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Dr. Psycho
02.06.2008, 16:09
Hallo ihr Lieben,
ich habe in der Suchfunktion nix so richtig Befriedigendes gefunden, daher hab ich mal diesen Thread aufgemacht...
Seit knapp einer Woche darf ich mich jetzt auch Ärztin nennen, bin mir aber noch nicht wirklich sicher, in welcher Fachrichtung ich mal arbeiten möchte.
Komischer Weise ist mir beim Lernen fürs HEX plötzlich aufgefallen, dass ich Uro aufeinmal sehr interessant fand.
Darum hätte ich mal ein paar Fragen an die Uro-Assis unter Euch:
1) Wie sieht die Stellensituation in Uro momentan aus?
2) Habe ich ohne jegliche Erfahrung in der Uro überhaupt Chancen, ne Stelle zu kriegen? (Überlege gerade, ob ich nicht erstmal für ein paar Wochen in der Uro hospitieren sollte)
3) Meint Ihr, die Patienten lassen sich nicht lieber von nem Mann als ner Jung-Ärztin behandeln?
4) Wie viele Dienste macht ihr im Schnitt, wann habt ihr den ersten Dienst gehabt, wie hoch ist die Arbeitsbelastung im Vergleich zu anderen Fächern?
5) Wann darf man im OP die ersten Eingriffe selber machen, was sind in der uro die klassischen "Anfänger-OPs"?
6) Sind die Urologen unter Euch mit ihrer Wahl glücklich? Was mögt Ihr an Eurem Fach besonders?
Fragen über Fragen, ich bin für jede Info sehr, sehr dankbar !!!
Ganz liebe Grüße,
Dr. Psycho

John Silver
02.06.2008, 18:45
Bin zwar kein Urologe, kann aber die meisten Fragen beantworten, denke ich.

1) Die Stellensituation ist momentan ähnlich wie in praktisch allen anderen Fachrichtungen. Bewerber werden in fast allen Kliniken händeringend gesucht. Ein Kumpel wollte sofort in der Uro anfangen, war aber aus familiären Gründen ortsgebunden und hat zunächst anderthalb Jahre in der Allgemeinchirurgie verbracht. Anschließend hat er sich in der Uro beworben, hauptsächlich an Unikliniken. Fast alle Bewerbungen wurden blind verschickt; auf fast alle blinden Bewerbungen kamen Antworten. Einige Kliniken wollten ihn praktisch ohne Vorstellungsgespräch einstellen. Unikliniken, nicht irgendwelche Dorfklitschen. Die Chancen sind also so gut wie noch nie.

2) siehe 1). Erfahrung ist keine Voraussetzung.

3) Gute Frage. Ich denke nicht, daß das ein großes Problem darstellt. Schlimmstenfalls kriegt ein junger Kerl halt einen Ständer, was ist schon dabei. Schließlich sagen viele Frauen, daß sie Männer als Gynäkologen lieber haben; warum nicht umgekehrt in Uro?

4) und 5) hängen sehr von der Auswahl des Hauses ab, wie in allen anderen Fächern auch.

Hoffe, ich konnte helfen.

Vystup
03.06.2008, 07:31
Ich hab Anästhesie angefangen und der urologische Chef wollte mich übers Narkosetuch abwerben, weil er einfach keine Leute findet. Ist nicht ganz mein Ding, deswegen hab ich da dankend abgelehnt, aber falls Du in Göttingen arbeiten möchtest, kann ich Dir gern die Adresse geben. Ich kann mir vorstellen, dass sie immer noch suchen, bin mittlerweile aber nicht mehr in diesem Krankenhaus :)

Urofan
03.06.2008, 17:09
Auch wenn ich erst in in paar Wochen anfange, versuche ich mal zu antworten :

1) Wie sieht die Stellensituation in Uro momentan aus?

Wie oben schon geschrieben, siehts gerade wirklich nicht schlecht aus. Habe mich ebenfalls erstmal telefonisch nach freien Stellen erkundigt und war sehr überrascht, dass doch so viel an positivem Feedback kam, inklusive 4 Vorstellungsgesprächen bei 4 Bewerbungen.

2) Habe ich ohne jegliche Erfahrung in der Uro überhaupt Chancen, ne Stelle zu kriegen? (Überlege gerade, ob ich nicht erstmal für ein paar Wochen in der Uro hospitieren sollte)

Hospitieren ist nie verkehrt, wird nach meiner Erfahrung zumindest für jeweils einen Tag vom jeweiligen Chef angeboten. Ok, ich hab etwas mehr Erfahrung als du in dem Fach, deswegen wäre bei dir evlt. die eine Woche "angebrachter" - vor allem auch für dich selbst.

3) Meint Ihr, die Patienten lassen sich nicht lieber von nem Mann als ner Jung-Ärztin behandeln?

Hab mein PJ-Uro-Tertial an einer Klinik mit zwei weiblichen Assis (eine FÄ und eine "frische" AÄ) gemacht und kann überhaupt nicht über irgendwelche Probleme in dieser Richtung berichten. Meist sind die "Opis" angenehme Patienten, die auch mit Frauen sehr gut können.

4) Wie viele Dienste macht ihr im Schnitt, wann habt ihr den ersten Dienst gehabt, wie hoch ist die Arbeitsbelastung im Vergleich zu anderen Fächern?

Hmmm. Selber natürlich noch keinen gemacht, du kannst aber von ca.6 Diensten im Monat ausgehen. Geht auch viel früher los als z.B. in der Inneren, wo man doch mehr Einarbeitungszeit hat.

5) Wann darf man im OP die ersten Eingriffe selber machen, was sind in der uro die klassischen "Anfänger-OPs"?

Circumcision natürlich ;) Durfte ich schon während dem PJ machen, wobei das Tempo in dem man an die OPs rangeführt wird, stark vom vorhandenen FA- und OA- Personal abhängig ist.

6) Sind die Urologen unter Euch mit ihrer Wahl glücklich? Was mögt Ihr an Eurem Fach besonders?

Diejenigen, die ich kennenlernen durfte sind alle sehr glücklich. Urologen sind einfach ein "besonderes" Völkchen. Aus meiner Sicht (klar, mir fehlt natürlich die Erfahrung einer Arbeitsbelastung über mehrere Jahre) kann ich dieses Fach absolut empfehlen - übrigens auch im PJ, für alle, die sich noch nicht über ihr Wahltertial klar sind. Ich kenne kein Fach, in dem man so gut ins Stations- und OP-leben eingebunden wird und von Anfang an richtig was gezeigt bekommt. 1. OP-Assistenz ist selbstverständlich und wie oben geschrieben, durfte ich schon während dem PJ mehrere CCs machen und kurz vor Schluss als Krönung eine Ablatio Testis. Das motiviert ungemein!


Hoffe, ich konnte dir damit ein paar Fragen beantworten, auch wenn ich natürlich nicht mit der Erfahrung eines Assis aufwarten kann.
Gruss.
:-)

Dr. Psycho
05.06.2008, 16:17
Hallöchen,
vielen lieben Dank für all' Eure Antworten, das hat mich schonmal ein Stück weiter gebracht! :-winky
Dann denke ich mal, ich sollte zumindest mal ein Weilchen hospitieren- bin eben 1. doch ein kleiner Schisser und denke "kannst doch nicht einfach so in einem Fach anfangen, von dem Du absolut keinen Plan hast" und
2. kanns ja nie schaden, sich das Ganze mal "live und in Farbe" anzuschauen, bevor man sich da einfach so blauäugig reinstürzt... :-notify
Kann mir übrigens jemand ein gutes Uro-Lehrbuch zum nachlesen empfehlen? Besitze nämlich noch kein eigenes, hab die immer aus der Bib ausgeliehen und die waren meistens doch arg knapp...
Grüssle

John Silver
05.06.2008, 21:03
Und von welchem Fach hast Du denn "einen Plan"? ;-) Du bist eine Anfängerin, und die wirst Du in jedem Fach sein. Daher brauchst Du Dir darüber keine Sorgen zu machen.

Dr. Psycho
05.06.2008, 22:17
Hehe, so gesehen hast Du natürlich Recht :-D !
Aber trotzallem würde ich z.B. in meinem PJ-Wahlfach (Psychiatrie) eine Stelle mit einem etwas weniger mulmigen Gefühl antreten, weil einem die 4 Monate dort schon einen ganz guten Eindruck verschafft haben denke ich .
Na ja und z.B. in Innere oder Chirurgie hat man immerhin ein etwas solideres Grundwissen, zum einen, weil diese Fächer an der Uni natürlich einen höheren Stellenwert hatten, zum anderen, weil man auch da in der PJ-Zeit ein bisschen was mitbekommen hat.
Ich weiß auch nicht, obwohl ich - egal wo ich anfange- immer der blutige Anfänger sein werde, käme ich mir in diesen Fächern nicht ganz so sehr wie ein kleiner Betrüger, der mal eben irgendwo nen weißen Kittel gemopst und übergezogen hat, vor... :-nix

John Silver
06.06.2008, 18:50
Ach was :-)) Ich habe sehr viel Zeit während des Studiums in diversen chirurgischen Abteilungen und Praxen zugebracht. Und die obligatorischen 4 Monate des PJ. Ich bin trotzdem ein Grünschnabel wie jeder andere :-top Klar, in einem Fach wie Auge oder HNO wäre ich noch unbeholfener, da ich mich nie intensiv mit diesen Fächern auseinandergesetzt habe. Aber das ist vollkommen wurscht. Niemand erwartet von Dir viel Spezialwissen. Dieses Wissen will erst erworben werden, in jeder Fachrichtung. Was man von Dir erwarten kann, sind Grundlagen. Urospezifische Anatomiekenntnisse beispielsweise. Oder Grundlagen der Pharmakologie, beispielsweise die gängigen Diuretika. Aber diese Dinge solltest Du draufhaben, davon gehe ich einfach mal aus. Und der Rest wird Dir beigebracht. Mach Dir keine Sorgen.

Dr. Psycho
09.06.2008, 08:59
@John Silver: jetzt beruhigst Du meine Nerven ungemein :-) ! Weiß auch nicht, irgendwie glaube ich von mir selber immer, dass ich ein halber Facharzt sein muss, um irgendwo ne Stelle zu kriegen...aber wie soll das gehen? Bin nun mal Anfänger und mir haben schon einige Leute gesagt, dass es echt NICHT schlimm ist, wenn man so wenig (oder eher keine) Erfahrung in seinem Wunschfach hat wie ich...
So langsam fange ich an, es auch zu glauben... :-music

Doktor_No
09.06.2008, 12:44
moin! bin selbst assi in der uro, war vorher in der AVG-chirurgie, in der UCH und in der verbrennung. jetzt seit knapp 1,5 jahren uro. geiles fach, urologen sind auch etwas "anders" als andere ärzte, schöner humor, als frau sollte man "schwänze mögen", wie einer meiner OAs gern empfiehlt. ich persönlich fand es gut vorher in der bauchchirurgie gewesen zu sein, hätte das auch noch bisschen länger machen sollen retrospektiv, erstmal ist das meiner meinung nach das schönste aller fächer und ausserdem kein fehler, wenn man selbst einiges erledigen kann, und nicht für jeden mist gleich den chirurgen hinzuziehen muss. am besten man ist beides, FA chir und uro, gar nicht sooo selten. stellen gibt es wie sand am meer, bei den ersten adressen sicherlich etwas weniger als in allerweltsabteilungen, aber für den start ist das ja egal. die dienste sind (zumindest bei uns, stufe IV-haus, grosse abteilung) im vergleich zur chirurgie entspannter, kann aber auch mal rocken.
viel erfolg!

kent
11.06.2008, 23:56
Allo

Kannst Du mal erläutern warum URO "das schönste alller Fächer ist"
Vielleicht kannst mal meinen Pfad miteinbauen;
1. Was magst Du an dieser Fachrichtung besonders gern?
2. Was magst Du nicht an dieser Fachrichtung?
3. Wie (einseitig) ist das Patientklientel im klinischen Alltag?
4. Wie stark ist der Spezialisierungstrend in der Uro?

Vielen Dank!

Doktor_No
12.06.2008, 06:35
gern. am schönsten finde ich, wie ich auch postete, visceralchirurgie; allerdings steht da imho die arbeitsbelastung in keinem verhältnis zum benefit, geschweige denn werden dinge wie familie adäquat integriert. ausserdem grösstenteils klinikgebunden.

zu uro: umfassendes fach, sowohl grosse als auch kleine OPs, endoskopie, breit gefächertes klientel (vom kleinkind bis zum greis, bei uns ca 60% männliche patienten), möglichkeit zur niederlassung soweit momentan absehbar okay, klinikstelle bzw OA-tätigkeit deutlich entspannter als in der chirurgie, mehr elektive eingriffe, notfälle überwiegend "kleinkram", dienste in der regel etwas ruhiger als in der chirurgie, skuriller humor,


später mehr, meine kinder rufen nach mir!!!

Doktor_No
12.06.2008, 14:22
spezialisierung ist während der FA-weiterbildung ja eher ein untergeordnetes thema, auch in der uro gilt: der FA ist erstmal alleine nicht sehr viel wert, eher in verbindung mit Zusatzbezeichnung kinderuro, spezielle uro chirurgie, medikamentöse tumortherapie, andro, etc. muss man sich aber keine illusionen machen: das wird man erst grössenteils nach der FA-reife in angriff nehmen. allgemein auch in der uro zentrenbildung ("zentritis"), immer mehr IGEL, mehr ambulante OPs, viele sachen die die niedergelassenen machen könnten aber nicht wollen oder können oder ordentlich vergütet bekommen machen wir kliniker "im rahmen der streife" mit (stanzen, röntgen, PSA und so), verdienen aber auch nix dran sondern zahlen eher drauf (stichwort prästationär).

Dr. Psycho
13.06.2008, 11:53
@ Dr. No: vielen Dank auch für Deine hilfreichen Antworten! Jaaaa, Viszeralchirurgie ist auch super- aber da sehe ich leider so gar keine Vereinbarkeit mit Familie... :-heul . Meinst Du, das lässt sich in der Uro besser unter einen Hut bringen, gerade als Frau? Wie sieht es denn da z.B. mit Teilzeitstellen aus?
Häha, die Urologen scheinen echt eine Spezies mit besonders viel Humor zu sein- das hat mir wirklich JEDER berichtet, der in der Uro famuliert oder PJ gemacht hat! Alle waren übereinstimmend der Meinung, das Uro echt rockt... :-))

Doktor_No
13.06.2008, 12:27
hospitier doch mal bei uns (ist in hannover ;-))

Dr. Psycho
13.06.2008, 12:49
Echt? Welches KH? (Gerne auch PN) :-D

kent
14.06.2008, 08:11
Thx Dr.NO
Vielleicht magst Du noch Punkt 2. aufgreifen, ok ich meine jetzt nicht rektale Untersuchungen, sondern mehr auf das klinisch/operative Spektrum bezogen.
Ich denke es gibt in jeder Fachrichtung Dinge die einem weniger gefallen.
Ein Stereotyp konntest Du schon ausräumen, ich dachte die Männerquote wäre weitaus höher.
p.s. Ich frage so akribisch, weil bei uns lehrbedingt kaum Urologie stattfand!

synovia
14.06.2008, 10:16
@urofan: Hast du dich auch im Frankfurter Raum beworben? Welche Häuser denn falls ja?

Urofan
14.06.2008, 10:37
@urofan: Hast du dich auch im Frankfurter Raum beworben? Welche Häuser denn falls ja?

Jepp, hab ich. Kurz angefragt hab ich fast überall im Grossraum Frankfurt. Viele sagen dir, dass obwohl offiziell keine Stellen gerade frei sind, du trotzdem deine Unterlagen einreichen sollst. So geschehen z.B. in Höchst - hab da angefragt und wurde sofort zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch vor Ort eingeladen - da hiess es noch, man hätte evtl. eine Stelle ab Oktober. Vor ca. 3 Wochen kommt dann plötzlich ein Anruf, ich soll schnell meine Unterlagen schicken, die Stelle wird zum 1. Juli besetzt. Vor einer Woche kam auch die Anzeige raus. So gehts an einigen Häusern. In Darmstadt wird übrigens demnächst auch eine Stelle besetzt. ;-)
Ich hab mich aber für eine Stelle in einer nicht weit entfernten bayrischen Stadt entschieden ;-)
Montag gehts los. :-))

synovia
14.06.2008, 10:41
Gut zu wissen ;) Ich suche nämlich auch im Raum Frankfurt (wobei mir Darmstadt schon fast zu weit ist). Aber erst ab Herbst.