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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kortikoide bei Rauchgasintoxikation



LieberInvasiv
06.07.2008, 09:21
Hi zusammen,

bin bei der Diskussion mit Kollgenen auf folgende Problemstellung gekommen.
Altbewährt, bzw bekannt ist die (prophylaktische) Gabe von Kortikoiden (z.B. Beclometason/Ventolair-Dosieraerosol) bei Rauchgasintoxikationen um evtllen toxischen Lungenödemen entgegen zu wirken.
Gut, die Evidenzklasse pendelt zwischen III und IV, aber was ich letztens gehört habe ist das die Gabe nicht nur aufgrund der fehlenden Evidenz, sonder auch aufgrund der - scheinbar enormen - Gefahr von (nosokominalen) Folgeinfektionen eher kontra- als indiziert ist.
Habt ihr dazu etwas gehört, bzw. kennt ihr aktuelle Studien zu dem Thema?
(Habe noch nichts wirklich gehaltvolles zu dem Thema gefunden.. auch bei pub.med nicht)

Vielen Dank schon mal
LieberInvasiv

THawk
06.07.2008, 09:52
Ja, ich kenen auch die Aussage, dass inhalative CS nicht mehr gegeben werden sollen.
Du findest einen Übersichtsartikel zum Thema Rauchgasintoxikation z.B. in der Notfall- und Rettungsmedizin 2007 (Notfall Rettungsmed 2007, 10:529-540.

Es wird gesagt, der gesicherte Nachweis einer Wirkung liege nicht vor, sodass die Anwendung lediglich einen individuellen Heilversuch darstelle.

LieberInvasiv
07.07.2008, 18:26
Das ist klar.
Mir ging es eher um die Gefahr der Folgeinfektionen duch die imunsupressive Wirkung des Kortikoids.. gibt es da Studien zu?
Gilt ja eine Gefahr gegen die andere abzuwägen...

PhineasGage
07.07.2008, 18:37
Meines Wissen dürfte eine einmalige bzw. eintägige Gabe eines inhalativen (also im Idealfall quasi nicht systemisch wirkenden Corticosteroids) keine großen Probleme bereiten...

Andererseits, wenn es keine Studien für einen Nutzen gibt, warum sollte man dann die Packung aufmachen ;-)

alley_cat75
07.07.2008, 19:26
Studien zu dem Thema kann ich zwar nicht bieten, jedoch die sichere Erkenntnis, dass 4stündliche Kortikoid-Inhalationen über einen Zeitraum von 12 - 24 h kein Immunsystem supprimieren, schon gar nicht ICS. Das ist doch echt absurd. Dann müsste ja jeder COPDist oder Asthmatiker in Plastikfolie und mit Mundschutz versehen werden. Für mich stellt sich lediglich die Frage, wie hoch die Rate an tatsächlichen Lungenödemen wäre, wenn man es nicht täte. Aber eigentlich will ich das gar nicht wissen. Wir sind eine pneumologische Schwerpunktklinik und stehen da voll drauf - und unsere Patienten auch.

LieberInvasiv
07.07.2008, 19:39
@ alley

siehst Du, sowas wollte ich hören ;)
Mir ging es ja eben darum, ob die Behauptung mit den Folgeinfektionen wirklich fundiert ist oder nicht..
denn als kleiner RettAss und Medizinstudent in Lauerstellung weiß ich zwar das Kortikoide imunsupressive Wirkung haben (können) aber nicht genau wann (d.h. Dosierung und Dosishäufigkeit, bzw Applikationsart) und in welchem Umfang :(
Also, vielen Dank

alley_cat75
07.07.2008, 19:42
Inhalative Steroide sind wirklich extremst nebenwirkungsarm. Darüber gibt es etliche Studien. Versuch`s einfach mal mit ICS unter www.pubmed.com

cKone
07.07.2008, 19:55
Bei mir steht: "Neben o2 Gabe per Nasensonde ist bei Rauchgasvergiftung die häufige und wiederholte Inhalation von Dexamethason indiziert. Ggf. frühzeitige Intubation mit PEEP-Beatmung. Eine Überwachung des Patienten auf der Intensivstation ist auch dann unverzichtbar, wenn es ihm klinisch noch relativ gut geht, da sich ein ARDS mit einer gewissen Latenz entwickelt..."

Evil
07.07.2008, 19:56
Inhalative Steroide sind wirklich extremst nebenwirkungsarm./url]Mal abgesehen von dem Soor, den ich allenasenlang in der Gastro oder Broncho bei den COPDlern sehe.
Ob das bei Schwerbrandverletzten so gut kommt, die ja noch zusätzlich ein wenig immungeschwächt sind?

Frage an Dich, alley: habt Ihr auch eine Verbrennungsintensiv oder landen bei Euch nur die rein lungengeschädigten?

alley_cat75
07.07.2008, 19:57
Das ist in der Tat die aktuelle Leitlinie dazu. Bei uns kommen Patienten, auch wenn sie keine Symptome zeigen, nach Rauchgasinhalation für 24 h an den Monitor. :-dafür

alley_cat75
07.07.2008, 20:02
@Evil: VerbrennungsITS haben wir nicht bei uns im Haus. Wir betreuen die harmlos Intoxikierten. ;-) Allenaselang Soor. Ach, komm. :-??? Ich bronchoskopiere täglich 5 COPDler und finde einmal im Monat jemanden mit Soor. Meist irgendein Opi ohne Zähne, der 0,5 Liter am Tag trinkt und noch seine 20 Zigaretten/d schafft. Haben die Patienten tatsächlich Mundsoor durch ICS, ist das meist ein Anwendungsfehler. Bei uns bekommt jeder vorab die Ansage, nach dem Spray Mund auszuspülen oder etwas zu essen/trinken. Oder verteile doch mal Spacer. Übrigens macht z. B. Alvesco (Asthmatherapie) nachweislich keinen Soor.