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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin studieren trotz Depressionen?



Clemens1
27.07.2008, 10:11
Hallo,

ich möchte Medizin studieren,habe aber leider Depressionen.
Ich bin in Behandlung und nehme Tabletten.
Meint ihr,ich kann trotzdem Medizin studieren?

Strodti
27.07.2008, 11:00
Hallo Clemens,
das ist eine schwierige Frage. Da hier keiner den Schweregrad deiner Erkrankung kennt oder ihn einschätzen kann würde ich einfach deinen Therapeuten fragen! Der kennt sich mit deiner Depression aus und kennt auch die Strapazen des Medizinstudiums.
Gruß, Strodti

Clemens1
27.07.2008, 11:49
Die Depressionen sind zwar noch ein kleines bisschen vorhanden,es hat sich aber schon sehr gebessert.

teletubs
27.07.2008, 11:52
Hi du!

Also ich glaube, wenn du es wirklich studieren willst, dann mache es! Du wirst dann sehen, wie es geht. :-meinung Das Studium ist kein Zuckerscklecken, aber man kann es trotz diverser Erkrankungen schaffen...

Bei uns gab es genug Leute, die irgendwo ein psychisches Problem hatten. Und es heisst ja sowieso, dass Ärzte und Psychologen das studiert haben, damit sie ihre Erkrankungen verarbeiten können! :-oopss

Tschööööööö

Medicus_bonus
27.07.2008, 11:53
Wenn der Schweregrad immer weniger wird und du gelernt hast damit umzugehen und deine "Warnsignale" kennst im Alltag sollte das Studium meiner Ansicht nach hinhauen.

Thomasp
27.07.2008, 17:30
Ich weiß nicht recht - klar, einerseits wenn Du es machen willst, dann mach es.
Andererseits ist Medizin ein echtes Paukfach, und gerade mit ner Depression stell ich es mir sehr schwer vor, sich da zu motivieren, wenn der Antrieb ohnehin "geschwächt" ist.
Aber Du wirst hier kein Patentrezept bekommen. Ich denke, dass eine gute medizinische/psychologische Betreuung erforderlich ist, sowie ein geregelter Tages- und Lernplan.
Du mußt Dir im klaren sein, dass du zu funktionieren hast - so grausam wie das ist, Du wirst über kurz oder lang Niederlagen einstecken müssen - ich kenne keinen aus meinem Semester (auch keinen von den Cracks), der nicht irgendwo einmal durchgefallen ist. Damit muß man umgehen können.

Vielleicht sprichst Du einmal mit Deinem Therapeuten darüber!

Stalagmit
27.07.2008, 20:29
Hey,

also ich kann dir nur sagen, dass du es machen solltest, wenn du es gerne machen willst. Natürlich ist das Studium stressig - aber Stress kann auch von Zwangsgedanken etc. ablenken. Ich denke man macht es sich ziemlich einfach, wenn man sagt, dass man es aufgrund des Stress' nicht machen sollte. Mal ganz abgesehen von alledem zwingt dich keiner das Studium in Regelzeit durchzuziehen - wenn du mehr Zeit brauchst, nimm sie dir! Ich kenne viele Studenten, die sich sogar 1 Semester Auszeit nehmen (teilweise auch wg. psych. Probleme - trotzdem zeigen die sehr gute Leistungen!). Wenn sich irgendeine Berufsgruppe keine Sorgen um einen Arbeitsplatz machen muss, dann wohl Mediziner - da ists auch egal, ob du 1 oder 2 Semester länger gebraucht hast :)

Außerdem haben die User völlig recht, die sagen, du solltest mit deinem Therapeuten über Unsicherheiten sprechen. Da du sagst, dass du Medikamente nimmst, wirds ein Psychiater sein und der kann dann beide Faktoren sehr gut einschätzen!

MfG,
Stalagmit

PS: Schau dir mal die epidemiologischen Daten zur Depression an - dann kann man sich in etwa vorstellen wieviele andere Menschen (natürlich auch Mediziner) ebenfalls betroffen sind :)

Hoppla-Daisy
27.07.2008, 20:43
Mich hat eine Depression mitten im Studium eiskalt erwischt.... war kein Spaß. Aber wenn man eines dadurch (kennen-) lernt: Seine eigenen Grenzen bzw. den Stresspegel, wann es genug ist.

Man achtet nach so etwas einfach mehr auf sich und legt früher den Schalter um.

Mit Therapeuten besprechen und sich einfach der Frustration zwischendurch (die fast jeder Med-Studi kennt!!!) bewusst sein. Meines Erachtens ist eine Depression, die (offenbar erfolgreich) behandelt wird, nicht wirklich ein Hinderungsgrund :-).

Keenacat
28.07.2008, 19:51
ich lebe seit jahren mit episoden einer major depression und kann nur sagen:
wenn man sich nicht scheut, hilfe zu suchen, wenn man sie braucht, sollte das studium kein problem sein.
probleme bekommt man erst dann, wenn man denkt, man könnte das jammertal ja auch allein durchschreiten. :-((
da du ja aber schon brav in behandlung bist, scheint das kein thema zu sein.
man darf bloß nie vergessen, inmitten von klausurenstress u.ä. ab und an mal die frage zu stellen, ob man sich da noch auf einem gesunden niveau bewegt oder ob der vermeintlich angemessene gemütszustand nicht vielleicht doch der vorbote des nächsten tiefs ist.

Frau Betty Land
30.07.2008, 07:11
Grundsatzfrage: Ist es angebracht, sich als Arzt mehr oder weniger ständig auf Psychopharmaka und/oder Psychotherapeuten verlassen zu müssen, um in Zukunft einigermaßen funktionieren zu können ?

Ist Dir klar, wie hoch das dann Abhängigkeitspotential im Beruf von Alkohol und oder Benzos werden kann ?

Wenn man sich als Depressionserfahrener Sorgen wegen Medizin macht, sollte man es lieber bleiben lassen. Oder wenigstens Psychiater werden wollen - wegen der Selbsterfahrung (kein Scherz, hilft vielen Pat. wunderbar !).

Schneekoenigin
30.07.2008, 09:59
Liebe Frau Betty Land,

Wenn man nun zufällig nach beendetem Studium an einer Depression leidet, muss man dann den Beruf wechseln und wenn ja, welchen darf man dann ausüben?

Warum soll ein depressiver Arzt Alkohol und Benzos nehmen? Da gibt es wahrlich besseres, was zudem nicht abhängig macht!

Wenn man mitten in der Depression steckt, ist alles unendlich schwierig, egal ob man Arzt, Opernsänger oder Bäckereifachverkäuferin ist. Da man während der Depression kaum an Selbstüberschätzung, Aktionismus ect. leiden kann, stellt man nicht per se eine Gefahr für Patienten dar, eher ist man länger krankgeschrieben, wechselt das Fachgebiet ect....

Was ich mit am wichtigsten finde, ist dass die Depression sehr gut behandelt werden kann und vorbei geht(fast immer).

Nur weil man schon einmal diese schmerzliche Erfahrung gemacht hat, bedeutet es nicht, dass es wieder passieren muss - umgekehrt ist niemand immun dagegen...

Nach einer durchgemachten Depression spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, das Studium aufzunehemen, ist man aktuell erkankt, sollte man vielleicht auf das nächste Semester warten, da es einfach nicht der ideale Zeitpunkt für weitreichende Entscheidungen ist, aber das würde ich nie generell für alle fordern.

Sollte es (wie vielen) während des Studiums passieren, zwingt das nicht zum Aufgeben - Auszeit nehmen, gesund werden und mit einer ordentlichen Portion unfreiwillig gewonnener Lebenserfahrung weiter machen!

Nur meine Meinung,

Schneekönigin

Denüse
30.07.2008, 10:12
Sollte es (wie vielen) während des Studiums passieren, zwingt das nicht zum Aufgeben - Auszeit nehmen, gesund werden und mit einer ordentlichen Portion unfreiwillig gewonnener Lebenserfahrung weiter machen!Sehr gut formuliert, Schneekönigin! :-)

Auch ich leide seit ca. 3 Jahren an Depressionen, die mich, wie Daisy so schön schrieb, eiskalt erwischt haben. Natürlich weiß ich mittlerweile, dass ich damit nicht allein bin oder war... Nur war es in der ersten Zeit so, dass ich dachte "Nüse, du schaffst das schon allein! Keine Schwäche zeigen! Weitermachen!"... Das Ende vom Lied: Diagnostiziertes Burn-Out, behandlungsbedürftige Depressionen & Angst-/Panikstörung...

Meine Fehleinschätzung, um es nicht gar "falschen Stolz" zu nennen, hat mich eine Menge Kraft, Motivation und Zeit gekostet... Außerdem habe ich Freunde und Lebensfreude verloren, die ich, hätte ich mich rechtzeitig an die richtigen Stellen gewandt, vielleicht heute noch hätte. Durch Therapien und neu erlangter Offenheit meinen Freunden & meiner Familie gegenüber kann ich sagen, dass es mir besser geht... Nicht etwa, weil ich als geheilt gelten würde, sondern weil sich meine Sicht der Krankheit und die Sicht auf mich selbst geändert haben. Man lernt die eigenen Grenzen anzuerkennen & mehr auf sich & die, die einem wichtig sind, zu achten...

Alles in allem muss ich sagen, traue ich jedem/r Depressionsgeplagten das Studium und auch den Beruf zu. Die Frage dabei ist nur, ob und wie die Anfälle ausgeglichen werden... Ist man so vernünftig zuzugeben, dass man Hilfe braucht? Lässt man andere Menschen so weit an sich ran, dass man ein Stück weit von "Heilung" oder wenigstens Besserung sprechen kann?

Wie schon gesagt... Ein Erkrankter, der als geheilt gilt, kann jederzeit wieder erkranken. Ein Gesunder aber eben auch.

Wie man damit persönlich umgeht, das ist der wichtigste Punkt.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel viel Glück & die richtigen Menschen an deiner Seite! Dann kann fast nichts schief gehen!

Liebe Grüße, Denüse

Keenacat
30.07.2008, 14:42
Grundsatzfrage: Ist es angebracht, sich als Arzt mehr oder weniger ständig auf Psychopharmaka und/oder Psychotherapeuten verlassen zu müssen, um in Zukunft einigermaßen funktionieren zu können ?

grundsatzfrage: was ist eigentlich immer das problem mit psychopharmaka und psychotherapeuten? :-( viele menschen haben erkrankungen, die eine ständige behandlung (bzw. rückfallprophylaxe) erforderlich machen. schief angeguckt werden aber bloß die "psychos".
das ziel einer behandlung ist ja auch nicht, "einigermaßen funktionieren" zu können, sondern lebensqualität zu erhalten. es geht nicht darum, sich irgendwie durch das studium und den job zu schleifen, sondern um bekämpfung des grundübels. dann muss man sich nämlich nicht mehr durchschleifen.


Ist Dir klar, wie hoch das dann Abhängigkeitspotential im Beruf von Alkohol und oder Benzos werden kann ?
als diagnostizierter depressiver in behandlung ist man sicher weniger anfällig für derlei übel als die leute, die sich selbst über ihren zustand in die tasche lügen und so tun, als wär nix.
und auch als zu beginn des studiums gesunder besteht eine recht große gefahr, auch noch erwischt zu werden. das studium ist hart, der job ist hart und die who geht so oder so von ca. 10% in der bevölkerung aus, die im laufe ihres lebens mindestens eine behandlungsbedürftige depressive episode haben. unter med-studenten und ärzten dürfte der anteil noch höher sein.


Wenn man sich als Depressionserfahrener Sorgen wegen Medizin macht, sollte man es lieber bleiben lassen.
ehm... nein. man macht sich als depressiver sicher nicht völlig zu unrecht sorgen, aber dann sollte man es nicht einfach auf verdacht bleiben lassen, sondern sich idealerweise mit leuten austauschen, die erfahrung mit depressionen + studium haben. genau wie clemens1 das gerade tut.

Stalagmit
30.07.2008, 23:40
"Wenn man sich als Depressionserfahrener Sorgen wegen Medizin macht, sollte man es lieber bleiben lassen. "

Ehm.. hallo? Als Depressiver macht man sich über ALLES sorgen, selbst darüber wie man es morgens schafft, sich die Zähne zu putzen. Und das nicht nur in absoluten Akutphasen.