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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : tansania



mila
21.09.2002, 18:13
ich muss ja mal sagen, dass es in tansania doch sehr gewoehnungsbeduerftig ist. ich war 2 monate da und hab die haelfte der zeit im krankenhaus verbracht. als praktikant. ich habe die erfahrung gemacht, dass sie unsere hilfe (im allgemeinen) zwar brauchen, aber nicht ohne schwierigkeiten bereit sind diese zu anzunehemn. auch ist es immer wieder erschreckend, wozu diverse spendengelder und hilfslieferungen so benutzt werden. im grunde sollte man sich besser nicht einmischen, als tourist etwas geld da lassen, und sie sonst machen lassen. uns hat ja auch niemand aufgehalten als wir die waelder gerodet und die tiere verjagt haben. mal ehrlich, wer hat denn in der letzten woche eine wolf gesehen? (zoo zaehlt nicht!) naja, und nichts anderes machen die ja auch da. und das mit der medizin kriegen die auch noch hin, ham ja auch schon internet in einigen regionen, da bleibt informationsaustasch langfristig nicht aus.
also abwarten und teetrinken!

cons
21.09.2002, 21:20
Hi Mila,

hast Du meinenBericht gelesen?
www.wauschkuhn.de/ca/famulatur/famulatur.htm

wo genau hast Du denn Dein Praktikum gemacht - würde mich sehr interessieren, da ich auch 2 Monate dort war - die meiste Zeit in Handeni (Tanga Region im Nordosten), am Ende ein paar Tage im Muhimbili in DAR - hatte bei einem Chirurgentreffen den Chirurgenchef kennengelernt und gleich angequatscht, ob ich nicht mal bei ihm in der Abteilung vorbeischauen kann.
Da ich später Kinderchirurgie machen will, bin ich dann in DAR gleich dorthin gegangen - der Prof. kannte nen Oberarzt aus Mannheim, wo ich studiere - die Welt ist eben klein.

Und Aufhalten sollte man sicher dort niemand - aber Hilfe anbieten, wenn diese gefordert wird - denn aus der Zeit "wir gehen nach Afrika, machen alles super und allein..." sind wir ja wohl raus.
Von den meisten Leuten dort wurde ich auch sehr nett aufgenommen - sie wollten wissen, wie alles so hier läuft - und natürlich kam oft als Antwort "das ist hier eben Tansania-Style". Aber auf lange Sicht wird sich sicher was ändern - gibt ja jetzt die ersten Anfänge einer Krankenversicherung.

Trotzdem fände ich es nicht so toll, sich hier hinzusetzen und einfach abzuwarten, bis sich dort alles regelt. Denn schließlich wollen wir auch von ihnen was haben.

CA.

mila
22.09.2002, 13:27
irgendwie hast du ja recht.
ich war in dareda, region babati, 5 busstunden von arusha entfernt. mitten im busch sozusagen. es war sehr schoen und wir wurden auch nett aufgenommen, haben viel gelernt, meist erfahrungen fuers leben, aber anders hatte ich das auch nicht erwartet.
enttaeuscht hat mich weniger der krankenhausaufenthalt an sich, als mehr die menschen.
ich denke ich hatte mir es vielleicht einfach ganz anders vorgestellt (obwohl ich mir immer noch einbilde keine erwartungen gehabt zu haben). freundlich und ohne hintergedanken nett waren nur die leute zu uns, die wir durch unsere arbeit kannten. alle anderen (zumindest die meisten) waren staendig auf der suche nach dem groest moeglichen nutzen, der sich aus unserer bekantschaft ergeben koennte. leider, denn so haben wir auch bald vorurteile entwickelt, was ich sehr schade finde. ich kann verstehen, dass wir unvorstellbar reich in ihren augen sein muessen, allein der flug uebersteigt eohl ihre vorstellungskraft, dennoch hatte ich soviel, ja irgendwie schon fast, rassismus nicht erwartet.
in tanga war ich auch ein paar tage. dort ist es mir nicht soo krass aufgefallen, obwohl mich dort auch jemand mit seinem sohn verheiraten wollte und ich ihm bei seiner ausreise helfen sollte. ebenso in dar. als weisser kommt man ja leider nicht lange unentdeckt durch tansania. und weiss=reich. das hat irgendwie genervt. dich nicht?
der arzt mit dem wir gearbeitet haben, war super nett und hat uns auch sehr unterstuetzt. in dareda hat es mir wirklich gut gefallen. zusammenfassend muss ich wohl sagen, dass ich diesem land in einer art hass-liebe verbunden bin, auch wenn der bericht eher schlecht klingt, sooo schlecht war es nicht. wirklich. ich bin froh dort gewesen zu sein.
doch denke ich, dass afrika unter dem europaeischen einfluss, oder allgemein unter dem einfluss der reichen nationen, eher leidet als profitiert. man denke nur an das muellproblem. keiner zeigt ihnen, wie sie mit ihrem muell umgehen sollen. aber wie sie ihn vermehren koennen, das gucken sie sich schnell ab. naja, aber ich will dich nicht zuschwafeln. bis spaeter
mila

airmaria
23.09.2002, 00:17
Hm, wo es schonmal um Tanzania geht: ich hab da nicht direkt was medizinisches gemacht, sondern mal einen Monat lang einen Hilfstransport durchs Land gefahren.
War so ne relativ spontane Sache mit nem Kumpel zusammen... haben da einen LKW alleine quer durchs Land von DAR über Arusha, am Ngorongorokrater vorbei, durch die Serengeti (Westkorridor! - eigentlich gesperrt für LKW's), am Victoria See (Mwuanza) übergesetzt und bis nahe an die Grenze von Burundi (03/94!) nach Mabamba (Kigoma)... LKW dagelassen, zurück mit dem Zug vom Lake Tanganyka 48 stunden lang bis nach DAR... und dann eine Woche Entspannen auf Zanzibar.

Hört sich vielleicht alles toll und spannend an, war aber zum Teil echt harte Arbeit (z.T. 16h am Stück gefahren, mit nur einer Kokosnuß tagsüber und 2 Dosen Heineken am Abend) und im nachhineien ziemlich blauäugig (nicht nur, weil ich da noch keine Ahnung von Mibi hatte) und extrem gefährlich (was wir zum Glück erst im nachhinein mitbekommen haben).

Geblieben ist natürlich die Erinnerung an ein unglaubliches Abenteuer mit wahnsinnig vielen Eindrücken, die vor allem diese wunderschöne Natur im krassen Gegensatz zur teilweise unbeschreiblich einfachen Lebensweise und sicherlich auch weitverbreiteten Armut und Not beinhalten.

Trotz dieser teilweise schlimmen Situation, leben dort glückliche Menschen! Egal, ob sie von der Polio gezeichnet durch DAR im wahrsten Sinne des Wortes kriechen, oder irgendwo weit draußen unter einfachsten Bedingungen hausen... sie versuchen alle das Leben zu meistern: Tag für Tag!
Und dann muß man hin und wieder zu sich selbst sagen: ich habe nicht nur Glück gehabt, diese Reise erleben zu dürfen, heile nach hause zurückgekommen zu sein... nein, ich habe auch das Glück, in einem gewissen Wohlstand, sicher und beschützt mit einer ordentlichen Ausbildung aufgewachsen zu sein!

Wenn man sich dieses dann hin und wieder vor Augen führt, lösen sich manche Probleme viel leichter und bewahren einen vor einer - doch in Deutschland weitverbreiteten - Unzufriedenheit.

Eure "Mary" airmaria


PS: ich hatte keine Lust, genau nachzuschauen, wie diese tanzanischen Wörter alle geschrieben werden (hoffe, man erkennt es wieder)... habe eh schon genug Probleme mit der Deutschen Rschtschreibung *g*

mila
29.09.2002, 21:11
Hast ja viel erlebt, und ich stimme dir auch voll zu. Vielleicht ist das in meinem Statement nicht so ganz klar geworden, aber ich hatte eben genau diesen Eindruck. Glücklich sind die Menschen da ohne Zweifel. Deshalb finde ich es auch eher schlecht, dass der europäische Einfluss dort immer mehr zunimmt. Auch wenn man sich darueber sicher streiten kann. Ja, ok, sie brauchen in einigen Dingen Hilfe, aber gesünder für die Leute und für das Land wäre es eben, wenn sich keiner einmischen würde. Ist eben ********, dass manche Länder anderen soweit voraus sind oder umgekehrt. Auch das ist natürlich Ansichtssache. Jedenfalls waeren sie besser ohne uns dran, glücklicher. Auch wenn medizinischer Fortschritt wichtig ist. Fragt sich nur um welchen Preis.

cons
09.10.2002, 16:52
Ich finde es wichtig, dass aus der Entwicklungshilfe eine Entwicklungszusammenarbeit geworden ist (zumindest an den meisten Stellen).

Denn schliesslich haben wir die Länder des Südens ganz gut für unseren Wohlstand benutzt :-( - vor einem Jahr sagte der Präsident Tansanias im Fernsehen, dass die ganze Entwicklungshilfe... unnötig wäre, wenn man nur die Zollschranken abschaffen würde.

Deshalb denke ich schon, dass man sich dort einmischen sollte, wenn man um Hilfe gebeten wird. :-dafür

Das Krankenhaus, in dem ich war, würde sicher auch ohne deutschen Chirurgen irgendwie laufen, aber mit etwas Hilfe ändert sich dort doch einiges - nur leider so langsam, dass man fast verzweifeln könnte.

Tja, soviel dazu - ca.