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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schwangerschaft und Vertragsunterzeichnung für Chirurgiestelle



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alaska3010
09.07.2008, 10:46
Ich würd gern mal ein paar Meinungen von euch hören..
ich hab mich im Mai für eine Chirurgiestelle(1.WBJ) an einem kleineren Haus beworben und wurde auch genommen.
Da ich mein Examen noch nicht fertig hatte, die Mündliche fehlte noch, wurde erstma nur ein VORvertrag erstellt und von beiden Seiten unterzeichnet.
Jetzt bin ich aus dem post-HEX Urlaub wieder da und seit gestern steht weiss ich das ich schwanger bin.
Morgen soll ich meinen endgültigen Vertrag unterschreiben und am 01.08. anfangen.
Was würdet ihr machen?
Soll ich es gleich sagen(ich weiss das ich es nicht muss), oder warten bis man es sieht?
Ich hab ein bissel Gewissensbisse weil das Team dort super nett ist und ich
jetzt Angst hab das die mich jetzt doch nicht nehmen.
In der Chirurgie ist so ne Schwangerschaft halt auch ein bissel kompliziert wegen Arbeitsschutz und so.

Neuling08
09.07.2008, 11:07
also ich würde erstmal ganz normal den vertrag unterschreiben. sicher ist sicher. du willst ja die chirurgie-ausbildung dort machen. warum solltest du dir freiwillig evtl. nachteile einhandeln. das ist ja der grund, warum man gesetzlich nicht sagen muss ob man bald ein kind bekommen will und auch nicht bei vertragsunterzeichnung dass man schwanger ist.

du weißt ja selbst erst seit gestern dass du schwanger bist. das erzählt man dann doch nicht sofort. nicht mal jedem im bekanntenkreis und schon erst recht nicht im beruf. also das ist meine meinung.
die meisten sagen es doch dann erst später.
es gibt ja auch noch ein zwischending zwischen sofort sagen, nachdem man es erst selbst seit kurzem weiß und das auch noch kurz vor vertragsabschluss
und
warten bis man es sieht(was ja auch bei jedem unterschiedlich ist)
ich persönlich würds vielleicht nach 2 monaten oder so sagen. oder auch später.
du hättest doch genauso erst nach dem vertragsabschluss schwanger werden könnnen und dann hättest du auch nicht vor lauter schlechtem gewissen den vertrag auflösen müssen.

edit: habe gerade erst gesehen, dass du die stelle erst zum 1.8. anfängst.
aber ich würde trotzdem den vertrag unterschreiben und da vorerst nichts sagen. es muss ja möglich sein, dass man kinder bekommen kann. auch später- wenn die weiterbildung schon weiter fortgeschritten wäre oder auch als fertige fachärztin. und ich denke du machst dir da auch zuviele gedanken.
einschränkungen gibt es doch erst später in der schwangerschaft oder? so von wegen lange stehen.

Stefy
09.07.2008, 11:20
Erstmal : Herzlichen Glückwunsch!!

mmhhh, schwierig, aber ich denke, du solltest es spätestens nach der 12.SSW sagen, denn eigentlich darfst du ab Bekantgabe der SS nicht in den OP und auch keine Dienste machen....(ich habe es meinem Chef beim ersten Kind in der 29.SSW gesagt-ja,man hat dank des Kittels nicht viel Bauch gesehen- ich war allerdings in der Pädiatrie und musste nicht auf die Infektionsstation ...beim 2. Kind habe ich es meinem (neuen) Chef in der 17.SSW gesagt-der Bauch war dann zu sehen- aber auch dieses Mal war ich nicht in der Chirurgie, sondern Innere und in der Praxis...also keine Dienste...Blutabnehmen musste ich trotzdem :-( -eigentlich nicht erlaubt...

Andersseits( klingt etwas makaber..) : ich würde eine Schwangerschaft grundsätzlich erst NACH der 12. SSW bekanntgeben, vorher gilt die Alles-oder -Nichts Regel und so selten ist eine Fehlgeburt leider nicht...

Sprich doch auch mal mit deinem Gynäkologen ..

Den Vertrag kannst du doch eigentlich morgen unterschreiben, und bis 1. 8. sind es noch 14 Tage....bis dahin hast du noch ein paar nette Menschen um Rat gefragt ;-)

Alles Gute und falls du Fragen haben solltest, melde dich!

LG Stefy

Rumpelstilzchen
09.07.2008, 11:27
Ich empfehle mal an dieser Stelle einen Blick ins Mutterschutzgesetz, wo all diese Dinge klar geregelt sind. Unter anderem hat eine Frau ihrem Arbeitgeber die Schwangerschaft unverzüglich mitzuteilen, sobald ihr diese bekannt ist:



MuSchG § 5 Absatz 1

Werdende Mütter sollen dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den mutmaßlichen Tag der Entbindung mitteilen, sobald ihnen ihr Zustand bekannt ist.

Auf Verlangen des Arbeitgebers sollen sie das Zeugnis eines Arztes oder einer Hebamme vorlegen.

Der Arbeitgeber hat die Aufsichtsbehörde unverzüglich von der Mitteilung der werdenden Mutter zu benachrichtigen.

Er darf die Mitteilung der werdenden Mutter Dritten nicht unbefugt bekanntgeben.


Ach ja: §9 des MuschG regelt übrigens das Kündigungsverbot für Schwangere:




MuSchG § 9 Absatz 1

Die Kündigung gegenüber einer Frau während der Schwangerschaft und bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung ist unzulässig, wenn dem Arbeitgeber zur Zeit der Kündigung die Schwangerschaft oder Entbindung bekannt war oder innerhalb zweier Wochen nach Zugang der Kündigung mitgeteilt wird; das Überschreiten dieser Frist ist unschädlich, wenn es auf einem von der Frau nicht zu vertretenden Grund beruht und die Mitteilung unverzüglich nachgeholt wird.

Die Vorschrift des Satzes 1 gilt für Frauen, die den in Heimarbeit Beschäftigten gleichgestellt sind, nur, wenn sich die Gleichstellung auch auf den Neunten Abschnitt - Kündigung - des Heimarbeitsgesetzes vom 14. März 1951 (BGBl. I S.191) erstreckt.


P.S.: Meine Oma hat zu ihren Lebzeiten immer gesagt: "Ehrlich währt am längsten." Die hier aufgeführten Empfehlungen (abwarten usw.) finde ich höchst fragwürdig, vor allem, wenn es um die Arbeit in einem Krankenhaus und in einem operativen Fach geht.

Muriel
09.07.2008, 11:37
Ich kann da beiden Seiten verstehen. Dennoch würde ich mich Stefy anschließen. Klar, es ist für die Kollegen nicht schön, wenn die wahrscheinlich lang ersehnte Besetzung einer Stelle nur mit halber Kraft, sprich keine Dienste, fährt (denn wenn sie es in der 12. Woche mitteilen würde, wäre das ja sehr wahrscheinlich auch ungefähr zu der Zeit, wo sie als dienstfit angesehen werden würde), andererseits wäre es gerade für einen frischen Studienabsolventen nicht so prickelnd, sofort ohne Anstellung auszusetzen. Selbst ein gutes halbes Jahr Arbeitstätigkeit machen einen selbst sicherer und geschätzter für später auf dem Arbeitsmarkt. Zudem kommt inkl. Mutterschutz ein knappes Jahr für die WB bei rum.
Wie auch immer, ich wünsche Dir erst mal eine gute Schwangerschaft ohne allzu viele hockende Besuche vor dem Klo ;-)

Schimmelschaf
09.07.2008, 11:38
Gilt der letzte Paragraph auch bei dem von alaska3010 beschriebenen Vorvertrag?

Rumpelstilzchen
09.07.2008, 12:15
Keine Ahnung, welchen juristischen Wert ein Vorvertrag hat. Ich denke, daß im Gesetz ein Arbeitsvertrag gemeint ist, mit dem ein Arbeitsverhältnis begründet wird.

Evil
09.07.2008, 12:19
Ich halte es für ein Gebot der Fairness, die Schwangerschaft zügig dem Arbeitgeber und den neuen Kollegen mitzuteilen. Außerdem bekommst Du in der UChir ordentlich Rö-Strahlung ab, das solltest Du Dir im Interesse Deines Kindes gut überlegen... denn wie willst Du das vermeiden, ohne die Wahrheit bekanntzugeben?

Bei uns im Haus gibt es eine Kollegin, die 6 Wochen nach Arbeitsbeginn ihre Schwangerschaft bekannt gab (20. SSW oder so), fortan wegen Übelkeit fehlte und nun im Mutterschutz ist.
Was soll ich sagen, sie hat im gesamten Haus (auch in der Pflege) einen riesigen Fanclub, und jeder geht davon aus, daß "zufällig" nach Ablauf des Mutterschutzes der nächste Braten in der Röhre ist.

Es macht sich nicht gut, wenn man versucht, die Leuts für dumm zu verkaufen.
:-meinung

Neuling08
09.07.2008, 13:25
MuSchG § 5 Absatz 1

Werdende Mütter SOLLEN dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den mutmaßlichen Tag der Entbindung mitteilen, sobald ihnen ihr Zustand bekannt ist.

Auf Verlangen des Arbeitgebers SOLLEN sie das Zeugnis eines Arztes oder einer Hebamme vorlegen.

das ist eine empfehlung und kein gesetzliches muss.
das muss würde auch zu weit gehen...

alaska macht sich ja anscheinend gedanken ob sie den vertrag morgen unterzeichnen soll ohne vorher zu erwähnen, dass sie schwanger ist, was sie erst seit gestern weiß!
und zu diesem zeitpunkt ist das krankenhaus noch nicht der arbeitgeber und es gilt SINNVOLLERWEISE das man es vor vertragsunterzeichnung nicht sagen muss- auch nicht wenn man gefragt würde.
und deshalb ist es meine meinung, dass es besser ist den vertrag morgen zu unterschreiben.

alley_cat75
09.07.2008, 13:39
Ersteinmal Herzlichen Glückwunsch. Ich frage mich, wie Du durch die betriebsärztliche Untersuchung kommen willst? Mein Arbeitsvertrag war damals vorbehaltlich der medizinischen Eignung, sprich ich glaube nicht, dass Du das länger als eine Woche verheimlichen kannst. Und in der Probezeit muss der AG keinen Grund für die Kündigung angeben. Ganz ehrlich: ich würde zum Chef in Spe gehen und das gleich klären. So machst Du Dir sicher keine Freunde, auch wenn viele Schwangere bis vor der Entbindung im OP stehen. Aber Du bist halt in naher Zukunft nicht so wirklich 100% dienstfähig. Ich wünsche Dir alles Gute und eine zufriedenstellende Lösung.

Relaxometrie
09.07.2008, 13:40
Ich könnte meinen neuen Kollegen nicht ins Gesicht blicken, wenn ich wüsste, daß ich eine wesentliche Tatsache, nämlich die Schwangerschaft, geheimzuhalten versuche.
Und auf eine neue Kollegin, die sich aufgrund vorhersehbarer Umstände wenige Wochen nach Arbeitsbeginn als nicht voll einsatzfähig entpuppt (keine Dienste, keine OPs mit Röntgenstrahlung u.v.a.m.), hätte ich gar keine Lust. Stell Dir doch mal das Betriebsklima vor, wenn Du dann in ein paar Wochen sagst, daß Du schwanger bist.
Von vornherein mit offenen Karten zu spielen, ist meiner Meinung nach das einzig Wahre. Dann wissen alle Kollegen, wo sie dran sind, und werden nicht in ein paar Wochen von Fakten überrumpelt, die nunmal eine Abteilung und den Dienstplan betreffen und verändern.

Neuling08
09.07.2008, 13:58
Mein Arbeitsvertrag war damals vorbehaltlich der medizinischen Eignung
...
Und in der Probezeit muss der AG keinen Grund für die Kündigung angeben.
schwangerschaft ist doch keine krankheit. und wenn der arbeitgeber mit medizinischer eignung auch "keine schwangerschaft" definiert, ist es denk ich mal gesetzlich nicht zulässig.

schwangeren kann nicht gekündigt werden.

alley_cat75
09.07.2008, 14:33
schwangerschaft ist doch keine krankheit.

Ich danke Dir vielmals für die Aufklärung. Du kennst Dich bestimmt gut mit Schwangerschaften aus. Und medizinische Eignung exkludiert nicht nur Krankheiten. :-lesen

Pharma
09.07.2008, 14:45
Also ich würde es dem arbeitgeber schon sagen das ich schwanger bin.Man macht sich wirklich keine Freunde.Ausserdem ist es echt nicht fair gegenüber deinen zukünftigen Arbeitskollegen.Muss du wissen

alaska3010
09.07.2008, 15:31
Erstma vielen ,vielen dank das ihr euch Gedanken gemacht hat.

hab meinen alten Chirurgie-Chef aus PJ-Zeiten angerufen und ihn nach seiner Meinung gefragt.
Er hat gesagt ich soll morgen hingehen, ehrlich sagen was Sache ist und wenn Sie mich dann doch nicht wollen dann nimmt er mich auch sofort trotz pos. ß-HCG(mach dann halt erstma nur Station, Ambulanz und Aufnahme).
Bin jetzt erstma ein bissel beruhigt.
Ich schreib morgen mal was rausgekommen ist.
Und bei der Betrieblichen Untersuchung darf man so weit ich weiss nur mit Einverständniss auf ßHCG testen(weil ja keine Krankheit).

Skalpella
09.07.2008, 15:42
Ehrlich gesagt finde ich, dass hier die Schwangerschaft wie eine Katastrophe hingestellt wird. Das mag sie zwar für eine betroffene Abteilung sein. Hier wird aber den werdenden Müttern sogar Bosartigkeit unterstellt, wenn sie schwanger werden, oder wieder schwanger werden.
Ganz im Ernst: ich finde nicht, dass wir es uns in diesem Land erlauben können, eine derartig negative Einstellung gegenüber Schwangeren zu haben.
Ich hoffe, dass Dein zukünftiger Arbeitgeber Dich trotzdem einstellen wird!
Herzlichen Glückwunsch :-)

Neuling08
09.07.2008, 15:54
Er hat gesagt ich soll morgen hingehen, ehrlich sagen was Sache ist und wenn Sie mich dann doch nicht wollen dann nimmt er mich auch sofort trotz pos. ß-HCG
der ist ja gut drauf :-)
na dann hast du ja noch ein ass im ärmel.
aber ich denke, wenn die kollegen so nett sind, wird der chef da nicht so ein ekel sein, dass er dich dann nicht mehr einstellen würde.
aber schreib dann morgen mal wie´s ausgegangen ist, wenn du willst.

Kackbratze
09.07.2008, 15:58
Die Frage der Ehrlichkeit ist dabei wesentlich entscheidender als die Tatsache der Schwangerschaft an sich.
Für das Klima mit den Kollegen ist es wesentlich einfacher, wenn man von Anfang an reinen Wein einschenkt.
In meiner Abteilung gab es eine Kollegin, die ihre Schwangerschaft einerseits gegenüber der Assistentenschaft verheimlicht hat, andererseits aber auf höherer Ebene sofort alles bekannt gegeben hat und sich in allen Belangen auf den Mutterschutz berufen hat.
Das Ergebnis war, dass man eine Kollegin hatte, die plötzlich ALLE Arbeiten am Patienten ohne Angabe von Gründen verweigert hat...

Und das hat im Endeffekt bis zur Bekanntgabe der Ursache das Klima maximal vergiftet...

Genauso würde es das Klima vergiften, wenn man eine Tatsache, die später relevant werden würde, verschweigt. Ich persönlich freue mich über jede glückliche Schwangerschaft die Eintritt, und da ist es egal, wann und wie irgendein Vertrag damit zu tun hat.
Wenn von Anfang an "klare Worte" und Tatsachen auf den Tisch kommen, ist es keine Belastung, sondern man (die Abteilung) kann frühzeitig planen und ist nicht überrumpelt mit einem plötzlichen "Dienstausfall", etc.

Relaxometrie
09.07.2008, 16:16
Ehrlich gesagt finde ich, dass hier die Schwangerschaft wie eine Katastrophe hingestellt wird.
Ich habe befürchtet, daß diese Meinung in die Diskussion geworfen wird.


Hier wird aber den werdenden Müttern sogar Bosartigkeit unterstellt, wenn sie schwanger werden, oder wieder schwanger werden.
Beides habe ich hier nirgendwo gelesen.
Nicht das Schwangerwerden ist bösartig, sondern das willentliche Verschweigen einer Schwangerschaft.
Eine Schwangerschaft ist (im besten Fall) eben KEINE Katastrophe. Warum soll man die Schwangerschaft also verschweigen? Daß Frauen evtl. nicht eingestellt werden, weil sie schwanger sind, oder schwanger werden könnten, ist ein Problem. Die Geheimniskrämerei um eine Schwangerschaft aber auch.


Wenn von Anfang an "klare Worte" und Tatsachen auf den Tisch kommen, ist es keine Belastung, sondern man (die Abteilung) kann frühzeitig planen und ist nicht überrumpelt mit einem plötzlichen "Dienstausfall", etc.
:-meinung

Evil
09.07.2008, 16:53
Sehe das genauso wie Bratze.

Ich muß auch dem von mir gebrachten Negativbeispiel 3 (!!) weitere schwangere Kolleginnen gegenüberstellen, die von Anfang an ehrlich waren, und wo das überhaupt kein Problem war, auch kein Frage von wegen Dienstübernahme.
2 haben bereits entbunden, und die beiden neuen Erdenbürger haben schon jetzt einen großen Fanclub :-love

Wie gesagt, frau muß halt mit offenen Karten spielen.
:-meinung