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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krümmungsradius der Augenlinse



Robbi702
14.06.2008, 18:44
Hallo Leute,

kann mir jemand verraten, wie genau der Krümmungsradius der Augenlinse definiert ist? Es geht darum, dass ich mir eine Altklausur mit folgender Frage angeschaut hab:

Bei der Nahakkomodation des Auges kommt es zu einer:
a) Abnahme des Krümmungsradius der Linse
b) Zunahme der Akkomodationsbreite
c) Erniedrigung der Brechkraft der Cornea
d) Spannung der Zonulafasern
e) Relaxation des M. ciliaris

Laut Lösung soll a richtig sein und das finde ich irgendwie sehr unlogisch. :-nix

Dass b-e Quatsch sind, ist mir klar und eigentlich finde ich auch, dass a Quatsch ist: Wenn die Linse aufgrund der Nahakkomodation kugeliger wird, müsste sich doch der Radius erhöhen oder?

Also entweder ist gar nix richtig oder ich bin gerade total verplant..

Monty
14.06.2008, 22:04
Na der Radius eines Kreises ist der Abstand eines jeden Punktes auf dem Kreis zum Mittelpunkt des Kreises. Wenn du dir jetzt die vordere Oberfläche der Linse als Kreissegment (also Teil eines Kreises) und dir dazu den kompletten Kreis vorstellst, zu dem das Segment gehören würde, dann stellst du fest, dass dieser Kreis bei Fernakkomodation größer ist (die Linsenkrümmung ist flacher, die Oberfläche folglich auch und wenn das ein Kreissegment sein soll, dann ist der Kreis größer, als wenn die Linsenkrümmung wie bei Nahakkomodation stärker und die Linse bauchiger ist). Größerer Kreis = größerer Radius, Antwort a.

PS: Nicht das wir uns missverstehen: Dieser Kreismittelpunkt ist ein fiktiver Punkt, auf keinen Fall der Mittelpunkt der Linse.

Robbi702
15.06.2008, 20:08
Danke für deine Antwort, klingt logisch ;-)

Darf ich gleich noch mal was fragen?

Bei einem Auge mit der Akkommodationsbreite von 12,5 dtp liege eine Hyeropie vor, die durch eine Linse von 2,5 dtp genau korrigiert ist.

Wo liegt der Nahpunkt mit Brille? (Antwort 0,08 m)

Wo liegt der Nahpunkt ohne Brille? (Antwort 0,1 m)

Ich kann zwar auf verquere Art und Weise den Rechenweg nachvollziehen aber: wieso ziehe denn für die Berechnung des Nahpunkts ohne Brille die Brechkraft der Brille von der Akkommodationsbreite ab? Bei den Aufgaben mit Myopie muss die Brille dazuaddiert werden, um auf das richtige Ergebnis zu kommen.
Kann mir das irgendjemand formelmäßig erklären? Mir ist das nämlich total unklar..

SarahT.
15.06.2008, 20:51
wieso ziehe denn für die Berechnung des Nahpunkts ohne Brille die Brechkraft der Brille von der Akkommodationsbreite ab? Die hat doch nix mit der Brille zu tun, sondern ist eine Eigenschaft der Augenlinse? :-nix Oder verändert sich die durch eine Brille?

Der Nahpunkt eines Weitsichtigen ohne Korrektur ist natürlich weiter entfernt, als wenn er eine Brille trägt. Die Brille erhöht die Akkommodationsbreite.

Robbi702
15.06.2008, 21:20
Hmm ich glaub, so grob hab ichs kapiert. Auch wenn ich mir die Rechenformeln immer noch nicht herleiten kann. Danke ;-)

Muriel
15.06.2008, 21:44
Die Akkomodationsbreite gibt die mögliche Änderung der Brechkraft des Auges an, um von einem entspannten Sehen in die Ferne Gegenstände in der Nähe anschauen zu können. Im jugendlichen Alter liegt diese irgendwo zwischen 10-15dpt, so dass also in < 10cm (dpt = 1/m) Gegenstände erkannt werden können. Bedeutet also, dass eine Akkomodationsbreite von 3dpt einem Nahpunkt von 33cm entspricht, unter einem Wert irgendwo in dieser Größenordnung fangen eben die immer länger werdenden Arme an ;-) Ein Kurzsichtiger hat im Alter insofern "Glück", als dass er natürlich ganz genauso presbyop wird wie der Hyperope, er hat aber die Möglichkeit, seine (Minusglas-)Brille abzusetzen und damit den gleichen Effekt zu erzielen, als wenn er eine Lese- = Plusbrille aufsetzte.
Die eigentliche Akkomodationsbreite verändere ich damit natürlicht nicht, da ich die Eigenschaften der Brille ja nicht verändere, aber die Brille kann eben die ausgefallenen Funktionen der Linse übernehmen.

SarahT.
15.06.2008, 21:49
Ein Kurzsichtiger hat im Alter insofern "Glück", als dass er natürlich ganz genauso presbyop wird wie der Hyperope, er hat aber die Möglichkeit, seine (Minusglas-)Brille abzusetzen und damit den gleichen Effekt zu erzielen, als wenn er eine Lese- = Plusbrille aufsetzte.

Also, ein Kurzsichtiger braucht irgendwann auch 'ne Lesebrille, nur dauert es länger als bei anderen.

SarahT.
15.06.2008, 21:52
Hmm ich glaub, so grob hab ichs kapiert. Auch wenn ich mir die Rechenformeln immer noch nicht herleiten kann. Danke ;-)

Wenn noch was unklar ist, frag doch gern, irgendjemand hier wird dir schon helfen können. :)

Muriel
15.06.2008, 21:53
Also, ein Kurzsichtiger braucht irgendwann auch 'ne Lesebrille, nur dauert es länger als bei anderen.
kommt völlig auf die Myopie an. Ich sag mal, ich bin mit meinen 3dpt sehr glücklich :-)

SarahT.
15.06.2008, 21:59
kommt völlig auf die Myopie an. Ich sag mal, ich bin mit meinen 3dpt sehr glücklich :-)

Ich würde mich ja gern medizinisch mit dir duellieren, aber ich bin unbewaffnet. :-)) Ich sehe gerade, dass Du bald Augenärztin wirst...

Hier in meinem Buch steht: "Durch die relativ zu hohe Brechkraft (des Myopen) liegt aber auch der Nahpunkt etwas näher als bei Normalsichtigen, es dauert dementsprechend etwas länger, bis der altersbedingte Verlust der Akkomodationsfähigkeit den Nahpunkt so weit wegwandern lässt, dass der Betroffene eine Lesebrille benötigt."

Ist das so pauschal gesagt falsch?

Muriel
15.06.2008, 22:07
Nein, ist es nicht. Das ist völlig richtig, jedoch muss man eben bedenken, dass es einfach unterschiedliche Grade von Fehlsichtigekeiten gibt. Für mich als Beispiel mit meinen gut 3dpt bedeutet das, dass ich ohne Brille (solang mir die Cat oder andere Dinge keine Probleme bereiten) auf ewig prima werde lesen können, weil ein bequemer Leseabstand möglich ist (der normalerweise höchste eingeschliffene Nahzusatz einer Bifoka-l/Gleitsichtbrille beträgt +3dpt, was ja einer Myopie von 3dpt ohne Brillenausgleich entspricht). Wenn jemand nun eine Myopie von 2dpt hat, wird dieser später als Emmetrope, irgendwann aber eben doch eine Lesebrille benötigen. Andersherum gibt es natürlich auch exzessiv Myope, deren Fernpunkt noch vor einem möglichen Nahpunkt liegt, da bringt das natürlich absolut keinen Vorteil, im Gegenteil, das sind arme Säue, um das mal sehr pauschal und nicht sehr wissenschaftlich auszudrücken ;-)

SarahT.
15.06.2008, 22:08
Nein, ist es nicht. Das ist völlig richtig, jedoch muss man eben bedenken, dass es einfach unterschiedliche Grade von Fehlsichtigekeiten gibt. Für mich als Beispiel mit meinen gut 3dpt bedeutet das, dass ich ohne Brille (solang mir die Cat oder andere Dinge keine Probleme bereiten) auf ewig prima werde lesen können, weil ein bequemer Leseabstand möglich ist (der normalerweise höchste eingeschliffene Nahzusatz einer Bifoka-l/Gleitsichtbrille beträgt +3dpt, was ja einer Myopie von 3dpt ohne Brillenausgleich entspricht). Wenn jemand nun eine Myopie von 2dpt hat, wird dieser später als Emmetrope, irgendwann aber eben doch eine Lesebrille benötigen. Andersherum gibt es natürlich auch exzessiv Myope, deren Fernpunkt noch vor einem möglichen Nahpunkt liegt, da bringt das natürlich absolut keinen Vorteil, im Gegenteil, das sind arme Säue, um das mal sehr pauschal und nicht sehr wissenschaftlich auszudrücken ;-)

Also, ist alles um und bei 3dpt gut? Mist... :-))

Muriel
15.06.2008, 22:10
Wenn man es mal rein auf eine sich entwickelnde Presbyopie bezieht, könnte man ein solches Pauschalurteil fällen ;-) Andererseits schlage ich mich jetzt natürlich mit Hirschgeweihen und Foramina herum mit dem erhöhten Ablatiorisiko, dann doch besser ne Lesebrille :-((

Robbi702
16.06.2008, 19:42
Danke für eure Antworten.. dann noch mal kurz für ganz dumme:

Die Akkommodationsbreite verändert sich durch Myopie und Hyperopie im Vergleich zu einem Normalsichtigen (uns hat man mal gesagt, die ändert sich nciht, sondern verschiebt sich nur...)?

Also kann man sagen, dass normalerweise ja A = 1/nah - 1/fern ist und da fern ja unendlich ist A = 1/nah.

Durch die Brille wird die Akkommodationsbreite auf "normal" gebracht, also muss ich die Brillenstärke von A abziehen, um auf den Nahpunkt ohne Brille zu kommen? :-oopss

Monty
18.06.2008, 22:54
Nein, warum soll sich denn die Akkomodationsbreite ändern? Die resultiert doch aus den Eigenschaften der Linse, bei Myopie ist einfach das Auge zu lang, bei Hyperopie zu kurz, die Linse ist in Ordnung. Du musst einfach mal ein bisschen mit den Formeln rumrechnen, Bsp.:

1. Myopie/Hyperopie von 0 Dpt. (also keine): Fernpunkt unendlich, Nahpunkt 0,5m, dann bekommst du A = 1/0,5m - 1/unend. = 2 Dpt.

2. Ist derselbe Mensch jetzt myop mit 2 Dpt., dann kannst du den Fernpunkt errechnen mit 1/2Dpt = 0,5m. Er hat aber immer noch 2 Dpt. Akkomodationsbreite, d.h. sein Nahpunkt berechnet sich aus der üblichen Formel:
2 Dpt. = 1/Nahpkt. - 1/0,5m
1/Nahpkt = 4 Dpt. -> Nahpkt liegt bei 0,25m.

3. Hat er eine Myopie mit 8 Dpt., dann ist der Fernpunkt bei 1/8 also 0,13m, der Nahpunkt bei 0,1m, also kann derjenige nur im Bereich von 3cm akkomodieren, hat aber immer noch die gleiche Akkomodationsbreite (und wenn er eine Linse mit -8 Dpt. vorgesetzt bekommt, dann ist sein Fernpunkt wieder bei unendlich und der Nahpunkt bei einem halben Meter - wobei man ihm hier wohl noch zusätzlich eine Lesebrille mit -6 Dpt. verpassen würde, Nah- und Fernpunkt wären dann wie im 2. Bsp.).

Allgemein gilt also für die Berechnung:
Fernpunkt = 1/s
Nahpunkt = 1/(Akkomodationsbreite+s)

Und mit s meine ich die Stärke der Refraktionsanomalie, wobei positive Werte bei Myopie, negative bei Hyperopie vorliegen. Bei beiden korrigiert man generell so, dass die Anomalie zu 0 ausgeglichen wird (Myopie von +2 Dpt. mit -2 Dpt. Gläsern), bei Presbyopie hingegen versucht man einen bestimmten Nahpunkt zu erreichen, der Sehen in der Nähe ermöglicht, es gelten dann aber die gleichen Formeln.