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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tarifverhandlungen VKA <-> MB



Sebastian1
13.03.2008, 19:58
Tja, nun haben heute die VKA-Vertreter ein Angebot vorgelegt. Oder zumindest wird das wohl so genannt. Verdammt, warum bin ich eigentlich nicht Lokführer geworden?
Die Darstellung des sogenannten *hust* Angebotes wird dann doch recht unterschiedlich betrieben:

Angebot aus Sicht des Marburger Bundes. (http://www.marburger-bund.de/marburgerbund/bundesverband/presse/pressemitteilungen/pm2008/pm10_08.php)
Und aus Sicht des VKA. (http://www.vka.de/site/5526341560461231/home/presse/presseinformationen/news-87.htm)

Nunja, abzusehen war das ja, dass die VKA nicht nur über die Entgelttabelle, sondern auch über Arbeitszeiten und leistungsorientierte Bezahlung verhandeln will.

Besonders frech finde ich ja die Aussage, dass die Ärzte bereits 2006 eine "überdurchschnittlich hohe Einkommenssteigerung" erfahren hätten... tjaja, Tarifpolitik ist schon echt zum :-kotz.

Evil
13.03.2008, 20:07
War doch zu erwarten, daß die uns genauso verar$chen wollen wie die Pflege.
Naja, hier in Bayern gab's ja schon Streiks, schaun mer mal.....

John Silver
13.03.2008, 20:07
Ehrlich gesagt, besonders lächerlich sind m.E. die ganzen Ausflüchte, es sei ja kein Geld da, die Krankenhäuser seien überschuldet etc. Da kann ich nur zustimmend nicken und voller Mitleid fürs harte Leben der Krankenhausverwalter seufzen. Aber ich sage ganz ehrlich: Wen interessiert's? Mich nicht. Die Krankenhäuser haben kein Geld - das ist das Problem der Krankenhäuser. Ich bin ganz bestimmt nicht bereit, für lau zu arbeiten, nur weil den meisten Krankenhausverwaltern die Intelligenz fehlt, um mal an andere kosteneffiziente Maßnahmen zu denken, als immer nur an die Personalkosten. Ich bin eine hochqualifizierte Fachkraft, und meine Dienste kosten eine bestimmte Summe Geld und sind an bestimmte Bedingungen geknüpft, insbesondere in Bezug auf Arbeitszeiten und Ausbildung. Wer nicht bereit ist, mir für meine Dienste den entprechenden Gegenwert zu geben - für den arbeite ich auch nicht.

Sebastian1
13.03.2008, 20:14
Bevor man über Arbeitszeiten überhaupt verhandeln kann gehört in die KH für ALLE Beschäftigten (für die in der Verwaltung ist das ja meist eh schon usus) eine flächendeckende, zuverlässige und verbindliche elektronische Zeiterfassung. Und eine vernünftige Ansage, was mit Überstunden passiert. Was nach Auslaufen der Opt-Out-Regelungen sein wird (ist Ende des Jahres so weit und wird sicherlich zunächst auf mehrere Jahre ignoriert werden). Vorher über Arbeitszeitverlängerung zu diskutieren macht keinen sinn. Vor allem, warum sollte man das denn überhaupt? Der VKA bestreitet ja bisher auch die Existenz eines Ärztemangels, warum denn dann mehr arbeiten wenn genug Leute da sind um die Versorgung zu gewährleisten?
Wer Ironie findet, darf sie behalten. Ansonsten, schöner Beitrag, John Silver :-)

Evil
13.03.2008, 20:20
Bevor man über Arbeitszeiten überhaupt verhandeln kann gehört in die KH für ALLE Beschäftigten (für die in der Verwaltung ist das ja meist eh schon usus) eine flächendeckende, zuverlässige und verbindliche elektronische Zeiterfassung.
Versprich Dir da mal nicht zuviel von, daß das wirklich so segensreich ist, bezweifle ich ehrlich gesagt.

Muriel
13.03.2008, 20:35
Ein Kollege erzählte mal von einem früheren Kommilitonen, der tatsächlich in einer Klinik arbeitet, in der es auch für Ärzte eine eletronische Zeiterfassung gibt. Dumm nur, dass sie jeden Tag gezwungen werden, um Punkt 17h abzustempeln :-keks Dann ist man mal so richtig in den Hintern gekniffen, da man so ja überhaupt keine Möglichkeit mehr hat, darauf aufmerksam zu machen, was man so alles an Überstunden ansammelt, da ja sogar hochoffiziell keine existieren :-kotz

John Silver
13.03.2008, 20:39
Doch, natürlich ist es sinnvoll, gerade jetzt über eine Verlängerung der Arbeitszeit zu reden. Aus der Sicht der Verwaltungen. Denn es ist zwar unbestritten, daß es in vielen Kliniken noch keine vernünftige Arbeitszeiterfassung gibt; und es ist völlig unklar, wie man nun genau und einheitlich mit Überstunden, Nachtarbeit etc. verfährt; und was passiert, wenn die Opt-Out-Verträge auslaufen. Aber merkst Du schon den entscheidenden Punkt? Genaaau, das alles sind Probleme der Ärzte. Wie es so schön heißt, Probleme der Indianer gehen dem Häuptling am Arsch vorbei. Die Verwalter scheren sich einen feuchten Schmus um unsere Belange. Das, was die Verwalter interessiert, sind Kostensenkungen. Da sie, wie ich schon sagte, für alles, außer Einsparungen bei den Personalkosten, zu blöd sind, sind längere Arbeitszeiten bei gleichzeitig praktisch unveränderten Bezügen der Ärzte das einzige erstrebenswerte Ziel.

Das Hauptproblem mit den Verwaltungen der meisten deutschen Krankenhäuser, nicht nur der kommunalen, besteht darin, daß sie zwar allerorts darüber schwafeln, ein Krankenhaus müsse wie ein Betrieb geführt werden; doch warum führen diese Menschen Krankenhäuser, und keine Betriebe? Weil keiner denen die Leitung eines echten Betriebs übertragen würde. Dafür sind die zu doof und unfähig. Und das zeigt sich u.a. an deren Haltung bei den Verhandlungen. In einem echten gewinnorientierten Betrieb hätte man längst erkannt, daß es noch massenhaft Räume für die Steigerung der Effizienz im Krankenhausbetrieb gibt. In einem echten Betrieb würde man nicht versuchen, den mit Abstand am höchsten qualifizierten Arbeitskräften haufenweise blödsinnige Arbeiten aufzuhalsen, um dann darüber zu jammern, die Ärzte seien ja so geldgeil, weil sie eine Bezahlung der Überstunden verlangen; stattdessen würde man versuchen, den Ärzten ebendiese stumpfsinnigen primitiven Aufgaben wie Blutentnahmen, Legen der i.v.-Zugänge, Schreiben der Entlassungsbriefe und ICD-Kodierung usw. abzunehmen, damit die Ärzte sich auf ihre (im übrigen einzig gewinnbringenden) Kernaufgaben konzentrieren können. Man würde versuchen, den irrsinnigen Papierhaufen abzuschaffen, der den Krankenhausalltag bestimmt, indem man vernünftige Softwarepakete anschaffen würde, welche mit Sicherheit jede Menge Zeit einsparen würden, die man üblicherweise wegen der wüsten Papierhaufen und verschiedenster Kurven und Akten vergeudet. Wie gesagt: in einem richtigen Betreib. In einem Krankenhaus gibt es nur eine Lösung: der Misthaufen wird belassen, dafür sollen immer weniger Ärzte und Pfleger für immer weniger Kohle ebendiesen Misthaufen kultivieren, hegen und pflegen. Alles andere wäre ja vernünftig, und somit viiiel zu langweilig. Wer hat gesagt, daß wir nicht zum Spaß hier seien?

test
13.03.2008, 21:00
Leider gibt es nirgends Tabellen, die wirklich angeben, welche Gehälter konkret gemeint sind.
Wenn die VKA von 4-4,5% redet, steckt da meist was ganz anderes dahinter. :-meinung
Ich finde, dass, sollte es zu einer Arbeitszeiterhöhung auf 41,5h kommen, mindestens das Unigehalt als Maßstab erreicht werden muß (momentan beispielsweise im 1.Jahr 3705 AA, sprich 3750 oder 3800 wären im 1.Jahr VKA angemessen, vor allem wenn man sich die längere Laufzeit des VKA Tarifs im Vergleich zum Unitarif anguckt). :-meinung
Alles andere ist Verarschung!
War denn jemand hier in Wiesbaden heute?

Muriel
13.03.2008, 21:07
Zwei Kollegen von uns waren heute in Wiesbaden. Mal sehen, was sie morgen erzählen. Äh, ich kenne die Unitarife nicht, da ich dort nicht beschäftigt bin, haben die allen Ernstes im ersten Jahr einen Bruttolohn von 3705€, also nur geringfügig weniger als ich jetzt im dritten Jahr? Ich könnt kotzen :-kotz

test
13.03.2008, 21:11
Zwei Kollegen von uns waren heute in Wiesbaden. Mal sehen, was sie morgen erzählen. Äh, ich kenne die Unitarife nicht, da ich dort nicht beschäftigt bin, haben die allen Ernstes im ersten Jahr einen Bruttolohn von 3705€, also nur geringfügig weniger als ich jetzt im dritten Jahr? Ich könnt kotzen :-kotz

Ja, daher ja auch die Vorgabe des MB von 10% um den Ausgleich zwischen Uni und VKA Tarif herzustellen.
Uni: 1.Jahr 3705 2.Jahr 3915 3.Jahr 4065 4.Jahr 4325 5.Jahr 4635.

Muriel
13.03.2008, 21:57
ich könnte kotzen, aber massivst, dass es so viel mehr ist, wusste ich nicht (hätte es besser auch nicht erfahren...). Ist der Unterschied in der Dienstevegütung auch so massiv? Naja, was beschwere ich mich, ich arbeite gerne an Wochenenden und in der Nacht für einen Nettolohn von 6,30€/h :-top

test
13.03.2008, 23:50
wie sich die dienstvergütung unterscheidet, weiß ich nicht.
Ist doch gut, dass du es jetzt weißt, mit umso mehr Elan kannst du dich jetzt in den Streik stürzen. ;-)
Man muß natürlich bedenken, dass der Uni Tarif 41,5h/Woche hat und VKA 40h, trotz allem bleibt eine deutliche Differenz, die ausgeglichen werden muß. :-meinung

habichnicht
14.03.2008, 08:33
Man muß natürlich bedenken, dass der Uni Tarif 41,5h/Woche hat und VKA 40h, trotz allem bleibt eine deutliche Differenz, die ausgeglichen werden muß. .

:-oopss *klugschei§* :-blush

Die Uni-Tarifgehälter gelten für 42 h/Woche. Warum da jetzt bei den Tarifverhandlungen mit 41,5 h/Woche verglichen wird, ist mir nicht klar.

Wenn man dann die Stundenlöhne vergleicht, ist der Unterschied zwischen Unikliniken und kommunalen Kliniken gar nicht so groß:


Für den TV-Ä an kommunalen VKA-West-Kliniken gibt es zur Zeit bei Entgeltgruppe 1, Stufe 1 (also den Berufseinsteigern) 3420 Euro/Monat brutto bei einer 40 h/Woche; das sind im Monat durchschnittlich ~ 168 Stunden, also ~ 20,40 Euro/Stunde.

An Unikliniken West gab es bis zum 31.12. 2007 3600 Euro/Monat brutto bei 42 h/Woche.

42 h/Woche macht durchschnittlich ~ 176 h/Monat, also ~ 20,40 Euro/h.

=> bis zum 31.12.2007 waren die brutto-Stundenlöhne an TdL-Kliniken und VKA-Kliniken gleich.

Seit dem 1.1.2008 gibt es an Unikliniken West 3705 Euro/Monat. Das ist eine Gehaltserhöhung von 2,9 Prozent. Berufsanfänger erhalten also jetzt an Unikliniken einen um 2,9 Prozent höheren Stundenlohn als kommunalen Kliniken. Wie das bei höherer Anzahl an Berufsjahren aussieht, hab ich jetzt nicht verglichen.