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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hyperparathyreoidismus: Adenom vs Hyperplasie



Mark13
11.06.2008, 08:19
Hallo!

Könnt Ihr mir erklären, wie man feststellen kann, ob ein Patient ein Nebenschilddrüsenadenom oder eine Hyperplasie der Epithelkörperchen hat?


Danke!

Lava
11.06.2008, 20:06
Histo? :-D

Flemingulus
11.06.2008, 20:34
Ich vermute, Du wolltest wissen, wie man das klinisch unterscheiden kann?

Also in den meisten Fällen ist es die Kombination aus deutlich erhöhtem Serum-Kalzium, erhöhtem PTH und normaler Nierenfunktion, die den Verdacht auf einen primären Hyperpara lenkt und damit auf ein Adenom. Demgegenüber wäre die Konstellation aus moderat erhöhtem Kalzium, erhöhtem Phosphat und Nierenfunktionseinschränkung eher typisch für einen sekundären Hyperpara und damit eine Hyperplasie.

Aber so leicht fällt die Unterscheidung in der Tat manchmal nicht (tertiärer Hyperpara) und dann ist in der Tat die Histo das Kriterium ;-)

Und bei der ganzen Sache gehts halt um die Entscheidung: OP versus konservative Therapie.

Ein primärer Hyperpara wird operativ behandelt, ein sekundärer tendenziell zunächst mal konservativ (Phosphatbinder und hydroxyliertes Vit. D3 (kein nicht hydroxyliertes bei Niereninsuff. ;-) ) und diätet. Phosphatrestriktion), bei fehlendem Therapieerfolg operative Sanierung durch Subtotale Parathyreoidektomie oder Parathyreoidektomie mit Neu-Implantation von Nebenschilddrüsengewebe in eine leicht zugängliche Stelle).

Mark13
11.06.2008, 23:48
Also in den meisten Fällen ist es die Kombination aus deutlich erhöhtem Serum-Kalzium, erhöhtem PTH und normaler Nierenfunktion, die den Verdacht auf einen primären Hyperpara lenkt und damit auf ein Adenom. Demgegenüber wäre die Konstellation aus moderat erhöhtem Kalzium, erhöhtem Phosphat und Nierenfunktionseinschränkung eher typisch für einen sekundären Hyperpara und damit eine Hyperplasie.


Danke! Ich kapier nur noch nicht ganz, warum es zu einer Nierenfunktionseinschränkung kommt....sagst Du's mir?

Lava
11.06.2008, 23:51
Umgedreht: die kaputte Niere macht den Hyperpara ;-)

Hoppla-Daisy
12.06.2008, 00:31
Veto, Lava ;-)

Durch den hohen Kalziumspiegel wird das Löslichkeitsprodukt überschritten und es bilden sich Kalksalzablagerungen im Nierenparenchym. Diese Nephrokalzinose führt über kurz oder lang zu einer Niereninsuffizienz, was den Circulus vitiosus erst recht antreibt. Aktives Vitamin D kann nicht mehr ausreichend gebildet werden, PTH wird vermehrt sezerniert aufgrund des niedrigen Kalziumspiegels. Es wird dann noch mehr Kalzium aus dem Knochen herausgelöst, noch mehr Kalksalze bilden sich, Niere irgendwann platt, Osteoporose tadaaaaa!

Insofern ist es zwar richtig, dass der Hyperparathyreodismus ne Niereninsuffizienz mach, aber das Ei ist VOR der geschlechtsreifen Henne schon dagewesen ;-).

Mark13
12.06.2008, 01:30
Insofern ist es zwar richtig, dass der Hyperparathyreodismus ne Niereninsuffizienz mach, aber das Ei ist VOR der geschlechtsreifen Henne schon dagewesen ;-).

Und warum macht ein Adenom keine Niereninsuffizienz?
:-???

pathognom
12.06.2008, 08:45
Hey!

Also, echte Unterscheidung histologisch nach der Hypoparathyreoidektomie, juhu :-)


Insofern ist es zwar richtig, dass der Hyperparathyreodismus ne Niereninsuffizienz mach, aber das Ei ist VOR der geschlechtsreifen Henne schon dagewesen .
Das ist eine Möglichkeit, aber wie immer bei Henne und Ei geht es auch umgekehrt. Eine ganz ordinäre Wald-und-Wiesen-Niereninsuffizienz (z.B. Diabetisch, Glomerulonephritis, Alport etcetc) ohne wesentliche Nephrokalzinose (aber mit renalem Kalziumverlust) kann genauso einen sekundären Hyperpara verursachen wie der von dir skizzierte Fall.

renaler Kalziumverlust => Ca niedrig, Phosphat hoch => PTH hoch => Ca letztlich mehr oder weniger normal, aber Knochenabbauproblematik (renale Osteodystrophie)

Landläufig werden Parathyroidea-Hyperplasien durch diesen sekundären (oder tertiären) Hyperpara verursacht; sie können aber genauso im Rahmen einer MEN 1/2b (Erbkrankheit) oder sogar idiopathisch auftreten. Adenome sind zwar häufiger, aber nichtadenomatoide Hyperplasien existieren gelegentlich auch bei primärem Hyperpara.

Ferner gibt es hyperplastoide Adenome und adenomatoide Hyperplasien mit ganz fließendem Übergang. Manche Autoren postulieren auch eine "Hyperplasie-Adenom-Sequenz" (mit multipler Adenom-Genese nach Hyperplasie) aus.

Klinisch hat das ganze aber keine Konsequenz. Wenn hinter der Kalzium- und PTH-Symptomatik kein Nierenproblem (und keine Spezialitäten wie Hypervitaminose D3, entzündliche Darmerkrankungen etc.) steht, macht man bei relevanter Hyperkalzämie eine PTH-ektomie mit Replantation eines halbes Epithelkörperchens.

Sekundäre PTHs können evt. konservativ behandelt werden, wie Flemingulus sagt.

Liebe Grüße
pg

pathognom
12.06.2008, 08:51
Sorry,


Und warum macht ein Adenom keine Niereninsuffizienz?

Jede Art von Hyperpara oder Hyperkalzämie kann Nephrokalzinose, Nephrolithiasis und letztlich renale oder postrenale Niereninsuffizienz verursachen.

lg

Evil
12.06.2008, 18:01
Daisy beschreibt den primären Hyperpara, der idR aus einem autonomen Adenom besteht.
Lava meint den sekundären Hyperpara, der aus einer Niereninsuffizienz entsteht und idR eine Hyperplasie darstellt. Und wenn sich das dann verselbstständigt, d.h. aus der Hyperplasie ein autonomes Adenom wird, dann hast Du einen tertiären Hyperpara.

Ich liebe Endokrinologie :-D