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DocEmmetBrown
12.07.2008, 19:42
Ich hätte eine Frage zum Thema Dienste im Krankenhaus. Wie genau funktiniert das? Wenn ein Arzt Dienst hat, fängt er dann morgens ganz normal an, bleibt aber dann bis zum nächsten Morgen in der Klinik? Kann sich der Arzt während des Dienstes ausruhen, solange er nicht gebraucht wird? Wie verteilen sich die Dienste auf die unterschiedlichen Abteilungen? Muss von jeder immer ein Dienst habender Arzt anwesend sein? Wie schaut es mit der Ambulanz aus, wird die vom selben Arzt geschmissen, der auch im Dienst die entsprechenden Stationen (z.B. Chirurgie) betreut? Wie genau ermittelt sich die Bereischaftsstufe, nach der laut TVdÄ die Vergütung der Dienste abhängt, in der Praxis? Gibt es für die Dienste eher Freizeitausgleich oder Bezahlung? Irgendwie muss es ja einen Freizeitausgleich geben, sonst wären ja weiterhin 36h Dienste möglich. Wie viel Dienste muss man in der Regel pro Monat leisten, wie viel davon am Wochenende? Wie viel bekommt ein Arzt idR für einen Dienst? Sorry für die vielen Fragen, aber nirgendwo konnte ich eine detailierte Erklärung darüber finden, wie genau das mit den Diensten funktioniert.

John Silver
12.07.2008, 21:27
1. Wie's halt funktioniert.
2. Ja.
3. Ja.
4. Die Dienste verteilen sich nicht auf verschiedene Abteilungen, sondern auf Assistenten einer Abteilung.
5. Kommt auf die Abteilung und Art des Krankenhauses an. In den meisten Fällen ja.
6. Ja.
7. Keine Ahnung.
8. Kommt darauf an, wie eng das Krankenhaus sich an Tarife und Gesetze hält. Theoretisch muß es beides geben. Praktisch...naja.
9. Wieviele Dienste man leisten muß, hängt wesentlich von der Besetzung der Abteilung ab. Jeder Dienst muß besetzt sein; umso weniger dienstfähige Leute da sind, umso mehr Dienste muß der Einzelne leisten.
10. Siehe 8. Ist unterschiedlich. Bestenfalls bekommt man ca. 100-120 € Pauschale und ein Paar Überstunden aufs Stundenkonto. Schlimmstenfalls bekommt man gar nichts.

freestyler
12.07.2008, 21:38
Ich hätte eine Frage zum Thema Dienste im Krankenhaus. Wie genau funktiniert das? Wenn ein Arzt Dienst hat, fängt er dann morgens ganz normal an, bleibt aber dann bis zum nächsten Morgen in der Klinik?

Kommt auf das Dienstsystem des Hauses an. Bei uns gibts z.B. nur 24h Dienste von 7-7Uhr.

Kann sich der Arzt während des Dienstes ausruhen, solange er nicht gebraucht wird?

Nach der normalen Arbeitszeit (Wochentags) ja, Am Wochenende zu jeder Zeit, wenn nix zu tun ist.

Wie verteilen sich die Dienste auf die unterschiedlichen Abteilungen? Muss von jeder immer ein Dienst habender Arzt anwesend sein?

Ja

Wie schaut es mit der Ambulanz aus, wird die vom selben Arzt geschmissen, der auch im Dienst die entsprechenden Stationen (z.B. Chirurgie) betreut?

Meist ja.

Wie genau ermittelt sich die Bereischaftsstufe, nach der laut TVdÄ die Vergütung der Dienste abhängt, in der Praxis?

Keine Ahnung.Kommt drauf an welche Dienststufe das Haus bezahlt.

Gibt es für die Dienste eher Freizeitausgleich oder Bezahlung?

Häufiger Bezahlung.

Irgendwie muss es ja einen Freizeitausgleich geben, sonst wären ja weiterhin 36h Dienste möglich.

kA

Wie viel Dienste muss man in der Regel pro Monat leisten, wie viel davon am Wochenende?

Ist individuell. Bei uns ist das relativ ausgeglichen. Aber ein Wochenende (entweder samstag oder Freitag plus Sonntag) hat man eigentlich immer.

Wie viel bekommt ein Arzt idR für einen Dienst?

Kommt auf den Tag an. Und wieviel % die Dienste vergütet werden. Das meiste gibts für den Samstag. Mache auch heute grad Dienst und bekomm dafür 400€ Brutto für die 24h, ist die höchste Dienststufe..könnte trotzdem mehr sein.
Für ein Wochentag Mo-Do gibts nur 150€.

Sorry für die vielen Fragen, aber nirgendwo konnte ich eine detailierte Erklärung darüber finden, wie genau das mit den Diensten funktioniert.

siehe oben.

DocEmmetBrown
13.07.2008, 10:28
Zuersteinmal vielen Dank für Eure Antworten.

Mit Freizeitausgleich meinte ich, ob man nach einem Dienst von 7-7 nach Hause gehen kann oder noch den Tag normal arbeiten muss. Letzteres würde ja dann zu einer Gesamtschicht von 32 Stunden führen.

Steht dann einfach im Dienstplan für jeden zu besetzenden Dienst eine vorgegebene Bereitschaftsstufe? Können sich die Ärzte selbst für die Dienste eintragen oder wird man eingeteilt? Leisten eigentlich nur die Assistenz- und Fachärzte Dienste oder machen das üblicherweise auch die Oberärzte?

Wie kommt es, dass der Samstag der am besten bezahlte Diensttag ist? Der SO liegt doch eigentlich dem Feiertag am nächsten, während SA doch eher als Werktag gesehen wird? Oder hängt das damit zusammen, dass einem die normale Arbeitszeit am Diensttag und am Tag danach (sofern man dann frei hätte, s.o.) abgezogen wird, sodass in der Woche nur 8h, FR und SO 16h und SA 24h als Dienst zählen?

Wie oft man nachts oder am Wochenende während des Dienstes arbeiten muss, hängt wahrscheinlich sehr vom Fach ab? Ich kann mir vorstellen, dass ein Chirurg oder Internist, der gleichzeitig Ambulanz und Station betreuen muss viel mehr zu tun hat, als z.B. ein Radiologe?

Caja
13.07.2008, 11:17
Steht dann einfach im Dienstplan für jeden zu besetzenden Dienst eine vorgegebene Bereitschaftsstufe?
Deine jeweilige Bereitschaftsstufe steht normalerweise im Arbeitsvertrag.


Können sich die Ärzte selbst für die Dienste eintragen oder wird man eingeteilt?
Das wird unterschiedlich gehandhabt. Bei uns erstellen wir internistischen Assistenten unseren Dienstplan selbst, d.h. wir setzen uns anfangs des Monats zusammen und machen den Plan für den folgenden Monat. Bei unseren Chirurgen dagegen teilt ein OA die Dienste ein, dem kann man vorab seine Wünsche geben, und die werden dann so gut wie möglich berücksichtigt.


Leisten eigentlich nur die Assistenz- und Fachärzte Dienste oder machen das üblicherweise auch die Oberärzte?
Bei uns leisten die Assistenzärzte den Vordergrunddienst, und ein OA oder der Chef den Hintergrund. Vordergrund bedeutet, dass man während der Dienstzeit im Haus anwesend ist; der Hintergrund dagegen geht abends nach Hause (wenn er nah genug am Arbeitsplatz wohnt), und kann jederzeit wegen Fragen zu komplizierten Fällen oder wegen Entscheidungen angerufen bzw. dazugeholt werden, die der Vordergrund nicht alleine treffen kann oder darf.
Es soll auch Häuser geben, an denen sich die Oberärzte an den Vordergrunddiensten beteiligen, aber meistens machen die Oberärzte „nur“ Hintergrund.


Wie kommt es, dass der Samstag der am besten bezahlte Diensttag ist? Der SO liegt doch eigentlich dem Feiertag am nächsten, während SA doch eher als Werktag gesehen wird? Oder hängt das damit zusammen, dass einem die normale Arbeitszeit am Diensttag und am Tag danach (sofern man dann frei hätte, s.o.) abgezogen wird, sodass in der Woche nur 8h, FR und SO 16h und SA 24h als Dienst zählen?
Genau. Hängt davon ab, wann wie viel abgefeiert werden muss. Das ist ja auch von Haus zu Haus bzw. oft auch hausintern von Abteilung zu Abteilung verschieden.


Wie oft man nachts oder am Wochenende während des Dienstes arbeiten muss, hängt wahrscheinlich sehr vom Fach ab? Ich kann mir vorstellen, dass ein Chirurg oder Internist, der gleichzeitig Ambulanz und Station betreuen muss viel mehr zu tun hat, als z.B. ein Radiologe?
Auf jeden Fall, zumindest wenn du während des Dienstes, wie du schreibst, für Notaufnahme und Stationen zuständig bist (es gibt auch Häuser, in denen es zusätzlich einen Dienstarzt nur für die Stationen gibt, der hat dann meistens etwas mehr Ruhe in der Nacht). Aber in den Notaufnahmen, egal ob internistisch oder chirurgisch, ist eigentlich so gut wie immer was los. Bei uns schläft kaum wer noch mal eine Nacht durch.

psycho1899
13.07.2008, 11:18
Die Bereitschaftsstufe ist formell an der zu erwartenden Arbeitsbelastung geknüpft. Bei zu erwartender Arbeitsbelastung > 50 % wären - formell - keine Bereitschaftsdienste möglich und die Zeit müsste als reguläre Arbeitszeit gewertet werden. Während es z.B. im AVR noch 4 unterschiedliche Bereitschaftsstufen gibt (A-D), sind es gemäß TdL an den Universitäten nur noch II. Stufe I (bis 25%) wird zu 60%, Stufe II (25-49%) zu 95% bezahlt.

Üblicherweise ist es in der Tat, daß man am Folgetag nach Hause geht. Wann das dann tatsächlich der Fall ist, variiert leider. ;) Und, wie Du richtig erkannst hast, ist diese Tatsache der Grund, warum der Samstag der bestbezahlte Tag ist. Man beachte, daß einem der folgende Arbeitstag komplett abgezogen wird , während der Bereitsschaftsdienst z.B. nur zu 65% bezahlt wird. So kam es damals, als wir noch kein Schichtmodell hatten, dazu, daß wir, da uns vor Antritt des Dienstes 3 Stunden Freizeit aufgedrängt wurden, nach einem regulären Wochendienst nicht einmal ausreichend zusätzlich netto verdient hatten, um die Pizza und die Coke am Abend zu bezahlen ;-)
(Zur Erklärung: regul. Arbeitszeiten von 8.00 - 16.30 mit 30 min Pause; bei Dienst von 8.00 - 13.00 und von 16.00 an Dienst... reguläre Arbeitszeit bis 19.30, um die 3stündige Freizeit auszugleichen. Anschließend bis 8.00 Folgetag Dienst Stufe C plus 30 min reg. Arbeitszeit (Übergabe) (12,5 h * 0,65= 8,125; 8,125 - 7,5 h = 0,625 h).

In kleineren Kliniken kommt es vor, daß auch die Oberärzte an den Bereitschaftsdiensten teilnehmen. I.d.R. ist dies aber nicht der Fall, sondern sie sind nur als 'Hintergrund' tätig.

Die Arbeitsbelastung hängt in der Tat sehr stark vom Fachgebiet, Art der Klinik und Art des Dienstes an (an grösseren Häusern gibt es z.B. Hausdienste, die sich primär um hausinterne grössere und kleinere Notfälle kümmern, aber mit der Notaufnahme oder der Intensivstation nichts zu tun haben).

DocEmmetBrown
13.07.2008, 12:56
Ist das überall so, dass die Bereischaftsstufe im Arbeitsvertrag festgelegt ist? Aus logischer Sicht ist das ja eine echt komische Regelung, weil im Falle von unterschiedlichen Diensten wie Hausdienst und Ambulanz ja daraus selbst eine unterschiedliche Arbeitsbelastung hervorgeht. Welche Stufe ist da die typischerweise vereinbarte? (ich würde ja auf Stufe I tippen...)

Verstehe ich das richtig, dass man die als Dienstzeit bezahlte Stundenanzahl so berechnet, indem man von 24h die an dem Tag im Rahmen der regulären Arbeitszeit (inkl. Pause) geleisteten Stunden abzieht, dann mit dem Faktor der Bereitschaftsstufe multipliziert und davon die dann am nächsten Tag ausgefallenen Stunden (ohne Pause) abzieht? Für Stufe I Bereitschaft an kommunalen Krankenhäusern käme ich da z.B. auf:

MO-DO: (24-8,5)*0,6 - 8=1,3h (entspricht 29€ für AÄ)
FR: (24-8,5)*0,6=9,3h (entspricht 207€ für AÄ)
SA: 24*0,6=14,4h (entspricht 321€ für AÄ)
SO: 24*0,6-8=6,4h (entspricht 142€ für AÄ)

Ist das korrekt? Insbesondere für Dienste in der Woche ist das ja echt unverschämt wenig, was man für die 24h Schicht bekommt. Welche Dienste sind in der Praxis dann beliebter, die am Wochenende wegen dem Geld oder die in der Woche, weil man dann doch mehr Freizeit hat? War das vor den Ärztestreiks noch schlimmer, oder hat der neue Tarifvertrag einfach nichts geändert?

freestyler
13.07.2008, 21:56
Beliebter kann man nicht sagen finde ich. Ich mach eigentlich gerne Freitagsdienste. Dann schön Samstag um 9 nach Haus und man hat noch das ganze Wochenende vor sich.
Ein Samstag Dienst...da ist nix mehr vom WE übrig. Kommt immer drauf an, wie angewiesen du auf das Geld bist.
Ich versuch das immer etwas in Waage zu halten 2-3 WE Dienste plus 2-3 Wochentagsdienste. Dann komm ich im Endeffekt immer auf ähnliches Gehalt.

psycho1899
13.07.2008, 22:14
Stimme meinem Vorredner zu. Ist zwar schon etwas her, dass ich den letzten 24h-Dienst gemacht habe. In der Woche finde ich ein bißchen unattraktiv auf Grund des Gehaltes, aber ist mitunter ganz praktisch, wenn man an dem Folgetag mal etwas in der Woche erledigen möchte (sofern man tatsächlich pünktlich raus kommt und der Müdigkeit Herr wird). Freitagsdienste sind ein netter Kompromiß aus Bezahlung und erhaltenem Wochenende, während Samstagwochenende natürlich der Hass sind bzgl. Freizeitwert.

Sonntagdienste sind im Prinzip ähnlich wie Freitagsdienste, mit dem Unterschied, dass man im Gegensatz zum Freitag 24 und nicht 16 h "alleine" ist und man am Montag auf Station fehlt. Je nach Organisation des Stationsablaufes hat man dann am Folgetag 'ne Menge nachzuarbeiten.

Die Bereitschaftsdienste per se stehen im Arbeitsvertrag nicht drin (zumind. bei uns nicht), werden aber offiziell im Sinne der zu erwartenden Arbeitsbelastung festgelegt. Hat man den Eindruck, die Arbeitsbelastung sei höher, gibt's die Möglichkeit, den Arbeitsaufwand zu dokumentieren und eine Höherstufung zu beantragen. Selbstverständlich werden bei mehreren unterschiedlichen Diensten diese, sofern die Arbeitsbelastung deutlich differiert, diese auch unterschiedlich bezahlt.

Und das Dienste nicht so bezahlt werden, wie sie eigentlich sollten (Nachtarbeit mit Abschlag statt mit Zuschlag wie in anderen Branchen ;-) und die offizielle Arbeitsbelastung ist häufig natürlich auch ein Hohn in Anbetracht der tatsächlichen), ist keine Neuigkeit. Vom Prinzip her hast Du es verstanden, wie sich die Bezahlung der Bereitschaftsdienste errechnet. Bei meinem Haus kommen noch minimale Zuschläge für Nachtstunden, Samstags-, Feiertags- und Sonntagsarbeit hinzu, die aber fast vernachlässigen kann.

habichnicht
13.07.2008, 23:11
Insbesondere für Dienste in der Woche ist das ja echt unverschämt wenig, was man für die 24h Schicht bekommt.Hallo DocEmmettBrown, wir wollen doch bei der Wahrheit bleiben: Du bekommst für eine 24-Stunden-Schicht, die Du Mo, Di, Mi oder Do machst, nicht nur die acht Stunden, die Du an diesem Tag als Tagesvolldienst gemacht hast, zu 100 Prozent bezahlt, sondern Dir werden auch für den jeweils folgenden Tag, an dem Du nicht arbeitest, 8 Stunden mit jeweils 100 %igem Stundenlohn bezahlt. Die MB-Aktivisten vergessen das bei ihren Milchmädchenrechnungen gern.

Du hast quasi während Deines nächtlichen Bereitschaftsdienstes acht Stunden für den nächsten Tag vorgearbeitet. Nur das, was rechnerisch (hängt von der BD-Stufe ab) über diese acht Stunden hinausgeht, wird Dir am Monatende zusätzlich zu Deinem Grundgehalt ausbezahlt.

Bereitschaftsdienste an Mo,Di, Mi und Do bringen am wenigsten Zusatzeinkommen, weil man da auch die wenigsten zusätzlichen Stunden arbeitet, da ein relativ großer Teil des Bereitschaftsdienstes mit dem freien, aber trotzdem voll bezahlten folgenden Tag verrechnet wird.

24 h-Bereitschaftsdienste an Samstagen bringen das größte zusätzliche Einkommen, weil sie ganz als zusätzliche Arbeit angerechnet/bezahlt werden.

An Freitagen ist das Zusatzeinkommen durch Bereitschaftsdienste höher als an den anderen Werktagen, weil Samstage keine regulären Arbeitstage sind und Du deshalb während des Bereitschaftsdienstes nicht für den nächsten Tag vorarbeiten musst und die 16 Stunden Bereitschaftsdienst deshalb ganz als Zusatzarbeit angerechnet werden.

Im übrigen musst Du durchaus nicht an jedem Krankenhaus Bereitschaftsdienste machen. Es gibt auch zahlreiche Krankenhäuser, an denen nach 3-Schicht-Modellen gearbeitet wird. Dort werden alle Arbeitsstunden zu mindestens 100 Prozent bezahlt.

Der MB, der Dir sicher ein Begriff ist, hätte es bei den Tarifverhandlungen in der Hand gehabt, nur noch Arbeitszeitmodelle mit Schichtdienstmodellen - also ohne Bereitschaftsdienste - zuzulassen, aber er hat auf Wunsch zahlreicher Mitglieder Bereitschaftsdienste und opt-out-Vereinbarungen ausdrücklich abgesegnet. Deshalb habe ich kein Verständnis dafür, dass nun weiterhin über den schlechten Stundenlohn der Bereitschaftsdienste gejammert wird und in den einschlägigen Foren in schöner Regelmäßigkweit Leute auftauchen, die Milchmädchenrechnungen anstellen, in denen sie sich für die Tage, an denen sie im Anschluss an ihren Tagdienst noch Bereitschaftsdienste gemacht haben, auf einen Stundenlohn von 3 Euro oder so ähnlich runterrechnen.

Edit.:

DocEmmettBrown, Du bist der King. Du hast es sogar geschafft, einen Stundenlohn von 1,20 Euro zu suggerieren. :-))




MO-DO: (24-8,5)*0,6 - 8=1,3h (entspricht 29€für AÄ)
FR: (24-8,5)*0,6=9,3h (entspricht 207€ für AÄ)
SA: 24*0,6=14,4h (entspricht 321€ für AÄ)
SO: 24*0,6-8=6,4h (entspricht 142€ für AÄ)

Ist das korrekt? Insbesondere für Dienste in der Woche ist das ja echt unverschämt wenig, was man für die 24h Schicht bekommt. Also zum hundertsten Mal:



NEIN. Das ist nicht korrekt. Mo, Di, Mi oder Do bekommst Du als Assistenzarzt für 24Stunden nicht 29 Euro, sondern je nach Tarifvertrag und Bereitschaftsdienststufe ca. 430 bis 550 Euro.

Die 29 Euro, die Du errechnet hast, wären nicht die Bezahlung für 24 Stunden Arbeit, sondern lediglich das Zusatzeinkommen, das du dafür bekämst, dass Du z. B. Montagnacht BD der Stufe I (60%, was übrigens nur noch selten vorkommt; meistens gibt es mehr) gemacht hättest und dafür aber am Dienstag frei gehabt hättest.

Ich hab' jetzt keine Lust, schon wieder die genauen Zahlen aus den Tarifverträgen
rauszusuchen. Außerdem gibt es hier im Forum schon einige Threads mit ganz genauen Berechnungen zu diesem Thema.

freestyler
14.07.2008, 05:14
Na ja, ist so nicht ganz richtig. Für einen Montag schreibe ich 16h Dienst dazu und ziehe 7 Stunden für den nächsten Tag ab.
Ergibt nach der Rechnung unserer Verwaltung 8,75h, die zu 80% vergütet werden. Kommen dann im Schnitt knapp 150€ Brutto raus, die ZUSÄTZLICH dazu kommen.

habichnicht
14.07.2008, 06:51
Ergibt nach der Rechnung unserer Verwaltung 8,75h, die zu 80% vergütet werden. Kommen dann im Schnitt knapp 150€ Brutto raus, die ZUSÄTZLICH dazu kommen. Du sagst es: Die gibt es zusätzlich, und zwar zusätzlich zu Deinem Gehalt für den Tagesdienst vom Montag und den vom Dienstag, an dem Du gar nicht gearbeitet hast. Du bekommst also für die 24 Stunden vom Montag formal das Gehalt für zwei Tagdienste, weil du formal in der Montagnacht für den Dienstag vorgearbeitet hast, plus ein bisschen zusätzliches Geld für denTeil Deiner Arbeit, der über das hinausgeht, was der Arbeit von zwei Tagdiensten entspricht.

Wenn man mal wieder die Kollegen und die fachfremden Mitleser an die miserable Bezahlung der Bereitschaftsdienste erinnern will, genügt es völlig zu sagen, dass der Stundenlohn für Bereitschaftsdienste je nach BD-Stufe und Tarifvertrag zwischen 60 und 95 Prozent des normalen Stundenlohns liegt.
Aussagen bzw. Rechnungen, die suggerieren, man bekäme für 24 Stunden Arbeit 29 Euro, braucht man dazu nicht.

Edit.:


...Sorry für die vielen Fragen, aber nirgendwo konnte ich eine detailierte Erklärung darüber finden, wie genau das mit den Diensten funktioniert.
Dort wärest Du geholfen worden ;-):

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=42455

DocEmmetBrown
14.07.2008, 13:46
Anscheinend wird die als BD vergütete Zeit nicht überall gleich berechnet. Bei Freestyler wird ja z.B. die Arbeitszeit vom nächsten Tag abgezogen, bevor die Stundenzahl mit dem Faktor der Bereitschaftsstufe multipliziert wird. Bei niedrigen Bereitschaftsstufen sind das einige Stunden Unterschied.

@habichnnicht
In die Berechnung der Vergütung der BD sind wir ja eher hineingeschlittert. Mir ging es eher dadrum, wie das BD-Modell allgemein funktioniert.

Muss z.B. auch, wenn ein Krankenhaus mehrere Chirugien (z.B. Unfall und Allgemein) hat, immer ein Chirurg von jeder Abteilung da sein oder gibt es nur allgemein z.B. chirurgische oder internistische Bereitschaft? Betreut der Hausdienst dann alle Notfälle auf den Stationen oder nur in seiner Fachrichtung?

habichnicht
14.07.2008, 14:35
Anscheinend wird die als BD vergütete Zeit nicht überall gleich berechnet.gleich berechnet. Ufff...

Es gibt zwar unterschiedliche Rechenansätze, aber die führen alle zum gleichen Ergebnis.


Für einen Montag schreibe ich 16h Dienst dazu und ziehe 7 Stunden für den nächsten Tag ab.
Ergibt nach der Rechnung unserer Verwaltung 8,75h, die zu 80% vergütet werden. Kommen dann im Schnitt knapp 150€ Brutto raus, die ZUSÄTZLICH dazu kommen. Also: Freestyler macht am Mo nach seinen ca. 7 bis 8 Stunden Tagdienst noch ca. 16 BD-Stunden, die gehaltstechnisch aber nur zu 80 % zählen, also wie 12,8 Vollstunden.

Weil ihm aber das Arbeitszeitgesetz und der gesunde Menschenverstand am Dienstag das Weiterarbeiten nach dem Bereitschaftsdienst verbieten, ihm sein Krankenhaus den freien Dienstag aber trotzdem bezahlt (lt. seinen Angaben das Gehalt für 7 Stunden bekommt), bekommt er am Monatsende nicht 12,8 volle Stundensätze zusätzlich zum Grundgehalt ausgezahlt, sondern nur ca. 6. Bei einem Stundensatz von ca.24 Euro wären das ca. 144 Euro, also ganz knapp 150 Euro bzw. eigentlich gut 140 Euro.

Insgesamt hat er aber für die 24 Stunden, die er an diesem Montag gearbeitet hat, pi mal Daumen etwa 500 Euro bekommen:

Nämlich für den Tagdienst vom Montag 7 bis 8 volle Stundensätze: macht pi mal Daumen 180 Euro. Für den quasi vorgearbeiteten Dienstag kommen pi mal Daumen nochmal 180 Euro dazu. Diese ca. 360 Euro sind bereits in seinem monatlichen Grundgehalt enthalten. Dazu kommen noch die 140 bis 150 zusätzlichen Euro, die ihm seine Verwaltung zusätzlich zum Grundgehalt bezahlt hat.

Wenn Du den durchschnittlichen Stundenlohn für einen 24er-Arbeitstag aus 8 Volldienststunden und 16 BD-Stunden berechnen willst, musst Du so vorgehen. Dann hast Du ca.500 Euro für 24 Stunden, also ca. 20 Euro/Stunde (brutto; is ja klar).

DocEmmetBrown
14.07.2008, 18:01
Freestyler schreibt aber doch, er bekäme beinahe 9 Stunden für einen 24h Dienst in der Woche berechnet. Natürlich hast du recht, die abgezogenen Stunden sind natürlich im Grundgehalt enthalten. Trotzdem kommen die Ärzte imho im Vergleich z.B. mit Nachtarbeit in der Produktion nicht so gut weg. Dort gibt es für die nachts geleistete Arbeit halt eine recht hohe (steuerfreie) Zulage. Dafür, dass der Arzt seine 8h Tagarbeit dann im BD nachts und auf eine größere Anwesenheitszeit verteilt ableistet, bekommt er ja eigentlich gar nichts, da ja nur die zusätzlichen Stunden bezahlt werden.

habichnicht
14.07.2008, 18:47
Trotzdem kommen die Ärzte imho im Vergleich z.B. mit Nachtarbeit in der Produktion nicht so gut weg. Ein Arbeiter, der nachts am Fließband arbeitet, macht keinen nächtlichen Bereitschaftsdienst, sondern eine Nachtschicht.

Das kannst Du auch haben:

Niemand zwingt Dich, an einem Krankenhaus zu arbeiten, an dem nach einem Dienstplanmodell gearbeitet wird, das auch Bereitschaftsdienste enthält.

Such Dir ein Krankenhaus, an dem nach einem Schichtdienstmodell gearbeitet wird, dann hast Du immer 100 %igen Stundenlohn plus Schichtdienstzulage und bei den Abgaben die gleichen Begünstigungen wie ein ein Arbeiter, der in der Industrie nachts am Fließband steht.

Du musst einfach bei Stellenausschreibungen darauf achten, nach welcher Art von Dienstplanmodell an diesem KH gearbeitet wird. Da das oft aus den Stellenangeboten nicht hervorgeht, musst Du eben bevor Du Deine Bewerbung schreibst mal dort anrufen und nachfragen, ob dort BD gemacht werden müssen oder nicht.

DocEmmetBrown
14.07.2008, 19:52
Sind die Zeiten der einzelnen Schichten in Häusern mit Schichtmodell dann ähnlich denen der Pfleger? (also z.B. Frühschicht 6-14 mit Überlappung für eine Übergabe?)

blossom
14.07.2008, 20:36
Ich krieg Tränen in die Augen. Ich bekomme für einen Dienst unter der Woche ca. 5 Euro! Also wenn man eine Pizza bestellt, macht man schon Minus!

docmoechtegern
14.07.2008, 21:14
Ich krieg Tränen in die Augen. Ich bekomme für einen Dienst unter der Woche ca. 5 Euro! Also wenn man eine Pizza bestellt, macht man schon Minus!Skandal: Assistenzarzt im Bereitschaftsdienst bekommt weniger als ein 1-Euro-Jobber! :-wand

Worauf wartest Du dann dort noch? Nix wie weg!

Oder gehört Du auch zu denen, die an Dyskalkulie leiden?

Muriel
14.07.2008, 21:21
Sind die Zeiten der einzelnen Schichten in Häusern mit Schichtmodell dann ähnlich denen der Pfleger? (also z.B. Frühschicht 6-14 mit Überlappung für eine Übergabe?)
Wir haben ein Schichtmodell und arbeiten im Frühdienst von 8h-16:45h, im Spätdienst von 14:15h-23h und im Nachtdienst von 22:45h-8:15h Man bekommt natürlich weniger Geld, als wenn man mit BD arbeiten würde, eben aus dem Grund, dass ja nur die normalen 8h am Tag gearbeitet werden (nachts 9h, d.h. eine vergütete Überstunde), völlig egal in welcher Schicht das auch sein mag und eben nicht zusätzlich hinzu kommt, außer an den Wochenenden natürlich.