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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Augenärztliche IGEL-Leistungen



Nilani
14.07.2008, 16:14
Hallo,

meiner Mum wurden von ihrer (relativ neuen) Augenärztin irgendwelche Zusatzuntersuchungen empfohlen, mit denen wir nicht viel anfangen können. Sie müßte dazu in ne Art Privatpraxis/-klinik (die machen da vorwiegend Augenlaser-OPs usw), daher hatte Ihre Ärztin nicht viel an Infomaterial diesbezüglich. Aus dem Grund wollte ich euch fragen, wie sinnvoll/nützlich diese Untersuchungen generell sind, da es ja doch ganz schön ins Geld geht.

Das 1. wäre ne optische Messung der Hornhautdicke (angeraten für Glaukompat.), das 2. wohl ne 3-D-Untersuchung von Papille und Netzhaut.

[Meine Mum hat übrigens ne Arteriitis temporalis mit Cortisontherapie und daher zwischenzeitlich erhöhter Augendruck (der mit Tropfen aber super eingestellt ist und vor Cortisontherapie nicht bestand), außerdem Z.n. Glaukom-OP und Ablatio retinae (auf 1 Auge, das durch Arteriitis aber erblindet ist).]

Mich würde erstmal generelle Meinung interessieren (siehe Diskusison vag. US letztens), Vorerkrankungen hab ich nur erwähnt, weil die ja ggf. eher ne Untersuchung rechtfertigen, andererseits bekommt da ja auch manche Untersuchungen eher bezahlt.

Muriel
14.07.2008, 18:06
Da ein Glaukom meistens beidseitig ist, ist es natürlich gerade bei Oculus unicus Situation angeraten, Obacht zu geben, damit dieses Auge nicht auch noch erblindet. Die von Dir genannten Untersuchungen machen bei Glaukompatienten durchaus Sinn. Die Hornhautdickenmessung, weil abnorm dicke HH falsch zu hoch gemessene, abnorm dünne HH falsch zu niedrig gemessene Augeninnendrücke zeigen (bei applanatorischer Messung mit dem Goldmann-Tonometer, Standard in jeder Praxis/Klinik). Damit kannn also ausgeschossen werden, dass mit falschen Werten hantiert wird, so dass also die Zieldruck-Kontrolle besser besteht. Die andere Untersuchung scheint wohl ein HRT (http://www.heidelbergengineering.com/products/hrt-glaucoma-module/) zu sein, was v.a. als Verlaufsdiagnostik einen hohen Stellenwert einnimmt. Ich weiß, dass diese Untersuchungen als IGEL-Paket ein Schweinegeld kosten, aber man kann sein Geld auch sinnloser ausgeben. An Stelle Deiner Mutter würde ich mit der Vorgeschichte auch 150€ dafür latzen.
Das Andere sehr Wichtige wären zum Einen regelmäßige Gesichtsfeldkontrollen und zum Andern Tagestensioprofile, sprich Augendruckkontrollen zu verschiedenen Uhrzeiten auch nachts und am frühen Morgen, was ja meist durchh normale Praxiszeiten nicht zu gewährleisten ist.

Nilani
15.07.2008, 13:16
Danke für die Infos, Muriel. Hat auf alle Fälle weitergeholfen, da ich mich in diesem Bereich so überhaupt gar nicht auskenne (und auch nicht so wirklich interessiere :-blush ). Wir waren halt nicht sicher, weils ne Menge Geld ist und das Glaukom so gesehen noch nicht lange besteht und hoffentlich auch wieder weggeht, wenn Cortison abgesetzt ist. Andererseits hat meine Mum natürlich schon Angst um ihr 2. Auge. Ich geb ihr die Infos auf alle Fälle weiter.
Gesichtsfeldmessungen wurden bisher übrigens ziemlich regelmäßig gemacht und Augendruck messen sie halt immer, wenn sie in der Praxis ist. Nachts oder zu ungewöhnlicheren Zeiten wurde das noch nie gemacht.

Muriel
15.07.2008, 13:23
Deine Mutter sollte zumindest mal zu verschiedenen "normalen" Uhrzeiten zum Druckmessen gehen. Wenn sie immer morgens um 9h da ist, wird niemand mitbekommen, dass vielleicht der Augendruck, so toll er morgens um 9h auch sein mag, vielleicht am Nachmittag um 17h auf einmal zu hoch ist. Viele Praxen bieten es auch an, gerade bei Erstdiagnose oder Theapieumstellung, mal zwei- bis vierstündlich den Augendruck zwischen 8h und 18h zu messen, um zumindest diese Zeiten besser erfassen zu können.
Ich weiß, dass es immer ein schwieriges Spiel ist, wenn Patienten dem Arzt Vorschläge machen, aber ich denke, man sollte den goldenen Mittelweg finden zwischen "dem Arzt nicht auf die Füße treten" und eigener Sicherheit. Ich denke, Du verstehst, was ich meine.

zweistein
17.07.2008, 02:42
Da ein Glaukom meistens beidseitig ist, ist es natürlich gerade bei Oculus unicus Situation angeraten, Obacht zu geben, damit dieses Auge nicht auch noch erblindet. Die von Dir genannten Untersuchungen machen bei Glaukompatienten durchaus Sinn. .....An Stelle Deiner Mutter würde ich mit der Vorgeschichte auch 150€ dafür latzen. Und gerade wegen dieser Vorgeschichte frag ich mich, ob diese Untersuchungen in diesem Fall wirklich IGeL wären.

Nilani
17.07.2008, 15:22
@ Muriel: Danke für die Infos, meine Mum wird erstmal versuchen, zu unterschiedlichen Zeiten hinzugehen. Sie ist noch recht neu in der Praxis und will nicht gleich "zu viel auf die Füße treten", aber einleuchtend klingt das mit der häufigen Messung schon (gibt ja auch nicht umsonst 24-h-EKG und -RR)

Das andere, ist ne 2. Frage. Knochendichtemessung war anfangs ja auch IGEL, durch Cortison (und steroidinduzierter Osteoporose) ist es das jetzt nicht mehr und sie bekommt die Untersuchung bezahlt, allerdings ja auch nur die "normale", nicht das Zeugs, wo man am Fuß mißt oder so. Von daher kann ich mir vorstellen, dass diese Untersuchungen hier auch sehr speziell sind und daher selbst getragen werden müssen?!

zweistein
19.07.2008, 05:21
Ich bin ja kein Augenschamane, aber so weit ich weiß, argumentieren die Gegegner des Augendruck-IGeLs damit, dass der applanometrisch gemessene Augendruck allein gar nicht (so) viel über das Glaukomrisiko aussage. Wenn schon, dann müsse die Augendruckmessung in Kombination einer Ermittlung der Hornhautdicke stattfinden. Die Gründe hat Muriel bereits genannt.
So gesehen halte ich den Vorschlag dieser Ärztin, eine Hornhautdickenmessung machen zu lassen, für sinnvoll. Wenn nun aber bei Deiner Mutter wegen ihrer Vorerkrankung eine möglichst optimale medikamentöse Augendruckeinstellung indiziert ist und dazu auch die Hornhautdicke berücksichtigt werden muss, dürfte die Horhautdickenmessung in diesem Fall meiner Meinung nach nicht als IGeL bezeichnet werden.
Zur zweiten Sache (HRT) kann ich nichts sagen.




Die von Dir genannten Untersuchungen machen bei Glaukompatienten durchaus Sinn. Die Hornhautdickenmessung, weil abnorm dicke HH falsch zu hoch gemessene, abnorm dünne HH falsch zu niedrig gemessene Augeninnendrücke zeigen (bei applanatorischer Messung mit dem Goldmann-Tonometer, Standard in jeder Praxis/Klinik). Damit kannn also ausgeschossen werden, dass mit falschen Werten hantiert wird, so dass also die Zieldruck-Kontrolle besser besteht.

Muriel
20.07.2008, 11:47
Das alleinige Messen des Augeninnendrucks ist ja schon ein Stacheltier. Erst bei positiver Famillienanamnese oder eben Erkrankung an einem Glaukom ist es eine Kassenleistung. Aber soweit ich weiß, ist alles darüberhinaus, was hier schon angesprochen wurde, tatsächlich zu igeln. Inwieweit das richtig und vertretbar ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wir machen es so, dass wir im Rahmen der Tagestensioprofile (TTPs), die wir stationär über das Wochenende machen, alle diese Zusatzuntersuchungen bei den Patienten machen, ohne dass sie dafür bezahlen müssten. Da nur wenige Praxen diese Dinge selber anbieten und auch die Patienten ja genau dafür zu uns geschickt werden, treten wir auch damit keinem auf die Füße und nehmen den niedergelassenen Kollegen nichts weg.

zweistein
20.07.2008, 13:33
Wird die gemessene Horhautdicke eigentlich bei der medikamentösen Einstellung des Augendrucks berücksichtigt? Anders gesagt: Ist nicht der inividuell optimale Sollwert des Augendrucks auch von der individuellen Hornhautdicke abhängig?
Dann hätte die Hornhautdickenmessung auch therapeutische Konsequenzen.

Edit.:

Meine Mum hat übrigens ne Arteriitis temporalis mit Cortisontherapie und daher zwischenzeitlich erhöhter Augendruck (der mit Tropfen aber super eingestellt ist und vor Cortisontherapie nicht bestand), außerdem Z.n. Glaukom-OP und Ablatio retinae (auf 1 Auge, das durch Arteriitis aber erblindet ist). Wenn ich das richtig verstehe, hatte Nilanis Mutter auf dem anderen (dem erblindeten) Auge bereits ein Glaukom, und auf dem zweiten immerhin schon einen erhöhten Druck, der medikamentös gesenkt werden soll.

Gilt denn die Behandlung eines erhöhten Augendrucks auch als IGeL??

Muriel
20.07.2008, 13:45
Ja klar. Wenn die HH eines Patienten bei z.B. 500µm liegt, dann bedeutet das, dass Du in etwa 2mmHg zu niedrig misst. D.h. diesen Korrekturfaktor musst Du natürlich mit einrechnen. Meist ist es so, dass man die gemessenen Werte als "richtig" ansieht der EInfachheit halber und einfach den Zieldruck rauf oder runter setzt. Bei dem obigen Beispiel würde als z.B. ein Zieldruck von 14mmHg auf 12mmHg runterkorrigiert werden. Man sollte jedoch v.a. wenn man an andere Kollegen überweist etc, natürlich immer angeben, mit welchen Werten man rechnet, also ob die angebenen Werte die gemessene oder die korrigierten sind.

zweistein
20.07.2008, 13:50
Ja klar. Wenn die HH eines Patienten bei z.B. 500µm liegt, dann bedeutet das, dass Du in etwa 2mmHg zu niedrig misst. .Wenn nun aber jemand wegen eines zu hohen Drucks behandelt wird, ist das doch kein IGeL mehr. Oder doch?

Wenn es aber kein IGeL ist und zur optimalen Einstellung die Hornhautdicke bekannt sein muss, dürfte die Messung in solchen Fällen auch kein IGeL sein.

Muriel
20.07.2008, 14:03
Natürlich gilt eine Therapie nicht als IGel! Das Glaukom ist eine Erkrankung, die unbehandelt zur Erblindung führt, wenn da irgendeine Kasse die Zahlung der zwingend notwendigen Therapie verweigerte, wäre nun wirklich der Zeitpunkt gekommen, an dem man das komplette System in Frage stellen sollte. Wenn bei einem vaginalen Ultraschall zur Krebsvorsorge, welcher eine geigelt wird, ein Ca festgestellt wird, kann die Kasse ja auch nicht sagen "Nöö, die Therapie zahlen wir nicht"

Nilani
20.07.2008, 20:53
Wow, gleich so viel los, wenn man mal ne Weile nicht nachschaut.

Erblindet ist meine Mum übrigens wg. verschlossener A. ophtalmica (glaub ich) durch die Arteriitis temporalis. Das Auge war vorgeschädigt durch Netzhautablösung nach Katarakt-OP (war also eher "Glück", dass die Durchblutungsstörung das kranke Auge betroffen hat). Glaukom hatte sie vorher nicht, das hat sie erst, seit sie seit 1,5 Jahren das Cortison nimmt und da eigentlich auch nicht wirklich hoch und auch wieder am sinken, seit Cortisondosis gesenkt wurde.

Aber die Sache mit der Hornhautmessung kostet auch nur 30 €, wenn ich nicht irre, aber beide Untersuchungen zusammen wären schon recht teuer, daher meine Frage, ob sinnvoll oder nicht, da sie finanziell eh nicht beides auf einmal machen lassen könnte.

Ansonsten wurde ja bei ihr bisher alles bezahlt, logischerweise auch die Therapie und auch die normalen Augendruckmessungen. Die andere Augenärztin hatte diese Untersuchungen nicht angeboten/empfohlen, aber scheint ja doch recht sinnvoll zu sein.

Muriel
20.07.2008, 20:57
Wichtiger fände ich eben, wnn man Prioritäten setzen muss, die HH-Pachymetrie. Dazu natürlich sind regelmäßige GF-Kontrollen unerlässlich. Aber man muss bedenken, dass der GF-Ausfall deutlich dem eigentlich schon gesetzten Schaden hinterher hinkt. Deswegen sollte man also, wenn möglich, die goldene Mitte zwischen frühzeitiger aber eben auch nicht zu forcierter Therapie finden.

Nilani
20.07.2008, 21:05
Also sollte sie zuerst diese andere Untersuchung machen lassen?! Gesichtsfeld ist ja ziemlich eingeschränkt durch die Blindheit auf dem einen Auge, ob sich das auf dem 2. Auge verändert hat, kann ich nicht sagen. Bin ja leider woanders und kann da leider nicht mit, um mal bißchen "rumzunerven" und genauer nachzufragen. Und meine Mum versteht von dem ganzen Medizinerkram leider sehr wenig, sie weiß inzwischen nur, dass sie diesmal sofort in die Uniklinik fährt, sollte wieder irgendwas neues und unbekanntes an den Augen auftreten.

Muriel
20.07.2008, 21:10
Also, bei Glaukompatienten gehören regelmäßige GF-Kontrollen ganz einfach dazu, erst Recht bei Wackelkandidaten oder Unicus-Patienten. Die Pachymetrie sollte aber einfach gemacht werdn, da Du nur so den tatsächlichen Druck weißt und damit die Einstellung. Das GF testet man im Übrigen ja getrennt an beiden Augen, und auch nur monokulare GGF interessiert letztendlich bei der Beurteilung hier.