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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Terminologie



thinker
18.07.2008, 22:45
Hey,

ist mir ja fast schon peinlich, aber mit bestimmten Begriffen aus der Akte kann ich einfach nix anfangen und ich finds blöd etwas zu schreiben was ich nicht ganz verstehe...könnt ihr mir kurz helfen ?! ;)


Was meint ein "Multiinfarktsyndrom" ?

Was meint man mit "Z.n. Otitis media bds."? Z.n. = zunächst ?!


Steinigt mich nicht für mein Unwissen! ;-)

Danke !

Strodti
18.07.2008, 22:48
Z.n. = Zustand nach

Flemingulus
18.07.2008, 22:49
Was meint ein "Multiinfarktsyndrom" ?


Multiple Mini-Infarkte im Gehirn mit nachfolgenden diffusen neurologischen Ausfällen, Synonym ist glaub ich Morbus Binswanger (oder?)



Was meint man mit "Z.n. Otitis media bds."? Z.n. = zunächst ?!


Z. n. => Zustand nach, wichtige Vokable, wirst Du bald in Deine Alltagssprache integrieren: "Hey thinker, wie gehts?" "Ouhhh... Zustand nach C2-Abusus... net so gut..."

Szaf
18.07.2008, 22:54
Otitis media - Mittelohrentzündung

thinker
18.07.2008, 22:58
Ahh cool. Danke!!!

Aber wie definiert man den Zustand nach einer Otitis media ?! Also da steht ja nix ob er es als gut empfand oder nicht ?! Schlampiger Arzt oder wie ? ^^


Und sind diese Multiinfarkte mit einem Schlaganfall in Verbindung zu bringen ? Das war nämlich die Aussage der Patientin...also das sie einen Schlaganfall hatte. In der Akte steht nur nix von Apoplex oder so ?!

Ich bin verwirrt.

// Ich hoffe, dass ich mich als 2.semester noch nicht schämen muss :x

Szaf
18.07.2008, 23:10
Das Wort Multiinfarktsyndrom wird oft bei Patienten verwendet die in der Vergangenheit unter Hirndurchblutungsstörungen oder mehreren kleinen Schlaganfällen litten und aufgrund dessen Demenz zeigen... :-winky

Flemingulus
18.07.2008, 23:13
Aber wie definiert man den Zustand nach einer Otitis media ?! Also da steht ja nix ob er es als gut empfand oder nicht ?! Schlampiger Arzt oder wie ? ^^


Naja Z. n. heißt halt nur, dass das jeweilige Problem einmal bestand, jetzt aber nicht mehr. Meistens will man damit aber zum Ausdruck bringen, dass dieser abgelaufene "Zustand" nicht ganz ohne Folgen geblieben ist. Also irgendwas in der Art wie: Trommelfellperforation bei Z. n. Otitis media oder Narbe im rechten Unterbauch bei Z. n. Appendektomie usw.



Und sind diese Multiinfarkte mit einem Schlaganfall in Verbindung zu bringen ? Das war nämlich die Aussage der Patientin...also das sie einen Schlaganfall hatte. In der Akte steht nur nix von Apoplex oder so ?!


Aussagen von Patienten und Arztbriefen gehen häufig in die selbe Richtung, ohne ganz deckungsgleich zu sein (und nicht immer hat dann die Akte recht ;-) ). Ein einzelner, ausreichend ausgedehnter Hirninfarkt macht normalerweise eine abgrenzbare Symptomatik, z. B. Halbseitenlähmung. Viele kleine Mini-Infarkte machen Auffälligkeiten, die weniger klar bestimmten Hirnfunktionen zuzuordnen sind, z. B. ein unsicheres, tapsiges Gangbild. Aber man kann ja gerne auch beides haben: diffuse Mini-Ausfälle im Sinne eines Multiinfarkt-Geschehens plus ein, zwei "richtige" Schlaganfälle (deren Symptomatik sich im Laufe der Zeit evtl. wieder teilweise zurückgebildet hat, um die Sache vollends kompliziert zu machen).

thinker
18.07.2008, 23:18
Ah danke! Das klingt super, d.h. es passt zumindest zur Patientin (außer, dass sie keine Demenz zeigt, sondern nur Sprachstörung und Konzentrationsschwäche)....aber der Rest passt zumindest! Die Lähmungserscheinungen nach dem Schlaganfall sind seit der Reha quasi verschwunden usw usf...

Danke :) Jetzt kann ich mein Dossier vollenden :) Sehr lieb!

Flemingulus
18.07.2008, 23:26
Na wobei selbst eine ziemlich ausgeprägte Demenz unter Umständen "übersehen" werden kann, wenn man nicht genauer nachfasst. Und wenn Du die Patientin nochmal siehst, solltest Du nochmal aufs Gangbild achten, das ist da häufig auffällig, ein etwas schwerfällig, staksiger, breitbeiniger Gang. Nicht zu verwechseln (im doppelten Wortsinn) mit dem "Tippelgang" bei z. B. Alzheimerpatienten.

thinker
19.07.2008, 12:05
Das stimmt schon mit der Demenz, muss ich mal drauf achten. Zumal sie mir 2, 3 Sachen "verheimlicht" hat, die ich erst aus der Akte erfahren habe. Könnte ja daran liegen....wundert mich nat+rlich, dass das dann noch niemand entdeckt hätte ^^
Das mit dem Gang ist mir ganz neu, muss ich wirklich mal drauf achten. Wusste gar nicht das Demenz- und Alzheimer-kranke einen bestimmten Gang haben....obwohl das ja total logisch ist. Sowas hätte man mir damals beim KPP sagen sollen, da waren doch so viele gute Beispiele dafür...hmm. Interessant! :-)

Flemingulus
19.07.2008, 12:45
Wird da grad jemand neurologisch "angefixt"? :-)) Sehr spannendes Fach, hat aber wie alles im Leben auch seine penumbrösen Seiten.

Jedenfalls, dass mit dem Gangbild keine Missverständnisse aufkommen: während monosystemische neurologische Erkrankungen (nur ein "Teil" des Nervensystems geht kaputt, z. B. die Pyramidenbahn oder das Nigrostriatale System) oder umschriebene Läsionen u. U. ziemlich charakteristische Gangstörungen machen, kann man solche diffusen neurologischen Erkrankungen wie Multi-Infarkt-Demenz (mit "sobkortikaler Enzephalopathie"), Alzheimer, Normaldruck-Hydrozephalus (NPH) usw. nicht allein am Gangbild diagnostizieren (die Gang-Auffälligkeiten sind nicht "pathognomonisch" für die jeweilige Erkrankung). Bei NPH und sukortikalen Gangstörungen gehts noch etwas charakteristischer zu als bei Alzheimer, aber insgesamt sind das unsichere Symptome.

Hoppla-Daisy
19.07.2008, 12:57
Zu Gangbildern fällt mir noch ein Spruch einer Neurologin ein, die uns durch einen hervorragenden Neuro-Seminartag im Rahmen des Physio-Seminars führte:

"Achten Sie doch mal beim Gang durch die Fußgängerzone darauf, wer von den Passanten seine Arme beim Gehen NICHT bewegt, sondern mehr oder weniger hängen lässt. Das sind aller Wahrscheinlichkeit ihre Patienten von morgen."

thinker
19.07.2008, 14:20
Interessant ist es wirklich! :-)
Aber warscheinlich verschreckt mich Neuroana nächstes Semester sowieso wieder :D

Aber es gibt eh so viel interessantes zu entdecken :-)

Lava
19.07.2008, 14:23
Zu Gangbildern fällt mir noch ein Spruch einer Neurologin ein, die uns durch einen hervorragenden Neuro-Seminartag im Rahmen des Physio-Seminars führte:

"Achten Sie doch mal beim Gang durch die Fußgängerzone darauf, wer von den Passanten seine Arme beim Gehen NICHT bewegt, sondern mehr oder weniger hängen lässt. Das sind aller Wahrscheinlichkeit ihre Patienten von morgen."

Da muss ich gar nicht drauf achten, irgendwann wird man so bekloppt, dass einem überall und ständig solche Sachen auffallen :-D

Am liebsten würd ich mit nem Rezeptblock durch die Fußgängerzone gehen und jedem zweiten ein paar Einlagen verpassen.

Szaf
19.07.2008, 22:34
^^^Owei..

dann darf ich dir wahrscheinlich nicht unter die Augen kommen...

aber nun ja...mir geht es ähnlich....allerdings versuche ich verbissen nicht mehr hin zu sehen... :-oopss