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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : radiologie oder orthopädie?



wayne80
20.03.2008, 21:53
hallo!

schließe voraussichtlich im sommer meine medizinstudium ab und stehe vor der frage welches von den beiden fächern es denn werden soll, radio oder ortho? habe bereits versucht pro und kontra für mich abzuwiegen:

ortho

pro:
- interesse bereits vor dem studium
- super operationen
- tolle möglichkeit zur weiteren spezialisierung, wie zb handchirurgie od. sportorthopädie (find beides super!)

kontra:
-körperliche anstrengung
-teils mühsame patienten
-jeden tag pilzbefallene füße in der hand zu haben ist nicht grad meine große leidenschaft

radio

pro:
-interesse wurde im studium geweckt
-ebenfalls orthopädiesche krankheitsbilder
-weniger körperlich anstrengend

kontra:
-angst das ganze wissen nicht zu beweltigen
-beinhaltet auch fachgebiete die mich nicht so interessieren
-was ich so bei den tertialen und famulaturen mitbekommen hab, steht der radiologe doch oft in kritik mit den anderen fächern

dennoch bin ich mir nicht sicher. :-heul
das waren jetzt nur meine persönlichen meinungen. steht bzw. stand jemand von euch vor der selben entscheidung? was meint ihr zu den beiden fachgebieten?

lg wayne

John Silver
20.03.2008, 22:21
Hmm... Ich ergieße meinen Senf einfach über die einzelnen Punkte, kannst ja schauen, ob's Dir nützt:

Ortho:

"Körperlich anstrengend" ist so 'ne Sache. Wirklich körperlich anstrengend, vor allem was Belastung für Rücken und Arme angeht, ist es hauptsächlich für den zweiten Assistenten. Schon für den ersten Assistenten ist die Sache deutlich angenehmer; für den Operateur sowieso. Denn der Operateur muß es bequem haben; daß der PJler oder Famulus, der den zweiten Assistenten gibt, sich bald einen Bandscheibenvorfall holt, interessiert keine Sau. Das wäre also für mich kein wirklicher Minuspunkt.

"Mühsame" Patienten sind ubiquitär, die Orthopoden haben das Problem nicht gepachtet. In der Radio ist das Problem weniger relevant, da man weniger Patientenkontakt hat; wenn Du aber anstrengende Patienten wirklich vermeiden willst, bliebe Dir nur Patho. :-))

Die Angst, "das ganze Wissen nicht zu bewältigen", kann ich nicht nachvollziehen. Meinst Du, daß ein Chirurg oder Onkologe weniger weiß, als ein Radiologe? Ein guter Arzt weiß viel, egal, in welchem Feld er sich betätigt.

Daß die Radiologie "in der Kritik" steht, ist nicht wirklich neu. Der Punkt ist, daß alle Abteilungen, die viel mit anderen zusammenarbeiten, "in der Kritik" stehen. Oder auch nicht. Es ist einfach ein beliebter Sport unter bestimmten Leutchen, das Kollegen-Bashing. Chirurgen lästern über die Internisten, Internisten lästern über Chirurgen; beide lästern über Radiologen, und auch das beruht auf Gegenseitigkeit; etc. Das ist kein Merkmal einer unbeliebten Fachrichtung, sondern ein Merkmal schlechten Geschmacks und ebenso schlechter Erziehung. Kommt meistens davon, daß man eigene Standards verwendet, wenn man die Arbeit anderer Abteilungen beurteilt, obwohl diese Standards nicht anwendbar sind.

wayne80
21.03.2008, 09:10
danke erstmal für die antwort! :-top

das mit dem wissen meinte ich so:

die krankheitsbilder mit der sich ein orthopäde beschäftigt, betreffen v.a. den bewegungsapparat

die krankheitsbilder mit der sich ein radiologe auskennen muss betreffen: neuro, hno, cardio, plumo, uro, gyn, gastro, ortho,.....
das ergeben dann unterm strich doch mehr krankheitsbilder als in der ortho. weiters muss man immer die DD drauf haben und sich mit den entsprechenden fachärzten aus den einzelnen gebieten auf hohem niveau unterhalten bzw. diskutieren.

mir hat ein radiologe gesagt, dass man zwar in der ausbildung zum facharzt alles durchmacht, damit man ein radiologisches allgemeinwissen hat, sich dann aber "nur" in 2 gebieten spezialisiert, da man soviel fachwissen einfach nicht haben kann.

mir ist schon klar, dass es in der ortho auch so ist, nur bezieht sich das dann mehr aufs operieren.

mir ist halt nicht klar was das bessere für mich ist, da das ja doch eine entscheidung fürs leben ist

lg w

Bille11
21.03.2008, 09:19
dir ist auch klar, dass "ortho" nicht "nur son bisschen bewegungsapparat" ist, sondern vieles mehr...

wayne80
21.03.2008, 10:48
natürlich ist mir das klar!
in jedem fach ist ein großes wissen nötig.
ich stelle das ja nur in relation!

eve05
21.03.2008, 15:42
Ortho, eindeutig :-love

Grombühlerin
21.03.2008, 16:05
in deiner pro-kontra-liste fehlt der wichtigste Punkt: Will ich Dienste und Überstunden ohnen Ende (wie in chirurgischen Fächern üblich) oder ein einigermaßen geregeltes, aber etwas langweiliges Arbeitsleben......(nix gegen Radiologen, hoffe es ist jetzt keiner beleidigt aber ich hab den Eindruck, dass in anderen Fächern in den Diensten mehr gearbeitet wird. Von solchen DIngen wir Angehörigengespräche mal abgesehen)

Lava
21.03.2008, 16:10
Oder auch:

Ortho = was tun

Radio = nix tun (es sei denn interventionell, aber das macht ja nicht jeder)

Und den Punkt mit "körperlicher Anstrengung" würde ich mal nicht unterschätzen. Bei den Leib- und Magen OPs der Orthos, nämlich den Hüft-TEPs, steht dem Operateur oft genug der Schweiß ebenso auf der Stirn wie mir. Er verrichtet halt keine Haltarbeit, aber dafür braucht er durchaus Kraftspitzen.

Königspinguin
21.03.2008, 16:17
Fang doch einfach mal mit Radio an. Wenn du nach einem Jahr merkst, dass es doch nichts auf Dauer ist, dann gehe ich die Ortho. Und als Orthopäde wird deine Radiozeit bestimmt nicht verschenkte Zeit sein. :-meinung

wayne80
22.03.2008, 12:13
danke für die zahlreichen antworten! :-top


Grombühlerin in deiner pro-kontra-liste fehlt der wichtigste Punkt: Will ich Dienste und Überstunden ohnen Ende (wie in chirurgischen Fächern üblich) oder ein einigermaßen geregeltes, aber etwas langweiliges Arbeitsleben......(nix gegen Radiologen, hoffe es ist jetzt keiner beleidigt aber ich hab den Eindruck, dass in anderen Fächern in den Diensten mehr gearbeitet wird. Von solchen DIngen wir Angehörigengespräche mal abgesehen)
das stimmt, das ist ein sehr wichtiger grund!


Königspinguin Fang doch einfach mal mit Radio an. Wenn du nach einem Jahr merkst, dass es doch nichts auf Dauer ist, dann gehe ich die Ortho. Und als Orthopäde wird deine Radiozeit bestimmt nicht verschenkte Zeit sein.
das ist wahrscheinlich eine wirklich gute idee!

lg