuen WBO mit dem für die jeweilige Weiterbildung relevanten Ausbildungsabschnitt begonnen hat, sich nicht auf die alte WBO berufen.
In Westfalen-Lippe war das zumindest bis September letzten Jahres möglich link (http://www.aekwl.de/index.php?id=472), und in Bayern ist es immer noch möglich, beides parallel zu machen.

@ Seb: na, ein Unterschied ist noch, daß die ÄK Dir für die Prüfung mehrere Hundert Euronen abknöpft :-(

gnuff
12.03.2008, 11:40
jaja, gleich ist das geschrei wieder gross...
aber in meinen augen der richtige erste schritt zur sinnvollen abschaffung des nicht nötigen und viel zu teuren notarztes.
airmaria

... und exakt weswegen ist der jetzt nicht nötig? Solche Aussagen sollte man besser mit Argumenten untermauern. Auch auf die Gefahr hin, dass ich gerade einen Troll füttere, aber da konnte ich jetzt echt nicht widerstehen.
:-)

edit: Rechtschreibung

airmaria
12.03.2008, 12:10
weil das notarztsystem nicht nur teuer, sondern auch unnötig ist.
zur stabilisierung reicht der einsatz von paramedics, die erfolgreiche umsetzung wird auch in hochzivilisierten ländern vorgeführt.
airmaria

gnuff
12.03.2008, 13:53
weil das notarztsystem nicht nur teuer, sondern auch unnötig ist.
zur stabilisierung reicht der einsatz von paramedics, die erfolgreiche umsetzung wird auch in hochzivilisierten ländern vorgeführt.
airmaria

Teuer? Keine Frage, das Notarztsystem ist teurer als alle Alternativen. Aber worauf stützt sich die Aussage bezüglich der Qualität? Nenn' mir eine Quelle die hinreichend belegt, dass die Qualität eines Paramedicsystems gleich dem eines Notarztsystems ist...

Nachtrag: Um nochmal auf Dein Eingangspost zurückzukommen. Die Einführung der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin und die damit verbundene Abschaffung der Fachkunde sind keineswegs der Beginn der Abschaffung des Notarztwesens. Ganz im Gegenteil. Die Zusatzbezeichnung hat eine Vereinheitlichung der Ausbildung auf Bundesebene zum Ziel und damit eine Verfestigung des bestehenden Systems.

//stefan
12.03.2008, 15:47
zum thema notarzt nötig oder nicht...:

ich hab da noch so vage ne studie im kopf über erfolgreiche intubationen von paramedics in den usa...
da rollen sich dir die fußnägel auf

als bsp hier nur folgendes (achtung) zitat:

"Bitte, liebe Rettungsassistenten, verzeiht folgenden Satz, aber die Realität sieht anders aus: Die Intubation wird von dem durchschnittlichen und auch überdurchschnittlichen Rettungsassistenten sicher nicht so häufig durchgeführt, dass er sie im Schlaf beherrscht (mit den Zugängen sieht das anders aus). Es gibt leider keine validen Zahlen aus Deutschland, und wir müssen wieder in die USA hinüberschauen. Dort ist die Fehlintubationsrate von Paramedics enorm hoch (der durchschnittliche Paramedic in den USA intubiert ca. 1x/Jahr). In Deutschland ist alles anders, das ist richtig. Doch kann der deutsche Rettungsassistent besser intubieren als der Paramedic aus dem USA? Oder nehmen wir einen Notarztstandort mit etwa 2000 Einsätzen/Jahr. 5% aller Patienten werden etwa intubiert, das macht an diesem Standort 100 Intubationen/Jahr. Nehmen wir an, die Hälfte der Intubationen würde von Rettungsassistenten durchgeführt (das ist sicher zu hoch gegriffen), so reicht die Zahl von 50 Intubationen/Jahr (verteilt auf alle Rettungsassistenten) kaum aus, um die Übung zu erreichen, dass man die Technik "im Schlaf" beherrscht.
"

klar, ein großteil der einsätze kann man auch ohne arzt fahren. aber wenn da der polytraumatisierte vor dir liegt bzw du derjenige bist dem beschissen geht. willst du dan nen arzt oder nen hypertrophen rettrambo (achtung: pauschlaisierung)??

nur meine meinung

gnuff
12.03.2008, 17:22
In der AINS war letztes oder vorletztes Jahr ein Artikel mit einer Studie, nach der die Krankenhausentlassungsrate nach CPR in einem Notarzt basierten System 3x höher als im Paramedic-System war.
Natürlich kennt jeder einen Notarzt der nichts kann und einen Rettungsassistenten der alles kann, aber die Zahlen sprechen für sich und Ausnahmen sind eben nicht die Regel.

Evil
12.03.2008, 19:34
Kennt Ihr die "bystander"-Studie aus den USA? Die spricht nicht grad für ein hochentwickeltes NA-System, insbesondere nicht für das hierzulande immer noch gern propagierte "stay and play".

*klick* (http://www.medical-tribune.at/dynasite.cfm?dssid=4171&dsmid=60438&dspaid=432058)

kra-
12.03.2008, 19:36
Und solange es nicht mal ein bundesweites Rettungsdienstgesetz gibt, wird sich eh nicht viel ändern. In unserem Landkreis gehört nicht mal das legen eines Zuganges zur Regelkompetenz.
Ich hab selbst die Ausbildung zum RA gemacht: in den 6 Monaten Theorie - und in dieser Zeit verbringt man auch noch 7 Wochen im Krankenhaus - wird einfach so viel Stoff wie möglich so oberflächlich wie nötig durchgenommen. Von so ausgebildeten RAs möchte ich keine Narkose oder vollständige HI-Therapie bekommen, sorry.

airmaria
13.03.2008, 08:18
Teuer? Keine Frage, das Notarztsystem ist teurer als alle Alternativen. Aber worauf stützt sich die Aussage bezüglich der Qualität? Nenn' mir eine Quelle die hinreichend belegt, dass die Qualität eines Paramedicsystems gleich dem eines Notarztsystems ist...

war zu faul zum suchen, aber evil hats ja gemacht:

hier die studie zur vergleichbarkeit, bzw. kein unterschied:

Marson et al. (J Trauma 2001, 50: 967):
"Die neue Implementierung eines Notarztsystems wurde anhand zweier Untersuchungszeiträume auf seine Auswirkungen bezüglich Mortalität von Traumapatienten untersucht. Im ersten Zeitraum wurden Patienten nur durch Paramedics (EMS) versorgt, im zweiten Zeitraum durch Notärzte. Dies hatte auf die Mortalität insgesamt keinen Einfluss."

...und hier noch eins oben drauf, das es sogar schlechter sein kann:

Libermann et al. (Ann Surg 2003; 237: 153):
"Das erstaunliche Ergebnis war, dass notärztliche Versorgung zur höchsten Mortalität führte (34%), gefolgt von Paramedics (24%) und "normaler Rettung" (18%). Auch die Aufschlüsselung in erweiterte präklinische Maßnahmen und raschen Transport brachte ein ähnliches Ergebnis. Auffällig war, dass die Notärzte die längsten präklinischen Versorgungszeiten hatten. Dies steht in engem Zusammenhang mit den deutlich erweiterten Maßnahmen, die an den Traumapatienten vorgenommen wurden."

airmaria

ersti
13.04.2008, 20:28
Zitat von Oberfeldarzt Helm zum Thema "Stay & Play instead of Load & Go":


Unfallopfer kosten ja Geld. Sie kosten vor allem dann Geld wenn sie als invalide aus einem solchen Unfall hervor gehen - kosten der Volkswirtschaft ganz erhebliches Geld. Je besser die Patienten einen derartigen Unfall überleben, umso besser sind sie wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. Typische Unfallopfer sind zwischen 20-40 Jahre alt, d.h. sie arbeiten noch mehrere Jahrzehnte, und es kommt drauf an, wie sie wieder in diesen Arbeitsprozess eingegliedert werden können.
„Wir“ meinen, hier in Europa – insbesondere in Deutschland – dass wir durch die präklinische Notfallmedizin, so wie wir sie jetzt betreiben in erheblichem Maße dazu beitragen können, diese Morbidität zu senken.

Das war aus einer echt spannenden:-oopss TV-Dokumentation "Notfallretter aus der Luft" von Günther Henel.

Rugger
14.04.2008, 10:05
...ausser der 50 Fahrten insgesamt statt 10 lebensrettender Einsätze und der prüfung nach frühestens 2 Jahren, wenn ich das richtig sehe.Wenn mich nicht alles täuscht, kann man nach zwei Jahren anfangen, die Einsätze zu sammeln (Beginn der "Weiterbildungszeit") und nach zweieinhalb den Schein machen.
Die spricht nicht grad für ein hochentwickeltes NA-System, insbesondere nicht für das hierzulande immer noch gern propagierte "stay and play".A) Die Notfallmedizin gehört in die Hand von Anästhesisten oder meinetwegen in die Hand von internistischen Intensivmedizinern, die immer noch gerne genommenen Traumatologen sind mit der Behandlung der (immerhin >80% ausmachenden) internistischen Einsätze im Regelfall überfordert.
B) "Stay and Play" wird hier aber auch nicht mehr wirklich propagiert...

R.