HerzOP

[jonnaclaudia]

Hallo, da ihr mir schon einmal geholfen habt, bitte ich nochmals um Auskunft.
Für einen Roman, den ich momentan schreibe, müsste ich Folgendes wissen:
Wie sieht ein professioneller Schnitt aus, wenn man jemandem ein neues Herz einpflanzen will?
Ich meine, wie verläuft der Schnitt außen sichtbar auf der Haut? Mittig, seitlich, senkrecht oder waagerecht zu den Rippen? Wie lang? Was würde man im Körper noch für Schnitte finden?
Wo etwa werden die Adern zum Herz durchtrennt?
Wie werden die Nähte zusammengenäht? Getackert oder mit was für einem Faden?
Wo, wie was wird verbunden? Womit?

Allgemein: woran würde man auf einen Blick erkennen, dass da ein >Herztausch<, bzw. ein >Herzraub< stattgefunden hat?
LG
Jonnaclaudia

[milz]

Beim Spender oder beim Empfänger?

[schwarzwald]

Also Jonna...... :-))


Wie sieht ein professioneller Schnitt aus, wenn man jemandem ein neues Herz einpflanzen will?
Ich meine, wie verläuft der Schnitt außen sichtbar auf der Haut? Mittig, seitlich, senkrecht oder waagerecht zu den Rippen? Wie lang?
Es gibt eine mediale Sternotomie. Also wird das Brustbein vom Ansatz oben bis zur Sternumspitze aufgesägt und während der OP mit einem "Brustbeinsprerrer" aufgehalten. (bei uns mit dem sog. Schöllhornsperrer, da unser OA den entwickelt hat ;-) ) Zum Verschluss des Sternums werden Drähte verwendet. Einsatz einer HerzLungeMaschine is natürlich absolut notwendig - inclusive Cardiotechniker !! Und Änasthesie usw... ;-)
Was würde man im Körper noch für Schnitte finden?
Das Pericard, also der Herzbeutel muss eröffnet werden. Dieser wird meist mit ein paar Einzelknopfnähten grob zugemacht.

Wo etwa werden die Adern zum Herz durchtrennt?
Je nachdem wie die Organsituation des Spenders/Empfängers aussieht.
Man versucht beim Spender so viel und gut wie möglich mitzunehmen. Also saubere gute Gefäßansätze. Wegschneiden kann man ja immer :-nix Meist stehen ein paar cm Gefäß "über", so dass genug Material für die Anastomosen sind.
Wie werden die Nähte zusammengenäht?
Wie meinst du das ? Es werden fortlaufende Anastomosen genäht. End zu End.
Getackert oder mit was für einem Faden?
Nein, getackert wird in der Cardiochirurgie höchstens mal die Haut. Und das bei den meisten nur sehr ungern. Es werden Prolenefäden verwendet. Hier 3/0 oder 4/0. Nicht resorbierbar natürlich !! Bitte nich verwechseln mit resorbierbaren Fäden, das wär ja fatal ;-)
Wo, wie was wird verbunden? Womit?
Alle Zu & Abgänge des Empfängers werden mit dem Spenderorgan wieder verbunden. Wie schon gesagt, Anastomosen mit Prolene.

Allgemein: woran würde man auf einen Blick erkennen, dass da ein >Herztausch<, bzw. ein >Herzraub< stattgefunden hat ?
Das einzige was von aussen sichtbar ist und bleibt ist nach der Entlassung aus dem KKH die Naht. Und das kann ja alles möglich an Herz oder den herznahen Gefäßen gewesen sein. Auf einem Röntgenbild erkennt man das nicht, falls du sowas meinst. Aber klar, eine Narbe längs über den Brustkorb lässt eine HerzOP vermuten. Und wenn du die körperliche Situation des Empfängers mit einbaust, also er ist plötzlich leistungsfähiger usw. dann könnte man darauf schließen. Ich wurde auch schon mehrmals gefragt, ob sich das Wesen des Menschen dadurch ändert. Ausser durch die psychische / physisch Belastung der Organtransplantation kannst du nix medizinisch relevantes einbringen - von wegen Sitz der Seele und solche abenteuerlichen Dinge :-nix

Denk aber an die vielen Faktoren, die eine Transplant erforderlich machen. Ausser du schreibst pure Fiction, da kann man sicher mal Herzen einfach austauschen.
Is natürlich nix medizinisches, aber für ´nen Roman sicher verwendbar diese absurde Vorstellung ;-)

Einen "Herzraub" am Spender erkennt man dadurch, dass er kein Herz mehr hat. Wenn man aufmacht, sehr gut ersichtlich ;-)
Denk aber an die vielen Faktoren, die eine Transplant erforderlich machen. Ausser du schreibst pure Fiction, da kann man sicher mal Herzen tauschen.

Gruss & viel Spaß

[azrael306]

Eine Herztransplantations erfordert ( korrigiert mich bitte )eine komplette mediane Sternotomie, also einen longitudinaler Schnitt vom Sulcus jugularis
( Drosselrinne, kurz über dem Manubrium sterni ) bis zum Processus xiphoideus
( Schwertfortsatz ).
Kurz: also das komplette Brustbein muss längs auf ( gute 20 - 25 cm)

Nach der Entnahme des erkrankten Herzens des Empfängers, sind Aorta sowie Pulmonalarterie durchtrennt, Die Vena Cava superior und die V.C. inferior sind "nur" abgeklemmt, da beide Vorhöfe im Körper verbleiben.
Und dann wird das neue Herz praktisch aufgesetzt, die Vorhöfe zusammengenäht und Aorta und Pulmonalarterie jeweils verbunden.

Die Wunde dürfte genäht werden ( Hab bis jetzt allerdings nur Bypasswunden gesehen....und die waren ähnlich lang und genäht )

Dies soll nur ein kleiner Überblick sein.
Ein Herzchirurg kann dir bestimmt mehr erzählen

edit: Mist zu langsam... :-top

[Schneekoenigin]

der Empfänger muss doch sicher immunsuprimiert sein oder?

Vielleicht kann man ihn ja an einer Atemmaske und Angst vor kleinen Infektionen erkennen...

[Monty]

Ergänzend ist vielleicht noch zu erwähnen - ich habe durch die Formulierungen der Threaderstellerin den Eindruck das wäre nicht klar - dass der Spender diese Geschichte natürlich nicht überlebt (bzw. schon Tod - Hirntod - ist). Nichts mit "Herztausch".

@Schneekönigin: Wie erkennt man denn eine "Angst vor kleinen Infektionen"? Eine Atemmaske ist ferner post-OP langfristig ebenfalls hoffentlich nicht im Spiel, dann hätte man sich die Sache nämlich sparen können. Tatsächlich erkennt man den Herztransplantierten nur am Strand auf den ersten Blick.

[docmoechtegern]

Nichts mit "Herztausch". Technisch müsste eigentlich auch ein Tausch möglich sein. Man schließt beide gleichzeitig an eine Herz-Lungen-Maschine an, entnimmt bei beiden gleichzeitig das Herz und setzt es jeweils sofort dem Anderen wieder ein.

Bei einer normalen Transplantation überlebt der Empfänger den Zeitraum ohne Herz ja auch, sofern die die Herz-Lungen-Maschine nicht ausfällt.

Edit.: Oh, das hab ich erst jetzt gelesen. :-blush :

...da beide Vorhöfe im Körper verbleiben.
Und dann wird das neue Herz praktisch aufgesetzt, die Vorhöfe zusammengenäht und Aorta und Pulmonalarterie jeweils verbunden... Heißt das also, dass die Vorhöfe des Spenderherzens an die Vorhöfe des Empfängerherzens angeschlossen werden, also die Vorhöfe des alten Herzens denen den neuen dann sozusagen vorgeschaltet sind?

[Skalpella]

Edit.: Oh, das hab ich erst jetzt gelesen. :-blush :
Heißt das also, dass die Vorhöfe des Spenderherzens an die Vorhöfe des Empfängerherzens angeschlossen werden, also die Vorhöfe des alten Herzens denen den neuen dann sozusagen vorgeschaltet sind?
Ein Teil der Vorhöfe, nämlich deren Rückwand verbleibt im Patienten. Die neuen Vorhöfe sind deshalb bei Tansplantierten ein wenig größer als normal. Das macht aber wohl nicht so viel aus.

[Monty]

Technisch müsste eigentlich auch ein Tausch möglich sein. Man schließt beide gleichzeitig an eine Herz-Lungen-Maschine an, entnimmt bei beiden gleichzeitig das Herz und setzt es jeweils sofort dem Anderen wieder ein.


Und warum sollte man das tun?

[Schneekoenigin]

@Schneekönigin: Wie erkennt man denn eine "Angst vor kleinen Infektionen"? Eine Atemmaske ist ferner post-OP langfristig ebenfalls hoffentlich nicht im Spiel, dann hätte man sich die Sache nämlich sparen können. Tatsächlich erkennt man den Herztransplantierten nur am Strand auf den ersten Blick.

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es doch um Literatur, oder? Da könnte es vielleicht im Text erwähnt werden... War nur so ein Gedanke.

Grüße Sk

[docmoechtegern]

Und warum sollte man das tun?Die Fragestellerin will doch einen Roman schreiben. Es könnte ja ein Krimi werden sollen.

[schwarzwald]

Tatsächlich erkennt man den Herztransplantierten nur am Strand auf den ersten Blick.


Wieso erkennst du das ? Die Sternotomienarbe sieht aus wie bei jeder andren größeren HerzOP :-nix

[Monty]

Ja klar, natürlich erkennt man das grundsätzlich überhaupt nicht, es ging mehr um das rhetorische Moment als ich das geschrieben habe ;-).

Mir ist schon klar, dass es hier vermutlich um Recherche für etwas Schriftstellerisches geht, aber bitte bitte nicht mit Herztausch. Ich spreche da vielleicht nur für mich, aber ein Buch in dem ich sowas lese, klappe ich in der Regel zu um es nie wieder zu öffnen.