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MissDoc
03.06.2008, 09:23
Hallo liebe Kollegen,

seit geraumer Zeit spiele ich mit dem Gedanken aus der Kirche auszutreten und habe jetzt diesen Schritt vor. Nur weiß ich nicht, ob mir das für eine Stelle in einem konfessionellen Krankenhaus, wie zum Beispiel bei den Barmherzigen Brüdern, zum Nachteil werden kann. Weiß jemand mehr darüber oder hat schon schlechte Erfahrungen gemacht? Danke für jede Antwort von euch!

MissDoc

Feuerblick
03.06.2008, 09:56
Wenn du dich in einem konfessionellen Haus bewerben möchtest, dann kann dir das in der Tat zum Verhängnis werden. Konfessionelle Häuser haben berechtigterweise Interesse daran, dass ihre Angestellten einer Kirche (dabei ist in der Regel unerheblich, WELCHE) angehören.
Wenn du schon in einem solchen Haus arbeitest, solltest du vorher abklären, ob es Folgen für dich haben könnte.

Ähnliches wurde hier im Forum aber schon diskutiert. Vielleicht spuckt die Suchfunktion ja entsprechende ERgebnisse aus?

tine74
03.06.2008, 09:57
Also früher wäre das bestimmt ein riesiger Nachteil gewesen, ich weiß allerdings nicht, wie das bei großem Bedarf an Ärzten aussieht..
mein Lehrkrankenhaus nimmt jeden mit jeder Konfession und Religion, bei gar nix tun sie sich aber schwer..

Ich bin aus dem Grund nicht ausgetreten, da absehbar ist, dass ich in einem konfessionellen Haus arbeiten werde irgendwann mal...

Muriel
03.06.2008, 19:02
Also, ich war letzte Woche auf einem Kurs bei den barmherzigen Brüdern in Trier, Mann Mann Mann... dass die da Probleme machen könnten, glaub ich sofort. Ich war mir nicht so sicher, wirklich in einem Krankenhaus zu sein, ähnelte alles eher einem Kloster, also auch die eigentliche Krankenanstalt, unfassbar. Ansonsten habe ich zumindest über eine ehemalige Kommilitonin gehört, die an einem kirchlichen Haus arbeitet, dass dort tatsächlich eine Stelle trotz geeigneter Bewerber offen blieb, weil diese keine Konfession vorweisen konnten.

Lava
03.06.2008, 19:04
Ich als überzeugte Atheistin werd's hier mal in einem kirchlichen Haus versuchen. Vieleicht lädt mich der Chef ja wenigstens mal ein. :-blush

Meint ihr, ich sollte da im Brief gleich erwähnen, dass ich Atheist bin oder das lieber unter den Tisch fallen lassen?

ehemalige Userin 24092013
03.06.2008, 20:08
Meint ihr, ich sollte da im Brief gleich erwähnen, dass ich Atheist bin oder das lieber unter den Tisch fallen lassen?


Die Frage ist doch nicht Dein ernst oder? ;-)

Lava
03.06.2008, 20:12
Du weißt doch, wie ehrlich ich bin :-D

Und dann Chef gegenüber zu sitzen und mir anhören zu müssen "Wie, Sie sind nicht getauft??" :-oopss

John Silver
03.06.2008, 21:22
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es noch viele kirchliche Kliniken gibt, die es sich leisten können, auf die Konfession des Bewerbers zu achten. Im Ärzteblatt sind 7 von 10 Stellenanzeigen aus kirchlichen Häusern, da wollen eh immer weniger Leute arbeiten.

Sollte die Geschäftsleitung oder Personalabteilung einem tatsächlich eine Ablehnung zukommen lassen, mit der Begründung, die Konfession oder deren Abwesenheit sei inakzeptabel, sollte man einfach sofort zu einem Anwalt für Arbeitsrecht marschieren und diese intoleranten Deppen nach Strich und Faden verklagen. Es wurden Schadensersatzansprüche schon mit wesentlich dünnerer Beweislage anerkannt, dem neuen Antidiskriminierungsgesetz sei Dank. Wäre bestimmt ein Riesenspaß.

Ich würde mich auch mal erkundigen, ob die Frage nach der Konfession während eines Vorstellungsgesprächs überhaupt zulässig ist. Für meine Begriffe ist eine solche Frage nicht minder bäh, als die Frage nach Familienplanung bei Frauen. Was geht es die Klinik an, ob ich irgendeiner Konfession angehöre? Die wollen nur sauber glänzende Christen statt all der im Sumpfe der Sünde versackten Atheisten oder gar, Gott bewahre, irgendwelcher Moslems, die doch bestimmt alle Terroristen sind - sollen die doch Stellenausschreibungen in Kirchen aushängen.

Kackbratze
03.06.2008, 21:28
Zum Einen sind diese "intoleranten Deppen" gesetzlich geschützt und eine Kofession ist Einstellungsvorrausetzung. Das steht auch in deren Stellenanzeigen und ist damit auchnicht von der Hand zu weisen.
Ausserdem ist des den Chefärzten meist ziemlich egal, ob man eine Konfession hat oder nicht. Die Krankenhausleitung entscheidet über den Vertrag und wenn die nein sagt, weil der Betreffende nicht einer Religion angehört, dann fügt sich der Chef, der ja auch "unter" der Krankenhausleitung arbeitet.

Und "Leisten" können sich die kirchlichen Häuser diesen Luxus vielleicht nicht umbedingt, aber sie ziehen es durch.
Kannst dich ja mal auf einen Rechtstreit mit der Kirche einlassen...erst den Arbeitgeber verklagen und dann die Stelle annehmen müssen...einen besseren Start ins Berufsleben kann ich mir garnicht vorstellen...

Hoppla-Daisy
03.06.2008, 21:47
Äh, wie ist das mit Geschiedenen? Weiß das jemand? Ich mein, mittlerweile kann ich mir ALLES vorstellen! Ansonsten müsste ich bis dahin ggf. einen geeigneten Aspiranten finden :-))

Strodti
03.06.2008, 22:29
Im Arbeitsrecht gibt es sog. "Tendenzbetriebe" (http://de.wikipedia.org/wiki/Tendenzbetrieb). Da gelten viele Bestimmungen des Arbeitsrecht nicht oder nur vermindert.

Schweinerei? Ja. Aber wohl rechtens.

P.S.: Das habe ich auch noch gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsrecht_der_Kirchen
Unter "Kündigungsschutz der Kirchenmitarbeiter" gibt es nette Beispiele, was die Kirche alles darf (und ein normaler Arbeitgeber schon längst Probleme mit dem Arbeitsgericht bekommen hätte).

Relaxometrie
04.06.2008, 00:07
sollte man einfach sofort zu einem Anwalt für Arbeitsrecht marschieren und diese intoleranten Deppen nach Strich und Faden verklagen

Wie im Vorposting schon erwähnt wurde: es gibt leider den Begriff "Tendenzbetrieb", und der Krampf, keine konfessionslosen Personen einzustellen, ist leider rechtmäßig.
Ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten und habe geahnt, daß ich bei den Bewerbungen Probleme bekommen werde. Aber "geahnt" bedeutet, daß ich es nicht wirklich für möglich gehalten habe, NICHT eingestellt zu werden, weil ich konfessionslos bin. Naja....es kam, was kommen musste: in meinem PJ-Haus wurden wir PJler gefragt, ob nicht jemand in der Inneren anfangen möchte. Es wurde eine Rundmail an alle PJler geschickt. Ich habe Interesse vorgetäuscht und bin sofort darauf hingewiesen worden, daß eine Bewerbung zwecklos sei, solange ich nicht Kirchenmitglied sei.

Christoph_A
04.06.2008, 00:16
Bin selber an einem ( evangelischen ) Haus angestellt und bei uns wird definitiv nur genommen, wer einer Glaubensrichtung angehört-kann man dazu stehen wie man will, aber das sind nunmal die Regeln eines kirchlichen Betriebs, wem das nicht passt, es wird keiner gezwungen, da zu arbeiten, hab damit keine Probleme.

Relaxometrie
04.06.2008, 00:27
es wird keiner gezwungen, da zu arbeiten, hab damit keine Probleme.
Ist halt die alte Leier:
Es arbeiten viele Ungläubige an kirchlichen Häusern. Leider bleiben viele Menschen aber aus rein praktischen Gründen Kirchenmitglied, so daß es wohl immer so sein wird, daß ehrliche Ungläubige (sprich: aus der Kirche ausgetreten) keine Chance auf eine Stelle haben, während lügende "Gläubige" die Stelle bekommen, weil sie auf dem Papier konfessionell gebunden sind.
Damit habe ich durchaus ein Problem und finde es völlig verlogen.
Aber die Diskussion wurde schon x-mal geführt. Solange genügend Leute bei dem Kirchenzugehörigkeitskrampf mitmachen, wird sich nichts ändern.
Ich habe NICHTS gegen ehrlich gläubige Personen. Aber dieses "Kirchenmitgliedbleiben aus praktischen Gründen" stößt mir übelst auf.

Christoph_A
04.06.2008, 00:46
Naja, warum jemand Kirchenmitglied ist oder nicht, das zu beurteilen würde ja auch endlos schwer werden-wie willst denn Gläubige von nicht gläubigen Mitgliedern unterscheiden-an der Zahl der Kirchenbesuche im Jahr? Siehs mal so-auch wenn jemand vielleicht nicht so gläubig ist, zahlt er als Kirchenmitglied Kirchensteuer und schon das nützt der Organisation.
Wie gesagt, keiner wird gezwungen, an nem kirchlichen Haus zu arbeiten.

Kackbratze
04.06.2008, 05:51
Was Daisys Frage mit der Scheidung anbetrifft.
Es war hier in meinem Haus mal ein Problem, aber es ist es nicht mehr. Geschiedene oder sich gerade scheidende Menschen werden ohne Probleme eingestellt und bekommen auch keine Repressalien durch den Pastor.

Es gibt aber bestimmt Häuser wo das nicht so liberal gehandhabt wird.

Frau Betty Land
04.06.2008, 06:01
Also: Derartige Kindereien gibt es in Österreich (90% katholisch) nicht.

Da ist die Frage nach der Konfession beim Einstellungsgespräch nicht nur NICHT rechtlich zulässig, der Arbeitgeber erfährt auch nichts davon, weil die Kirchensteuer (wenn überhaupt) nicht vom Finanzamt miteingezogen wird.

Gut, man wird kaum Oberarzt werden, wenn man nicht wenigstens ein klein wenig heuchelt, aber im Verein DABEI muß man nicht sein. Ist aber auch kein Nachteil........

tine74
04.06.2008, 09:01
Also wenn mein PJ-Haus alle geschiedenen und / oder wiederverheirateten oder in einer festen Partnerschaft lebenden nicht haben wollte, dann wäre die Hälfte der Angestellten mit einemmal weg... ist zwar auch traurig, dass es so ist, aber DAS kann sie die Verwaltung wirklich nicht mehr erlauben...

Dr. Gonzo
04.06.2008, 10:34
Jup, ist schon ne bescheuerte Kiste. N Bekannter von mir arbeitet schon seit über 30 Jahren an einem katholischen Haus in der Anästhesie, er ist Muslim. Wie er die Stelle bekommen hat? Alle anderen Bewerber waren evangelisch ;-)

Lava
04.06.2008, 12:20
Wie gesagt, keiner wird gezwungen, an nem kirchlichen Haus zu arbeiten.

Das nicht, aber ich hab ja fast keine Wahl, wenn ich in Freiburg bleiben will. Das einzige nicht kirchliche haus hier ist die Uni und da will ich nicht hin. :-( Ich find das echt ne Schande, dass ich wegen sowas gezwungen werde, aus dieser wunderschönen Stadt, die ich so liebe, wegzuziehen :-heul