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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Operieren lernen?



jilain
25.05.2008, 21:49
Huhu allerseits,

Susan27 hat den Anfang mit ihren Fragen gemacht und ich schließe mich gleich mal an:

Wie lernt man das operieren? Gibts da Puppen? Wann lernt man es? Lernt das jeder oder nur die FA Chirugen?

Wie gings euch bei der ersten eigenen OP? Ich meine, da kann doch voll was schief gehen, oder?

Plaudert mal ein bisschen :D

Mini-Doc
26.05.2008, 12:29
Also.... man lernt das operieren am lebenden Objekt..... desweiteren machst du ja vorher zig Assistenzen bei Operationen und irgendeine kleine wirst du dann eben einfach machen dürfen unter Aufsicht. Irgendwas wo man nichts kaputt machen kann wie z.B. eine Metallentfernung am OSG oder ne Abszeßspaltung. Und langsam werden die Eingriffe eben immer schwieriger und mit der Zeit darfst du dann auch Ops machen wo man was "kaputtmachen" könnte. :-oopss
Prinzipiell lernen das natürlich hauptsächlich Leute in operativen Fächern, da es ja sonst kaum sinnvoll / nötig ist.
Und ja die erste eigene Op war grauenvoll und toll zugleich..... aber um ehrlich zu sein ändert sich nur die Schwierigkeit der Op.... das hinterher durchgeschwitzt dastehen vor Aufregung bleibt noch ne ganze Weile erhalten.... wenn nicht gar für immer bei schwierigen Eingriffen..... :-kotz Aber es macht eine Menge Spass, wenn du hinterher zu dem Patienten gehen kannst und siehst wie es ihm besser geht und du auf die Frage nach dem Operateur mit stolz geschwellter Brust sagen kannst .... Ich war Ihr Operateur :-))

Avalanche
29.05.2008, 07:29
Da ich - bevor ich zu den Fotografen wechselte - in der Chir war, hier wie man mir das in meiner Heimat beigebracht hat:

Knoten - auch instrumentelle - kannst du im trockenen üben, da brauchst du keinen lebenden Patienten für.

Einzelknopf - Hautnähte üben sich recht gut an Kopfplatzwunden. Lediglich der 16 jährige mit voller Haarpracht mag sich mit 50 - wenn ihm diese Haarpracht abhanden gekommen ist - über den hässlichen, schiefen "Reissverschluss" in der Haut a bisserl wundern, sollte sich aber in der Regel nicht mehr genau erinnern können *wer* ihm dieses Ding damals verpasst hat ;-)

Eines Tages erschien mein OA mit ner dicken Pampelmuse, nem Messer, Nahtmaterial und Instrumenten. Er ritzte sie ein so dass es tüchtig suppte und dann führte er mir vor, was ich nachzumachen hatte. Das ging so über ca 3 Wochen, zudem stand ich natürlich jeden Tag in der Assistenz und schaute den Operateuren auf die Finger. Hatte auch Glück, dass die einem richtig was beibringen wollten und immer recht genau erklärten was sie wie machten. Eines Tages kam der Schelm mit ner Kiwi und grinste ob ich da wohl eine Intracutannaht hinbekäme ...
Das klingt alles ein bisschen ulkig, aber wir konnten ein paar Basics wirklich ganz gut daran üben, vor allem halt die Feinmotorik, die Instrumentenhaltung, die Bewegungsabläufe. Ausserdem gabs dauernd leckere Früchte :-))

Na und dann gings halt los: Erstmal nur die letzten Schichten zumachen, da checken die dann ob man sich geschickt oder deppert anstellt usw usf. Dann leiteten die einen an wie ne Umstechung geht, wie der Knoten sitzen muss, worauf man halt so alles achten muss.

Na und nach so ca 3 Monaten gabs nen akuten Wurm, Chef hatte Hintergrunddienst, kam und sagte:"Den machst jetzt du, keine Angst, ich bin ja dabei und pass auf dich auf "*breites grinsen von ihm*


gruss, Avalanche

Avalanche
29.05.2008, 07:30
Irgendwas wo man nichts kaputt machen kann wie z.B. eine Metallentfernung am OSG
Dazu sag ich jetzt mal nix :-))

trina1081
29.05.2008, 09:24
Hi,

also das Nähen kann man auch schon ganz gut im PJ lernen. Bei uns darf man eigentlich fast immer die Faszien- und Hautnaht machen, sofern letzteres genäht wird.

Wir hatten aber auch das "Glück", dass wir aus Personalmangel die letzten 2 Wochen in der VICH immer 1. Assistenz waren. Da hat der Chef auch nen Whipple alleine mit PJ gemacht :-))

jilain
29.05.2008, 09:54
Hallo und danke für eure Antworten :-)
Und wann geht es an die Organe? Blinddarm-OP oder so. Erst lange zuschauen und dann selber ausprobieren?

heijeijei *g

Kackbratze
01.06.2008, 16:31
An die "organe" gehts von Anfang an, schließlich kann man bei einer Leistenhernien-OP den Patienten auch sekundäre Orchidatrophieren... :-(( :-))

See one, do one, teach one.
Allerdings kommt man meist schon durch die Assistenzen auf genug "see threes" oder so, so dass man da schon etwas geschulter ist.
Allerdings sollte man sich schon, wenn man wieder für einen neuen Eingriff eingetragen ist, sich vorher durchlesen, wo die Probleme liegen können und was man definitiv NICHT machen sollte.

jilain
01.06.2008, 17:11
Ah okay. Habe letztens auch überlegt, wie man denn sehen kann, dass da drinen was "faul" ist, und denke, dass man da mit der Zeit auch nen Blick für bekommt, oder? Ist ein Nahtkurs eigentlich tatsächlich kein regulärer Bestandteil an allen Unis?

Und, ähm, bei Grey's Anatomy hatten die ja z.B. auch mal ne Puppe zum Üben genommen oder son Computerprogramm. Sowas gibt's also nicht? :-blush

Lava
01.06.2008, 18:17
Puppen zum Üben gibt's eher so für Reanimationskurse. Wir haben auch einen Endoskopietrainer an der Uni.

Bei uns gibt es zwar einen Nahtkurs, aber man muss das schon ein paar mal öfter üben, bis es gut wird. Dazu eignen sich immer noch Famulaturen am besten. Platzwunde am behaarten Kopf -> sieht man später nicht mehr, ideal zum Üben. In einer Ambulanz kann einem sowas ein paar mal pro Tag begegnen, da kriegt man das relativ schnell drauf. :-)

Und die beste Übung, die ich je hatte, war die Herzchirurgie. "Kannst du intracutan nähen?" - "Jo." - "Da ist das Bein, mach mal zu" Vom Knöchel bis zur Leiste aufgeschnitten nach Venenentnahme - da hat man was zu tun :-D

jilain
01.06.2008, 18:31
*hihi* Cool! Danke für eure Antworten. Nun habe ich davon auch eine Vorstellung :-)

Aber bis dahin muss ich eh noch gaaaaanz viel lernen und vor allem die Motivation zum Lernen für mein aktuelles Studium aufbringen *seufz*