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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eigentlich Alles großer Mist?



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sascha88
02.04.2008, 18:15
Lassen wir den Idealismus mal bei Seite, denn der wird einem nah am physischen Kollaps auch nicht mehr sehr helfen.

Überall liest man, dass das Medizinstudium bereut wird, und mir -in meinem voruniversitären Pflegepraktikum- gehen ebenfalls allgemeine Tristheit, ewige Routine und Mitarbeiterfrust auf die Nerven.

Sind wir eigentlich blöd, und versuchen uns händeringend gegen die Konkurrenz um einen Studienplatz durchzusetzen, nur um eine Ausbildung zu bekommen, die den Weg in den Ruin darstellt?
Wir werden ständig (Nacht-)"Dienste" schieben, haben nach dem Studium doch so wenig Peil, dass fast alle Diagnosen Humbuck sind, bis man die Routine drin hat (Woll ihr nur Routine?), wir werden dabei nicht bedeutend mehr als Andere, die genauso lange studieren wie wir, verdienen, wir werden durch Dienste und Co 60 Stunden die Woche arbeiten. Und das Alles in einem schlechten Arbeitsklima, mit chronisch unzufriedenen Schwestern, 'nem Haufen Bürokratie und ständig dem Druck ausgesetzt, dass es doch viel intelligenter wäre seine Heimat zu verlassen und Geld zu machen.

Verbrennen wir unser Talent? Sind wir Idioten? Gucken wir zu viel Dr.House?
Ich wäre liebend gerne ideologischer, idyllischer, aber intakter Mediziner, aber ich habe ernsthafte Angst vor meiner damit verbundenen Selbstaufgabe.

TonyClifton
02.04.2008, 18:28
Lass es doch.

look3
02.04.2008, 18:29
Jo Meister, du sprichst mir fast aus der Seele.

Auch mir gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Bei mir ist es so, dass ich extrem zwischen ZM und HM schwanke.
Obwohl ich mich berufen fühle, in die Humanmedizin zu gehen, sehe ich all die irrsinnigen Negativaspekte, die diese Entscheidung mitsichbrächte.
Doch ich glaube, wir können gar nicht genau sagen, wieso wir uns absichtlich unter solch einen moralisch-elitären Druck setzen wollen. Aber es ist, wie es ist. Wir werden es schwer haben, eine Alternative zu finden. Wir - die Leute, die sich aus irgend einem Grund dem Studium der Medizin verpflichtet fühlen.
Für andere, die es aus finanziellen oder ruhmgeilen Gründen machen, wird das böse Erwachen früher oder später kommen.
Doch gerade nach meinem auch voruniversitärem Pflegepraktikum weiß ich, dass es an insgesamt guten Ärzten mangelt, die den Spagat zwischen fachlichen Höchstleistungen und sozialem Engagement schaffen.

alley_cat75
02.04.2008, 18:44
Wir werden ständig (Nacht-)"Dienste" schieben,

Definition von ständig = 3-4/Monat. Im Gegensatz zum Pflegepersonal oder Busfahrern, die mindestens 7-8 Nachtdienste/Monat leisten.


...haben nach dem Studium doch so wenig Peil, dass fast alle Diagnosen Humbuck sind, ...

Das hätte ich gern mal näher erläutert.


... , wir werden dabei nicht bedeutend mehr als Andere, die genauso lange studieren wie wir, verdienen,... wir werden durch Dienste und Co. 60 Stunden die Woche arbeiten.

Im empfehle Jura zu studieren. Da verdient man als Anfänger in einer mittelgroßen Kanzlei 2300 Brutto (ups, deutlich weniger als ich) und arbeitet 80 h/Woche (nochmal ups, deutlich mehr als ich).


... und das Alles in einem schlechten Arbeitsklima, mit chronisch unzufriedenen Schwestern, 'nem Haufen Bürokratie und ständig dem Druck ausgesetzt, dass es doch viel intelligenter wäre seine Heimat zu verlassen und Geld zu machen.

Stimmt, allerdings nur was die Bürokratie betrifft.


ERGO: Lass` es doch einfach. :-meinung

alley_cat75
02.04.2008, 18:47
Obwohl ich mich berufen fühle, in die Humanmedizin zu gehen, ...

Berufung?! *kicher* Für Medizin brauchst Du mehr als das. Was heißt Berufung? Ist man berufen, Arzt zu werden - oder Busfahrer oder Putzfrau oder Betonmischer?

Ich empfehle einen Blick hierher: http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?p=637732#post637732 Mal sehen, wo es mehr Beiträge gibt. :-))

netfinder
02.04.2008, 18:52
Jo Meister, du sprichst mir fast aus der Seele.

Auch mir gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Bei mir ist es so, dass ich extrem zwischen ZM und HM schwanke.
Obwohl ich mich berufen fühle, in die Humanmedizin zu gehen, sehe ich all die irrsinnigen Negativaspekte, die diese Entscheidung mitsichbrächte.
Doch ich glaube, wir können gar nicht genau sagen, wieso wir uns absichtlich unter solch einen moralisch-elitären Druck setzen wollen. Aber es ist, wie es ist. Wir werden es schwer haben, eine Alternative zu finden. Wir - die Leute, die sich aus irgend einem Grund dem Studium der Medizin verpflichtet fühlen.
Für andere, die es aus finanziellen oder ruhmgeilen Gründen machen, wird das böse Erwachen früher oder später kommen.
Doch gerade nach meinem auch voruniversitärem Pflegepraktikum weiß ich, dass es an insgesamt guten Ärzten mangelt, die den Spagat zwischen fachlichen Höchstleistungen und sozialem Engagement schaffen.


Hilfe, ich kann nur hoffen dass da eine komische Weise, Ironie rueberzubringen dahinter steckt...

STREBER20
02.04.2008, 18:52
Ich schließe mich da ausnahmslos alley an. Wenn dich so viel an der Medizin stört, würde ich es bleibenlassen.

P.S.: Ich oute mich hiermit als alleys größter Fan! :-love Ihre Beiträge sind einfach die geilsten (viel Humor, Ironie, oft interessant => TOLL).

Doctöse
02.04.2008, 18:53
Ich bin auch Alleys Meinung :-))

Und ansonsten näss ich mir aufgrund der ersten Postings grad vor Lachen fast ein *gacker*

look3
02.04.2008, 18:58
Berufung?! *kicher* Für Medizin brauchst Du mehr als das. Was heißt Berufung? Ist man berufen, Arzt zu werden - oder Busfahrer oder Putzfrau oder Betonmischer?

Ich empfehle einen Blick hierher: http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?p=637732#post637732 Mal sehen, wo es mehr Beiträge gibt. :-))

Nein, ich denke nicht, dass man generell eine Berufung braucht, um Busfahrer zu werden, denn ich denke, dass die wenigstens Busfahrer oder Putzfrau aus Überzeugung sind und das schon immer machen wollten. Für viele wird sich einfach nichts anderes ergeben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Doch ich finde schon, dass man eine gewisse Berufung - oder Drang, innere Stimme, nenn' es, wie du magst - braucht, um Mediziner zu werden. Denn Doktor wirst du nicht einfach so, weil sich nichts besseres ergeben hat. Ich kenne so viele, die mit der ganzen Materie gar nichts anfangen können. Entweder man hat es im Blut - oder nicht.
Das es natürlich noch mehr als Berufung bedarf, Arzt zu werden, ist mir durchaus bewusst. Doch ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, nie zu bereuen, dass man das - und genau das - studiert hat.

look3
02.04.2008, 19:00
Hilfe, ich kann nur hoffen dass da eine komische Weise, Ironie rueberzubringen dahinter steckt...

Wieso?

Feuerblick
02.04.2008, 19:01
Nettie, ich fürchte, die meinen das ernst...:-nix

Doctöse
02.04.2008, 19:04
Doch ich finde schon, dass man eine gewisse Berufung - oder Drang, innere Stimme, nenn' es, wie du magst - braucht, um Mediziner zu werden. Denn Doktor wirst du nicht einfach so, weil sich nichts besseres ergeben hat. Ich kenne so viele, die mit der ganzen Materie gar nichts anfangen können. Entweder man hat es im Blut - oder nicht.
Das es natürlich noch mehr als Berufung bedarf, Arzt zu werden, ist mir durchaus bewusst. Doch ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, nie zu bereuen, dass man das - und genau das - studiert hat.
Äh, aufwachen. Wenn du das so siehst, solltest du dir lieber was anderes suchen. Berufung braucht es nicht, eher Interesse. Und wenn man in die Patientenversorgung will, ist Kommunikationsfähigkeit auch nicht verkehrt^^

Es soll Busfahrer geben, die sich den Job ausgesucht haben und damit glücklich sind. Für Zufriedenheit im Job brauchts keine Berufung. Verstehe nicht, warum bei Medizinern immer so ein Bohei darum gemacht werden muss.

alley_cat75
02.04.2008, 19:05
*schnapp.schnapp* Wo habe ich eigentlich meine Atosil Tropfen... :-((


... Für viele wird sich einfach nichts anderes ergeben. ... Denn Doktor wirst du nicht einfach so, weil sich nichts besseres ergeben hat. ...

Ich bin Ärztin geworden, weil meine hyperbare Intelligenz nichts anderes zugelassen hätte. Ingenieurswesen oder Jura kann doch jeder studieren - schau Dir mal die Zulassungsbedingungen an. :-stud Berufung brauchst Du nicht, nur Hirn. :-dafür

Meuli
02.04.2008, 19:06
Denn Doktor wirst du nicht einfach so, weil sich nichts besseres ergeben hat.

Doch, ich schon :-)) Also Ärztin natürlich^^ Ob ich Dr. werde, das steht noch in den Sternen :-)) :-stud

Feuerblick
02.04.2008, 19:10
Ich lach mich hier grad schlapp!!! Wie goldig diese Ansichten, die hier mal wieder aufs Tapet gebracht werden.
Warum müssen immer die Mediziner eine Berufung für ihren Job haben? Und warum dürfen Mediziner dann auch nicht mit ihrem Job unzufrieden sein wie Hinz und Kunz auch?
Eine Berufung kann ich mitnichten anbieten, nicht mal einen langwährenden Wunsch, Ärztin zu werden. Geworden bin ichs trotzdem... Komisch, oder? :-nix:-))

Muriel
02.04.2008, 19:12
Mir hat meine innere Stimme einfach befohlen, ich MÜSSE unbedingt Ärztin werden, natürlich, um Menschen zu helfen! Das kam ganz einfach so, als ich sinnierend und meditierend in Embryonalstellung nackt um die Eiche gewickelt in die Abenddämmerung blickte, gleich nach dem Fruchtbarkeitstanz im Birkenhain. Danach war alles anders, so sehr ich es auch versuchte, es ward mir nicht mehr beschieden, einen anderen Weg einzuschlagen.

look3
02.04.2008, 19:13
Äh, aufwachen. Wenn du das so siehst, solltest du dir lieber was anderes suchen. Berufung braucht es nicht, eher Interesse. Und wenn man in die Patientenversorgung will, ist Kommunikationsfähigkeit auch nicht verkehrt^^

Es soll Busfahrer geben, die sich den Job ausgesucht haben und damit glücklich sind. Für Zufriedenheit im Job brauchts keine Berufung. Verstehe nicht, warum bei Medizinern immer so ein Bohei darum gemacht werden muss.

Was ist denn Berufung für dich wenn nicht pures Interesse?
Sorry, falls ich das Wort Berufung falsch benutze, macht es mir deutlich.
Denn meiner Meinung nach kannst du nur an etwas interessiert sein, zu dem du dich berufen fühlst.
Ich will mich da jetzt aber auch nicht an diesem einen Wort aufhängen.
Ich bleibe dabei: Wer nicht pures Interesse an der Medizin hegt, wird es später schwer haben, denn die finanzielle aber auch die soziale Stellung eines Arztes wird bei weitem nicht mehr so (über)bewertet.
Und zu: "Es soll Busfahrer geben, die sich den Job ausgesucht haben...". Das habe ich nie bestritten, doch die Entscheidung, Busfahrer zu werden, ist ja wohl in keinster Weise vergleichbar mit der für ein Medizinstudium.
Ergo: Jeder sollte echt extrem gut drüber nachdenken, aus welchen Gründen er ein Medizinstudium antreten möchte, und prüfen, ob diese haltbar sind.

Feuerblick
02.04.2008, 19:13
Mir hat meine innere Stimme einfach befohlen, ich MÜSSE unbedingt Ärztin werden, natürlich, um Menschen zu helfen! Das kam ganz einfach so, als ich sinnierend und meditierend in Embryonalstellung nackt um die Eiche gewickelt in die Abenddämmerung blickte, gleich nach dem Fruchtbarkeitstanz im Birkenhain. Danach war alles anders, so sehr ich es auch versuchte, es ward mir nicht mehr beschieden, einen anderen Weg einzuschlagen.Ach, DU warst das!!! :-))

Lifendhil
02.04.2008, 19:14
Ach ist das süüüüß.
Ich glaube look, du wirst ziemlich entsetzt sein, wenn du erfährst, wieviele hier Medizin studieren ohne sich irgendwie berufen zu fühlen.

Lifendhil
02.04.2008, 19:15
Mir hat meine innere Stimme einfach befohlen, ich MÜSSE unbedingt Ärztin werden, natürlich, um Menschen zu helfen! Das kam ganz einfach so, als ich sinnierend und meditierend in Embryonalstellung nackt um die Eiche gewickelt in die Abenddämmerung blickte, gleich nach dem Fruchtbarkeitstanz im Birkenhain. Danach war alles anders, so sehr ich es auch versuchte, es ward mir nicht mehr beschieden, einen anderen Weg einzuschlagen.
Wie geil.... Danke!!!