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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zusätzliches Chemiestudium



PsychoDoc1987
19.03.2008, 09:18
Servus,

Wie ist das eigentlich, wenn ich nach dem abgeschlossenen Medizinstudium noch Chemie studieren möchte?
Bekommt man da Fächer wie Biologie und Physik angerechnet? Oder kann man eventuell schon den Master machen ohne vorher den Bachelor gemacht zu haben?
Ich würde es ja schon sehr interessant finden, da ich später in die Pharmakologie bzw die Pharmaindustrie gehen möchte. Nur erstens habe ich kein Geld und zweitens will man ja auch irgendwann mal was praktisches machen.
Was habt ihr da für Erfahrungen?

Gruß Nils

John Silver
19.03.2008, 14:38
Es ist sehr zweifelhaft, welchen Vorteil Du hättest, wenn Du jetzt noch Chemie studierst. Die Pharmaindustrie hat genug Chemiker, und Du wärst schon deutlich über 30 und hättest noch keine Berufserfahrung. In der Pharmaindustrie werden keine Anfänger gesucht; die wollen Leute, die schon mindestens 2-3 Jahre Erfahrung im Krankenhaus haben.

PsychoDoc1987
19.03.2008, 15:14
Mir geht es darum,
dass ich auch mit an der Pharmakonsynthese beteiligt bin. Als Mediziner ist man da ja nicht qualifiziert genug.

test
19.03.2008, 15:26
Versuch eine Dr.Arbeit auf dem Gebiet zu machen und dich dort einzuarbeiten. Halte ich für wesentlich sinnvoller als Chemie zu studieren, da verschwendest du zu viel Zeit mit Kram, der nichts mit Pharmakosynthese zu tun hat. :-meinung

alley_cat75
19.03.2008, 16:03
Die Pharmaindustrie hat genug Chemiker, und Du wärst schon deutlich über 30 und hättest noch keine Berufserfahrung.


:-wow :-wow :-wow

DAS ist natürlich ein Argument - zu alt für Chemie und noch dazu zuviel Konkurrenz. Es dürfte wohl wenige Chemiker mit einem abgeschlossenem Medizinstudium geben. :-meinung

@threadsteller: ich denke, Du wirst aus der Humanmedizin nichts angerechnet bekommen - war ja, im Vergleich zu einem echten Chemiestudium - Pillepalle, was wir da in der Vorklinik getrieben haben. Wie so oft, empfehle ich Dir, bei der Studienberatung einfach mal nachzufragen, statt Dich hier zu Deinen Karriereplänen rechtfertigen zu müssen. Ich find`s `ne coole Idee - habe Chemie nie verstanden. *hutziehvordenschlauen*

John Silver
19.03.2008, 17:12
Ich meinte nicht, daß er zu alt für Chemie sein würde. Ich habe mich auch nicht auf Leute bezogen, die einen Abschluß in Medizin und Chemie haben. Es geht schlicht um die Frage, was man davon hat. Angenommen, man hat gleich nach der Schule/Bund/Zivi Medizin studiert, und zwar in der Regelzeit. Dann ist man schon mal mindestens 26. Angerechnet wird einem wenig bis gar nichts, und ein Chemie-Studium ist kein Spaziergang und dauert auch locker 6 Jahre. Dann ist man mindestens 32 und hat keine praktische Erfahrung. Und was hat man dann vom Chemie-Studium? bzw. vom Medizinstudium? Die etwa gleichaltrigen oder jüngeren Mitbewerber, die "nur" Medizin studiert haben, können schon ein Paar Jahre Arbeitserfahrung oder gar einen Facharzt vorweisen; die konkurrierenden "nur" Chemiker haben ebenfalls wesentlich mehr Arbeitserfahrung. Zwar ist sicher nicht von der Hand zu weisen, daß man dann eine ziemlich einzigartige Qualifikation hat, aber ich persönlich bezweifle, daß man damit sonderlich viele Blumentöpfe gewinnt. Ein Chemiker mit Medizinabschluß ist, bezogen auf die Chemie, ja doch nicht mehr als ein Chemiker, und weiß höchstens mehr über die praktische Anwendung der chemischen Verbindungen. Doch auch da ist man den Ärzten mit Erfahrung deutlich unterlegen, weil man vom ärztlichen Alltag doch wenig bis keine Ahnung hat. Die Aufgabenteilung für reine Chemiker auf der einen und Ärzte mit Erfahrung auf der anderen Seite erscheint mir doch deutlich effektiver. Eierlegende Wollmilchsäue sind auch nicht immer die Lösung.

SuperSonic
19.03.2008, 19:03
Ich bin Chemiker und studiere jetzt Humanmedizin als Zweitstudium.

1.)
Die Anerkennung der Praktikumsscheine in Biologie und Physik als gleichwertige Scheine für die Nebenfachpraktika im Chemiestudium halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wenn ich vergleiche, mit was für Rechnungen wir die Physik-Messwerte auswerten mussten, und was die Medizinstudenten machen, dann ist das zumindest an meiner Uni ein großer Unterschied. Einige Versuche unterscheiden sich auch einfach inhaltlich.

2.)
Ich habe starke Zweifel daran, dass du einen naturwissenschaftlichen Masterstudiengang nur mit einem abgeschlossenen Medizinstudium, d.h. ohne naturwissenschaftlichen Bachelorabschluss, machen darfst.

3.)
Was stellst du dir eigentlich unter "Beteiligung an der Pharmakonsynthese" vor?

Gruß,
SuperSonic

PsychoDoc1987
19.03.2008, 19:44
Naja ich möchte halt pharmakologisch wirksame Pflanzenstoffe extrahieren, untersuchen, modifizieren, komplett synthetische Pharmaka entwickeln.

thinker
19.03.2008, 19:51
Ist Pharmazie nicht sinnvoller dafür ?!?! Kann mich ja täuschen..hmm.


Grusel...das Chemie Spaß macht...extrahieren..uah .. ;-)

PsychoDoc1987
19.03.2008, 20:19
Pharmazeuten sind ja für die pharmazeutische Chemie zuständig, d.h. Entwicklung von Darreichungsformen (Zäpfchen, Salbe, Tabletten) und wie man es schafft, das sie bestimmte Targets erreichen und nur dort in konzentrierter Form wirken.
Mit der Wirkstoffsynthese haben die nicht viel am Hut.

SuperSonic
19.03.2008, 20:27
Das Grundstudium in Chemie und Pharmazie ist ähnlich, in beiden Studiengängen hat man Einführungen in die anorganische, organische, physikalische und analytische Chemie, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Chemie-Hauptstudium kann man relativ frei eigene Schwerpunkte setzen, während der Stoff des Pharmazie-Hauptstudiums nach der Approbationsordnung für Apotheker vorgegeben ist. Vorteil beim Chemiestudium ist, dass man tiefer in die organische (Synthese-)Chemie einsteigen kann. Vorteil beim Pharmaziestudium ist, dass man als Mediziner natürlich reichlich Vorkenntnisse in den medizinischen Fächern (Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und Toxikologie) mitbringen würde.


Pharmazeuten sind ja für die pharmazeutische Chemie zuständig, d.h. Entwicklung von Darreichungsformen (Zäpfchen, Salbe, Tabletten) und wie man es schafft, das sie bestimmte Targets erreichen und nur dort in konzentrierter Form wirken.
Mit der Wirkstoffsynthese haben die nicht viel am Hut.
An diesen Aussagen ist leider rein gar nichts richtig! Die pharmazeutische Chemie beschäftigt sich mit Synthese, Eigenschaften und Analytik von Arzneistoffen. Die Entwicklung von Darreichungsformen ist Teil der pharmazeutischen Technologie. Pharmazeuten beschäftigen sind natürlich auch mit der Wirkstoffsynthese.

Gruß,
SuperSonic

el_corazón
19.03.2008, 21:21
Naja ich möchte halt pharmakologisch wirksame Pflanzenstoffe extrahieren, untersuchen, modifizieren, komplett synthetische Pharmaka entwickeln.

Da gibts eine ganze Latte von Studiengängen, die dich besser darauf vorbereiten als die never ending story Medizin- plus Chemiestudium! :-meinung

Chemiestudium mit entsprechenden Schwerpunkten (z.B. Regensburg mit Medicinal Chemistry: http://www.chemie.uni-regensburg.de/Anorganische_Chemie/Korber/Studium/VertiefungsstudiengangMedChem.pdf)
Molecular Science (z.B. Erlangen: http://www.uni-erlangen.de/studium/studienangebot/studfaecher/Molecular_Science_neu.pdf)
Molekulare Biotechnologie (z.B. TUM, Heidelberg)
Pharmazie
Wahrscheinlich gibts da mittlerweile weitere Studiengänge an anderen Unis in D, das ist nur mein Wissensstand von 2001, als ich Abi gemacht hab. Wollt damals auch der große Forscher werden und hatte mich entsprechend informiert, aber (zum Glück) hab ich mich ja noch umentschieden. :-))

Doctöse
19.03.2008, 21:54
In Essen kann man nach dem Medizinstudium den Aufbaustudiengang Pharmaceutical Medicine (http://www.uni-duisburg-essen.de/medizin/pharmaceutical_medicine/) dranhängen. Dauert zwei Jahre und beeinhaltet auch das, was der Threadersteller machen möchte. Kostet zwar einiges, aber es gibt auch Stipendien.

SuperSonic
20.03.2008, 17:48
Zumindest ist jetzt geklärt, dass man als Mediziner in Deutschland einen Masterstudiengang studieren kann. Allerdings, wenn ich mir die Module (http://www.uni-duisburg-essen.de//medizin/pharmaceutical_medicine/modules.shtml) bei "Pharmaceutical Medicine" so ansehe, entspricht das nicht dem, was sich PsychoDoc1987 vorstellt. Von praktischer organischer Synthese und Analytik hat man nach diesem Masterabschluss genau null Ahnung! Für ein solides Grundwissen in allgemeiner und organischer Chemie braucht man schon mindestens drei, vier Semester theoretische und praktische Ausbildung (also Laborpraktika von mind. 35-45 SWS)...

Gruß,
SuperSonic