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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Werdet alle Schönheitschirurgen...



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michiwolfskin
08.10.2002, 12:20
@ Lion:

Im Moment geht es mir nur um's Prinzip! Die aufgeführten Preise sollten lediglich verdeutlichen, dass viele Leute jeder Zeit bereit sind, irre Summen für ihre 'Schönheit' auszugeben.

Viele Grüße,

Michi

Lion
08.10.2002, 12:32
Irre Summen???
Das ist doch wohl ein Witz.

Überleg mal lieber was Menschen Jahr für Jahr für's Fitti (auch Schönheitwahn?), ihre Kosmetik, ihren Friseur, "Wellness", Vitaminpillen, etc. etc. etc. ausgeben.

Ich will damit nur sagen, daß man die Kosten augrenzen sollte. Denn da gibt es nun wirklich schlimmeres.

michiwolfskin
08.10.2002, 12:38
Oftmals bleibts ja nicht bei der einen, kleinen OP...
und dann wirds schon teuer.

Aber eigentlich gehts mir nicht um's Geld (der eine hats und kann sich solche OPs locker leisten), sondern wirklich um Grundsätze im Bereich der plast. ästh. Chirurgie.

Viele Grüße,

Michi

hobbes
08.10.2002, 13:52
Wenn Du jetzt gesagt hättest, daß sein psychisches Leiden vielschichtiger und schwerer therapierbar ist, da es schon viel länger besteht und weitere psychosoziale Probleme und Faktoren bedingt hat, hätte ich das verstanden.


Hieraus ergibt sich dann aber vielleicht eine viel größere "Not" des Patienten und die OP-Indikation wäre dann in diesem Fall eindeutiger....

Nein! Wenn ein Patient seine persönlichen Probleme auf die krumme Nase projeziert und damit zur Chirurg geht, welches dieses Problem, welches ja nicht das Problem ist sondern dessen Projektion, dann ist eben das Grundübel nicht gelöst. Der nun operierte Patient wird kein bisschen glücklicher, er wird einen neuen Makel entdecken und erneut zum Chirurgen gehen, u.s.w. Siehe das bekannteste Beispiel Michael Jackson. Dieses arme Individuum ist heute völlig entstellt.
Was ich sagen will, ist das nur dann operiert werden soll, wenn dadurch auch wirklich Probleme gelöst werden. Meiner Ansicht nach dürfen nur Kranke operiert werden. Hier lege die WHO Definition von Gesundheit zugrunde: "Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens". Ein Eingriff ist demnach nach meiner Interpretation nur gerechtfertigt wenn er eine Besserung des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefinden erwarten lässt. Dabei darf sich der Chirurg nicht immer vom momentanen Verlangen eines Patienten leiten lassen, der sich evt. eben sowohl in körperlichen wie auch in sozialem Unwohlsein befindet. Viele Patienten von plastisch-ästhetischen Chirurgen lassen sich ja auch durchaus normale Nasen u.ä. operieren.

Ich will mit meinen obigen Aussagen durchaus keine Berufsgattung verunglimpfen. Im Gegenteil: die schlechte Presse und einige (wohl in der Minderzahl befindliche) ästhetische Chirurgen stellen diese gesamte Disziplin in ein schlechtes Licht.
Wie in meinen obigen postings nachzulesen bin ich der festen Überzeugung, dass plastisch-rekonstruktive und grösstenteils auch plastisch-ästhetische Chirurgie ausgesprochen wichtig ist, bei letzteren die Indikationsstellung jedoch oft schwierig ist.

airmaria
08.10.2002, 14:38
Original geschrieben von hobbes
Nein! Wenn ein Patient seine persönlichen Probleme auf die krumme Nase projeziert und damit zur Chirurg geht, welches dieses Problem, welches ja nicht das Problem ist sondern dessen Projektion, dann ist eben das Grundübel nicht gelöst. Der nun operierte Patient wird kein bisschen glücklicher, er wird einen neuen Makel entdecken und erneut zum Chirurgen gehen, u.s.w.

Nö hobbes!
Mein Patient hatte nur 'n unglaublich krummen Zinken, sonst nix (extra einfaches Beispiel gewählt).... und das von Geburt an.
Du willst nu sagen, daß net die Nase, die immerhin Auslöser für die gemeinen Späße der lieben Nachbarskinder war, Ursache seines Problem ist, sondern seine inzwischen daraus entstandenen psychosozialen Probleme?

Das versteh ich net!

"Mary" airmaria

Lion
08.10.2002, 15:16
Tach,

finde das ganze wird jetzt etwas hochstilisiert.

Mit der Ansicht, daß in jedem, der sich seine abstehenden Ohren anlegen läßt, ein kleiner Michael Jackson stecken soll, kann ich mich nicht wirklich anfreunden. Zudem ist es doch totaler Unsinn, daß jeder, der sich einmal operieren läßt, noch 20 mal wiederkommt.
Natürlich gibt es solche Menschen. Wie ich bereits geschildert habe, war das Ende vom Lied bei einer Bekannten das Einsetzen von Goldfäden (kein Scherz), die der Körper dann wohl nicht akzeptieren wollte. Kein schöner Anblick!!!
Aber das ist doch nun wirklich nicht die Regel, sondern Ausnahme.

@airmaria:
Dein Patient???

hobbes
08.10.2002, 15:30
Du willst mich partout falsch verstehen!
Natürlich gibt es zu Hauf richtige Indikationen für Schönheitsoperationen und es ist wohl sehr richtig DEINEN Patienten mit der Nase zu operieren. Nur zu.

Die Progression der Schönheitseingriffe, die Zelebration von gewissen Schönheitschirurgen in den Medien, der Trend zu ästhetischen Eingriffen hat aber in den letzten Jahren tatsächlich ein Ausmass angenommen, dass NICHT durch richtige Indikationen begründet werden kann!

Lion
08.10.2002, 15:37
Da hat hobbes durchaus recht.

Die paar Chirurgen, die ständig ihre Fresse vor die Kamera halten müssen, kannst Du an einer Hand abzählen.

Dann frage ich mich eher: Dürfen diese Ärzte eigentlich in dieser Form (meist sehr unkritisch) für sich und das was sie machen in den Medien "Werbung" machen? Oder besser, sollten sie es vielleicht nicht dürfen?

hobbes
08.10.2002, 16:20
Vielleicht sollten sie es wirklich nicht dürfen. Mancher solcher Auftritt lässt an Seriosität massiv zu wünschen übrig und hat eigentlich mit Medizin im engeren Sinne sehr wenig gemeinsam.

airmaria
08.10.2002, 17:06
Äh, nein! Nicht mein Patient! hab das nur auf MEIN Beispiel bezogen (frei erfunden!).

So langsam nähern wir uns ja der Sache: reißerische Aufmachung in den Medien...
Dies ist aber nicht nur ein Problem der "Schönheitschirurgie" sondern auch der Serienaugen-OP's, irgendwelcher Sensationseingriffe von Trennung Siamesischer Zwillinge bis hin zum coloscopischen Darmstreicheln eines Blondchens...

Dieses ist wiederum insgesamt aber nicht ein Problem der Medizin alleine, sondern betrifft alle Sparten:
die Medien zeigen das, was der Zuschauer sehen will... und das ist der Lauf der Zeit, das werden wir nicht aufhalten können.
Sei es in der verfärbten Berichterstattung von Medizinischen Themen, der Darstellung von Kriegen... selbst im Sport wird polarisiert.

Ich hab da nochmal ein kleines Beispiel zum Ausgangsthema:

Fall 2:
Die 15 Jahrige, die davon träumt, die Körbchengröße nach oben zu korrigieren...
OP? Ja oder Nein?
Na klar, (fast) alle werden sofort Nein sagen...
aber was haben wir dann falsch gemacht, wenn das junge Ding zwei bis drei Monate später aus dem fenster gesprungen ist?

"Mary" airmaria

Dr.Dolor
08.10.2002, 17:12
Original geschrieben von airmaria
...aber was haben wir dann falsch gemacht, wenn das junge Ding zwei bis drei Monate später aus dem fenster gesprungen ist?
"Wir" nix, aber die Kleine :-)) Man geht doch durch die Tür, nicht durchs Fenster!

:-D
Nee, wie gesagt: Bessere Kooperation zwischen plastischer Chirurgie und psychosomatisch- psychosozialen Einrichtungen. Wer wegen zu kleiner Titten aus dem Fenster springt, dem hilft auch kein Silikon! (Ausser im Kopf vielleicht)
:-meinung

Gruss, Daniel.

hobbes
08.10.2002, 17:13
Bist du wirklich überzeugt, dass das sie wegen der Körbchengrösse springt? Vielleicht ja, dann aber deswegen weil unsere Gesellschaft einen entsprechenden Normdruck generiert, dem nicht alle standhalten können. Vielleicht wäre aber bei der besagten Patientin eine Psychotherapie auch angebracht? Oder kombiniert?

So einfach aber kann sich die Medizin nicht aus der Affaire ziehen, immerhin halten diese ästhetische Chirurgen ja ihren Kopf in die Kamera und übernehmen dadurch Verantwortung. Ja sie entblöden sich nicht in irgendwelchen schlechten Talk-Sendungen als Schönheitsexperten aufzutreten. Das geht uns als Mediziner sehr wohl etwas an!

Lion
08.10.2002, 17:13
Fall 2:

Gar nichts. Würde ich nicht als meine Schuld oder mein Problem ansehen, sondern mich viel eher darin bestärken, daß sie bei mir falsch war.

Lion
08.10.2002, 17:17
Also ich finde Titten so groß wie Euter ekelhaft und abstoßend.
Sind ja nicht alle wie Dieter Bohlen. :-))

Wollte ich jetzt nur mal so gesagt haben. :-blush

airmaria
08.10.2002, 17:31
Hm, gibt ziemlich viele sachen in der Medizin, die ekelhaft sind:
Analprolaps, Gangrän...

Was ich mit dem Fall 2 nur andeuten wollte ist: man kann vielleicht net alles einfach so als unfug abtuen und sich auf sein reines Gewissen zurückziehen... ich hab doch nix falsch gemacht...

Oder sagt Ihr einer Patientin mit Anorexia Nervosa: iß mein liebes Kind... und wenn sie nach drei Monaten ebenfalls dahin ist, wars ja auch nicht meine Schuld...

"Mary" airmaria

michiwolfskin
08.10.2002, 18:32
Original geschrieben von hobbes
Bist du wirklich überzeugt, dass das sie wegen der Körbchengrösse springt? Vielleicht ja, dann aber deswegen weil unsere Gesellschaft einen entsprechenden Normdruck generiert, dem nicht alle standhalten können.
Das triffts doch auf den Punkt! Wäre unsere Gesellschaft inklusive Medien etwas feinfühliger und toleranter, wäre das Mädchen nicht gesprungen!

Viele Grüße,

Michi

hobbes
08.10.2002, 23:41
Oder sagt Ihr einer Patientin mit Anorexia Nervosa: iß mein liebes Kind... und wenn sie nach drei Monaten ebenfalls dahin ist, wars ja auch nicht meine Schuld...

Sicherlich nicht. Aber diese Anmerkung von airmaria ist goldrichtig. Ich muss mich als Arzt dem Gesundheitsproblem meiner Patienten ganzheitlich widmen. Ich kann als plastischer Chirurg nicht einfach der Patientin 2 die gewünschte Körbchengrösse verpassen und sagen: ihre Psyche geht mich nichts an, ich bin ja schliesslich nicht Psychiater.
Ich bin wirklich der Auffassung, dass in einer psychiatrisch-instabilen Gemutslage einer Patientin grundsätzlich das Risiko einer OP nicht eingegangen werden sollte. Schliesslich gibt es gerade mit Brustimplantaten auch schlimme Komplikationen. Dann würde das Mädchen gerade aus dem Praxisfenster springen und nicht erst den Nachhauseweg unter die Füsse nehmen!

airmaria
09.10.2002, 10:07
Mensch Hobbes! ...wir beide schon wieder einer Meinung? das nimmt ja langsam überhand!

Was ich also mit meinen kleinen simplen Beispielen nur verdeutlichen wollte ist:

jeder von uns hat sich irgendwo seine festgelegte Meinung gebildet, die man bei genauerer Betrachtung aber zumindest pauschal nicht immer so aufrecht erhalten kann:

so kann man nie völlig ausschließen, daß bei einer 15-jährigen es nicht vielleicht doch im Ausnahmefall mal Sinn macht, die Dinger aufzupusten...

auch der negativ belastete Ausdruck Schönheitschirurgie oder plastische Chirurgie gegenüber der "sinnvollen" Wiederherstellungschirurgie läßt sich nicht immer ganz so deutlich voneinander abgrenzen, wie manche das gerne hätten.

Schließlich muß ich auch in diesen Bereichen, die Sorgen und Nöte der Patienten berücksichtigen, aber es ist auf der anderen Seite nicht immer nur mit der Überweisung an den Psychologen getan!

"Mary" airmaria

hobbes
09.10.2002, 13:47
zum Glück sind wir uns nicht immer so einig, sonst würde es noch langweillig....
:-))

hobbes