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Flemingulus
01.06.2010, 20:46
Zwar nicht sehr sapphisticated... ;-)


Sapphos Äpfel

Ganz oben treibt's der Apfelbaum
mit süßen Früchtchen auf die Spitze.
Hat, holdes Obst hoch über mir,
der Pflücker Dich verschmäht? –
Mach Dir mal keine
übertriebenen Hoffnungen da unten,
wir sind zwar reif,
aber lang noch nicht fällig!

Flemingulus
13.06.2010, 16:41
Francis William Bourdillon (1852-1921)

The night has a thousand eyes

The night has a thousand eyes,
And the day but one;
Yet the light of the bright world dies
With the dying sun.

The mind has a thousand eyes,
And the heart but one:
Yet the light of a whole life dies
When love is done.

***

Tausend und Eine

Mit tausend Augen die Nacht sich verziert
und eines nur schmückt uns'ren Tag;
doch stumpf und blind keinen Morgen mehr spürt,
wem die Sonne nicht scheinen mag.

Mit tausend Augen die Klugheit taxiert,
was das Herz mit nur einem erkennt;
doch die Blindheit gewinnt und die Hoffnung krepiert,
ist die Liebe zu end'.

Flemingulus
14.07.2010, 19:38
.....

Flemingulus
14.07.2010, 20:28
40 Grad im Schatten

Im Gestillst verstachels
Kratzkratz
Moskitosummpatsch
So laute gebe tue
So gelbe Geröhricht am Ohr
Ganz zerblühte uns zwein
Die bewiesene Hänge
Blumblum immer hoch inuff
Zu aller siebente Sinn
Unn jetzt schweiße zusamme
Tripftropf.

Die Niere
14.07.2010, 21:19
Die Aare raunt
das Wetter nicht
die Bodies strahlen
meiner nicht.

:-D

Flemingulus
18.08.2010, 19:26
Neumond

Kleine Lichtsplitter stecken
funkelnd in der Nacht.
Den Kopf im Nacken
verbind ich die schönsten
zu Deinem Namen.
Und dann fliegt mir der I-Punkt weg.
Nur ein Flugzeug.

Die Niere
18.08.2010, 21:24
Die Chatfenster wirbeln
mein Hirn wirbelt
vielleicht ist's der Rotwein
ach, drauf geshit.

Flemingulus
19.08.2010, 23:56
Talking of Gorillas... ;-)

Weils andernorts evtl. etwas zu offtopic wird und um dem zugegebenermaßen klangmächtigen Hessezitat (ibid.) etwas - wie ich finde - klanglich-rhythmisch ebenbürtiges, in der Bildmacht und im Reim aber überlegenes ;-) entgegenzustellen, hier mal was vom leider nicht mehr genügend bekannten Klabund:





[...]

Die Menschheit liegt in einem steten Krieg,
seitdem sie Gott in seinem Wahn geschaffen.
Ein jeder glaubt an seines Glaubens Sieg.
Ein jeder traut dem Trotze seiner Waffen.

Wir hauen mit den Schwertern auf uns ein,
wir beißen uns wie Hunde ineinander.
Und Trost ist nur im Rausch, und Rausch ist nur im Wein
und in der Liebe zärtlichem Selbander.

Und als den Feind ich warf in Staub und Sand,
dem Tränen Blutes aus den Augen rannen,
da sprach er leis: Du, der mich überwand,
O hebe, eh du fällst, dich doch von dannen!

Der du auf deiner Schwere nur beruhst,
und eisern deine Faust ins Handwerk reckst:
Bedenke, wie du schlafend Träume tust
und, wie ein Hund, der Herrin Hände leckst.

O wolle nicht die Schwachen überblitzen,
gewitternd und mit donnerndem Getön!
Wann scheuchte Gott von seiner Hand die Gnitzen?
Ein wenig Blut von ihm macht jedes Wesen schön.



*woah!*

*einpenn*

Gute Nacht allerseits! :-)

papiertiger
20.08.2010, 00:25
Kreuzgang nach Mainz

Aber ob allenfalls man
Beides dann wissen müssen kann
Cui bono, da die Sache
Doch meist den Sinn und Zweck
Entbehren können wird.

Flemingulus
01.09.2010, 23:23
Fragmentarische Betthupferl :-)


Längsgeträumt nestelt der Schlaf
am neuralgischen Punkt.
Der Tag geht aus

und die Nacht trifft ins Schwarze
und hebt uns auf
beieinander.


***

Als Belohnung
für geteilten Schlaf
gibts doppeltes Erwachen.


***

Wenn der Schlaf
uns gleich ausmacht,
üben wir mal,
nicht da zu sein.

Flemingulus
02.09.2010, 23:00
.....

Flemingulus
12.09.2010, 17:18
Bei Foren-Grabungen in eigener Sache ;-) bin ich auf untiges gestoßen, was sich m. E. grad ganz nett an das Limbusgedicht anschließt und daher hiermit leicht varriiert reanimiert wird. Mit dem supramoenalen Ohren gewisslich schwerverdaubar tönenden Australoteutonismus "benützen" (natürlich nur "des Reimes wegen") querverweist es auch ganz schön auf die kürzlich andernorts angerissene Dialektdiskussion.


Dabeigeblieben

Seit Du gegangen bist, behältst Du recht.
Wer nicht mehr da ist, hat das letzte Wort,
das stärkste Argument ist immer: "fort",
wer bleibt, ist zweiter Sieger im Gefecht,

geführt um die Ressource Du-und-ich,
von der man glaubt, man könne sie benützen
um sich vor einer schlimmen Zeit zu schützen,
als trüge man das Traurigsein in sich.

Doch wer uns weh tut, lässt auch was zurück,
was nur vorüber geht, geht uns nichts an,
vergessen meint soviel wie: war nichts dran
und keine Trauer trifft uns ohne Glück.

LaTraviata
13.09.2010, 18:43
...

Wenn ich in Deine Augen schaue
Leuchtend, glänzend
Die Reflektion des Glücks

Wir teilen es, den Schatz,
Kostbar, zerbrechlich
Halten wir es in der Hand

Wielange, ist keine Frage
Wir haben uns gefunden
Um uns zu verlieren

An das Leben, an uns
Dissoziiert in einem Meer
Jeder ein Ruder in der Hand

Noch ist es fremd
Zauberhaft, wunderschön
Und doch so fremd

Denke ich:
Mein Verstand,
Rette Dich, Du kannst!

Flemingulus
13.09.2010, 19:36
Wie angedroht hier nun also:


Selbstversunken

Vor Dir und mir die Zeit
geht meergleich weit
von Horizont zu Herz,
und inseleins nur uns're Augen
ins Ineinanderschaun sich tauchen,
ins Wellenaufundab
wenn Zaubersee, die Gichtgekrönte, bricht
bei unser beider Angesicht
zum großen Wir das Einerlei entzwei
im himmelhohen Möwenschrei – vorbei
am Augenblick! Ins Augendu, ins Augenich:
Hier schäumt das Jetzt hoch auf,
und Tag-und-Nacht versinkt zu Strand und Meer,
im tiefen Augendämmerdunkelblau
schau'n wir einander selbst beim Schauen zu
und werden winzigblau,
lass ja mich nie mehr aus dem Auge Du.

Flemingulus
28.09.2010, 01:22
*in Re-Bearbeitung*

Flemingulus
16.11.2010, 16:39
November

Die Niemandsrose blüht uns fort,
trotz vieler Frostkampagnen gegen Dornen.
Die Alten munkeln noch, Blut schmecke süß,
und auf der Haut verschorfe süß die Liebe,

doch süß ist nur ein and'res Wort für tot.
Uns beiden gingen lang die Tage aus,
das Stundenblei fiel lotrecht ins Gedämmer,
und jedes Herzgeflüster liegt im Dunkeln.

Ist das das letzte Wort? So kann man sagen.
Bleibt dann bloß Trost? Ich fürchte ja.
Wir aber sind viel mehr als nur die Summe uns'res Glücks,
und was unmöglich ist, liegt doch in unsrer Macht,
denn einmal spannt das bleiche Kind uns noch den Bogen:
Da schau! Der Schweigepfeil steigt trotzig aus der Nacht.

Flemingulus
16.11.2010, 18:27
So. Ein andernorts hier verortetes Stichwort hat jetzt über wildes Assoziieren noch zu folgendem geführt:

Grießklößchen

Im Stadium T3 N2 M0
beträgt die mediane Überlebenszeit
unter palliativer Monochemotherapie
sechs Monate.

Wieder zuhause
nach dem Arztgespräch.
Ein Alltagsversuch.
In der Küche fällt der Blick
auf die Tütensuppe:
Haltbarkeitsdatum.

Flemingulus
06.01.2011, 17:40
Frühlingsgefühle (etwas verfrüht)

Der Winter verpfützt
und das weiße Geflock
matscht auf und davon
über alle Berge.
Am zerfransten Schneedeckenrand
sublimiert die Fäulnischemie
an der Stelle weiter, wo der Frost
ein Pausenzeichen setzte
der Metastabilität.
Und kaum wirft der Himmel
ein Sonnentau in die Runde,
werden Hundehaufen beim Drauftreten
wieder weich und geschmeidig,
und der Typ, der mein Gesicht
ins neue Jahr verschleppt,
labert was von Frühlingsgefühlen.

Flemingulus
06.01.2011, 18:28
.....

Flemingulus
23.01.2011, 21:19
.....